ТОП просматриваемых книг сайта:
Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
In Steinhausen arbeitete seit etlichen Jahren eine Hebamme, die für die Schwangeren der Umgebung Geburtsvorbereitungskurse durchführte. Hier hatte sich auch Claudia angemeldet und lernte nun Wehen veratmen, leichte Schwangerschaftsgymnastik und wie man ein Baby wickelt, an- und auszieht. Die wöchentlichen Kurse machten ihr unheimlich viel Spaß, und mit jedem Mal freute sie sich mehr auf ihr Kind.
Jetzt war sie sich ihrer Schwangerschaft auch schon richtig bewußt, denn sie trug ein sehr lebhaftes Baby, dessen Tritte und Knüffe gelegentlich ein wenig schmerzhaft sein konnten. Dann streichelte Claudia immer liebevoll über ihren Bauch und murmelte »du kleiner Treibauf«.
»Nun, Claudia, wie fühlen Sie sich?« wollte Dr. Daniel bei einer
der nächsten Vorsorgeuntersuchungen wissen. »Allmählich gehen Sie ja auf das Ende Ihrer Schwangerschaft zu.«
Claudia nickte strahlend. »Ich freu mich schon so sehr auf mein Baby.« Dann wurde sie ernst. »Allerdings habe ich auch ein bißchen Angst vor der Geburt. Der Vorbereitungskurs bei Frau Lüder ist zwar sehr hilfreich, aber irgendwie… ich weiß auch nicht. Wenn von sieben und acht Stunden Wehen die Rede ist, dann bekomme ich schon fast Panik. Ich glaube, ich bin nicht sehr gut darin, Schmerzen auszuhalten.«
Dr. Daniel lächelte. »Das denken viele werdende Mütter, und gelegentlich ist es auch wirklich so, daß die eine oder andere Frau Schmerzmittel benötigt. Die sanfte Geburt, die in der Klinik von Dr. Sommer praktiziert wird, verläuft eben nur für das Baby sanft. Es kommt in einem dämmrigen, sehr warmen Zimmer zur Welt und darf dann gleich zu seiner Mutter auf den Bauch. Das ist für das Kleine natürlich ein viel schönerer Start, als in einem hell erleucheten Kreißsaal geboren, gleich abgenabelt und gründlich untersucht zu werden. Man darf ja nicht vergessen, daß sich ein Baby neun Monate lang in einem sechsunddreißig Grad warmen Nest und in völliger Dunkelheit aufhält. Dazu kommen die Strapazen der Geburt, denn die ist auch für das Baby anstrengend.«
Claudia lächelte. »Wenn Sie das so erzählen, dann verschwindet die Angst bei mir sofort wieder.«
»Das freut mich«, meinte Dr. Daniel. »Eine Geburt ist etwas ganz Natürliches, und so wird sie bei Dr. Sommer auch gehandhabt. Das heißt natürlich nicht, daß Ihnen Schmerzmittel versagt bleiben, wenn Sie unbedingt welche brauchen. Und Sie sind dann auch keine schlechtere Mutter.«
»Das beruhigt mich sehr«, gab Claudia zu, doch Dr. Daniel erkannte, daß sie noch etwas auf dem Herzen hatte.
»Nun, Claudia, was ist denn noch?« fragte er behutsam.
Sie seufzte. »Ach, es ist nur… auf dem Kreuzberg liegt immer noch Schnee. Wenn nun die Wehen einsetzen und ich nicht rechtzeitig nach München in die Klinik komme…«
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken«, beruhigte Dr. Daniel sie. »Als Erstgebärende haben Sie sicher eine ganz Weile Wehen. Ich rechne immer mit sieben bis acht Stunden. In dieser Zeit kommen Sie leicht nach München. Außerdem habe ich mit Martin alles abgesprochen.« Er lächelte. »Martin läßt es sich nicht nehmen, Sie persönlich in die Klinik zu bringen. Er wird Sie mit dem Pferdefuhrwerk nach Steinhausen bringen, und dann fahren wir gemeinsam in die Klinik.«
Claudia seufzte wieder. »Hoffentlich geht alles gut.«
*
Claudias Geburtstermin rückte immer näher, doch nach wie vor schien der Winter keine Lust zu haben, den Kreuzberg endlich freizugeben. Ende März setzte noch einmal dichter Schneefall ein, und als mit dem siebten April der errechnete Geburtstermin erreicht war, wurde Claudia wirklich nervös. Von früh bis spät waren die Gröbers auf den Beinen, um den riesigen Vorplatz von den Schneemassen zu befreien.
»Dieses Jahr will der Frühling wohl gar nicht kommen«, jammerte Vevi. Der hohe Schnee machte ihr schwer zu schaffen, und Claudia war in ihrem Zustand auch keine Hilfe mehr für sie. Vor allem machte sie sich jetzt nur noch Sorgen darum, wie sie in die Klinik kommen würde, wenn sich der Beginn der Geburt ankündigte. Für einen Augenblick bereute sie, daß sie Dr. Daniels Rat nicht gefolgt und bis zum Ende des Winters ins Pfarrhaus gezogen war.
