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nach. Sie warf Ricky einen Blick zu und lächelte ihn zärtlich an. Ja, ihre Liebe würde endlos sein – so endlos wie der Ring, den sie heute von ihm bekommen hatte.

      *

      Unmittelbar nach der Hochzeit kehrten Marina und Ricky Deutschland den Rücken, um ihre Flitterwochen auf Kreta zu verbringen. Die drei Wochen vergingen wie im Flug. Sie besichtigten Knossos und fuhren zur Lassithi-Hochebene, um die zehntausend Windmühlen zu sehen. Sie alberten in der Ruine von Frangokastello herum und statteten dem alten Kloster Moni Preveli einen Besuch ab. Und zwei Tage vor ihrer Abreise buchten sie im Hotel noch die Wanderung durch die sechzehn Kilometer lange Samaria-Schlucht. Es war für beide ein traumhaftes Erlebnis, und so verließen sie zwei Tage später nur schweren Herzens die Insel, auf der sie so unsagbar schöne Wochen verbracht hatten.

      Doch als sie dann im Flugzeug saßen, nahmen sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied, denn nun wartete ja ein gemeinsames Leben auf sie, und darauf freuten sie sich schon sehr. Ganz spontan hatten sie sich entschlossen, nicht in die Schermann-Villa einzuziehen, sondern dort zu bleiben, wo ihre Liebe begonnen hatte – in Steinhausen.

      Am späten Nachmittag landete die Maschine auf dem Münchner Flughafen, und nun war die Heimat schon zum Greifen nah. Mit dem Zug fuhren sie nach Steinhausen, und als sie ein wenig erschöpft, aber trotzdem glücklich vor dem kleinen Einfamilienhaus standen, das sie mit sehr viel Glück hatten kaufen können, da nahm Ricky seine junge Frau kurzerhand auf die Arme und trug sie über die Schwelle.

      »Aber, Ricky, das hast du doch in der Hochzeitsnacht schon getan«, meinte Marina schmunzelnd.

      Grinsend zuckte er die Schultern. »Doppelt genäht hält besser. Und schließlich beginnt unser Eheleben erst jetzt so richtig.« Er wollte Marina wieder auf den Boden stellen, doch sie hatte ihre Arme um seinen Nacken gelegt und dachte gar nicht daran loszulassen.

      »Was ist denn?« fragte Ricky. »Soll ich dich bis in alle Ewigkeit so tragen?«

      »Das könnte ich schon aushalten«, meinte Marina.

      »Ich habe dir zwar versprochen, dich auf Händen zu tragen, aber so wörtlich war das nun auch wieder nicht gemeint«, erklärte Ricky, hatte dabei aber Mühe, sich ein Lächeln zu verkneifen.

      »Aha«, neckte Marina ihn. »Da werden die ersten Versprechen schon gebrochen.« Dann küßte sie ihn zärtlich. »Aber ich liebe dich trotzdem.«

      *

      Marina und Ricky hatten nicht viel Mühe, sich an ihr Eheleben zu gewöhnen. Anfangs war Ricky ein paarmal zu spät im Büro der Schermann-Werke erschienen, weil er die Fahrzeit von Steinhausen nach München falsch berechnet hatte, doch inzwischen hatte er sich daran gewöhnt, früher aufzustehen.

      Auch Marina genoß das Zusammenleben mit Ricky sehr, obwohl sie sich seit einigen Tagen schrecklich müde fühlte. Jetzt war auch noch eine eigenartige Übelkeit dazugekommen. Die Stunden in der Kinderboutique machten Marina plötzlich sehr zu schaffen.

      »Na ja, es wird schon wieder vergehen«, murmelte sie, während sie den Kaffee für Ricky und sich aufbrühte.

      »Was wird vergehen?« fragte er von der Tür her, dann trat er zu seiner jungen Frau und sah sie forschend an. »Stimmt etwas nicht, Liebes? Fühlst du dich nicht wohl?«

      Marina winkte ab. »Ach, es ist bestimmt nichts von Bedeutung, Ricky. Wenn ich zu schnell aufstehe, wird mir leicht schwarz vor Augen, und morgens kommt dann immer eine eigenartige Übelkeit dazu.« Sie lächelte. »Wahrscheinlich werde ich allmählich alt.«

      »Das ist doch Unsinn«, entgegnete Ricky, und in seiner Stimme schwang dabei offene Besorgnis mit. Er überlegte kurz. »Weißt du was, du legst dich jetzt ins Bett, und heute nachmittag komme ich früher aus dem Büro, dann fahren wir beide rasch zu Dr. Daniel hinüber.«

      »Ach, Ricky, das ist wirklich nicht nötig«, wehrte sie ab. »Mir fällt einfach nur die Umstellung schwer. Der Urlaub mit dir war so schön, und jetzt soll ich plötzlich wieder zur Arbeit gehen und darf den ganzen Tag nicht mit dir zusammensein.«

