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DER HÖLLENEXPRESS. Christopher Fowler
Читать онлайн.Название DER HÖLLENEXPRESS
Год выпуска 0
isbn 9783958350274
Автор произведения Christopher Fowler
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Aber Sie sind immer noch führend.«
»Stimmt, aber wie lange noch? Die Wahrheit ist, dass uns die Monster ausgegangen sind. Frankenstein, Dracula, die Mumie, Dr. Jekyll, das Phantom der Oper, der Wolfsmensch – nun, der war nie wirklich erfolgreich, meiner Meinung nach, auch wenn Ollie Reed furchtbar gut war als Werwolf in Der Fluch von Siniestro. Man kann nicht ewig immer nur die drehen. Ich habe das Gefühl, dass wir uns festgefahren haben.«
»Es gibt doch bestimmt noch andere viktorianische Horrorgeschichten, die bisher nicht verfilmt wurden?«
»Ja, aber wir befinden uns im Jahr 1966. Niemand will heute Filme sehen, die auf Büchern beruhen, die unsere Großeltern gelesen haben. Durch die Beatles haben sich die Verhältnisse geändert. Milton bildet sich ein, dass man mit einem Horrorfilm für Teenager Geld machen könnte – er geht mit einem schrecklichen Treatment über eine untote Popgruppe hausieren. Aber wir fühlen uns etwas gehobeneren Produkten verpflichtet. Was halten Sie von unseren Filmen?«
»Ich denke, ich habe sie immer als Fabeln betrachtet. Sie besitzen eine gewisse Art von Eleganz.«
»Ganz genau. Haben Sie jemals richtige Märchen gelesen? Ich meine Hans Andersen, Grimm und so weiter. Die sind unglaublich grausam; Vögel picken Augäpfel aus, Mädchen schneiden sich Zehen ab, um in Pantoffeln zu passen. Der einzige Grund, weshalb John Trevelyan uns so viel Kunstblut durchgehen lässt, ist, dass wir uns an ein gewisses Niveau halten. Und natürlich sind wir normalerweise sorgfältig darauf bedacht, dass unsere Geschichten nicht in England spielen. Es ist weniger anstößig, wenn man die Handlung irgendwo am anderen Ende von Europa ansiedelt, wo die meisten Kinobesucher noch nie gewesen sind.«
»Warum übernehmen Sie nicht etwas von der Konkurrenz und führen neue Monster ein? Das Ganze in dem Stil, mit dem Sie berühmt geworden sind?«
»Das redet sich leicht, mein Freund, ist aber ziemlich schwer machbar, befürchte ich.«
»So etwas lasse ich mir schon seit geraumer Zeit durch den Kopf gehen.«
Carreras nahm die Zigarre aus dem Mund und untersuchte das Ende, um sich zu vergewissern, dass es noch glühte. »Wirklich? Und was denken Sie? Wäre das etwas für Sie? Man muss eine bestimmte Art von Geist haben, um so etwas zu schaffen. Wären Sie der Aufgabe gewachsen?«
»Sie meinen, ein Drehbuch schreiben? Ob ich das machen würde? Aber natürlich.«
»Es tut gut, hier zur Abwechslung mal auf etwas Eifer zu treffen. Wir sind eine sehr enge Gemeinschaft, aber manchmal kann das auch ein bisschen bedrückend sein. Immer auf einem Haufen, sozusagen. Allerdings ist da ein Haken.«
»Und der wäre?«
»Wir haben ein paar Projekte in der Entwicklung. Dreharbeiten für zwei Filme sind zwischen Winter und Frühjahr geplant, aber Peter und Chris wollen an Weihnachten zuhause sein, und deshalb schließen wir dann normalerweise. Weshalb uns eigentlich nur jetzt bleibt.«
»Ich arbeite zurzeit an nichts Konkretem«, sagte Shane. »Ich könnte sofort anfangen.«
Carreras warf einen Blick in den Produktionskalender auf seinem Schreibtisch. »Nun, heute ist Montag, also sagen wir bis Freitag?«
Shane war verdutzt. »Für was?«
»Das fertige Drehbuch.«
»Fünf Tage?« Viereinhalb, wenn man diesen Morgen mit einbezieht, dachte er von Panik ergriffen.
