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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
Claudia bedankte sich, dann betrat sie das Wartezimmer. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, da wandte sich Lena Kaufmann der jungen Empfangsdame zu.
»Sie hätten das arme Ding am liebsten wieder weggeschickt«, hielt Lena ihr vor. »Dabei wissen Sie genau, daß schwangere Frauen jederzeit zum Doktor kommen können. Was haben Sie sich denn nur dabei gedach?«
Unter Lenas strengem Blick senkte Gabi den Kopf. »Na ja, wenn eine schon mit dem Pfarrer kommt…«
Fassungslos starrte Lena sie an. »Wie bitte? Also hören Sie, Fräulein Meindl, das ist doch nun wirklich kein Grund, um…«
»Ich würde so etwas jedenfalls nicht tun«, fiel Gabi ihr ins Wort. »Mit dem Pfarrer zum Frauenarzt! Das ist ja schon fast ordinär!«
»Ja, ich weiß schon«, entgegnete Lena bissig. »Im Vergleich mit den Patientinnen des Chefs schneiden Sie immer sehr viel besser ab.« Ärgerlich schüttelte sie den Kopf. »Machen Sie Ihre Arbeit, und kümmern Sie sich ansonsten um Ihren eigenen Kram. Das wäre für uns alle am besten.«
Damit ließ Lena die Empfangsdame allein und trat an den schmalen Wandschrank, der die Karteikarten der Patientinnen enthielt. Mit Claudia Sandners Karte in der Hand betrat sie nach kurzem Anklopfen Dr. Daniels Sprechzimmer.
Währenddessen saß Claudia im Wartezimmer und betrachtete den wunderschönen Gobelin, der an der linken Wandseite hing. Mutter und Kind. Ein zauberhaftes Bild, das von inniger Liebe und sanfter Zärtlichkeit zeugte. Unwillkürlich stiegen Claudia Tränen in die Augen. Ja, so hatte sie es sich auch gewünscht. Und jetzt… jetzt war sie hier, weil sie abtreiben wollte.
»Fräulein Sandner.«
Die Stimme der Sprechstundenhilfe riß Claudia aus ihren Gedanken. Erschrocken fuhr sie hoch.
»Bin ich schon dran?«
Lena Kaufmann nickte lächelnd. »Sie warten ja auch schon ziemlich lange. Haben Sie das nicht bemerkt?«
Claudia schüttelte den Kopf, dann warf sie einen raschen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie war tatsächlich bereits über eine Stunde hier.
»Ich habe das Bild angeschaut«, entgegnete sie wie zur Erklärung.
Lena Kaufmann folgte ihrem Blick, dann nickte sie. »Es ist wunderschön. Die Frau vom Herrn Doktor hat es noch gestickt.«
Fragend schaute Claudia die Sprechstundenhilfe an, doch Lena war nicht bereit, mehr darüber zu sagen. Und so konnte Claudia nicht beurteilen, ob Dr. Daniel nun verwitwet oder geschieden war. Insgeheim tippte sie auf ersteres. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, daß sich ein Mann wie Dr. Daniel scheiden ließ.
Claudia hatte keine Zeit, diesen Gedanken weiterzuverfolgen, denn jetzt öffnete Lena die Tür zum Sprechzimmer und ließ sie eintreten. Im selben Augenblick erhob sich Dr. Daniel hinter seinem Schreibtisch und kam ihr entgegen.
»Fräulein Sandner, es gibt doch hoffentlich keine Probleme«, meinte er besorgt.
Claudia schluckte, dann stieß sie hastig hervor: »Ich möchte abtreiben lassen. Am besten sofort.«
Überrascht und auch ein bißchen schockiert sah Dr. Daniel sie an. »Aber, Fräulein Sandner, warum denn? Noch vor ein paar Tagen haben Sie gesagt, daß Sie sich auf das Baby freuen.« Dann griff er sehr behutsam nach ihrem Arm und führte sie zu den beiden Sesseln, die vor seinem Schreibtisch standen. »Bitte, setzen Sie sich erst mal, und dann sprechen wir in Ruhe über alles.«
Mit einem verzweifelten Aufschluchzen schlug Claudia die Hände vors Gesicht.
»Ich kann meinem Kind ein solches Leben doch nicht zumuten«, stieß sie hervor. »Es würde an meinem Kummer zerbrechen.«
Dr. Daniel begriff das alles nicht. Noch vor wenigen Tagen war Claudia voller Freude gewesen, weil sie ein Baby erwartete. Sie hatte es nicht offen gezeigt, doch Dr. Daniel hatte es sehr deutlich gespürt. Nach dem Verrat, den ihr Freund offensichtlich an ihr begangen hatte, war dieses Kind, das sie erwartete, ihr einziger Halt gewesen. Und nun war sie auf einmal völlig verändert. Irgend etwas mußte da vorgefallen sein.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, stand Dr. Daniel auf, ging um seinen Schreibtisch herum und setzte sich dann neben Claudia. Mit einer sanften Geste ergriff er ihre bebende Hand.
