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DER HÖLLENEXPRESS. Christopher Fowler
Читать онлайн.Название DER HÖLLENEXPRESS
Год выпуска 0
isbn 9783958350274
Автор произведения Christopher Fowler
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Shane war mit den Monsterfilmen der Fünfzigerjahre aufgewachsen und hatte schließlich als Dramaturg bei den Edgar-Allan-Poe-Adaptionen von Roger Corman für AIP gearbeitet. AIP hatte sich von Hammer den Kniff der Wiederverwendung üppiger Breitbildkulissen und das Schaffen einer festen Garde an Stars abgeschaut. Statt des onkelhaften Peter Cushing gab es dort den augenrollenden Vincent Price, und anstelle von Hammers Stichwortgeber Francis Matthews hatte man sich für den Newcomer Jack Nicholson entschieden.
Wie Hammer griff AIP auf einen ständigen Stamm an Regisseuren, Kameramännern, Ausstattern, Maskenbildnern, Requisitenbauern und Kostümbildnerinnen zurück, um den Filmen ein vertrautes Aussehen zu geben. Die beiden Studios waren gewissermaßen Spiegelbilder voneinander, deshalb hatte es nahegelegen, hierherzukommen, vor allem, weil er nun nicht mehr für Cormans Firma arbeitete. Er hatte sich einmal zu oft über die kostensparenden Maßnahmen des Studios beschwert und feststellen müssen, dass er doch nicht so unersetzbar war, wie er gedacht hatte.
Shane hatte sowieso vorgehabt, nach England zu reisen, um seine Schwester zu besuchen, die einen englischen Architekten geheiratet hatte und nun in Hampstead lebte. Dann war er auf die Idee gekommen, bei dieser Gelegenheit Hammer aufzusuchen, um herauszufinden, ob es eine Möglichkeit gab, für das Studio zu arbeiten. Hammer war berüchtigt dafür, eine Art geschlossener Gesellschaft zu sein, aber er hatte mit einer alten Freundin gesprochen, die als Stenografin in London im Filmgeschäft tätig war und ihn direkt mit Michael Carreras in Kontakt gebracht hatte. Carreras schien der geschäftsführende Produzent des Studios zu sein, auch wenn sich niemand an seine exakte Stellenbezeichnung erinnern konnte.
»Mein lieber Freund, es tut mir aufrichtig leid, dass Sie warten mussten!« Carreras entpuppte sich als Mann mit heiterem, rötlichem Gesicht, einer Brille mit dickem schwarzem Gestell, einem dichten Schopf grauer Haare und einem schwarzen Schnurrbart, durch den er leicht verrucht aussah. Er war geschniegelt gekleidet in einen graugestreiften Anzug mit Seidenkrawatte. Während er mit ausgestreckter Hand fröhlich auf Shane zu stolzierte, hielt er in der anderen eine dicke Zigarre. »Wir hatten heute Morgen ein wenig Theater mit dem Zensor – aber wann haben wir das nicht?«
»Ich habe ein paar Geschichten über die britische Zensur gehört«, sagte Shane. »Aber glauben Sie mir, bei uns gibt es die gleichen Probleme.«
»Ja, unser Oberzensor John Trevelyan ist ein netter Mann, total von der Filmwelt begeistert, auch wenn er das nie zugeben würde, aber wir sind gezwungen, ein ziemlich absurdes Spiel mit der Behörde zu spielen. Sie regen sich immer über die Menge an Blut auf, die zu sehen ist, seine Zähflüssigkeit, seine Farbe und so weiter. John hat sich absolut geweigert, bei Nächte des Grauens nachzugeben, und in der letzten Zeit wird er immer reizbarer. Wahrscheinlich sitzt ihm die Regierung im Nacken. Deshalb hab ich mir ein paar überarbeitete Szenen ansehen müssen.«
»An was arbeiten Sie gerade?«, fragte Shane, während er Carreras in dessen Büro folgte.
»Wir waren in diesem Jahr sehr beschäftigt. Vor ein paar Monaten haben wir Frankenstein schuf ein Weib fertiggestellt und nächste Woche sollten wir Der Fluch der Mumie abgedreht haben. Es gibt Schwierigkeiten mit der letzten Szene. Wie man den Kopf einer Mumie zerdrückt. Wir experimentieren schon seit Wochen damit herum. In der Werkstatt herrscht ein ziemliches Chaos, kann ich Ihnen sagen. Bitte, setzen Sie sich. Hat man Ihnen Tee angeboten?«
»Ja, danke.«
»Prima.« Carreras setzte sich Shane gegenüber. »Wir versuchen, vier Horrorfilme pro Jahr zu drehen, aber die Planung ist immer sehr kompliziert. Und gerade jetzt scheinen wir einen vollen Stall, aber keine Reiter zu haben.«
Shane war mit schiefen Sportmetaphern dieser Art nicht vertraut, weshalb Carreras gezwungen war zu übersetzen. »Alle sind hier, darauf erpicht zu arbeiten. Freddie Francis juckt es in den Fingern, einen neuen Film zu machen, Peter und Chris drehen sozusagen Däumchen – Peter befindet sich in Whitstable, aber das ist nur ein paar Stunden entfernt. Und wir haben ein paar hübsche Mädels im Visier für das Kreischen; die weiblichen Rollen. Nur: es gibt kein Drehbuch. Weshalb ich mich sehr freue, Sie heute hier zu sehen.«
Habe ich mich verhört?, fragte sich Shane. Bietet man mir einfach so einen Job an?
