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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
Dr. Daniel begann ein belangloses Geplauder mit dem Pfarrer. Währenddessen hatte Claudia Zeit, den Arzt eingehend zu betrachten.
Er war ein ausgesprochen stattlicher Mann mit markantem Gesicht und dichtem blondem Haar. Seine tiefblauen Augen strahlten Wärme und Herzensgüte aus, und obwohl Claudia mit ihm noch kaum ein Wort gewechselt hatte, fühlte sie etwas wie Vertrauen für ihn.
Mit einer geschickten Wendung beendete Dr. Daniel jetzt sein Gespräch mit dem Pfarrer und wandte sich Claudia zu.
»So, Fräulein Sandner, ich glaube, jetzt sollten wir beide uns ein wenig unterhalten«, meinte er.
Hochwürden Wenninger stand auf. »Mich brauchen Sie dazu ja wohl nicht.« Er berührte Claudias Schulter. »Du bist bei Dr. Daniel in den besten Händen, mein Kind.«
Claudia bedachte den sympathischen Arzt mit einem langen Blick, dann sah sie zu dem Pfarrer auf. »Davon bin ich überzeugt, Hochwürden. Und danke, daß Sie mich hergebracht haben.«
Klaus Wenniger nickte lächelnd. »Wir erwarten dich dann zum
Mittagessen, Claudia.« Er gab Dr. Daniel zum Abschied die Hand und verließ die Praxis.
Claudia und Dr. Daniel waren allein, und plötzlich fühlte das junge Mädchen etwas wie Angst.
»Über den Vater meines Kindes will ich nichts sagen«, erklärte sie hastig, bevor der Arzt auch nur eine Frage stellen konnte.
»Das müssen Sie ja auch nicht«, meinte Dr. Daniel. »Der Herr Pfarrer hat mir erzählt, daß Sie arbeitslos sind und ganz offensichtlich kein Zuhause mehr haben.«
Claudia nickte, doch ihr Gesichtsausdruck blieb abweisend. »Auch das ist meine Privatangelegenheit. Ich möchte mich nur untersuchen lassen.«
Dr. Daniel sah ein, daß es eine Weile dauern würde, bis das junge Mädchen vollständig Vertrauen zu ihm fassen würde. Aber er hatte ja Zeit. Vorerst war Claudia Sandner bei Pfarrer Wenninger gut untergebracht. Und sie würde schon noch merken, daß man ihr hier bestimmt nichts Böses wollte. Dr. Daniel beschloß also, die Geschichte einfach mal auf sich zukommen zu lassen.
»Darf ich mir Ihren Mutterpaß einmal anschauen?« fragte er, um ganz bewußt von privaten Dingen abzulenken.
Bereitwillig reichte Claudia ihm das blaue Heft. Sehr gewissenhaft besah sich Dr. Daniel die Eintragungen, dann nickte er. »Das sieht ja alles ganz zufriedenstellend aus.« Er lächelte Claudia an. »Ich bin sicher, daß Ihre Schwangerschaft auch weiterhin problemlos verlaufen wird. Freuen Sie sich auf das Baby?«
Ein zärtliches Lächeln erschien auf Claudias Gesicht. »Ja, sehr sogar.«
»Das ist schön«, meinte Dr. Daniel. »Und es ist auch außerordentlich wichtig. Ein Kind spürt schon jetzt, ob es erwünscht ist oder nicht.« Dann stand er auf. »Können wir mit der Untersuchung beginnen, oder haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
Claudia schüttelte den Kopf. »Nein, das heißt… ja, vielleicht doch.« Sie sah zu Boden. »Wissen Sie, Herr Doktor, der Herr Pfarrer ist unheimlich nett, und ich bin froh, daß er mich so selbstlos aufgenommen hat, aber… ich möchte ihm auch nicht zur Last fallen.« Jetzt sah sie den Arzt wieder an. »Sie wissen ja, daß ich arbeitslos bin, und die Chancen, daß ich in diesem Zustand eine Stelle finde, sind sehr gering. Allerdings… ich bin nicht anspruchsvoll. Ich würde jede Arbeit verrichten, wenn ich nur…«
»Ich verstehe schon, Fräulein Sandner«, fiel Dr. Daniel ihr sanft ins Wort. »Und ich verspreche Ihnen, daß ich mich umhören werde.« Er lächelte ihr bedauernd zu. »Ich selbst habe leider nichts für Sie. Mein Praxispersonal ist vollständig, und den Haushalt führt mir meine ältere Schwester.«
Wieder senkte Claudia den Kopf. »Es war ja nur so ein Gedanke. Wissen Sie, es widerstrebt mir, von anderen abhängig zu sein, und meine Ersparnisse werden nicht ewig reichen.«
Impulsiv legte Dr. Daniel einen Arm um die schmalen Schultern des Mädchens. »Machen Sie sich darüber mal nicht zu viele Gedanken, Fräulein Sandner. In erster Linie müssen Sie jetzt an Ihr Baby denken. Alles weitere wird sich dann schon finden. Und fürs erste sind Sie bei Pfarrer Wenninger ja tatsächlich gut aufgehoben.« Er lächelte Claudia an. »So, Fräulein Sandner, jetzt gehen wir erst mal zusammen ins Labor hinüber. Da wird sich meine Sprechstundenhilfe um Sie kümmern und Sie anschließend wieder zu mir ins Untersuchungszimmer bringen.«
Claudia folgte ihm in das geräumige, sehr modern eingerichtete Labor und nahm auf dem Stuhl in der Ecke Platz. Es dauerte nicht lange, bis die Sprechstundenhilfe hereintrat.
