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ist nicht da. Das heißt, er ist nicht hier in der Klinik.«

      »Habt ihr ihn verlegt? In eine andere Klinik?«

      »Nichts dergleichen. Markus ist seit einer Woche auf einer Alm. Da ist er bei einer Bergbauernfamilie und…!«

      »Wo ist er?« Heidrun Lehner starrte Stolzenbach an, als sei der nicht ganz gescheit.

      »Du hast schon richtig gehört«, antwortete der, »er ist auf einer Alm bei einer Bergbauernfamilie.«

      »Wieso denn das?«

      »Wir waren der Ansicht, daß der Junge da am besten Erholung findet. Die Untersuchungen hier in der Klinik haben ergeben, daß er kein organisches Leiden hat. Vielleicht fehlt ihm nur mal ein wenig Abwechslung.«

      »Du bist sicher, daß es ihm gutgeht?«

      »Ganz sicher. Ich werde nachher hinauf zu ihm fahren. Ich warte nur auf eine… eine Bekannte. Wenn du möchtest, kannst du gerne mitkommen. Ich bin sicher, daß Markus sich riesig freut, dich zu sehen.«

      »Das dauert mir zu lange.« Heidrun Lehner sah auf ihre Uhr. »Ich werde in circa zwei Stunden in München erwartet. Ich darf mich da nicht verspäten.«

      »Wir könnten auch jetzt rasch hinauffahren.«

      »Nein, nein, laß mal. Was du tust, ist sicher ganz in unserem Sinn. Übrigens, hat Josef sich mal gemeldet?«

      Stolzenbach nickte. »Das hat er. Er hat ein paarmal angerufen. Aber auch er hatte keine Zeit, um mal herzukommen.«

      »Ja, ja.« Heidrun Lehner sah wieder auf die Uhr. »Wenn ich Markus jetzt eh nicht sehen kann, dann…!«

      »Du kannst ihn sehen.«

      »Ja, ich weiß.« Heidrun Lehner stand auf. »Ich meine ja auch, wenn die Zeit knapp ist, um Markus zu sehen. Daß ich dann auch jetzt schon wieder fahren könnte. Meine Zeit ist momentan wirklich sehr knapp bemessen, und wenn ich in Asien geblieben wär’, dann wär’ ich ja auch nicht da.«

      Dieser Argumentation wußte Clemens Stolzenbach in dem Moment nichts entgegenzusetzen. Gerade als er Heidrun fragen wollte, ob sie denn noch Zeit habe, einen Kaffee mit ihm zu trinken, sah er Monika die Bergklinik betreten.

      Sie sah blendend aus. Sie lachte Stolzenbach verliebt und ein wenig verlegen gleichzeitig an, dann küßte sie ihm rasch auf beide Wangen. Heidrun Lehner beobachtete die kleine Szene mit erstaunt dreinsehenden großen Augen.

      »Das ist Frau Lehner«, stellte er sie vor, »wir kennen uns aus München. Das ist Monika Gratlinger…!«

      »Ich weiß, die Medizinstudentin.« Um Heidrun Lehners Mundwinkel spielte ein amüsiertes Lächeln. »Schade, daß ich schon gehen muß, es hätte ein sehr amüsanter Nachmittag werden können.«

      Stolzenbach brachte Markus’ Mutter zu ihrem Wagen und verabschiedete sich von ihr. »Laß dich bald wieder sehen. Markus vermißt dich sehr. Du bist seine Mutter.«

      Heidrun Lehner ging gar nicht darauf ein, lächelte Stolzenbach immer noch amüsiert an und sagte dann: »Dein Geschmack, was deine Bekanntschaften betrifft, hat sich offensichtlich geändert. Früher waren es die ein wenig Aufgetakelten, heute bevorzugst du das Natürliche?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie davon.

      »Wer war das?« Monika sah Stolzenbach fragend an. »Auch eine deiner Verflossenen? Es scheint jeden Monat eine deiner ehemaligen Beziehungen vorbeizuschauen.«

      »Sei nicht albern. Ich kenne Heidrun seit unserer gemeinsamen Studienzeit. Wir waren in einer Clique, das war’s aber auch schon.«

      »Das soll ich dir glauben?«

      »Du mußt es.« Stolzenbach legte die Handfläche seiner rechten Hand in einer theatralischen Geste auf seine linke Brustseite, dann lächelte er Monika verliebt an.

