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Lippen.

      »Zusammen?« Bettelnder hätten Markus Augen Stolzenbach nicht ansehen können.

      Der nickte. »Ich glaub’ schon.«

      Da rückte Markus ganz nah an Julchen heran. »Dann lernst auch meine Mutti kennen. Und den Vati auch. Sie kommen mich besuchen. Zusammen…!«

      »Mußt du dann wieder weg von da?« Julchens Stimme klang ein wenig traurig.

      Markus begriff erst in dem Moment, daß das Glück, wenn seine Eltern gemeinsam kamen, ein anderes Glück für ihn beendete, nämlich sein Beisammensein mit Julchen. Er sah den Professor fragend an. »Nehmen mich die Mutti und der Vati dann mit nach Hause? Vielleicht könnt’ ich ja noch ein wenig dableiben. Solang die Ferien sind zum Beispiel.«

      »Das werden wir dann sehen. Ich werd’ deiner Mutti jedenfalls bestellen, daß es dir sehr gut geht. Jetzt bleibst erst einmal da, falls du darfst.« Clemens Stolzenbach warf Greti Fahlinger einen fragenden Blick zu.

      »Der Bub kann bleiben, solang’ er will«, sagte die. »Man merkt ihn kaum, und wenn er bei dem Julchen ist, dann stellt sie auch nix an. Das ist schon in Ordnung so. Ich hätt’ aber noch eine andere Frage, Herr Professor?«

      »Ja, bitte…?«

      »Wegen meinem Mann. Er… also der Doktor, der Vinzenz, er hat gesagt, mein Mann soll sich operieren lassen. Am Herzen. Weil eine Ader verstopft ist. Jetzt wollt’ ich fragen, ob Sie… ich mein’, ob Sie meinen Mann operieren würden?«

      »Ich hab’ davon gehört. Doktor Trautner hat schon mit mir darüber geredet.«

      »Es gibt aber ein Problem. Davon weiß der Vinzenz nix.«

      »Und das wäre?«

      »Ich bin mit den Kindern ja noch in der Krankenkasse, aber mein Mann, der… also wir haben ziemlich viel Schulden. Und weil er den monatlichen Beitrag sparen wollt’, also was ich sagen will, er ist in keiner Krankenkasse mehr.«

      *

      Daß der Fahlinger-Alfons in keiner Krankenkasse war, löste bei Vinzenz Trautner keineswegs einen solchen Schock aus, wie es bei Clemens Stolzenbach der Fall gewesen war.

      »Was soll denn jetzt aus dem Mann werden? Hochgradig infarktgefährdet, er muß einen Bypass haben und ist nicht einmal krankenversichert«, sagte der, als er am Abend zurück in die Klinik kam.

      Monika war bei ihm, doch sie beteiligte sich nicht an der folgenden Diskussion.

      »Was regen S’ sich denn so auf, Herr Kollege?« Vinzenz Trautner schüttelte den Kopf. Ein amüsiertes Lächeln umspielte dabei seine Mundwinkel.

      »Wieso ich mich aufreg’?« Stolzenbach tippte sich an die Stirn. »Das Geld für eine Krankenversicherung sparen. Das ist ein absoluter Witz. Was macht er denn jetzt? Wie will er sein Problem denn jetzt lösen? Und er hat ein großes Problem, wenn ich mich nicht irre.«

      »Er hat sogar mehrere Probleme, der Alfons.« Dr. Trautner wiegte den Kopf. »Er hat nämlich auch noch einen Berg Schulden.«

      »Ich hab’ davon gehört. Schulden kann man abbezahlen. Wenn man aber nicht krankenversichert ist, dann…!«

      »… springen Freunde ein.« Vinzenz Trautner lächelte. »Ich hab’ dem Fahlinger schon den ersten Aufenthalt spendiert und ich werd’ ihm auch den Aufenthalt für die Operation spendieren.«

      »Die Bergklinik kann sich leisten, derart großzügig zu verfahren?« Professor Stolzenbach tat so, als sei er erstaunt. »Können Sie das denn so einfach entscheiden?«

      Trautner nickte. »Das kann ich. Was dem Föhrenhofer jetzt nur noch zu seinem Glück fehlt, ist ein Operateur.«

      »Schauen S’ etwa mich an?« Clemens Stolzenbach schüttelte den Kopf. »Schlagen S’ sich das aus dem Kopf. Erstens müßten wir mindestens zwei erfahrene Assistenten verpflichten, und zweitens…!«

      »Ja? Zweitens?«

      »Zweitens seh’ ich net ein, daß ich für die Nachlässigkeit eines Mannes büßen soll.«