»Ich weiß nicht, ob Sie mit meiner Arbeit vertraut sind«, fing er an. »Ich hatte keine Zeit, meinen Lebenslauf aufzufrischen.«
»Aber natürlich«, erwiderte Carreras. »Wir sind große Bewunderer der Poe-Adaptionen. All diese herrlichen, prächtigen Farben. Roger ist ein Mann ganz nach unserem Geschmack. Sehr schlau, wenn es darum geht, an allen Ecken und Enden zu sparen, um Geld zu machen.« Es klang wie ein zweischneidiges Kompliment. »Ich bin mir niemals ganz sicher, wo diese Filme spielen sollen – in Italien vielleicht? Die Kulissen sehen aus wie eine Mischung aus Verona und Las Vegas.«
»Bei diesen Filmen habe ich nur die Drehbücher überarbeitet«, räumte Shane ein. »Aber ich hab ein paar andere geschrieben, mit denen ich ganz zufrieden bin.«
»Ah ja, Am Rande der Nacht und Die Kreatur im Leuchtturm. Beide hervorragend, meiner Meinung nach. Zu dumm, dass sie in Leuchtturm die Kreatur zeigen mussten.«
Shane war erstaunt, dass überhaupt jemand von diesen Filmen gehört hatte. Sie waren nur in einer Handvoll Kinos gezeigt worden, und auch das nur in den weniger wählerischen Bundesstaaten. Er war sich ziemlich sicher, dass es keinen internationalen Vertrieb gegeben hatte. »Sie haben recht, wir hätten sie nicht zeigen sollen«, sagte er entschuldigend. »Das Licht war zu hell. Und der Laurel Canyon ist ein ziemlich schäbiger Ersatz für die spanische Küste. Man konnte die Nähte des Gummianzugs sehen. Ich schaudere immer noch, wenn ich an die letzten Szenen denke.«
»Oh, machen Sie mal halblang, guter Freund. Sie sind zu bescheiden. Wir sind jahrelang mit den fürchterlichsten Monstern über die Runden gekommen. Wir konnten uns immer mit klugen Kulissen und geschickter Beleuchtung retten. Wir verwenden absolut alles wieder und machen auch kein Geheimnis daraus. Roy Ashton, unser Mann fürs Make-up, hat uns mit Ach und Krach durchgebracht, obwohl ich denke, dass er die Gorgone in Die brennenden Augen von Schloss Bartimore nicht richtig hinbekommen hat. All die albernen Gummischlangen, die herumbaumelten. Wirklich schade, weil das Drehbuch meiner Meinung nach vorzüglich war. Und dann haben wir den Vorteil von James Bernards wunderbarer Musik.«
»Und Schauspieler, die die flachsten Dialoge mit Leben füllen können«, sagte Shane und fügte hastig hinzu: »Nicht, dass die Dialoge …«
Carreras hob die Hand. »Ich weiß, manchmal sind die Dialoge unser Schwachpunkt. Es fehlt an der Poesie, glaube ich. Freddie würde am liebsten Drehbücher völlig ohne Dialoge verfilmen. Ich bin davon überzeugt, dass er denkt, sie stören nur. Das ist der Grund, weshalb er so wunderbar Spannung aufbauen kann. Es gibt niemanden, der ihm das Wasser reichen kann, wenn es darum geht, in einer Szene Spannung zu erzeugen. Aber ich bin der Erste, der zugibt, dass er unter Taubheit leidet, wenn es um Dialoge geht. Und wir haben noch ein Problem.«
»Welches?«
Carreras blies Rauch aus und blickte Richtung Decke. »Ach, kommen Sie, als Mann vom Fach haben Sie bestimmt etwas gehört.«
»Nun, ich habe gehört, dass Sie Opfer Ihres eigenen Erfolgs geworden sind. Nachahmer angeregt und so etwas.«
»Bei Gott, in der Tat. Dann kennen Sie bestimmt unseren größten Konkurrenten, Amicus.«
»Haben die nicht vor ein paar Jahren Die Todeskarten des Dr. Schreck gemacht?«
»Ja, und sie hatten ziemlichen Erfolg damit. Einige der Episoden waren furchtbar abgeschmackt, die Schauspieler haben völlig übertrieben, aber die Idee an sich war nicht ohne. Dumm wie wir waren, haben wir ihnen einige unserer größten Stars ausgeliehen. Milton Subotsky hat sehr genaue Vorstellungen, wie Filme dieser Art funktionieren. Er produziert sie überaus billig.«
»Richtig, die Episoden-Sache.«
»Eine rein wirtschaftliche Erwägung, kann ich Ihnen versichern. Wenn man vier oder fünf Episoden dreht, die jeweils fünfzehn oder zwanzig Minuten lang sind, und sie durch eine Rahmengeschichte verbindet,