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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
Der aggressive Ton lockte Dr. Daniel auf den Flur. Er wollte sehen, wer sich da so unmöglich benahm.
»Schon gut, Irene«, beschwichtigte Dr. Daniel seine Schwester, die gerade zu einer alles andere als freundlichen Erwiderung ansetzte, dann wandte er sich dem jungen Mann zu. »Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
»Richard Schermann«, stellte der sich knapp vor, dann ging er sofort wieder zum Angriff über. »Wie sind Sie dazu gekommen, meiner Verlobten die Teilnahme an einem Springturnier zu erlauben? Wenn Sie ein guter Arzt wären, dann hätten Sie merken müssen…«
»Augenblick mal«, fiel Dr. Daniel ihm barsch ins Wort. »Solche unqualifizierten Anschuldigungen muß ich mir nicht anhören. Wenn Sie mir etwas zu sagen haben, dann können Sie das auch in höflichem Ton tun.«
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Richard Schermann ihn an.
»Es tut mir leid«, murmelte er, dann wandte er sich abrupt um, und Dr. Daniel erkannte, daß er mit den Tränen kämpfte. Im selben Moment stieg Mitleid in ihm auf.
Mit einer väterlichen Geste nahm er den jungen Mann am Arm.
»Kommen Sie, Herr Schermann, setzen wir uns ins Wohnzimmer«, meinte er. »Da läßt es sich gemütlicher reden.«
Der junge Mann nickte und folgte dem Arzt nach drinnen.
»Richard Schermann«, wiederholte Dr. Daniel, nachdem sie beide Platz genommen hatten. »Ich muß gestehen, daß mir Ihr Name nicht allzuviel sagt.«
»Hat Livia nicht erwähnt, daß sie mit mir verlobt ist? Livia Mangano«, fügte er erklärend hinzu.
»Ach so, Sie sind also Ricky«, erklärte Dr. Daniel. »Leider hat Ihre Verlobte nur Ihren Spitznamen erwähnt, deshalb hatte ich im ersten Moment ein wenig Schwierigkeiten, Sie richtig einzuordnen.«
Ricky nickte, dann senkte er ein wenig verlegen den Kopf. »Ich… ich glaube, ich habe mich vorhin unmöglich benommen.«
»Das ist schon in Ordnung«, meinte Dr. Daniel. »Sie hatten sich auf das Baby gefreut, und nun leiden Sie verständlicherweise unter der Fehlgeburt, die Ihre Verlobte erlitten hat. Gegen Ihren Vorwurf muß ich mich allerdings mit aller Entschiedenheit verwahren. Ich habe Ihrer Verlobten keineswegs erlaubt, an einem Springturnier teilzunehmen – ganz im Gegenteil. Ich hatte ihr strikte Bettruhe verordnet, nachdem sie bei ihrem letzten Besuch bereits Blutungen gehabt hatte.«
Völlig fassungslos starrte Ricky den Arzt an. »Sie hatte… aber… das ist nicht möglich! Sie sagte zu mir, daß alles in Ordnung wäre.«
Dr. Daniel kämpfte mit sich, entschloß sich dann aber zur Wahrheit – mochte sie für den jungen Mann auch noch so schmerzlich sein.
»Da hat sie Sie belogen, Herr Schermann«, erklärte er. »Ich habe Ihrer Verlobten von Anfang an geraten, gerade so gefährliche Sportarten wie Reiten zu unterlassen, weil das Risiko zu stürzen nun mal sehr groß ist. Inwieweit sie sich an meine Anordnungen gehalten hat, weiß ich nicht.«
Ricky senkte den Kopf. »Sie hat sich überhaupt nicht dran gehalten, Herr Doktor. Sie hat lange Geländeritte unternommen und mir immer wieder versichert, daß Sie diesen Sport auch in ihrem Zustand für unbedenklich hielten.«
Der Verdacht, der gleich nach Dr. Sommers Mitteilung von der Fehlgeburt in Dr. Daniel aufgestiegen war, festigte sich in ihm immer mehr. Livia Mangano hatte die Fehlgeburt provoziert und ihr Ziel schließlich auch erreicht.
»Ihre Verlobte hat nicht nur Sie belogen«, fuhr Dr. Daniel schließlich fort. »Bei ihrem letzten Termin behauptete sie, daß ihr die Schwangerschaft keinerlei Schwierigkeiten bereiten würde, dabei hatte sie zu diesem Zeitpunkt bereits Blutungen, und ich vermute, die hatte sie schon länger – mindestens zwei, vielleicht sogar drei Tage. Und als ich sie aufgrund dieser Blutungen in die Klinik von Dr. Sommer überweisen wollte, lehnte sie das ab. Ich konnte sie natürlich nicht zwingen, aber ich riet ihr dringend, für die nächsten Tage strikte Bettruhe zu halten, was sie mir dann auch versprochen hat. Am Freitag rief sie dann bei mir in der Praxis an und teilte mit, die Blutungen hätten aufgehört. Ich riet ihr, sich trotzdem noch zu schonen, woraufhin sie meinte, das wäre doch eine Selbstverständlichkeit, schließlich wolle sie ihr Baby nicht gefährden.«
Fassungslos schüttelte Ricky den Kopf. Was Dr. Daniel da erzählte, stand in krassem Gegensatz zu dem, was Livia ihm gegenüber behauptet hatte.
