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      LINI. O wie leicht ist mir jetzt wieder! – wie wohl!

      FREMDER. Alla-Moddin, Du kennst Deinen Freund nicht mehr. Warum siehst Du so starr? – Wie ist Dir?

      ALLA-MODDIN. Sahst Du je, wie ein Heer von furchtbaren Gewitterwolken sich verfolgend über ein Feld dahinzog, wie ein Donner hinter dem andern rollt, ein Blitz dem andern entgegensprang? Die bange Flur wagt es nicht, unter dem geißelnden Hagel sich zu regen: – so ist mir. Ich stehe da, vom Sturm des Unglücks umsaust, voll dunkler Ahndung, unbefriedigt, als sollt' ich auf Sonnenschein hoffen.

      FREMDER. Und Du hoffest nicht vergebens. – Alla-Moddin! er umarmt ihn. Sagt Dir diese Umarmung nichts? – O so fühle in diesem heißen Kusse die Nachricht, die Deiner wartet. – er bringt ihn schnell in die Arme AMELNI'S. Ihr seid frei!

      ALLA-MODDIN und AMELNI umarmen sich feurig, sie staunen, die Sprache versagt ihnen.

      LINI im stärksten Ausbruch der Freude. Frei? – Frei? – Gewiß? – Ach ja! ja! denn der Vater lächelt, und die Mutter lächelt und weint im Lächeln! – Nun so freue Dich doch Vater! – Mutter! weine nicht! – Nun, warum ist denn alles so still? Singt, – tanzt! – Lieber Vogel, wir sind frei! Singe ein Liedchen! – Warum spielt die Laute nicht von selbst? – O die vereinigte Stimme von ganz Suhlu würde mir itzt nicht laut und jauchzend genug sein. – er umarmt schnell GUSMANN. Wir sind frei! – eben so den FREMDEN. Frei! – Du bist ein guter Spanier! – er fliegt in die Umarmung seiner Eltern. Ach, was schwatze ich so lang? ich will mit Euch weinen!

      ALLA-MODDIN umarmt AMELNI und LINI. Itzt umarmt der freie Alla-Moddin die freie Gattin, den freien Sohn. – Ein neuer Frühling meines Lebens beginnt mit diesem sonnebeglänzten Augenblick, die Blume unsers Glücks ist wieder aufgeblüht – ihr Duft ist Seligkeit!

      AMELNI. Wir sind frei – sie geht auf den FREMDEN zu. frei – und Du – Sonnenschein in meiner trüben Erinnerung! – und Du bist – Valmont!

      ALLA-MODDIN. Valmont?

      FREMDER. Erkenne ihn an dieser Umarmung? sie umarmen sich.

      AMELNI. Wie ein Lichtstrahl flog's durch meine Seele. –

      ALLA-MODDIN. Ach! Valmont! – zärtlicher Freund!

      LINI. Nun Valmont, so umarme mich denn auch einmal wieder, Du hast Dein Versprechen erfüllt, und ich gebe Dir nun den Kuß zurück, den Du mir damals gabst, als Du mir den Vogel da schenktest. – Aber dem Kleinen da muß ich nun mein Versprechen auch halten, ich bin frei, und auch er soll frei werden. Und Dich Valmont will ich lieben, wie ich Runi und die kleine Velda liebe, – ich will – er naht sich dem Vogel. ich verstehe dich! – er nimmt ihn aus dem Käfig. Noch einen Kuß – und nun er läßt ihn durch die Kluft der Mauer fliegen. lebe wohl – Wie freudig er die Flügel schlägt! – Wie wohl wird ihm sein, wenn er im blühenden Hain seine Gespielen wieder findet, die ihm mit Gesängen entgegen kommen, wenn er zu den Gebüschen zurückkömmt, durch die er hüpfte, als er noch nicht singen konnte – sieh! da fliegt er wieder vorbei! – Fahre wohl, schneller Freund, wir sehn uns nun nicht wieder.

      AMELNI. Aber wie war es Dir möglich, Valmont, so schnell Dein heutiges Versprechen zu erfüllen?

      GUSMANN. Es gelang ihm, nach tausend vergeblichen Versuchen, die ihn nie ermüdeten, Gehör zu finden. Sebastiano wird nach Spanien vor Gericht gefordert: zugleich ist sein Orden auf ewig zernichtet, Alonzo wird abgesetzt, und ich bin an seiner Statt hieher geschickt, Statthalter von Manilla zu sein.

