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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
Doch Claudia schüttelte den Kopf. »Es ist ihm ernst damit… verdammt ernst. Sehen Sie, Herr Doktor, ich bin jetzt seit fast vier Wochen auf dem Hof, und seitdem haben sich Martin, Franz und Thomas gegenseitig fast übertroffen, wenn es darum ging, irgend etwas für mich zu tun. Doch das alles war eine… Schwärmerei, nicht mehr. Sie haben mich umworben, vielleicht waren sie auch ein bißchen verliebt in mich, aber das mit Martin… das ist anders.«
»Inwiefern?« wollte Dr. Daniel wissen.
Claudia atmete tief durch. »Er hat mir heute mehr oder weniger einen Heiratsantrag gemacht. Er sagte, ich wäre zur Bäuerin geboren und… und das Kind, das ich erwarte, würde ihm nichts ausmachen.« Plötzlich brach sie in Tränen aus. »Er ist genauso wie alle anderen. Sie lügen das Blaue vom Himmel herunter, bis man sich ihnen hingibt… mit allem, was man hat… und dann… dann lassen sie einen einfach sitzen. Um die Gefühle, die sie zerstören, machen sie sich überhaupt keine Gedanken.«
»Ich verstehe, wie es in Ihnen aussehen muß«, erklärte Dr. Daniel leise. »Trotzdem sollten Sie nicht alle Männer über einen Kamm scheren. Ich kenne Martin Gröber schon ziemlich lange, und ich glaube nicht, daß er ein leichtfertiger Mensch ist.«
Claudia seufzte. »Möglich, aber… ich glaube, ich kann nie wieder einem Mann vertrauen… oder gar meine Liebe schenken.«
*
Die Heimkehr von Genoveva Huber war ein großes Ereignis für die Gröbers und natürlich auch für Claudia. Sie hatte in den letzten Wochen so viel über die sagenhafte Vevi gehört, daß sie es kaum noch erwarten konnte, diese Frau endlich kennenzulernen.
Natürlich hatte auch Vevi schon von der neuen Hausgenossin auf dem Gröber-Hof gehört und war darüber gar nicht so glücklich. Der Bauer und seine Söhne, die sie gelegentlich im Krankenhaus besucht hatten, schwärmten in den höchsten Tönen von dem fleißigen jungen Mädchen, und Vevi sah daher in ihr eine echte Konkurrenz.
Mit einem Pferdefuhrwerk mußte man die Wirtschafterin auf den Bergbauernhof bringen, denn zu Fuß hätte sie den anstrengenden Weg noch nicht zurücklegen können, und für ein Auto war der schmale, gewundene Pfad nicht geeignet. Die Pferde hatten schon Schwierigkeiten, den Wagen hinaufzubringen, aber endlich war es doch geschafft.
Auf dem großen Vorplatz kletterte Vevi aus dem Pferdewagen und sah sich mit herrischem Blick um. Es
schien, als wäre die Bäuerin heimgekehrt, und so ähnlich fühlte sich die Wirtschafterin nach den vielen Jahren, die sie hier verbracht hatte, auch.
»Was ist denn das für eine Begrüßung?« wetterte sie gleich los. »Ist keiner daheim? Unverschämtheit!«
Thomas Gröber streckte den Kopf zur Haustür heraus.
»Ach, Vevi, du bist es«, meinte er, als wäre die Wirtschafterin nur mal kurz beim Einkaufen gewesen.
»Empfängt man so eine Frau, die wochenlang auf Leben und Tod dagelegen hat?« ereiferte sich Vevi und gestattete sich dabei ohne die geringsten Skrupel eine ziemliche Dramatisierung ihrer Krankheit.
Thomas konnte sich nur schwer ein Lachen verbeißen.
»Tja, Vevi, das tut mir schon sehr leid«, meinte er. »Aber der Vater ist mit Martin und Franz am Hang. Du weißt ja, wie es bei uns im Herbst zugeht.«
Vevi grummelte etwas Unverständliches, und Thomas ahnte, daß es nichts Freundliches gewesen war.
»Und die Neue?« wollte sie dann wissen. »Hat die das Feld vielleicht schon geräumt?«
Wieder kostete es Thomas Mühe, nicht laut loszulachen.
»Claudia? Nein, die ist schon da.« Und dabei bemühte er sich nicht einmal, den schwärmerischen Unterton zu verbergen, was Vevi ärgerlich vermerkte.