      »Ich hab’ mir für heute übrigens den ganzen Tag freigehalten. Wann mußt du zurück nach München?«

      »Übermorgen.«

      »Dann bist du ja einen halben und einen ganzen Tag sowie zwei Nächte da.«

      »Was willst du damit sagen?«

      »Daß mein Haus in Mittenwald inzwischen fertig renoviert und eingerichtet ist. Und daß, wenn du möchtest…!«

      »Das kommt nicht in Frage.« Monika schüttelte lächelnd den Kopf. »Bilde dir darüberhinaus keine Schwachheiten ein. Außerdem wartet man zu Hause auf mich.«

      »Aber doch nicht nachts.«

      »Da schau her.« Monika tat, als sei sie ärgerlich. »Nur von den Nächten redet der Herr Professor. Das ist ja nett. Reduziert sich dein Interesse auf eine winzige Art der Begegnung?«

      »Hör auf.« Clemens Stolzenbach runzelte die Stirn. »Ich hab’ mich so auf unsere Begegnung gefreut, und nun legst du mir Worte in den Mund, die ich nie gesagt habe.«

      Monika lächelte ihn verliebt an. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn rasch auf die Lippen. »Ich hab’ gehört, daß wir heute hinauf auf den Föhrenhof fahren? Der Großvater hat gesagt, daß da ein Junge ist, der…!«

      »Dessen Mama du eben verdächtigt hast«, unterbrach Stolzenbach die Enkelin des alten Lois, »mit mir eine Beziehung gehabt zu haben.«

      »Das war seine Mutter?«

      »Allerdings.«

      »Was ist denn mit ihr? Hat sie ihren Sohn besucht?«

      Stolzenbach schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Sie hatte keine Zeit. Ist nur mal auf einen Sprung vorbeigekommen. Sie hat sich von ihrem Mann getrennt und bastelt momentan an ihrer Karriere. Sie ist Fotografin. Und zwar eine der guten. Aber das nur nebenbei. Ich möchte tatsächlich mit dir Markus besuchen. Ich hoffe auf deinen Sachverstand.«

      »Er ist bei den Fahlingers, hat der Großvater gesagt. Und Onkel Vinzenz ist der Meinung, daß das einzige Leiden des Buben seine Einsamkeit ist.«

      »Genau das möchte ich heute prüfen. Ich habe Trautner den Jungen vorerst für eine Woche mitgegeben. Die war gestern um. Jetzt will ich wissen, was ist. Halbseidene Kräutermethoden sind nicht immer der Weisheit letzter Schluß.«

      Daraufhin sah Monika Clemens Stolzenbach aufmerksam an. »Das Verhältnis zwischen Onkel Vinzenz und dir ist immer noch gespannt?«

      Der schüttelte den Kopf. »Das würde ich nicht sagen. Wir wissen inzwischen, was wir voneinander zu halten haben. Er akzeptiert meine Arbeit, ich seine.«

      »Offensichtlich nicht. Sonst würdest du seine Arbeit nicht als halbseidene Kräutermethoden abqualifiziert haben. Und dem Großvater attestierst du gleichzeitig, daß seine Arbeit nichts taugt. Schließlich bekommt Onkel Vinz und damit die Bergklinik einen Teil ihrer Salben von meinem Großvater.«

      Stolzenbach wand sich, versuchte, sich um eine Antwort zu drücken, doch Monika sah ihn unentwegt an und wartete auf eine Antwort.

      »So kann man das nicht sagen«, antwortete Stolzenbach schließlich. »Aber zuerst einmal ist die Medizin eine Naturwissenschaft. Und die kann immer alles genau erklären. Da gibt es keine Zweifel, keine nicht erklärbaren Phänomene.«

      »Das sehe ich anders«, antwortete Monika. »Zweifel lassen einen immer wieder erneut suchen.«

      »Nach was suchst du denn?«

      »Nach der Wahrheit.« Monika lächelte. »Und nicht nur auf medizinischem Sektor, mein Lieber. Auch das andere Leben verlangt die Suche nach Wahrheit.«

      *

      Der Fahlinger-Alfons war zwei Tage zu Hause und fühlte sich ausgesprochen wohl. Er hatte keinerlei Schmerzen mehr in seiner Brust, er konnte wieder frei atmen, doch Dr. Trautner hatte ihm noch mal deutlich gesagt, daß das keinesfalls ein Freibrief sei und er jederzeit einen erneuten Herzanfall, oder was noch viel schlimmer sei, einen Herzinfarkt bekommen könne.

      Der Föhrenhofer wußte

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