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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
Dr. Daniel schwieg, was Irene als Zustimmung auffaßte. Sie bedachte ihren Bruder mit einem mißbilligenden Blick.
»Meine Güte, Robert, die Kinder sind erwachsen. Die ganze Woche über gehen sie zur Uni und müssen lernen, da wollen sie halt am Wochenende mal was anderes tun, als bei dir… bei uns herumzusitzen.«
»Wahrscheinlich hast du recht«, stimmte Dr. Daniel zu, dann stand er auf. »Wenn du nichts dagegen hast, dann unternehme ich einen kleinen Spaziergang. Es ist seit Wochen das erste Mal, daß an einem Samstag wieder die Sonne scheint.«
»Ist schon recht, Robert«, erklärte Irene mit einem zustimmenden Nicken. »Die frische Luft wird dir guttun.«
Davon war Dr. Daniel nicht so überzeugt. Er ging ja auch nur spazieren, um mit sich und seinen Gedanken ein bißchen allein zu sein. Langsam verließ er seine Villa und sah sich ein wenig unschlüssig um. Er wußte nicht so recht, wohin er sich wenden sollte, dann entschloß er sich spontan, ein Stück den Kreuzberg hinaufzugehen. Dorthin verirrten sich nur wenige Spaziergänger, denn der Anstieg wurde bereits nach wenigen Metern äußerst beschwerlich.
Auch Dr. Daniel begann schon nach kurzer Zeit schwerer zu atmen, trotzdem empfand er die Anstrengung als wohltuend. Auf einem Baumstumpf legte er eine kurze Rast ein, bevor er weiter bergan stieg.
Nach einer knappen Stunde Wanderung lichtete sich der Wald, und das beachtliche Gröber-Anwesen kam in Sicht. Wieder blieb Dr. Daniel einen Augenblick stehen, um zu verschnaufen. Er wundere sich ein wenig, daß es auf dem Bergbauernhof des alten Gröber heute so ruhig war. Normalerweise herrschte auch an einem Samstagnachmittag hier oben reges Leben. Doch heute wirkte der Hof wie ausgestorben.
Da wird doch hoffentlich nichts passiert sein, dachte Dr. Daniel mit plötzlicher Besorgnis, dann lenkte er seine Schritte zu der wuchtigen, mit wunderschönen Schnitzereien verzierten Eingangstür. Wie immer stand die Tür einen Spalt offen. Hier oben schien niemand Angst vor Einbrechern zu haben.
»Gröber-Bauer?« rief Dr. Daniel fragend hinein. »Sind Sie zu Hause?«
Im nächsten Moment ging die Küchentür auf, und ein junger Mann schaute heraus. Die schwarzen Locken und dunklen Augen ließen an einen Italiener denken, und das war auch gar nicht so weit hergeholt. Die Urgroßmutter des jungen Mannes stammte nämlich wirklich aus Sizilien und hatte ihr südländisches Aussehen über Generationen weitervererbt.
»Herr Dr. Daniel!« rief der junge Mann jetzt überrascht, dann erschien ein breites Lächeln auf seinem sympathischen Gesicht. »Das ist aber schön, daß Sie zu uns auch mal wieder herauffinden.«
»Grüß dich, Martin«, erwiderte der Arzt. »Ich bin mehr durch Zufall hier. Ich habe einen kleinen Spaziergang gemacht.«
Martin lachte auf. »Spaziergang? Mein lieber Herr Doktor, das ist aber ein anstrengender Spaziergang zu uns herauf. Wollen Sie eine kleine Erfrischung? Ein Glas kalte Milch oder lieber einen Schnaps? Selbstgebrannten.«
Abwehrend hob Dr. Daniel beide Hände. »Willst du mich umbringen, Martin? Euer Schnaps brennt einem ja die Kehle durch. Nein, nein, dann schon lieber ein Glas Milch. Ich glaube, das bekommt mir besser.«
Martin grinste. »Da können Sie recht haben. Setzen Sie sich schon mal in die Stube. Ich komme gleich.«
Der Jungbauer trat auch wirklich kurz darauf in die gemütliche Stube und stellte ein Glas Milch auf den Tisch. Dann setzte er sich.
»Ein bißchen kann ich Ihnen Gesellschaft leisten«, meinte er. »Dann muß ich leider wieder in die Küche. Da schaut’s aus, als wäre eine Bombe explodiert.«
Erstaunt zog Dr. Daniel die Augenbrauen hoch. »Warum denn das? Ist eure Vevi in Streik getreten?«
Mit einem tiefen Seufzer winkte Martin ab. »Von wegen Streik! Im Krankenhaus liegt sie. Schon seit einer Woche.«
Dr. Daniel erschrak sichtlich. Genoveva Huber, die bei den Gröbers schon seit Jahrzehnten als Wirtschafterin und Mädchen für alles arbeitete, war zwar nur ein einziges Mal in seiner Praxis gewesen, trotzdem hatte sie aber einen bleibenden Eindruck bei Dr. Daniel hinterlassen. Und bei seinen gelegentlichen Besuchen auf dem Bergbauernhof hatte sie sich als eine wahre Seele von Mensch gezeigt. Überdies hatte sie doch immer nur so vor Gesundheit gestrotzt.
