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schändliche Priester, der täglich unsern edlen König marterte.

      RUNWAL stürzt wild hervor, und sticht mit seiner Lanze SEBASTIANO nieder. Dieser? – so nimm den Lohn dafür. –

      OMAL. Runwal! schäme Dich, grauer Krieger, er war ja wehrlos. –

      RUNWAL steht einen Augenblick nachdenkend, dann wirft er unwillig seine Lanze hin. O, – ich habe wie ein Knabe gehandelt, ich darf diese entehrte Lanze in keiner Schlacht mehr führen. –

      ALLA-MODDIN ist indeß mehr hervorgetreten, er ruft laut und mit ernster Stimme. Omal!

      OMAL blickt empor, im wildesten Ausbruch der Freude. Ha! Suhluaner! Suhluaner! da steht er! – Alla-Moddin!

      Alle werfen sich nieder; ein ungestümes Freudengeschrei verwirrt durch einander.

      ALLA-MODDIN. Suhluaner, soll ich mich freuen, oder trauern, daß ich Euch wiedersehe? – Wie oft hab' ich im Kerker nach dem Anblick eines biedern Landsmannes geschmachtet, Ihr streckt mir jauchzend Eure Hände entgegen, aber sie sind mit Blut befleckt, ich kann mich nicht freuen.

      OMAL. O Alla-Moddin, – wir kommen mit der Rache, mit der Freiheit, Du sollst wieder der unsrige werden.

      ALLA-MODDIN. Ihr irrt meine Freunde, meine Unschuld ist erkannt, so eben bin ich frei gesprochen, und Ihr werft von neuem einen schweren und gerechten Verdacht auf mich. – O führe Deine Schaaren zurück, Omal, ich folge euch sogleich, Ihr seht, ich bin frei, mein Kerker steht verschlossen, was verlangt Ihr mehr?

      OMAL. Nein, Alla-Moddin, Deine Großmuth will unsre Rache täuschen, mit großem Mitleid willst Du Deine Feinde schonen, Du bist nicht frei; sie fürchten unsern Muth, und Du hast es ihnen versprochen, so zu uns zu reden, – nein, wir sind nicht vergebens hiehergekommen, die Götter haben endlich unser Flehn erhört, und die Feinde Suhlu's durch unser Schwert besiegt; auf, meine wackren Landsleute! nun sind noch diese Feinde übrig, zwar grausamer und unmenschlicher als jene, aber auch sie sind nur Sterbliche! Wir weichen nicht, Alla-Moddin, wir haben's beschworen.

      ALLA-MODDIN. Omal, Du warst von jeher mein treuer Unterthan, aber itzt sprichst Du wie ein Aufrührer, – sieh, ich, Dein König, der wissentlich noch keine Unwahrheit sprach, versichert Dich, daß er frei ist, daß er glücklich ist, wenn Du seinen Worten glaubst: darum stecke Dein Schwert ein, das hier so unnütz funkelt. – Geh, und führe Deine Schaaren in ihre Heimath zurück, in Suhlu will ich Dich umarmen, Omal; vergiß nicht, daß Dein König zu Dir spricht, dessen Befehlen Du sonst gern gehorchtest.

      OMAL. Ich darf nicht zurückgehn, wir haben geschworen, die Thür Deines Kerkers zu sprengen – ein Suhluaner darf seinen Eid nicht brechen. Deine edle Seele will uns täuschen, Du bist nicht frei. – Suhluaner, wollt Ihr mit ungerötheten Lanzen wieder nach Suhlu zurückschiffen?

      ALLE. Nein, wir kehren nicht zurück, wir haben geschworen.

      ALLA-MODDIN. Geschworen? – Omal, und Ihr alle meine getreuen Unterthanen! – So hört denn die Bitten des ehemals geliebten Alla-Moddin, da Ihr seinen Befehlen nicht gehorchen wollt. – O seht, wie alle meine Freunde von mir, wie von einem Verpesteten zurückweichen, selbst mein zärtlicher Valmont senkt den Blick, und scheint nachzudenken; – mich freut die Liebe, mit der Ihr zu mir kommt, – aber Eure Hartnäckigkeit macht mich traurig. Soll das erste Geschenk, das mir meine Suhluaner bringen, Wehmuth sein? Seht, Sebastiano liegt ermordet, alle Augen wurzeln auf mir, als dem Urheber dieser That, – Eure Liebe, Suhluaner, ist Grausamkeit; nein, Ihr liebt mich nicht, wenn Ihr nicht friedfertig zu Euren Schiffen zurückkehrt, Ihr seid meine Feinde, wenn Ihr nicht sogleich Eure drohenden Lanzen beschämt in die Erde verbergt. – O Amelni, Lini, Valmont, helft mir die Grausamen erweichen. – O Ihr Hartherzigen, seht, ich kann meine Thränen nicht zurückhalten, das Zutrauen meiner Freunde wendet sich schüchtern von mir ab, Ihr bleibt bei meinen Bitten ungerührt, Ihr glaubt nicht meinen Betheuerungen; Eure erlogene Liebe ist Blutdurst, Ihr lechzt nach Mord, mit Tigersinn schwingt Ihr Euer Schwert, wie ein Räuber forderst Du Deine Freunde, Omal, zum Kampf, – o ich muß mich schämen, daß meine unmännlichen Augen weinen, statt mit zornigen und gebieterischen Blicken auf Euch herabzusehn; Ihr trotzt meiner nachgebenden Schwäche, Ihr verachtet meine Stimme, der Ihr sonst gern als Kinder gehorchtet, Ihr kränkt mich schwer.