Doch der siebte April verging, ohne daß sich die Wehen eingestellt hatten. Und als tags darauf endlich eine wärmende Sonne schien, atmete Claudia erleichtert auf. Vielleicht geduldete sich ihr Baby noch, bis der Schnee vollends weggetaut war. Doch dem war leider nicht so, denn am frühen Abend dieses Tages war es dann soweit.
Claudia hatte sich ein wenig hingelegt, als ein stechender Schmerz sie hochfahren ließ. Und plötzlich bekam sie Angst. Die Hebamme hatte bei der Geburtsvorbereitung gesagt, der Schmerz würde langsam kommen, anschwellen und dann wieder verklingen. Das, was sie hier erlebte, erschien ihr aber völlig anders. Der Wehenschmerz nagelte sie buchstäblich fest. Sie war nicht imstande, auch nur einen Finger zu rühren, und als sie das Gefühl hatte, der Schmerz würde sie zerreißen, schrie sie ihre Angst und Qual aus sich heraus, doch niemand hörte sie.
»Martin! Hilfe!«
Ihre Stimmte überschlug sich fast, aber der Bergbauernhof war gut gebaut. Die Mauern waren dick; sie dämpften jedes noch so laute Geräusch. Und Claudia war vor Angst und Schmerzen unfähig, das Bett zu verlassen. Sie fühlte, wie sie in Panik zu geraten drohte.
»Martin!« Noch einmal versuchte sie ihr Glück. Martin! Hilfe!«
Und diesmal wurden ihre verzweifelten Schreie gehört – von Hasso, dem treuen Hofhund. Und der schlug so lange Alarm, bis Martin und Vevi stutzig wurden. Zuerst suchte Martin den Hof ab, weil er dachte, ein Fuchs hätte sich vielleicht eingeschlichen. Doch gerade als er den Hühnerstall betreten wollte, hörte er Claudias Hilfeschreie.
»Vevi, schnell, die Claudia!« brachte er nur hervor, dann stürzte er nach oben, dicht gefolgt von der Wirtschafterin, und riß ohne anzuklopfen die Tür auf. Und dann erfaßte er die Situation mit einem Blick. Die Geburt von Claudias Baby stand kurz bevor, und es war zu spät, um sie noch ins Krankenhaus zu bringen.
»Meine Güte, wie lange liegst du schon in den Wehen?« fragte er bestürzt.
»Noch nicht lange«, beteuerte Claudia atemlos. »Eine Stunde vielleicht.« Sie krümmte sich zusammen. »Oh, Martin, es tut so weh!«
Martin wandte sich Vevi zu. »Ruf Dr. Daniel an! Er soll sofort heraufkommen, und er soll sich um Himmels willen beeilen. Ich will hier keinen Geburtshelfer spielen.«
Vevi lief hinaus, so schnell ihre alten Beine sie zu tragen vermochten, während Claudia wieder nahezu hysterisch zu schreien begann. Martin trat neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
»Ruhig, Claudia.« Seine Stimme klang dabei fest und sicher und nahm Claudia einen großen Teil ihrer Angst. Ihre Hände zitterten zwar noch, aber sie versuchte immerhin, sich nicht wieder in eine Panik hineinzusteigern. Jetzt war sie nicht mehr allein. Martin war bei ihr, und Dr. Daniel würde in spätestens einer Stunde ebenfalls hier sein. In diesem Augenblick kam unwillkürlich die Erinnerung an das, was die Hebamme in der Geburtsvorbereitung gesagt hatte. Entspannen und tief in den Bauch hineinatmen, bis der Wehenschmerz vorüber war.
Claudia versuchte, den Befehl, den ihr Gehirn geformt hatte, auszuführen, doch es wollte ihr nicht gelingen. Ihr Bauch war hart und schmerzte.
»Martin«, stöhnte sie leise. »Bitte, hilf mir.«
Der junge Mann atmete tief durch. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt tun sollte. Sicher, er hatte miterlebt, wie seine Mutter den kleinen Thomas zur Welt gebracht hatte, doch das war siebzehn Jahre her, und er war damals ein zehnjähriger Bub gewesen.
Aber dann handelte er ganz impulsiv.
»Komm, Mädel, setzt dich auf und lehn dich an mich«, befahl er ruhig und sanft.
Mit Mühe konnte Claudia seiner Aufforderung nachkommen, aber kaum saß Martin hinter ihr, da spürte sie, wie seine Ruhe und Kraft auf sie überzugehen schienen. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust, und sie spürte seine gleichmäßigen Atemzüge. Mit sanftem, aber