      Ricky war dadurch zwar nicht zu überzeugen, doch für eine lange Diskussion blieb ihm keine Zeit. Er mußte ins Werk, aber er nahm sich vor, spätestens am Wochenende noch einmal eingehend mit Marina zu sprechen. So weit kam es allerdings gar nicht mehr, denn noch am selben Tag wuchs in Marina ein Verdacht heran – ein schlimmer Verdacht. So wie jetzt hatte sie sich doch schon einmal gefühlt. Damals hatte sie gedacht, schwanger zu sein, doch es hatte sich herausgestellt, daß es sich um eine Eileiterschwangerschaft gehandelt hatte. Und mit Grauen dachte sie an die Tage in der Klinik von Dr. Sommer, als die Schwangerschaft, über die sie sich anfangs so gefreut hatte, langsam verkümmert war. In ihrer grenzenlosen Angst fuhr sie sofort zur Praxis von Dr. Daniel und hoffte, daß er sie gleich untersuchen würde, obwohl sie wieder einmal ohne Termin bei ihm erschien.

      »Guten Tag, Frau Schermann«, begrüßte er sie in seiner herzlichen Art. »Das ist aber schön, daß Sie mich so kurz nach der Hochzeitsreise besuchen. War’s denn schön?«

      Marina nickte. »Traumhaft schön.«

      »Das freut mich.« Er bot ihr Platz an und setzte sich dann ihr gegenüber. Und jetzt bemerkte er ihren ernsten Gesichtsausdruck. »Was ist denn los, Frau Schermann? Sie haben doch hoffentlich keine Probleme?«

      Ein wenig nervös spielte Marina mit ihrem Ehering, dann sah sie Dr. Daniel an. »Ich habe Angst, Herr Doktor. Ich fühle mich seit einiger Zeit nicht so besonders, und nun… Na ja, Sie wissen doch, daß ich vor nicht allzu langer Zeit eine Eileiterschwangerschaft hatte…«

      Dr. Daniel lächelte nachsichtig. »Na, na, Frau Schermann, es muß doch nicht gleich wieder so etwas Schlimmes sein. Glauben Sie nicht, daß es auch eine ganz normale Schwangerschaft sein könnte?«

      Marina senkte den Kopf. »Das hoffe ich ja auch, aber… ich habe trotzdem Angst. Damals in der Klinik… es war so schlimm…«

      »Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie sehr sie unter der Eileiterschwangerschaft gelitten haben«, erklärte Dr. Daniel. »Aber es muß ja nicht zwangsläufig wieder so sein.« Er stand auf. »Kommen Sie mit ins Labor. Frau Kaufmann wird gleich einen Schwangerschaftstest vornehmen.«

      Der Test fiel zwar positiv aus, trotzdem konnte sich Marina nicht so recht darüber freuen. Schließlich war es damals, als sie die Eileiterschwangerschaft gehabt hatte, genauso gewesen. Doch die anschließende Untersuchung und auch die Ultraschallaufnahme ergaben eindeutig, daß es sich diesmal um eine »richtige« Schwangerschaft handelte.

      Und nun kannte Marinas Freude wirklich keine Grenzen mehr. Mit einem glücklichen Jauchzer fiel sie Dr. Daniel um den Hals.

      »Ich bekomme ein Baby!« rief sie, und dabei rollten Tränen der Freude über ihre Wangen. »Meine Güte, ich bekomme wirklich ein Baby!«

      Erst jetzt wurde ihr bewußt, was sie gerade getan hatte, und errötend trat sie zurück.

      »Bitte, entschuldigen Sie, Herr Dr. Daniel«, stammelte sie. »Es ist mir entsetzlich peinlich…«

      Der Arzt schmunzelte. »Das ist schon in Ordnung, Frau Schermann.«

      Er gab ihr noch einen Termin für die nächste Vorsorgeuntersuchung und begleitete sie dann zur Tür. Während des Nachhausewegs und auch noch in den darauffolgenden Stunden überlegte Marina, wie sie das bevorstehende freudige Ereignis Ricky mitteilen sollte. Es widerstrebte ihr, ihm einfach zu sagen, daß er Vater werden würde. Doch plötzlich hatte sie eine Idee. Sie fuhr rasch in die Kreisstadt und besorgte sich eine neutrale Geschenkkarte. Kaum zu Hause angekommen, setzte sie sich an den Tisch und schrieb auf die Karte »Gutschein für einen Stammhalter. Einzulösen in etwa acht Monaten bei Manna Schermann«. Dann stellte sie eine Flasche Sekt kalt und wartete auf Ricky.

      Sie hatte Glück. Er kam ausnahmsweise ganz pünktlich aus dem Werk.

      »Haben wir etwas zu feiern?« wollte er wissen, als sie den Sekt einschenkte und dann das Kuvert vor ihn hinlegte.

      »Mach auf«, riet sie ihm mit geheimnisvollem Lächeln, »dann weißt du es.«

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