»Ich bin Lena Kaufmann«, stellte sie sich mit einem freundlichen Lächeln vor.
»Claudia Sandner«, erwiderte das junge Mädchen, stand auf und folgte der Sprechstundenhilfe zu der großen Personenwaage.
»Nur die Schuhe ausziehen, bitte«, verlangte Lena, dann notierte sie Claudias Gewicht. »So, Fräulein Sandner, jetzt muß ich Sie noch in den Finger pieksen, aber das kennen Sie ja sicher schon.«
Claudia nickte.
»Ich mag das nicht besonders gern«, gestand sie leise.
Lena Kaufman lächelte. »Mit diesem Empfinden stehen Sie nicht allein.«
Unwillkürlich hielt Claudia den Atem an, als die Sprechstundenhilfe ihre Hand nahm und dann nach der Nadel griff. Doch Lena Kaufmann war so geschickt, daß der Stich in den Finger für Claudia nicht einmal besonders unangenehm war.
»Bei meinem früheren Arzt hat das immer ziemlich weh getan«, meinte sie erstaunt und erleichtert zugleich. »Aber bei Ihnen habe ich gar nichts gespürt.«
Lena Kaufmann lächelte. »Das freut mich.« Sie warf einen Blick nach draußen und sah, daß die Tür zum Untersuchungszimmer offenstand. »Sie können gleich von hier aus ins Untersuchungszimmer gehen, Fräulein Sandner. Der Herr Doktor wird sich dann um Sie kümmern.«
Claudia bedankte sich, dann ging sie auf den breiten Flur und betrat schließlich den Untersuchungsraum. Hier standen eine Menge moderner Geräte – ein Zeichen, daß Dr. Daniel ein vielseitiger Arzt war, der von seinem Beruf eine Menge verstand.
Die Zwischentür zum Sprechzimmer öffnete sich, und Dr. Daniel trat ein.
»Es tut mir leid, daß Sie so lange warten mußten«, erklärte er, dann wies er auf einen dezent gemusterten Wandschirm. »Da hinten können Sie sich freimachen.«
Während Claudia sich entkleidete, hörte sie die Sprechenstundenhilfe eintreten. Sie sprach kurz mit Dr. Daniel, dann verließ sie den Raum wieder.
»Der Eisenwert ist in Ordnung«, meinte Dr. Daniel, als Claudia hinter dem Wandschirm hervortrat und sich auf den gynäkologischen Stuhl setzte.
Auch die Untersuchung ergab einen befriedigenden Befund, und während sich Claudia hinter dem Wandschirm wieder anzog, hatte sie plötzlich das dringende Bedürfnis, mit Dr. Daniel zu sprechen. Doch als sie von ihm ihren Mutterpaß entgegennahm, waren die Hemmungen wieder da.
Trotzdem schien Dr. Daniel zu spüren, was in ihr vorging.
»Offiziell sehen wir uns in vier Wochen wieder«, meinte er, »wenn Sie aber vorher mit irgend jemandem sprechen möchten – gleichgültig, worüber, dann kommen Sie bitte zu mir. Ich werde jederzeit für Sie dasein – auch außerhalb der Sprechzeiten.« Er schwieg kurz, dann deutete er nach oben. »Meine Wohnung befindet sich im ersten Stock. Klingeln Sie einfach bei Privat.«
Verlegen senkte Claudia den Kopf. »Aber, Herr Doktor, ich kann doch nicht… ich meine, Sie wollen ja auch mal Feierabend haben.«
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken«, wehrte Dr. Daniel ab. »Zu meinem Feierabend komme ich immer noch.« Dann reichte er ihr die Hand. »Überlegen Sie es sich, Fräulein Sandner. Und kommen Sie bitte, bevor die psychische Belastung zu groß für Sie wird. Ich möchte nicht, daß Sie sich