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href="#u0479201f-d5e9-572f-a92d-8e1c975fa98d">Inhaltsverzeichnis

      Ich habe Sigrids Erzählung hier nur im Auszug wiedergegeben. Ebenso will ich auch die folgenden Ereignisse nur streifen.

      Harald gab dem armen Weibe den Rat, der Polizei vorläufig zu verschweigen, daß sie nicht Arbangs Tochter sei und daß Arbang in Wahrheit Orstra heiße. Ebenso solle sie als Grund ihrer Einkerkerung zunächst nur folgendes aussagen: Arbang habe sie eingesperrt, weil sie ihn beschuldigt hätte, Gunnar beseitigt zu haben.

      Sigrid versprach, ganz nach Harsts Wunsch zu handeln.

      „Ich will versuchen,“ erklärte Harald ihr dann, „das Geheimnis Ihrer Herkunft zu lüften, Fräulein Sigrid. Dies kann ich nur, wenn Orstra über meine Absichten zunächst im unklaren bleibt. Mithin darf auch die Öffentlichkeit nichts von Ihren trüben Schicksalen erfahren, bis – ich Erfolg gehabt habe.“ –

      Wir begaben uns hierauf in den Trollhätta-Gasthof und auf unser Zimmer, wo Harald nun bei verschlossener Tür und verhängtem Schlüsselloch sich an den Tisch setzte und die beiden Briefe nochmals zunächst von außen sehr genau betrachtete.

      Ich saß neben ihm.

      Die beiden Briefmarken auf den Umschlägen waren in Skien, der norwegischen Industriestadt, abgestempelt worden und zeigten die Daten des 8. und 10. Juni jenes Jahres, in dem Sigrid in dem Hotel in Kopenhagen „erwacht“ war. Die Briefe waren also über fünf Jahre alt.

      Dann zog Harald den Brief vom 8. Juni aus dem Umschlag hervor.

      Der Briefbogen war nur auf einer Seite beschrieben und zwar mit schwedischen Worten. – Ich setze dafür die entsprechenden deutschen:

      Nicht zögern machen Geschäft ein Sie uns einigen alles gefallen den sei auftaucht das daß schon ich zerstört es Fall auf verpackt muß das Koffer einen bringen Bahnhof abends 24. werde sofort kommen wollen Sache also sollten verzögert die gesorgt Gespenst habe reparaturbedürftig Zeit ist das Schwierigkeiten auf Ausführung zahlen Kronen Ihnen ich wollen Auftrag Sie.

      Harald und ich lasen diesen Brief, bei dem die Worte offenbar umgestellt worden waren, gemeinsam.

      „Hm,“ meinte Harst und langte nach einer Zigarette, „hm – ein reparaturbedürftiges Gespenst?! Merkwürdig! – Du kannst nun mal in diesen ersten Brief Sinn hineinzubringen versuchen, derweil ich den zweiten vornehme.“

      Auch ich zündete mir erst mal eine Zigarre an und dachte dabei, daß es mir wohl kaum gelingen würde, diesen „Sinn“ herauszuklügeln, dachte auch an das „reparaturbedürftige Gespenst“ und fand, daß Harald sich diesen Witz unter diesen Umständen hätte sparen können.

      Meine Zigarre brannte.

      Und – da sagte Harst plötzlich ganz laut:

      „Wie dumm!“

      Ich schaute ihn an. „Gestatte – meinst Du mich?“

      „Nein, lieber Alter, – den Briefschreiber!“

      „Weshalb?“

      „Weil ich den „Sinn“ schon feststellen kann!“

      „Der Briefe etwa?“

      „Ja. – Bitte lies mal hier den zweiten Brief!“

      Ich tat es. Auch dieser Brief hatte weder Anrede, Ort, Datum noch Unterschrift.

      Sie also dabei gutes sollen mündlich wir weitere über Fjord in es Gerücht nachher dafür sorge werden gänzlich darf keinen werden sorgfältig Objekt mit großen Sie sein am Juni am ich Sie so erledigen die Sie wird Reparatur daß dafür als ich stark zur Objekt stoßen keine dürfte die zu 25 000 bereit bin übernehmen den wenn.