»Dann könnten wir es Freddie und den Schauspielern übers Wochenende für Feedback geben – wir müssten es vor den Dreharbeiten auch bei John im Soho Square einreichen, um sicherzugehen, dass wir keine Zeit mit Szenen verschwenden, die dann herausgeschnitten werden müssen. Obwohl Sie vielleicht ein paar besonders grausame Szenen einbauen sollten, damit seine Schere etwas zu tun hat – damit er denkt, dass er die Moral der Nation schützt. Dann bringen wir es zu den Künstlern in der Wardour Street, um zu sehen, welche Ideen die fürs Marketing haben. Normalerweise lassen wir zuerst die Poster anfertigen, damit alle auf der gleichen Wellenlänge sind. Manchmal fällt unseren Künstler etwas wirklich Haarsträubendes ein, das dann im Film landet. Oh, und dann müssen auch die Amerikaner bei Laune gehalten werden, aber wenn denen die Idee gefällt, werden sie uns ihre Zustimmung am Telefon geben.«
»Und was ist mit dem Budget?«, fragte Shane, der von der nebensächlichen Art, in der das Geschäft in Angriff genommen wurde, etwas irritiert war.
»Das ist bereits festgelegt. Sie müssen sich um solche Sachen keine Sorgen machen. Schreiben Sie einfach das verflixte Teil und dann sagen wir Ihnen, was wir davon machen können und was nicht.« Carraras zog geräuschvoll an seiner Zigarre. »Hören Sie, Sie müssen sich nicht sofort entscheiden. Nehmen Sie sich eine halbe Stunde Zeit oder so. Trinken Sie noch eine Tasse Tee. Ich bin mir sicher, dass Miss Winters ein paar Kekse für Sie auftreiben kann. Oder wenn Sie nach Ihrer langen Fahrt etwas Kräftigeres haben möchten, Mrs. Thompson führt eine ziemlich gute Kantine.«
»Ich übernachte bei meiner Schwester und ihrer Familie, habe also keinen Ort, an dem ich arbeiten kann.«
»Nun, wir haben ein paar annehmbare Gasthöfe in der Gegend, wirklich reizende Häuser in Shepperton: das King's Head und das Red Lion. Alle Autoren steigen dort ab. Sie können bleiben, wo immer es Ihnen gefällt, solange es nicht mehr als zehn Pfund die Nacht kostet. Und ich denke, wir können Ihnen ein Büro zur Verfügung stellen.« Er ging zur Tür und öffnete sie. »Miss Winters, können wir Mr. Carter irgendwo unterbringen?«
Emma Winters hatte den Lippenstift erneuert und ihr goldbraunes Haar gelöst. Ihm wurde plötzlich klar, dass sie die Sternchen an den Wänden ihres Büros nachahmte. Vielleicht träumte sie davon, eines Tages für die Firma vorzusprechen. Ihre Beine waren vielleicht eine Spur zu dick geraten, aber ihre Augen hatten etwas Dramatisches. Sie warf ihm plötzlich einen strengen Blick zu. Er fragte sich, ob sie seine Gedanken lesen konnte. »Was benötigen Sie, Mr. Carter?«, fragte sie.
Shane überlegte für einen Augenblick. »Nun, Quellen für Recherche.«
»Wir haben eine gut ausgestattete Bibliothek, und natürlich können Sie den Vorführraum nutzen, wenn Sie sich ein paar unserer früheren Filme in Erinnerung rufen möchten«, bot sie an. »Es gibt ein leeres Büro nebenan, und ich bin mir sicher, dass wir irgendwo noch eine alte Imperial herumstehen haben. Das heißt, können Sie tippen?«
»Natürlich.«
»Einige unserer Autoren bevorzugen es, mit der Hand zu schreiben, und das macht alles viel schwieriger.«
Shane fühlte sich, als ob er durch einen Zauberspiegel in ein Land geraten war, in dem Filme auf der Basis von höflichem Händeschütteln und guten Absichten entstanden. Er wandte sich Carreras zu, der strahlte und sichtlich zufrieden mit sich selbst war. »Gibt es irgendeinen bestimmten Inhalt, der Ihnen vorschwebt?«, fragte er.
Carreras dachte für einen Moment nach. »Nun, vermutlich sollten unsere Markenzeichen enthalten sein«, antwortete er. »Ein exotischer Schauplatz, junge Liebende, furchterregende Kreaturen, eine düstere Warnung, Rituale und Flüche sowie schreckliche Konsequenzen. Übernatürliche Erscheinungen sind immer willkommen – sie geben den Beleuchtern Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Wir mögen Regeln; ›Gehen Sie in der Nacht nicht zum Schloss‹ und so was von der Art. Es müsste etwas für Christopher geben. Er ist furchtbar groß und ernst und nicht wirklich für komödiantische Rollen geeignet. Dafür hat er eine wunderbare Ausstrahlung. Er singt einen wirklich guten Bariton, aber wir haben nie die richtige Gesangsrolle für ihn finden können. Der Rest ist hauptsächlich Atmosphäre, und die können wir tonnenweise anbieten. Sie