      OMAL. Wir haben geschworen! –

      ALLA-MODDIN. Du Stolzer! – Geschworen? – er wendet sich um. Ha, meine Freunde, warum seid Ihr so stumm? – Warum schlagt Ihr vor meinen Blicken die Augen nieder? – Und auch Du, mein Valmont? Er geht auf Valmont zu. Valmont, erwache aus Deinen Träumen! – Du zweifelst?

      VALMONT. Nein, Alla-Moddin.

      ALLA-MODDIN. Deine Freundschaft bleibt mir noch übrig. – Er umarmt ihn, und reißt in eben dem Augenblick VALMONT'S Schwert aus der Scheide, dann stürzt er zurück und spricht zu den Indianern. Nun, Ihr Hartnäckigen, nun hab' ich auch ein Schwert in meiner Gewalt, nun darf ich Euch wieder trotzen. – Er setzt den Griff gegen die Erde, und die Spitze gegen seine Brust, AMELNI fährt zusammen.

      DIE INDIANER erschreckend. Alla-Moddin! – um aller Götter willen!

      ALLA-MODDIN. Nun stürmt an gegen diese Mauern, nun laßt Eure Waffen leuchten: aber, hier schwör' ich es feierlich bei den Göttern, dem ersten unter Euch, der diese Wälle betritt, springt mein Blut entgegen. – Nun rufe doch Deine Freunde zur Schlacht, blutdurstiger Omal, brüllt doch Euren frechen Schlachtgesang, Ihr lechzt nach Blut, und Eures Königs Blut soll Euch zuerst entgegen strömen. Omal, meinen Befehl hast Du nicht geehrt, meine Bitten hast Du verachtet, was liegt Dir an Alla-Moddins Leben? Renne mit Deiner Standarte herauf, und pflanze sie hieher, und Du kannst die Wonne genießen, sie in Deines Königs Blut zu tauchen. – Warum zögert Ihr? – Warum bist Du so stumm, Omal? – Itzt habt Ihr zu wählen, springt auf meinem Leichnam auf die Mauern, – oder kehrt nach Suhlu zurück. – Nun Omal? –

      OMAL. Ach, Alla-Moddin, Du hast den grauen Krieger unbarmherzig entwaffnet, – ich kann nicht sprechen, – denn brennende Thränen, – schwere Seufzer, – komm Runwal, führe sie zu den Schiffen zurück, – führe sie zurück.

      RUNWAL. Willst Du nicht mit uns gehn?

      OMAL. Nein. –

      RUNWAL. Warum willst Du zurückbleiben? –

      OMAL. O frag' mich nicht. –

      RUNWAL. Alla-Moddin, – wir kehren zu unsrer Heimath zurück, – aber sehn wir Dich in Suhlu, guter König? –

      ALLA-MODDIN. Noch ehe die Sonne sinkt, folg' ich Euch über die Wogen, – dann sind wir auf einheimischem Boden, und grüßen uns ohne Pfeil und Köcher, ohne Schwert. –

      Er läßt das Schwert fallen, und wirft sich in die Arme VALMONT'S und AMELNI'S, die Indianer blasen einen traurigen Marsch, und ziehen von der Bühne, OMAL bleibt, und wirft sich unten stumm an den Wall nieder, sein Schwert schleudert er weit von sich weg.

       Inhaltsverzeichnis

      DIE VORIGEN, ohne die INDIANER.

      GUSMANN geht schweigend auf ALLA-MODDIN zu, und küßt ihn feurig. Verzeih', edler Freund, ich dachte klein von Dir.

      LINI. Vater, wir wollen nach Suhlu fahren, alle meine Landsleute sind schon wieder fort, nur Omal ist noch da, frag' ihn doch, warum er so traurig ist, und nicht zu uns kömmt.

      ALLA-MODDIN. Omal, warum bist Du allein zurückgeblieben?

      OMAL. Ich habe es geschworen, und ich kehre nicht ohne Dich nach Suhlu, – schicke doch einen Mörder zu Deinem getreuen Omal herab, – o, seit Alla-Moddin mich so tief gekränkt hat, will Omal gerne sterben. – Sieh, mein Schwert liegt dort, ich werde mich nicht widersetzen. – Einen solchen Augenblick hatt' ich noch nicht erlebt, – den Freund, der aus zu großer Liebe fehlte, behandelst Du wie einen Meuter, – o, weiter, laß mich erwürgen, und sei durch meinen Tod versöhnt.

      ALLA-MODDIN.

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