»Was ist passiert, Fräulein Sandner?« fragte er behutsam. »Diesen Kummer hatten Sie doch auch schon vor ein paar Tagen, und trozdem haben Sie sich da noch auf Ihr Baby gefreut. Warum glauben Sie jetzt auf einmal, Ihr Kind müßte daran zerbrechen?«
Mit tränennassen Augen sah Claudia zu dem Arzt auf. »Weil dieser Kummer nie vergehen wird. Vor ein paar Tagen glaubte ich noch, die Zeit würde diese Wunde heilen, aber… die Zeit heilt nicht.« Sie senkte den Kopf. »Bei Gerdi ist es heute noch so schlimm wie damals.«
Wieder war Dr. Daniel verwirrt. Gerdi? Sprach Claudia etwa von der Haushälterin des Pfarrers?
»Welche Gerdi meinen Sie?« wollte er aus diesen Gedanken heraus wissen. »Eine Freundin?«
Claudia schüttelte den Kopf. »Gerdi Schuster. Sie muß in jungen Jahren auch von einem Mann verlassen worden sein, und obwohl sie mir nichts Genaues erzählt hat, wurde nur zu deutlich, daß sie noch heute darunter leidet – nicht mehr so schlimm wie damals, aber sie hat diesen Verlust nie wirklich verwunden.«
Allmählich begann Dr. Daniel klarer zu sehen. »Und nun glauben Sie, daß es bei Ihnen genauso ablaufen wird.« Er schüttelte den Kopf. »Sie sind nicht Gerdi. Ihr Leben kann in völlig anderen Bahnen verlaufen, Fräulein Sandner. Sie sind noch jung. Vielleicht finden Sie ein neues Glück.«
Wieder sah Claudia den Arzt an. In ihrem Blick lag Verzweiflung. »Daran glaube ich nicht, Herr Doktor. Dazu liebe ich Eduard viel zu sehr.« Sie schwieg kurz. »Und Gerdi hat auch kein neues Glück gefunden, obwohl sie damals sicher auch noch jung war.«
»Vielleicht hat Gerdi gar nicht danach gesucht«, wandte Dr. Daniel ein. Er betrachtete Claudia einen Moment, dann beschloß er, einen Vorstoß in ihr Privatleben zu wagen. »Wollen Sie mir erzählen, was zwischen Eduard und Ihnen vorgefallen ist?«
Impulsiv schüttelte Claudia den Kopf, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne.
»Ich weiß nicht«, murmelte sie. »Vielleicht sollte ich es doch tun.« Sie zögerte noch einen Augenblick, dann begann sie zu erzählen, erst leise und immer wieder stockend, dann allmählich flüssiger. Sie erzählte von ihrer Liebe zu Eduard.
»Dann wurde ich arbeitslos. Es war ein schwerer Schlag für mich, doch ich hatte fürs erste ja noch meine Ersparnisse, und außerdem sagte Eduard, daß ich ohnehin nicht mehr arbeiten müßte, wenn wir erst verheiratet wären.« Claudia senkte den Kopf. »Ich glaubte ihm jedes Wort. Und nachdem wir mehrmals von Heirat gesprochen hatten und Eduard behauptete, er wolle einmal eine große Familie haben, da hielt ich den Zeitpunkt für günstig, um an ein Baby zu denken.«
»Aber Sie haben allein gedacht«, vermutete Dr. Daniel, »ohne Ihren Freund ins Vertrauen zu ziehen. Habe ich recht?«
Claudia errötete ein wenig, dann nickte sie. »Ja, ich… ich weiß auch nicht, warum. Vielleicht wollte ich ihn überraschen oder…« Sie stockte.
»Sie spürten instinktiv, daß er es mit seinen Heiratsabsichten nicht ernst meinte«, erklärte Dr. Daniel. »Deshalb haben Sie vorher nicht mit ihm gesprochen. Wenn erst ein Baby unterwegs ist, entschließt sich so mancher junge Mann leichter für eine Ehe.«
Die Röte auf Claudias Gesicht vertiefte sich. Dr. Daniel hatte ziemlich genau ihre Gedankengänge erraten.
»Wissen Sie, Herr Doktor, Eduard… er ist ein Typ, auf den Frauen nun mal fliegen«, brachte sie ein wenig mühsam hervor. »Und bevor wir uns kennenlernten, hat er seine Chancen weidlich ausgenutzt. Das hat er mir selbst erzählt.« Sie zuckte die Schultern. »Ich glaubte ihm, als er von Heirat sprach, aber trotzdem war ich mir seiner Liebe zu mir nie ganz sicher.« Sie brachte ein unsicheres Lächeln zustande. »Das widerspricht