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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
»Sie haben schon richtig gehört, Herr Doktor«, fuhr Marina fort. »Ich möchte mich sterilisieren lassen.«
Ungläubig schüttelte Dr. Daniel den Kopf. »Ich verstehe das nicht, Frau Kampe. Sie hatten sich so gefreut, als Sie glaubten, schwanger zu sein. Und ich erinnere mich nur zu gut an Ihre Niedergeschlagenheit, als sich herausstellte, daß es sich um eine Eileiterschwangerschaft handelte. Warum, um Himmels willen, wollen Sie jetzt plötzlich eine Sterilisation?«
Marina unterdrückte nur mit Mühe ein Schluchzen.
»Als ich glaubte, schwanger zu sein, da… da bestanden noch andere Voraussetzungen. Jetzt… bin ich allein.«
Dr. Daniel begriff noch immer nicht. »Aber das ist doch kein Grund, sich gleich sterilisieren zu lassen.« Er versuchte sich in die Lage des jungen Mädchens zu versetzen. »Natürlich ist es schmerzlich, einen Menschen zu verlieren, den man liebt, aber…«
Marina schüttelte den. Kopf. »Es ist ganz anders, Herr Doktor. Ich bin…, ich habe noch nie sehr viel Glück mit Männern gehabt, aber das ist eigentlich nicht das Ausschlaggebende. Viel schlimmer ist, daß Gerd… er ist verheiratet und…« Plötzlich konnte sie nicht mehr weitersprechen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann haltlos zu schluchzen.
Impulsiv stand Dr. Daniel auf und nahm das junge Mädchen väterlich in den Arm. Der Trost schien Marina gut zu tun, trotzdem dauerte es eine ganze Weile, bis sie sich vollends beruhigen konnte. Und dann begann sie zu sprechen – erst langsam und stockend, dann immer flüssiger.
»Es war vor ungefähr einem Jahr. Meine Freundin Annemarie war in Kanada, um ihrer kranken Tante mit der Farm zu helfen, und ich fühlte mich sehr allein. Die Wochenenden zogen sich endlos hin, und so bin ich an einem dieser entsetzlich einsamen Sonntagnachmittage in ein kleines gemütliches Cafe gegangen. Da habe ich Gerhard dann getroffen. Er fragte, ob er sich zu mir setzen dürfte und… na ja, er war so sympathisch. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, hatten dieselben Interessen und plauderten Stunde um Stunde. Schließlich verabredeten wir uns für das nächste Wochenende.« Sie schwieg einen Moment, dachte an den herrlichen Spaziergang, den sie unternommen hatten und an das Abendessen, das sie in einem Nobelrestaurant bei Kerzenlicht und einschmeichelnder Musik genossen hatten.
»Es war traumhaft schön«, fuhr sie endlich fort. »Natürlich hatte ich mich längst in Gerhard verliebt, und ich fühlte, daß es ihm genauso ging. Unsere Beziehung vertiefte sich, und mehr als einmal malte ich mir eine gemeinsame Zukunft mit Gerhard aus. Doch dann ging alles Schlag auf Schlag. Annemarie kehrte aus Kanada zurück, und irgendwie kamen wir auf Gerhard zu sprechen. Sie kannte ihn und wußte, daß er mit einer Schulfreundin von ihr verheiratet war. Natürlich stellte ich Gerhard noch am gleichen Abend zur Rede, doch er behauptete, er und seine Frau würden seit langem getrennt leben und nur noch auf die Scheidung warten. Ich habe ihm geglaubt.« Marina schwieg einen Moment. »Dann wurde ich schwanger, das heißt… Nun, Sie wissen ja, daß es keine richtige Schwangerschaft war, aber damals dachte ich noch…« Sie stockte, dann setzte sie leise hinzu: »Gerd wollte, daß ich das Baby abtreiben lasse.« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Meine Güte, wenn ich damals wenigstens die Zeichen richtig gedeutet hätte, aber auf den Gedanken, daß er mich belogen haben könnte, kam ich gar nicht.« Es gelang ihr wieder, sich zu fassen. »Ich wollte das Baby um jeden Preis bekommen, und schließlich stimmte Gerd zu. Er versprach mir, die Scheidung voranzutreiben.«
»Das hat er aber offensichtlich nicht getan«, vermutete Dr. Daniel.
Marina schüttelte den Kopf. »Es kam ja alles ganz anders. Sie stellten fest, daß es sich bei mir um eine Eileiterschwangerschaft handelte, und ich mußte in die Klinik von Dr. Sommer. Da wurde ich dann zum ersten Mal mißtrauisch, denn ich bemerkte, daß Gerd nur allzu erleichtert war, weil ich nun doch nicht schwanger war. Aber irgendwie schob ich die Gedanken, die sich mir aufdrängten, beiseite. Vor allem, weil er behauptete, seine Frau würde ihm plötzlich Schwierigkeiten machen.«
Dr. Daniel bemerkte, daß es Marina wieder schwerfiel weiterzusprechen, doch er wartete geduldig, bis sie sich soweit fassen konnte, um mit ihrer Schilderung der Ereignisse fortzufahren.
