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wie geborgen sie sich auf seinen starken Armen fühlte.

      »Wie heißen Sie eigentlich?« erkundigte sie sich jetzt.

      Der junge Mann lächelte. »Ist das so wichtig? Bisher hat Sie mein Name doch auch nicht interessiert.«

      Marina errötete. »Ich habe mich Ihnen gegenüber sehr schlecht benommen. Ich weiß, aber… es gab dafür einen Grund. Vielleicht kann ich irgendwann mit Ihnen darüber sprechen.« Dann lächele sie ein wenig schüchtern. »Und was das plötzliche Interesse für Ihren Namen betrifft… ich will doch wissen, wer mir das Leben gerettet hat.«

      Der junge Mann schmunzelte. »Nun übertreiben Sie mal nicht. An einem verstauchten oder verrenkten Fuß ist noch niemand gestorben.«

      »Aber in der winterlichen Kälte sehr wohl«, entgegnete Marina ernst, dann sah sie ihn fordernd an. »Und? Sagen Sie mir nun Ihren Namen?«

      »Ricky«, antwortete er lächelnd. »Einfach nur Ricky? Nichts weiter?«

      »Alles weitere ist im Augenblick völlig uninteressant«, meinte er, dann sah er prüfend in ihr Gesicht. »Haben Sie Schmerzen, Marina?«

      »Es geht«, antwortete sie leise. Sie wollte nicht eingestehen, wie sehr ihr Fuß schmerzte, doch Ricky ahnte schon, daß sie einfach nur tapfer sein wollte.

      »Wir haben’s gleich geschafft«, meinte er. »Da vorne sehe ich bereits die ersten Häuser.«

      Inzwischen keuchte Ricky schon ein wenig. Trotz ihrer zierlichen Figur wurde ihm Marina allmählich ziemlich schwer, und so war Ricky froh, als er endlich sein Auto erreicht hatte. Vorsichtig setzte er Marina auf den Beifahrersitz, dann nahm er hinter dem Steuer Platz und fuhr los.

      »Haben Sie einen bestimmten Wunsch, was die Klinik betrifft, oder darf ich Sie ins Krankenhaus bringen?« fragte Ricky.

      Marina hatte jetzt die Augen geschlossen. Die Schmerzen in ihrem Bein wurden fast unerträglich.

      »Das Kreiskrankenhaus ist schon in Ordnung«, antwortete sie leise. »Wenn es nur schnell geht.«

      »Ich werde mein Möglichstes tun«, versprach Ricky, und tatsächlich hielt er trotz der schlechten winterlichen Straßenverhältnisse schon eine knappe Viertelstunde später vor der Notaufnahme des Kreiskrankenhauses an. Wieder nahm er Marina kurzerhand auf die Arme und trug sie hinein.

      Im nächsten Moment kamen zwei Pfleger heran, um ihn von seiner süßen Last zu befreien, und auch eine junge Ärztin trat herbei und untersuchte Marinas Fuß.

      »Tja, junge Frau, das ist leider nicht nur eine Verrenkung, sondern ein waschechter Bruch«, erklärte sie, dann wandte sie sich Ricky zu. »Sie können drüben im Warteraum bleiben, bis wir Ihre Frau verarztet haben. Eine Schwester wird Ihnen Bescheid sagen, sobald Sie die junge Dame auf der Station besuchen können.«

      Ricky bedankte sich, dann berührte er flüchtig Marinas Arm und lächelte sie an.

      »Ich komme nachher zu Ihnen«, versprach er.

      Marina brachte trotz der Schmerzen ein Lächeln zustande. »Ja, Ricky, ich freue mich.«

      *

      Marina hatte endlich die Wahrheit erkannt. Sie liebte den jungen Mann, von dem sie bisher nur wußte, daß er Ricky hieß.

      Gleich nachdem sie aus der Notaufnahme in ihr Zimmer gebracht worden war, war er mit Blumen und einem kleinen, liebevoll ausgesuchten Geschenk gekommen, und Marina hatte sich gefragt, woher er beides so schnell bekommen hatte. Seitdem besuchte er sie regelmäßig hier in der Klinik, und mit diesen Besuchen war auch Marinas Liebe mehr und mehr gewachsen.

      »Guten Tag, mein schönes Kind!«

      Mit seinem unwiderstehlichen Lächeln betrat Ricky das Zimmer, küßte Marina ganz selbstverständlich auf die Wange und überreichte ihr dann ein kleines Päckchen.

      »Schon wieder ein Geschenk? Ricky, du bist wirklich verrückt!«

      Inzwischen hatten sie sich auf das vertraute Du geeinigt, und dabei wurde Marina wieder einmal bewußt, daß sie den Mann, der tagtäglich zu ihr kam, eigentlich gar nicht kannte.

