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      »Tu das besser nicht«, wehrte Monika ab. »Versprechungen dieser Art sind eher hinfällig, als sie gegeben sind.«

      »Du bist doch eine erwachsene Frau«, versuchte Clemens Stolzenbach eine neue Masche, »nenn’ mir bitte nur einen einzigen gescheiten Grund, warum du nicht mit mir nach Mittenwald kommst.«

      Da beugte sich Monika zu ihm herunter und flüsterte in sein Ohr: »Ganz einfach, weil ich ein anständiges Mädchen bin.« Dann küßte sie ihn auf den Mund und war gleich darauf verschwunden.

      *

      Als Professor Stolzenbach am darauffolgenden Montag gegen Mittag aus dem OP kam, wartete eine Überraschung auf ihn, denn Heidrun und Josef Lehner erwarteten ihn in seinem Zimmer. Als seine Sekretärin ihm sagte, wer da sei, wußte er zuerst nicht, wen sie meinte, weil er überhaupt nicht mit ihrem Besuch gerechnet hatte.

      Doch dann betrat er freudestrahlend das Ärztezimmer und wurde von zwei ihn sehr kühl anschauenden Menschen empfangen.

      »Markus wird sich riesig freuen, euch zu sehen«, sagte er und wollte wissen, was er zu trinken bestellen dürfe.

      »Danke, deine Sekretärin hat uns ausreichend versorgt«, antwortete Dr. Josef Lehner. »Was deine Bemerkung zu Markus betrifft, so sind Heidrun und ich uns einig, daß sich unser Sohn sehr freuen wird, uns zu sehen. Und zwar weil wir ihn aus dieser Unterkunft holen. Du hast es zugelassen, daß man ihn auf einem Bergbauernhof unterbringt. Bei Tieren und…!«

      »Entschuldige bitte«, unterbrach Stolzenbach den Redefluß seines Besuchers, »aber ich verstehe deine Aufregung nicht.«

      »Wir nehmen Markus mit«, sagte Heidrun Lehner. »Wir danken dir für deine Bemühungen. Die Rechnung stellst du uns bitte zu. Wir möchten jetzt Markus holen. Wenn du bitte Sorge dafür tragen würdest, daß uns jemand auf diesen Hof begleitet.«

      Stolzenbach saß völlig konsterniert da. »Ihr versteht gar nicht, was ihr Markus antut, wenn ihr ihn jetzt ganz unvermittelt wegholt. Der Junge fühlt sich dort ausgesprochen wohl. Als er kam, war er völlig am Boden. Deswegen hast du ihn doch gebracht. Seine Psyche…!«

      »… geht dich nichts an«, vollendete Josef Lehner den Satz. »Deine Aufgabe war es, die organische Gesundheit des Jungen wiederherzustellen. Falls dir das gelungen ist, danken wir dir dafür. Falls es dir nicht gelungen ist, müssen wir eh einen anderen Arzt konsultieren.«

      »Ihr wollt Markus holen, weil der Hof euch nicht adäquat erscheint?« Professor Stolzenbach sah Markus Eltern betroffen an. »Das ist doch nicht euer Ernst?«

      »Allerdings ist es das.« Josef Lehner stand auf. »Du solltest jetzt entweder selbst mitkommen oder aber jemand beauftragen, der mit uns fährt, da wir den Weg nicht kennen.«

      »Und was passiert dann mit Markus? Bleibt er bei dir?« Stolzenbach sah Josef Lehner an. »Er wird dich also auf deinen Geschäftsreisen begleiten. Oder reist er mit dir nach Indien? Das ist sicher eine wunderschöne Erfahrung für einen Jungen in seinem Alter. Er wird euch ewig dankbar sein.«

      »Ich möchte nicht mehr darüber diskutieren«, antwortete Lehner. »Ich finde es allerdings höchst ungewöhnlich, in welcher Weise du dich aufspielst. Das steht dir als Arzt nicht zu. Du solltest dich um die Belange deiner Patienten kümmern.«

      »Laß es gut sein, Josef!« Heidrun Lehner war der Auftritt ihres Mannes eher peinlich.

      »Zeigst du uns den Weg zu diesem Hof?«

      Stolzenbach schüttelte den Kopf. »Ich habe Dienst. Aber Monika könnte… einen Moment bitte.« Dann griff er zum Telefonhörer, wählte eine Nummer, und als sich am anderen Ende Monika meldete, schilderte er ihr mit wenigen Worten, was anlag. Dann fragte er sie, ob sie mit zum Föhrenhof fahren werde.