»Ich war gerade den ersten Tag wieder in der Kinderboutique, in der ich arbeite. Normalerweise hätte ich mich noch schonen sollen, aber ich dachte… ich wollte durch meine Arbeit vergessen…, wollte nicht mehr an die Schwangerschaft denken, die keine war. Ja, und dann kam eine junge Frau in den Laden. Sie war schwanger und hat ihre gesamte Babyausstattung bei uns gekauft. Als besonderen Service konnte ich ihr anbieten, die Sachen zu ihr nach Hause zu schicken.«
Dr. Daniel ahnte das Ende der Geschichte. »Es war Gerhards Frau, nicht wahr?«
Wieder nickte Marina, und dann ließen sich die Tränen nicht mehr zurückhalten.
»Sie war so nett… und sympathisch«, schluchzte sie. »Und sie hat mir erzählt, wie sehr sie und ihr Mann sich auf das Baby freuen. Es… es war schrecklich…«
Dr. Daniel nickte verständnisvoll. »Das kann ich mir vorstellen, Frau Kampe. Aber trotz dieser sehr tragischen Geschichte, in die Sie da verwickelt waren, verstehe ich Ihren Wunsch nach einer Sterilisation noch immer nicht.«
Marinas Tränen versiegten, und mit plötzlicher Festigkeit im Blick sah sie Dr. Daniel an.
»Ich war mit einem Mann zusammen, der verheiratet war und nicht im Traum daran dachte sich meinetwegen scheiden zu lassen. Und wenn ich daran denke, daß ich von diesem Kerl beinahe ein Kind bekommen hätte, dann wird mir übel. Das soll mir nie wieder passieren, Herr Doktor. Nie wieder will ich in eine solche Situation geraten.«
»Das müssen Sie ja auch nicht«, meinte Dr. Daniel. »Es gibt eine ganze Reihe von Verhütungsmitteln, die…«
Entschieden schüttelte Marina den Kopf. »Nein, Herr Doktor, das genügt mir nicht. Jedes Verhütungsmittel kann versagen, und solange es Männer wie Gerhard gibt, will ich in diese Welt niemals ein Kind setzen. Aus diesem Grund möchte ich eine endgültige Lösung haben.«
Dr. Daniel unternahm noch einen Versuch, um sie umzustimmen. »Frau Kampe…«
Doch sie ließ ihn gar nicht erst aussprechen. »Bemühen Sie sich nicht, Herr Doktor, mein Entschluß steht fest, und… so leid es mir tut, aber… wenn Sie mir nicht helfen wollen, dann muß ich zu einem anderen Arzt gehen.«
Dr. Daniel seufzte. Es schien, als wäre er machtlos. Dabei war er sicher, daß Marina diesen Entschluß irgendwann bereuen würde.
»Also schön«, gab er endlich nach. »Ich überweise Sie zu Dr. Sommer. Sie kennen ihn ja schon von Ihrem letzten Klinikaufenthalt. Er wird die Sterilisation vornehmen.« Er schwieg einen Moment, dann fügte er hinzu: »Ich werde einen Termin für Sie aushandeln und Ihnen dann umgehend Bescheid sagen.«
Marina nickte. »In Ordnung, Herr Doktor, und… vielen Dank.«
*
»Was ist denn los, Robert? Du siehst so mitgenommen aus«, stellte Irene fest, als ihr Bruder nach der Vormittagssprechstunde zum Mittagessen nach oben kam.
Mit einem tiefen Seufzer winkte Dr. Daniel ab. »Es ist nichts, Irene.« Schließlich konnte er ja nicht sagen, daß ihm der Besuch von Marina Kampe so an die Nieren gegangen war. Ein zweiundzwanzigjähriges Mädchen, das eine Sterilisation verlangte. Dr. Daniel schüttelte den Kopf. Er konnte es noch immer nicht fassen.
Die Türklingel riß ihn aus seinen Gedanken.
»Ach, es ist doch wirklich zum…« Irene konnte sich im letzten Augenblick noch beherrschen. »Nicht mal beim Mittagessen läßt man dir deine Ruhe.«
Dann ging sie forschen Schrittes zur Wohnungstür und riß sie voller Elan auf, um den davorstehenden Besucher gleich mal ein wenig abzuschrecken. Doch das gelang ihr nicht. Der junge Mann, der gerade geklingelt hatte, war zu aufgebracht, um Irenes Ärger über die Störung zu bemerken.
»Ich möchte zu Dr. Daniel«, verlangte er. »Sofort.«
Irene bedachte ihn