      ALLA-MODDIN. Aber Valmont, warum kamst Du unter diesem fremden Gewande in meine schwarze Wohnung.

      VALMONT. Um nicht zurückgewiesen zu werden, da Alonzo seit langer Zeit schon alle anscheinende Freunde von Dir entfernte; einem Spanier versagte man den Eingang nicht. – Das Schiff meines Freundes Gusmann landete später als das meinige, ohne ihn war ich ohnmächtig. – Alla-Moddin, sollte Valmont ohne Hülfe, nur mit Versprechungen zu seinem Freunde kommen, der aus ihn hoffte? – Der Fremde konnte trösten, VALMONT mußte etwas mehr als Trost bringen. –

      AMELNI. O des zärtlichen Freundes! – Aber ist es nicht wunderbar, daß wir noch hier stehen, daß wir vergessen, des neugewonnenen Gutes zu genießen? – Diese Wände stimmen zu unsrer Freude nicht.

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. GONSALVO.

      GUSMANN. Was wollen Sie?

      GONSALVO. Sie sprechen, gnädigster Herr.

      Sie sprechen leise zusammen.

      AMELNI nimmt ihre gestickte Binde. Alla-Moddin! Nun habe ich nicht vergebens gearbeitet. Sieh, wie die Götter unsrer kurzsichtigen Sorgen spotten, nimm diese Binde zum Andenken dieses Tages. Sie umgürtet ihn mit der Leibbinde.

      GUSMANN nach einer Pause. Gewiß? – Ich möchte es für ein Märchen, oder eine Frucht der Einbildung halten.

      GONSALVO. Nichts weniger, gnädiger Herr. Mehrere Spanier haben diese Indianer landen sehen, von denen man weder weiß, woher sie kommen, noch was sie auf Manilla wollen. Unter den Felsen gegen Osten halten sie sich verborgen, an hundert Kanots stehn dort in versteckten Buchten. Ein vorübergehender Spanier hat deutlich von ihnen die Worte: Alonzo, Alla-Moddin, Rache gehört. Sein Sie auf Ihrer Hut, gnädiger Herr, diese Heiden haben schon manchen wackern Castilier hintergangen.

      GUSMANN. Schon gut. – Der morgende Tag wird alles entdecken. –

      GONSALVO geht ab. GUSMANN zieht VALMONT auf die Seite und spricht mit ihm heimlich.

      VALMONT. Und Sie können noch zweifeln?

      GUSMANN. Aber die Vorsicht –

      VALMONT. Nein Gusmann, er ist ein edler Mann, so daß Ihnen nachher auch der leiseste Verdacht wehe thun wird. –

      GUSMANN. Aber da es doch möglich ist –

      VALMONT. Ich verbürge mich für ihn. – Sind Sie nun zufrieden? –

      GUSMANN. Wenn er das Gefängniß verläßt, so darf ich also von Ihnen den Gefangenen fordern?

      VALMONT. Ich bins zufrieden.

      GUSMANN. Ich will indeß mehrere Boten aussenden, diese Nachricht ist nicht unwichtig. – Er geht ab.

      ALLA-MODDIN. Was ist Deinem Freunde, er sahe mißvergnügt aus?

      VALMONT. O er ist ein mißtrauischer Spanier, – laß ihn. Die Nacht naht heran, komm, wir wollen diesen Abend an einer fröhlichen und freundschaftlichen Tafel feiern.

      ALLA-MODDIN. Wir gehn der Freiheit entgegen, die Traurigkeit bleibe ewig hinter diesen Schlössern zurück!

      Sie gehn, in der Thür bleibt LINI stehen.

      LINI geht zurück und nimmt die Laute. O du süße Sängerin, hast mich oft froh gemacht, wenn ich nicht schlafen konnte; meinen Vogel hab' ich fliegen lassen, aber dich will ich mit nach Suhlu nehmen, du sollst mich oft an diese kalten Mauern erinnern, und wie lieb ich dich hier hatte. – Dich will ich nie verlassen. –

      (Der Vorhang fällt.)

      Dritter Aufzug

       Inhaltsverzeichnis

      (Felsengegend am Meer, Nacht, sehr schwaches Mondlicht.)

      Erste Scene

       Inhaltsverzeichnis

      OMAL, er klettert

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