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      OMAL springt auf. Es wird heller in Osten!

      RUNWAL. Dort schon der lächelnde Bruder des Tags, der ewig junge Morgenstern, der seine goldnen Locken aus den kalten Wogen hebt.

      OMAL. Das Morgenroth zieht sich flammend in Osten herauf, und reicht uns sein feuriges Schwert, die Feinde zu strafen.

      RUNWAL. Sieh, wie die Gegend aus der Finsterniß hervorsteigt, wie die Erinnerung vergangener Zeiten.

      OMAL. Steh auf! – Sieh, dorthin, wo der Fels sich öffnet, wo jene schwarze Wolke so eben vorbeischwebt, dort in jene Bucht hinein liegt Manilla! – Ha! dort seh ich seine Thürme, dort seufzt Alla-Moddin, und klagt über unser Zögern. – Itzt komm! – Wir wollen unsre Freunde versammeln. Er bläst auf seinem Horn, eine ähnliche Antwort von unten; sie steigen hinab.

      RUNWAL im Hinabsteigen. Wie furchtbar diese Klippen durch einander geworfen sind!

      OMAL. Wie ein Meer, das sich im Sturm versteinerte.

      Manilla, im Hintergrunde die Festungswerke und die Stadt, vor dieser ein großer Wall, unter Bäumen auf einer Ebne.

       Inhaltsverzeichnis

      LINI, oben auf dem Wall; er kömmt fröhlich mit seiner Laute. Noch Sterne am Himmel? – Willkommen, was habt ihr indeß gemacht? – Es sind aber nur so wenig goldene Punkte dort, es muß wohl bald Tag sein. – Ach ja, denn noch keine Nacht ist mir so lang geworden, als diese. Lustige Wasser rauschten um mich her, blühende Bäume wehten über meinem Haupte, Suhluaner tanzten nach fröhlichen Flöten, – noch nie war ich so angenehm traurig und fröhlich zugleich, ich sah schon alles im halben Traum, was ich zu sehen wünschte, und weinte dann, daß es noch nicht wirklich da war, daß es immer noch Nacht blieb, so oft ich auch die Augen aufschlug, und von neuem wieder einschlief: – aber jetzt ist es da. – Wie die Winde durch die Bäume rauschen, wie der Himmel im goldenen Scheine glüht! – Ha! dort fährt in purpurnen Fluthen die Sonne mit ihren flammenden Segeln empor!– Wie sich alles freut! die Vögel jauchzen, die Bäume sind fröhlich, die grünen Thale lachen, – alles, Lini, weil du nicht mehr trauerst. – O mir ist, als sollt' ich vor Freude von diesem grünen Berg herunterspringen, daß ich fröhlich im grünenden Haine irrte, den Winden nachjagte, die durch Blumen wehen, daß ich mit den Lerchen zu den rothen Wolken emporflöge! Alles zwitschert, alles singt; singe du auch, Lini! Er spielt und singt.

      Bezwungen flieht die Nacht

       zu ihrer schauervollen Höle:

       im goldenen Triumph

       gekrönt mit tausend Strahlen

       steigt jugendlich die Sonne auf,

       sie schwingt, ein Zeichen ihres Siegs,

       des Morgenrothes flammende Standarte.

       So flieht der Kummer,

       vor der Freude Glanz,

       und stürzt erschrocken

       auf ewig in das Meer.

       Inhaltsverzeichnis

      LINI. ALLA-MODDIN. AMELNI.

      ALLA-MODDIN kommt mit AMELNI Arm in Arm. Wir sind mit der Natur erwacht, – freust Du Dich nun, Du kleiner muntrer Sänger?

      LINI. O ja, Vater, – aber ich muß mich so allein freuen, nun möcht' ich auch wohl den kleinen Runi und meine andern Gespielen wieder sehen, dann würd' ich noch weit fröhlicher sein.

      ALLA-MODDIN. Auch dieser Wunsch wird erfüllt werden, denn wir werden nun bald über die grauen Wogen nach Suhlu fahren.

      LINI. O ja, bald, lieber Vater! es ist hier schön, aber dort ist es noch weit schöner. Mein Garten, meine Palmbäume, meine Rosenstöcke,.– was die machen? Ob mich mein Baum wohl wieder kennen wird? – Was werden wohl meine kleinen Freunde sagen?

