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in der Mode von vor zehn Jahren. Vielleicht ein Schöngeist oder ein Schauspieler. Er hatte das Kinn auf die Fingerknöchel gestützt und starrte so die vorbeirauschende Landschaft an. Seltsamerweise befand sich auf den Schulterpolstern seines ausgefransten Jacketts frische Erde, so als ob er gerade aus einem Grab herausgezogen worden wäre. Der andere Reisende war ein rundlicher Kerl mit einer Orthese an seinem Bein – ein Mann, der ganz offensichtlich schwere Zeiten durchmachte; ein Handelsreisender, dem Musterkoffer nach zu schließen, der über seinem Kopf verstaut war. Keiner dieser Männer würde dazu bereit sein, die Fahrt nach Hause aufzugeben.

      Nicholas ging weiter und suchte ohne Erfolg.

      Im dritten und letzten Waggonpaar befanden sich die einfachsten und billigsten Abteile. Hier waren die Holzlattensitze der dritten Klasse als Großraumabteil angeordnet, mit eisernen Gepäckablagen, die groß genug waren, Koffer und Kisten mit Gemüse aufzunehmen. Ganz am Ende fand er ein schlafendes Bauernpaar, die rotgesichtige Ehefrau lag auf der Schulter ihres Gatten wie eine dösende Kartoffel. Das sah erfolgversprechender aus.

      Nicholas nahm den Mann unter die Lupe und stellte fest, dass aus seiner oberen Tasche ein Paar noch nicht gestempelter Fahrkarten hervorstand.

      Als er in die Mitte des Zuges zurückgekehrt war, fand er den Zugführer noch immer an der gleichen Stelle stehend vor, als ob er keinen einzigen Muskel bewegt hätte. Nicholas hielt ihm die entwendeten Fahrkarten hin. Der Zugführer warf ihm einen misstrauischen Blick zu, nahm sie aber trotzdem.

      »Ich möchte diese Fahrkarten zu erster Klasse hochstufen lassen«, erklärte Nicholas.

      »Es gibt keinen Preisunterschied«, sagte der Zugführer. »Die Reisenden suchen sich ihre eigene Klasse und lassen sich in ihr nieder, denn dort fühlen sie sich am wohlsten.«

      »Das klingt sehr … kommunistisch. Wie lange wird die Fahrt dauern?«

      »Wir werden bis tief in die Nacht reisen.«

      »Hm. Keine sehr genaue Angabe. Gibt es an Bord des Zuges Essen und Getränke?«

      »Auf dieser Linie werden keine Speisen serviert mit Ausnahme des Tees, den Sie in den über den Zug verteilten Samowaren finden, einer pro Waggon. Andere Nahrung können Sie von den Dienstmännern an den Bahnhöfen bekommen, falls die sich dazu bewegen lassen, zum Zug zu kommen.« Er lochte die Fahrscheine und gab sie zurück, aber als Nicholas sie nehmen wollte, musste er feststellen, dass der Zugführer sie so lange festhielt, bis er sich gezwungen sah, ihm in die Augen zu blicken. »Sie sind nun Reisende an Bord des Ärzengels«, verkündete er. »Ich muss darauf bestehen, dass Sie die Anweisungen lesen, die in jedem Waggon angeschlagen sind, und Sie sie befolgen.«

      Der Zugführer drehte sich um und trat in seine Nische zurück, wo er seine Hände an seiner Seite herabhängen ließ. Er schien in dieser Haltung, in der er das Wanken und Schaukeln des Zuges neutralisierte, überaus zufrieden zu sein.

      Nicholas und Isabella traten den Rückweg zu ihrem Waggon an. Nicholas blieb vor der gerahmten Tafel mit den Anweisungen stehen und las:

       Die Passagiere werden höflichst gebeten, dafür Sorge zu tragen,

       - dass sie im Besitz einer gültigen Fahrkarte sind

       - dass sie an den Bahnhöfen den Zug nicht verlassen

       - dass sie bis an das Ende ihrer Reise an Bord des Zuges bleiben

      Er starrte die Anschlagtafel verwundert an. »Was für eine eigenartige Sache, und noch dazu auf Englisch, als ob es nur für uns wäre«, sagte er. »Aber was soll das bedeuten? Wofür sind Bahnhöfe gut, wenn man nicht aussteigen darf?«

      Er ging zum Fenster und blickte hinaus. Alles, was er sehen konnte, waren vorbeieilendes Grün, dunkle Wälder, eisige Sterne und der gelbe Funkenregen der Räder, die von den Schienen zurückzuckten.

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