      „Na, mein Alter, was fällt Dir auf?“ fragte Harald nun und lächelte dabei so seltsam. „Schwer – nicht wahr? Wenigstens scheint es so!“

      „Allerdings!“

      „Ich will barmherzig sein. – Nimm mal beide Briefe und lege sie nebeneinander. – So – jetzt prüfe bei beiden die letzten Zeilen, denn diese haben mir die Erleuchtung gebracht. – Hm – Du schweigst?! – Da steht doch bei Nummer 1:

      zahlen Kronen Ihnen ich

      und bei Nummer 2:

      zu 25 000 bereit bin

      Ich sagte mir nun: Vielleicht gehört die „25 000“ zu „Kronen“, zumal doch vor „Kronen“ „zahlen“ steht und dahinter „Ihnen ich“. – Wir haben hier je vier Worte der beiden Briefe herausgegriffen. Beginne mit „bin“ zu lesen, füge „ich“ an, nimm dann die vorletzten Worte „bereit“ und „Ihnen“, füge die drittletzten „25 000“ und „Kronen“ hinzu und schließlich „zu“ und „zahlen“, dann ergibt sich:

      bin ich bereit Ihnen 25 000 Kronen zu zahlen.

      Das hat Sinn! Das ist ohne Zweifel richtig. – Jetzt mache es genau so mit den vier letzten Worten beider Briefe:

      ich wollen Auftrag Sie

       bin übernehmen den wenn.

      und Du erhältst:

      wenn Sie den Auftrag übernehmen wollen bin ich,

      was zusammen mit dem soeben sinngemäß Geordneten ergibt:

      Wenn Sie den Auftrag übernehmen wollen, bin ich bereit, Ihnen 25 000 Kronen zu zahlen.

      Na – einfach?!“

      Ich hatte begriffen. „Ja – sehr einfach! Die beiden Briefe sind ein Brief und müssen gleichzeitig von hinten gelesen werden, immer je ein Wort aus jedem Brief.“

      „Ganz recht. – Der Gesamtinhalt lautet also:

      – zu zahlen. Die Ausführung dürfte auf keine Schwierigkeiten stoßen. Das Objekt ist zur Zeit stark reparaturbedürftig. Ich habe als Gespenst dafür gesorgt, daß die Reparatur verzögert wird. Sollten Sie also die Sache erledigen wollen, so kommen Sie sofort. Ich werde am 24. Juni abends am Bahnhof sein. Bringen Sie einen großen Koffer mit. Das Objekt muß sorgfältig verpackt werden. Auf keinen Fall darf es gänzlich zerstört werden. Ich sorge schon dafür, daß nachher das Gerücht auftaucht, es sei in den Fjord gefallen. Über alles weitere einigen wir uns mündlich. Sie sollen ein gutes Geschäft dabei machen. Also zögern Sie nicht.“

      – Ich hatte nach Harsts Diktat den Text mit Bleistift auf ein Stück Papier geschrieben.

      „Der Inhalt hat für uns wenig Interesse,“ meinte ich nun. „Hier liegt ja offenbar die Anwerbung eines Diebes vor, der etwas stehlen sollte. Der Dieb kann Ottmar Orstra gewesen sein. Seitdem sind aber über fünf Jahre verstrichen, und deshalb –“

      Unter dem Zwange von Haralds eigentümlichem Lächeln schwieg ich, fragte dann:

      „Denkst Du anders darüber?“

      „Ja, mein Alter, ganz anders! Ich wundere mich, daß Du durch das „Gespenst“ nicht auf den tieferen Sinn kommst.“

      Ich überflog den Satz:

      Ich habe als Gespenst dafür gesorgt, daß die Reparatur verzögert wird

      nochmals, zuckte die Achseln und erklärte: „Bedauere wirklich! – Was ist denn der tiefere Sinn?“

      Harst nahm eine neue Mirakulum-Zigarette und sagte:

      „Verbrenne jetzt den Zettel mit dem Text. Ich lege die beiden Briefe in das Futter meiner Sportmütze. – Noch eine Frage: wenn Orstra der „Dieb“ war, wenn er also damals vor fünf Jahren auf dieses Angebot einging, weshalb mag er wohl die Briefe, die doch immerhin bei ihrem seltsamen Inhalt recht belastend sind, so lange aufbewahrt haben?“

      „Keine Ahnung –“

      „Und doch unschwer herauszufinden. – Ich behaupte, Orstra hat diesen Auftrag, das reparaturbedürftige Objekt zu stehlen, damals ausgeführt. Die

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