      AMELNI. Ach, es wird sich so manches verändert haben. – O wie schön, wie erfrischend weht uns die Luft der Freiheit entgegen, wie lieblich spielen die Lüfte durch die grünen Bäume, goldgesäumte Wolken schweben durch die düstern Wälder. – Wie ein goldner Glanz auf den rieselnden Wellen zittert! – wie der Himmel im purpurrothen Scheine flammt, wie die Vögel jauchzen und die Wiesen duften! – sie sinkt im höchsten Gefühl des Glücks an die Brust ALLA-MODDINS. Ach Alla-Moddin! – kannst Du denn noch traurig sein?

      ALLA-MODDIN. Nein, Amelni, das wäre Undankbarkeit gegen die gütigen Götter; ich fühle mein Glück, ich darf ungefesselt meine Arme wieder ausstrecken, ich sehe in aller ihrer Majestät die Königin des Himmels wieder, ich athme wieder Freiheitslust, der düstre Kerker ist hinter uns verschlossen; – ach, liebe Amelni, sieh dorthin! Sieht dieser Baum da nicht dem ähnlich, der in Suhlu vor unserm Hause grünt.

      AMELNI. Ja, Alla-Moddin, er steht eben so wie dieser auf einem kleinen Hügel, und seine Zweige rauschen auf unserm Dache, rechts fließt, wie hier, ein kleiner Strom vorüber, und schlüpft geschlängelt zwischen blumigen Ufern, – der Baum trägt eben solche weiße Blüthen; – sieh, wie die Morgenwinde in dem Wipfel wühlen, und einen Blüthenregen im Glanz der Morgensonne über den Bach hinstreuen, – ach, gerade so wie an dem Tage, da wir von Suhlu abreis'ten und von unserm Gärtchen Abschied nahmen, – alle jene schönen Bilder kehren in meinen Busen zurück, alles so neu und frisch, ach, unser Leben beginnt heut von neuem, wir wollen von nun an jeden Tag, jede Stunde anhalten, keine soll, ohne Freude zu geben, vorüberfahren.

      LINI hat sich niedergesetzt, und sieht mit Entzücken in die schöne Gegend.

      ALLA-MODDIN. Aber Amelni, bleibt Deine Seele ganz heiter und ungetrübt, wenn Du an Suhlu denkst? – Drängt sich keine ängstliche Empfindung zu deinem Herzen?

      AMELNI. Nur die Freude kann jetzt den Zugang zu meiner Seele finden.

      ALLA-MODDIN. Du sagtest vorher: »Ach, es wird sich so manches verändert haben.« – Mancher Baum ist größer geworden, unsre kleinen Palmen an dem See sind emporgeschossen, Lini's Baum ist gewachsen, unsre Rosenstöcke sind uns unkenntlich geworden. – Ach, Amelni, wenn uns ganz Suhlu unkenntlich wäre!

      AMELNI. Woher diese Besorgniß?

      ALLA-MODDIN. Mein Volk hat meiner vielleicht vergessen, es vergaß meiner in dieser langen Zeit, fremde Völker haben vielleicht Suhlu verheert, – ach, vielleicht wachsen Dornen da zwischen Steinhaufen, wo sonst unsre Wohnung stand, Disteln überziehn wohl unsern Garten, vielleicht –

      LINI springt auf. Sieh, Vater, dort hinter jener Mauer saßen wir sonst und weinten, – man kann von hier die kleine Oeffnung sehn, durch die ich meinen Vogel habe fliegen lassen, – wo mag er jetzt wohl sein?

      ALLA-MODDIN. Wenn ich meine Freunde wiederfinde, mein Volk noch so, wie ich es verlassen habe, wenn Omal noch derselbe ist, – welch Glück ist dann dem meinen gleich?

      LINI. O komm Vater, dorthin glänzt der Thau der Wiese so schön, komm nun auch auf jene Seite!

      ALLA-MODDIN. Nun wohl, Du Ungeduldiger! Sie gehn ab.

       Inhaltsverzeichnis

      GUSMANN. VALMONT von der andern Seite.

      VALMONT. Der edelmüthige Spanier ist noch immer mißtrauisch? –

      GUSMANN. Kein Mißtrauen, nur Vorsicht, wenn Gonsalvo's Aussage anders Wahrheit ist.

      VALMONT. Ha! dort schleicht Alonzo traurig her, – er dauert mich.

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