Aber noch bevor Dr. Daniel eine Frage stellen konnte, fuhr Martin schon fort: »Die Kellertreppe ist sie hinuntergefallen und hat sich dabei ein Bein gebrochen. Komplizierter Bruch, sagen die Ärzte. Und daß sie mit mindestens fünf Wochen Krankenhausaufenthalt rechnen muß – in ihrem Alter.« Jetzt grinste er. »Sie hätten die Vevi sehen sollen, als der Arzt das von ihrem Alter gesagt hat. Wenn ihr das Bein nicht so weh getan hätte, hätte sie den armen Kerl einen Kopf kürzer gemacht. Aufgegangen ist sie wie eine Dampfnudel.«
Bei dem Vergleich mußte Dr. Daniel lachen. Aber er konnte sich schon vorstellen, daß die resolute Vevi in diesem Fall kein Blatt vor den Mund genommen hatte.
»Soso, und nun mußt du den Haushalt führen«, vermutete Dr. Daniel, doch Martin schüttelte heftig den Kopf.
»Nein, Herr Dokor, das machen wir schon abwechselnd. Schließlich hab’ ich ja nicht umsonst zwei Brüder. Die sollen ruhig lernen, mit dem Kochtopf umzugehen.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Tut mir leid, Herr Doktor, wenn Sie noch weiter mit mir reden möchten, dann müssen Sie mich in die Küche begleiten.«
»Ich kann dir auch ein bißchen zur Hand gehen«, bot Dr. Daniel bereitwillig an.
»Das wäre ja noch schöner«, wehrte Martin spontan ab. »Nein, nein, Herr Doktor, das schaffe ich schon allein.« Er fuhr sich mit einer Hand durch die dichten Locken. »Die Hausarbeit wäre ja nicht das Schlimmste. Aber gerade im Herbst steht auf dem Hof auch jede Menge Arbeit an. Auf der Hochalm ist vor zwei Tagen der erste Schnee gefallen, deshalb mußten wir die Kühe herunterholen. Und heute ist der Vater gleich nach dem Mittagessen mit meinen Brüdern zum Hang hinuntergegangen. Die Grünmahd muß rein, bevor hier unten auch das Sauwetter losgeht. Sobald ich hier fertig bin, muß ich ebenfalls runter.«
In diesem Augenblick hatte Dr. Daniel eine Idee.
»Du, Martin, vielleicht habe ich für euch eine Lösung«, meinte er. »Unten im Dorf wohnt seit ein paar Tagen ein junges Mädchen. Sie ist arbeitslos und hat mir gesagt, daß sie jede Art von Arbeit verrichten würde. Ich muß aber gleich dazu sagen, daß sie schwanger ist. Allerdings verläuft ihre Schwangerschaft bisher ganz problemlos, und es gibt keinen Grund zu befürchten, daß sich das ändern könnte.«
Martin rieb sich nachdenklich das Kinn. »Nun ja, schwere Arbeiten müßte sie hier ja nicht verrichten. Wenn sie uns nur den Haushalt ein bißchen in Schwung hält, bis die Vevi wiederkommt.«
Dr. Daniel nickte. »Ich bin sicher, daß sie das tun würde.« Er stand auf. »Ich werde sie gleich fragen, Martin.«
Auch der Jungbauer erhob sich. »Herr Doktor, sagen Sie ihr bitte, daß sie es bei uns gut haben wird. Und wir zahlen ihr auch einen anständigen Lohn.«
»Das weiß ich doch, Martin«, meinte Dr. Daniel lächelnd. »Also, wenn Fräulein Sandner einverstanden ist, dann bringe ich sie morgen zu euch herauf.«
Der Arzt verabschiedete sich von Martin, dann trat er eilig den Rückweg nach Steinhausen an. Mit langen Schritten durchquerte er das Dorf und klopfte schließlich am späten Nachmittag an die Tür des Pfarrhauses. Die Haushälterin Gerdi öffnete, dann glitt ein Strahlen über ihr Gesicht.
»Herr Doktor, das ist aber eine Überraschung«, erklärte sie. »Kommen Sie doch herein. Der Herr Pfarrer wird sich freuen, Sie zu sehen.«
»Zum Herrn Pfarrer will ich eigentlich gar nicht«, entgegnete Dr. Daniel mit einem freundlichen Lächeln. »Ist Fräulein Sandner hier?«
Gerdi nickte eifrig. »Natürlich, Herr Doktor. Sie hilft mir gerade beim Zwetschgenentkernen. Ich mache Kompott ein, wissen Sie, das mag unser Hochwürden so gern.«
In diesem Moment trat Claudia auf den Flur.
»Habe ich