»Sie hat während dieser Tage keine Minute im Bett gelegen«, erklärte er leise. »Und sie behauptete sogar, daß Sie ihr für das Turnier sozusagen grünes Licht gegeben hätten.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Ich verstehe das alles nicht. Warum hat sie uns beide belogen?«
»Können Sie sich das wirklich nicht denken, Herr Schermann?« fragte Dr. Daniel so behutsam, wie es ihm möglich war.
Ricky schüttelte den Kopf, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne. Entsetzt starrte er Dr. Daniel an.
»Wollen Sie damit sagen… Livia hätte absichtlich…«
Dr. Daniel atmete tief durch. »Ich bin davon überzeugt, Herr Schermann. Ihre Verlobte wollte niemals ein Kind, und sie setzte alles daran, um es zu verlieren.« Er seufzte leise. »Ich habe dafür keine Beweise, aber meiner Meinung nach sprechen die Tatsachen für sich.«
Ricky konnte nur den Kopf schütteln. Diese Behauptung war so ungeheuerlich, daß sein Herz sich weigerte sie zu glauben. Sein Verstand arbeitete allerdings präzise genug, um die Wahrheit zu erkennen. Dr. Daniel hatte recht. Die Tatsachen sprachen wirklich für sich. Auch die Worte von Dr. Sommer und seinem Oberarzt bekamen jetzt einen Sinn, und Livias Flirt mit dem jungen Assistenzarzt, den er mit eigenen Augen mit angesehen hatte, erschien ihm nun auch in einem völlig anderen Licht.
Abrupt stand Ricky auf.
»Danke, daß Sie mir die Augen geöffnet haben«, erklärte er, und seine Stimme klang dabei ein wenig heiser, dann verließ er ohne ein weiteres Wort die Wohnung Dr. Daniels.
*
Die Nachmittagssprechstunde wurde für Dr. Daniel allzu beschwerlich. Zu viel war heute passiert, als daß er sich so auf seine Arbeit hätte konzentrieren können, wie er es sonst immer tat. Und so war er froh, als die letzte Patientin endlich gegangen war.
Nachdenklich blieb er in seinem Sprechzimmer sitzen, und er erschrak, als Lena Kaufmann nach kurzem Anklopfen hereintrat.
»Kann ich noch etwas für Sie tun, Herr Doktor?« fragte sie.
Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Danke, Frau Kaufmann, aber Sie können jetzt nach Hause gehen. Ich möchte noch ein bißchen allein sein. Sagen Sie auch Frau Meindl, daß sie Feierabend machen kann.«
»In Ordnung, Herr Doktor. Einen schönen Abend noch.«
Dr. Daniel bedankte sich mechanisch, doch seine Gedanken waren schon wieder woanders. Das Gespräch mit Ricky Schermann hatte ihn mehr aufgewühlt, als er zugegeben hätte, und auch die Geschichte mit Marina Kampe ließ ihm keine Ruhe. Sein Blick wanderte zum Telefon, und er wußte, daß er seinen Freund anrufen und einen Termin für Marina vereinbaren mußte. Oder sollte er nochmals versuchen, mit ihr zu sprechen… ihr die Sterilisation auszureden? Instinktiv fühlte Dr. Daniel, daß das keinen Sinn haben würde. Marina Kampe hatte offenbar zu viele schlechte Erfahrungen gemacht, und nach der tragischen Geschichte mit diesem Gerhard war es eigentlich verständlich, daß sie nie wieder in eine solche Situation geraten wollte. Und eine Sterilisation würde ihr diese Sicherheit geben.
Mit einem tiefen Seufzer griff Dr. Daniel nach dem Telefonhörer, legte jedoch wieder auf, ohne eine Nummer gewählt zu haben. Er würde Georg Sommer besuchen. Ein persönliches Gespräch würde ihm vielleicht helfen, die Ereignisse dieses Tages besser zu verarbeiten.
Entschlossen stand Dr. Daniel auf, schlüpfte aus seinem weißen Kittel und ging rasch nach oben, um Irene Bescheid zu sagen, daß er nach München fahren würde. Eine gute halbe Stunde später war er am Ziel, doch wieder zögerte er. Konnte er seinen Freund