      Ricky wurde ernst. »Diesmal ist es nicht nur irgendein Geschenk, Marina – es ist etwas ganz Besonderes.«

      Plötzlich war Marina so aufgeregt, wie sie es zum letzten Mal während ihrer Kindheit erlebt hatte. Mit zitternden Fingern löste sie das zarte Goldband und entfernte dann das Geschenkpapier. Ein kleines, sicher sehr wertvolles Schmuckdöschen aus erlesenem Porzellan kam zum Vorschein, und als Marina sich überschwenglich bei Ricky bedanken wollte, bat er sie, die Dose zu öffnen.

      Marina schien für Sekunden der Atem zu stocken. Auf tiefrotem Samt lag ein Ring, wie sie noch keinen schöneren gesehen hatte. Ein in Gold gefaßtes Rubinherz, umkränzt von winzigen Brillanten, zierte den schmalen Goldreif.

      »Ich schenke dir mein Herz«, erklärte Ricky nahezu feierlich. »Bitte, Marina, nimm es und paß gut darauf auf.« Er schwieg kurz, dann fügte er hinzu: »Dieser Ring hat meiner Mutter gehört. Sie hat ihn zur Verlobung von meinem Vater bekommen, und er wiederum hatte ihn am Sterbebett von seiner Mutter erhalten. Ich weiß nicht, wie viele Generationen ihn vorher schon besessen haben, aber ich kann mit Sicherheit behaupten, daß er zu den wertvollsten Stücken zählt, die es auf der Welt gibt. Und ich kann dir versichern, daß keine meiner früheren Freundinnen ihn jemals auch nur gesehen hat. Du bist die erste, die ich für würdig halte, diesen Ring zu tragen. Nimm ihn als Zeichen meiner Liebe.«

      Mit großen Augen sah sie ihn an. »Heißt das…« Sie wagte nicht, den Satz zu beenden.

      Ricky nickte. »Ja, Marina, das heißt, daß ich dich liebe. Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt.«

      »Obwohl du nichts über mich weißt?«

      Da lächelte er. »Das läßt sich doch ändern, oder?«

      Wieder sah Marina ihn eine Weile an. »Ja, Ricky, du hast recht. Das läßt sich ändern.« Und ohne lange zu überlegen, begann sie zu erzählen – alles. Sie erzählte von ihrem Elternhaus, von ihren ersten Freunden, die sie nur ausgenutzt hatten, und sie erzählte auch von Gerhard, der sie belogen und betrogen hatte.

      »Nur deshalb war ich so abweisend zu dir«, beteuerte sie. »Du warst mir auf Anhieb unheimlich sympathisch, und da hatte ich Angst, ich könnte mein Herz verlieren, und es würde mir wieder gebrochen. Ein weiteres Mal hätte ich es nicht überlebt.«

      Ricky nickte verständnisvoll. So etwas Ähnliches hatte er schon erwartet, wenn er auch nicht gedacht hatte, daß Marina es so schrecklich schwer gehabt hatte. Dann lächelte er sie an.

      »Jetzt muß ich dir aber auch ein Geständnis machen.«

      Marina erschrak so sehr, daß sie Rickys Lächeln gar nicht bemerkte.

      »Du bist verheiratet!« stieß sie angstvoll hervor.

      »Um Himmels willen, nein!« wehrte Ricky sofort ab. »Glaubst du, ich hätte dir meine Liebe erklärt, wenn ich gebunden wäre?«

      »Es gibt solche Menschen«, entgegnete Marina voller Bitterkeit.

      »Ja, aber ich gehöre bestimmt nicht zu ihnen.« Er lächelte wieder. »Du hast mich nie mehr nach meinem vollen Namen gefragt.«

      Marina zuckte die Schultern. »Ich dachte, du würdest ihn mir schon noch sagen.« Dann lächelte auch sie. »Was ist denn damit? Ist er so fürchterlich, oder weshalb machst du sonst so ein Geheimnis darum?«

      Er atmete tief ein. »Ich bin Richard Schermann.«

      Der Schrecken fuhr Marina in alle Glieder. Richard Schermann. Der Erbe der riesigen Schermann-Werke!

      »Mir scheint, der Name ist dir ein Begriff«, meinte Ricky.

      »Und ob! Wer kennt die Schermann-Werke nicht?« Fassungslos schüttelte Marina den Kopf.

      Ricky lächelte wieder. »Nun, Marina, was glaubst du, kannst du dich damit abfinden, einen millionenschweren Ehemann zu

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