»Komm schon!« herrschte sie Thomas jetzt an. »Hol den Koffer vom Wagen. Oder soll der alte Berner mit seinen Pferden hier Wurzeln schlagen?«
Thomas beeilte sich, Vevis Aufforderung nachzukommen. Der Bauer Hubert Berner reichte ihm die Koffer vom Wagen, verabschiedete sich und wendete sein Fuhrwerk, um wieder talwärts zu fahren – ein schwieriges Manöver, das einen erfahrenen Kutscher erforderte.
Mit einem tiefen Seufzer betrat Vevi jetzt das stattliche Anwesen und schaute sich um. Anscheinend schien außer Thomas und dieser Neuen wirklich kein Mensch zu ihrer Begrüßung da zu sein. Sie konnte es kaum glauben, und dabei schlich Wehmut in ihr Herz. Seit Jahrzehnten rackerte sie sich hier ab, und nun…
Es gelang der guten Vevi nicht mehr, diesen Gedankengang zu Ende zu führen, denn in diesem Moment wurde die Stubentür aufgerissen, und ein vielstimmiger Chor klang ihr entgegen.
»Willkommen daheim!«
»Aber… aber… das ist ja…«, konnte die Wirtschafterin nur stammeln, während sie in vier lachende Gesichter blickte, dann drehte sie sich zu Thomas um, der mit den Koffern in der Hand hinter ihr stand. »Du Lausebengel! Du hast das alles gewußt!«
Thomas grinste. »Natürlich hab’ ich es gewußt.« Dann küßte er die Wirtschafterin auf die Wange. »Schön, daß du wieder daheim bist.«
Tränen der Rührung stiegen Vevi in die Augen.
»Ach, ihr…«, brachte sie mühsam hervor und versuchte dabei verzweifelt, nicht die Fassung zu verlieren.
Claudia bemerkte, was in ihr vorging, und kam ihr ganz unauffällig zu Hilfe, indem sie sich einfach vorstellte.
»Guten Tag, Vevi, ich bin die Claudia, und ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen, nachdem ich schon so viel über Sie gehört habe.«
Damit nahm sie der Wirtschafterin den Wind aus den Segeln, denn nach diesen herzlichen Worten brachte Vevi es nicht mehr über sich, das junge Mädchen unsympathisch zu finden.
Claudia ließ ihr auch gar keine Zeit, etwas zu erwidern, sondern nahm sie spontan bei der Hand und führte sie in die Stube und zum Tisch.
»So, jetzt setzen Sie sich erst mal und ruhen sich aus«, meinte sie. »So eine Heimkehr aus dem Krankenhaus stelle ich mir ganz schön anstrengend vor. In der Zwischenzeit mache ich Kaffee, und Kuchen habe ich auch gebacken.«
Den hatte Vevi schon gesehen. Mitten auf dem Tisch stand eine appetitliche Sahnetorte, auf der mit Schokoladenschrift Herzlich willkommen, Vevi geschrieben stand. Wieder stiegen der Wirtschafterin Tränen in die Augen.
»Das wäre wirklich nicht nötig gewesen«, erklärte sie und konnte dabei ihre Freude über diesen wundervollen Empfang nicht verbergen.
In schöner Eintracht saßen sie alle wenig später um den Tisch, tranken Kaffee und verzehrten die köstliche Torte, dann entschuldigten sich die Männer. Sie mußten wieder an ihre Arbeit gehen. Auch Claudia stand auf, um den Tisch abzuräumen.
»Ich helfe dir«, meinte Vevi.
»Wenn Sie möchten«, entgegnete Claudia. »Aber Sie können auch ruhig noch sitzen bleiben und Ihre Arbeit erst morgen wieder antreten.«
Vevi verstand diese Worte richtig. Claudia wollte sie keinesfalls aus ihrer langjährigen Stellung vertreiben.
»Schön langsam muß ich ja wieder anfangen, mich an die Arbeit zu gewöhnen«, erklärte sie. »Und übrigens – dieses dumme Sie kannst du lassen. Hier auf dem Hof duzen wir uns alle.«
»Ich glaube, wir werden gut miteinander zurechtkommen«, stellte Vevi fest.
Claudia nickte. »Dieser Ansicht bin ich auch.«
*
Ein eisiger Winter hielt in Steinhausen und vor allem auch auf dem Bergbauernhof der Gröbers Einzug. Die Welt um das stattliche Anwesen versank in der weißen Pracht, und jeder Weg in den Ort hinunter wurde zur Tortur. Das konnte auch Claudia unschwer feststellen, als sie wieder