      Dr. Trautner zog die Augenbrauen in die Höhe. »So sehen S’ das also? Da schau her, das hätt’ ich jetzt net für möglich gehalten.«

      »Die bäuerliche Krankenkasse, Herr Kollege, sie kostet kaum was, aber der Herr Fahlinger denkt einfach nicht daran, daß ihm mal was passieren könnt’. Ein Riesenanwesen hat er, sicher ist es Millionen wert, aber er will das Geld für die Kasse sparen.«

      »Unter dem Gesichtspunkt dürfen S’ das nicht sehen, Professor.«

      »So? Darf ich nicht? Unter welchem Gesichtspunkt soll ich es denn sonst sehen?« Stolzenbach sah den Chef der Bergklinik amüsiert an.

      »Unter dem Aspekt der Nächstenliebe, Herr Kollege«, antwortete der.

      »Ich gehör nicht dem Bund der Barmherzigen Samariter an«, antwortete Stolzenbach, dessen Empörung aber schon arg nachgelassen hatte.

      »Ich will Ihnen mal rasch eine kleine Geschicht erzählen«, antwortete Vinzenz Trautner. »Ein Junge ist in unsere Klinik eingeliefert worden, dem hat nix gefehlt, außer Liebe und persönliche Nähe. Der Bub ist dann zu einer Bergbauernfamilie gekommen. Weil sie Kinder haben und sehr liebe Leut’ sind. Den Leuten ist erklärt worden, daß der Aufenthalt des Jungen ihnen täglich den Privatstationensatz, also um die sechshundert Mark bringt. Und wissen S’, was die Leut’ gesagt haben? Daß man aus dem Unglück eines Buben keinen Gewinn schlägt. Sie nehmen nix, verstehen S’? Obwohl sie Schulden haben und wirklich jeden Pfennig brauchen können.«

      Der Professor hatte rote Wangen bekommen, Monika sah zu Boden, und Dr. Trautner sagte, er habe noch zu tun, dann verschwand er.

      Nach einer Weile räusperte sich Clemens Stolzenbach. »Ich war wohl ziemlich doof, wie?«

      »Doof nicht, eher ungeschickt«, antwortete Monika.

      »Dieser Mann ist ein Phänomen.« Stolzenbach atmete einmal tief durch. »Er schafft es tatsächlich, daß ich ein schlechtes Gewissen bekomme.«

      »Wenn du mit diesem Mann den Onkel Vinzenz meinst, dann bist du nicht der einzige, den er beschämt hat.« Monika lachte. »Das ist ihm auch schon mit anderen gelungen. Einem Staatssekretär hat er mal einen Zuschuß aus der Tasche geluchst, daß dem nachher die Augen übergelaufen sind. Der hat nie und nimmer der Bergklinik derart viel Geld geben wollen. Aber er hat’s getan.«

      »Dabei nimmt Trautner offensichtlich keinen Pfennig für sich.« Stolzenbach schüttelte den Kopf. »Ich versteh’ das nicht.«

      »Du hast es schon richtig ausgedrückt, der Onkel Vinzenz ist ein Phänomen«, sagte Monika. »Als Mensch und als Arzt. Er verzichtet auf vieles, nur um seinen Patienten wieder ein einigermaßen ordentliches Leben zu ermöglichen. Wenn du wüßtest, wie niedrig er sein eigenes Gehalt angesetzt hat, dann würdest du den Kopf schütteln.«

      »Er kann ja tun, was er für richtig hält, aber er muß andere nicht darunter leiden lassen…!«

      »Also leiden wirst du sicher nicht müssen«, amüsierte sich Monika. »Mich interessiert viel eher, wie er das OP-Team zusammen bekommt.«

      »Mich auch. Zwei Assistenten und mindestens einen erfahrenen Anästhesisten muß man haben. Einen, der mehr kann, als einen Patienten in den Schlaf schicken.«

      Um Monika Gratlingers Mundwinkel lag ein zuversichtliches Lächeln. »Ich bin sicher, der Onkel Vinzenz schafft das.«

      »Das bin ich auch«, antwortete Clemens Stolzenbach. »Und ich bin neugierig, mit welcher Begründung du es ablehnst, mit mir jetzt nach Mittenwald zu fahren und…!«

      »… bei dir zu übernachten?« Monika lachte.

      »Du sagst es.« Clemens Stolzenbach sah das hübsche Mädchen verliebt an. »Es könnte ein so schöner Abend werden. Wir könnten noch ein wenig auf der Terrasse sitzen und ein Glas Wein trinken und dann…!«

      »Das

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