      *

      Eine halbe Stunde später hielt der Wagen Lehners am Sterzenhof und Monika stieg bei. Heidrun Lehner musterte sie auffallend lange und betont aufmerksam. Monika beachtete sie nicht, sondern sah aus dem Fenster, nachdem sie den Weg beschrieben hatte.

      Als der Föhrenhof auftauchte, sagte sie, sie würde gerne zuerst mit den Fahlingers alleine sprechen.

      »Wieso?« Dr. Josef Lehner sah sie an, als leite er eine Strafaktion.

      »Mein Gott, die Fahlingers haben den Buben in ihr Herz geschlossen, und das Julchen und der Markus sind ständig beisammen. Ein Herz und eine Seele sozusagen. Vielleicht bereit’ ich sie mal drauf vor, was nachher kommen wird. Das wird ein Trennungsschmerz für alle, nicht nur für Markus.«

      »Es wird nicht nachher sein, sondern gleich.« Lehner wollte offensichtlich die Konfrontation. »Ich halt’ mich hier keine fünf Minuten auf.«

      »Josef…!« Heidrun versuchte zu vermitteln.

      »Sei du ganz still«, giftete Lehner seine Frau an. »Wenn du dich um den Jungen gekümmert hättest, dann wär’ das erst gar nicht passiert. Aber nein, die Gnädige muß ja nach Indien.

      Weil sie ein paar Bilder knipsen will. Und irgendein verrückt gewordener Redakteur ist bescheuert genug und zahlt dir auch noch Geld dafür. Ich werde dir übrigens dementsprechend die Unterhaltszahlungen kürzen. Und jetzt will ich Markus haben.«

      Monika war schon ausgestiegen und im Haus verschwunden. Als ihr die Greti über den Weg lief, strahlte die sie an. »Das ist aber eine angenehme Überraschung. Die Sterzenhof-Moni. Kommst auf einen Kaffee oder weshalb treibt’s dich schon wieder her?«

      »Leider komm’ ich auf keinen Kaffee.« Monika zuckte bedauernd mit den Schultern. »Markus’ Eltern sind bei mir.«

      Greti Fahlinger schien aufzuatmen, jedenfalls lächelte sie. »Mei, da wird der Bub sich aber freuen. Er hat schon so viel von seiner Mutti und seinem Vati erzählt. Er ist so stolz auf seine Eltern.«

      »Sie wollen ihn mitnehmen…!«

      Da wurde die Greti blaß. Sie nahm eine Hand vor den Mund und bekam kein Wort mehr heraus.

      »Irgendwann hat es kommen müssen«, sagte Monika.

      »Irgendwann schon, aber doch net heut’. Der Markus und das Julchen sind vorhin mit dem Alfons hinauf auf die Wetterstein-Hütte. Da wollen sie brotzeiten. Der Bub hat noch nie eine Brotzeit gehabt. Da bei uns das erste Mal. Das hat ihn immer riesig gefallen. Jetzt hat der Alfons gemeint, der Bub müßt’ mal eine Hüttenbrotzeit haben.«

      »Sind sie noch net zurück?«

      »Bisher net.« Die Föhrenhoferin schüttelte den Kopf.

      »Hoffentlich gibt das keinen Ärger«, murmelte Monika.

      Im gleichen Moment klopfte es an die Tür der Stube, und Josef Lehner sah herein, hinter ihm stand seine Frau Heidrun.

      »Wir wollen unseren Sohn holen.« Lehners Stimme klang zwar wesentlich freundlicher als vorher, doch seine Miene verriet seine tatsächliche Stimmung. Wahrscheinlich hatte Heidrun ihm nahegelegt, sich zusammenzunehmen.

      »Kommen S’ doch bitte herein.« Greti Fahlinger wischte sich die Hände an der Schürze ab und lächelte ihre Besucher freundlich an. »Mein Mann ist mit dem Markus und unserem Julchen noch unterwegs. Sie sind auf eine Berghütte gegangen, weil der Bub so gerne einmal auswärts gebrotzeitet hätt’.«

      »Markus ist nicht da?« Lehner kam jetzt ganz in die Stube, sah sich kurz um und dann die Greti an. »Wo ist er?«

      »Auf der Wetterstein-Hütte. Das ist gleich dort droben.« Die Greti zeigte die Richtung an.

      »Mit dem Lift oder wie?« wollte Lehner wissen.

      »Wo denken S’ denn hin?« Die Greti lachte. »Da geht doch kein Lift hinauf, jedenfalls net von da weg. Net einmal im Winter können S’ mit einem Lift auf den Wetterstein. Nein, nein, die sind zu Fuß gegangen. Sonst wär’ das ja auch nix.«

      »Zu Fuß?« Heidrun Lehner kam nun auch ganz in die Stube. Bis dahin war sie noch in der Tür gestanden.

      »Ja

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