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      Orstras Bande war jetzt bis auf den letzten Mann – mit Ausnahme des Anführers – unschädlich gemacht worden.

      Harsts Kombinationen wurden durch das Geständnis der Verbrecher in allen Punkten bestätigt. Die vier Millionen beschlagnahmte die dänische Regierung. Goldner mußte noch weitere anderthalb Millionen Strafe zahlen. Er verarmte bald darauf und starb – im Irrenhause. Seine Gattin hat bei Verwandten ein Unterkommen gefunden.

      Sechs leere Briefbogen

       Inhaltsverzeichnis

       1. Kapitel

       2. Kapitel

       3. Kapitel

       4. Kapitel

       5. Kapitel

      1. Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      „Herr Harst, – Herr Harst, es ist ein Hühnerdieb im Stall!“ –

      Dies war der Alarmruf, der unser Abenteuer mit den sechs leeren Briefbogen einleitete.

      Damals, als die brave alte Mathilde, die Harstsche Köchin mit diesem Alarmruf erschrocken und empört in Harald Harsts Arbeitszimmer gestürmt kam, waren wir gerade vor vier Tagen aus Göteborg in Schweden heimgekehrt.

      Wir hatten in Haralds Studierzimmer am Sofatisch gesessen und beim Lichte der elektrischen Stehlampe die Abendzeitungen durchgesehen.

      Es mochte halb neun gewesen sein, als Mathilde uns dann aus der beschaulichen Ruhe aufrüttelte.

      „Na, na, liebe Mathilde, – ein Dieb in unserem Hühnerstall!“ meinte Harald zweifelnd. „Das muß denn gerade ein Mensch sein, der nicht weiß, wer hier wohnt!“

      Mathilde wurde böse.

      „Natürlich – wenn wir hier erst stundenlang reden, dreht er den besten Legehühnern den Kopf ab und verduftet!“ fauchte sie. „Meinetwegen kann er’s tun! Aber hier gibt’s dann nichts mehr zum Frühstück.“

      Wir erhoben uns lachend.

      „Die Drohung ist fürchterlich!“ meinte Harald. „Sie sahen den Kerl also im Stalle verschwenden, Mathilde?“

      „Ja. Ich wollt’ gerade die Ställe abschließen –“

      „Gut. Schraut und ich werden den Dieb abfassen!“

      Wir verließen ganz leise durch die Hoftür das Haus.

      Der Septemberabend war mondhell. Als wir dicht vor der Tür des Hühnerstalles standen, sagte Harst:

      „Die Eiervögel verhalten sich merkwürdig ruhig!“

      Er öffnete die Tür und leuchtete mit der Taschenlampe in den weißgetünchten Stall hinein.

      Links und rechts von der Tür befanden sich die Sitzstangen für das Hühnervolk. Geradeaus führte eine Leiter auf den sogenannten Körnerboden. In der Decke war ein quadratisches Loch eingeschnitten, durch das der obere Teil der Leiter hindurchreichte.

      Harald begann die Leiter zu erklettern, blieb stehen und leuchtete auch den Bodenverschlag ab.

      Ich sah, wie sein Blick jetzt auf einer Stelle ruhte.

      „Kommen Sie, Freundchen,“ sagte er dann. „Meine Hühner esse ich allein, und die Eier auch!“

      „Oh – ich bin kein Dieb!“ flüsterte oben jemand mit keuchender Stimme. „Sehen Sie bitte erst nach, Herr Harst, ob „er“ weg ist. „Er“ war mir gefolgt.“

      „Wer ist dieser „er“?“

      „Mein Chef, der Agent Gumlowsky. – Ich wollte mich vor ihm verbergen. Deshalb schlüpfte ich schnell in diesen Stall.“

      „Junger Freund, Sie haben Phantasie.“

      „Nein Herr Harst, – Angst habe ich, schreckliche Angst – vor Max Gumlowsky!“

      „Hm – das klingt beinahe echt! Außerdem sind Sie für einen nächtlichen Hühnerjäger auch zu gut gekleidet, junger Mann! Ich werde also Herrn Gumlowsky verscheuchen, falls er noch in der Nähe sein sollte!“

      Er stieg die Leiter wieder herab, winkte mir und ging hinaus. Ich drückte die Tür ins Schloß.

      „Lieber Alter, der junge Mensch schwindelt nicht,“ sagte Harald leise. „Mach’ doch mal Ajax von der Kette los.“

      Der große Hofhund, eine Kreuzung von Wolfshund und Dobermann, war mehr nach dem Gemüsegarten zu mit seiner Hütte untergebracht.

      Er lag in der Hütte und kam erst heraus, als ich ihn energisch anrief. Ich hatte ihn kauen gehört und fand den auch in der Hundebude noch ein faustgroßes Stück Fleisch.

      Sofort stieg der Verdacht in mir auf, das Fleisch könnte vergiftet sein. Ich lief zu Harald zurück.

      „Hole die Injektionsspritze und das Brechmittel – schnell!“ rief er erregt. „Diese Hühnerdieb-Geschichte wird ernst!“

      Er blieb vor der Stalltür stehen. Ajax, den ich losgemacht hatte, schnüffelte schon an der Stalltür herum. Er hatte den Dieb gewittert.

      Als ich mit der Spritze und dem Fläschchen zurückkehrte, hörte ich Ajax hinten im Gemüsegarten bellen.

      „Er hat wirklich einen Menschen verjagt,“ meinte Harald leicht erregt.

      Dann pfiff er. Ajax ließ sich jedoch Zeit. Als er dann endlich gehorchte, knurrte er noch wütend und rannte sofort zur Stalltür zurück.

      Harst machte ihm dann eine Einspritzung in das Nackenfell.

      „Nach drei Minuten ist der Magen leer. – Kette ihn wieder an.“

      Ich brachte Ajax zur Hütte zurück. Inzwischen war auch schon der Hühnerdieb auf Haralds Zuruf vor dem Stall erschienen.

      Wir nahmen ihn mit ins Haus. Ich konnte mir dann im Studierzimmer den vielleicht zwanzigjährigen Burschen genauer ansehen. Harst hatte alle Flammen der Krone eingeschaltet.

      Nun – dieser Dieb wirkte sehr harmlos. Es war so der Typ des jungen, etwas überpatent gekleideten Kaufmanns. Das Gesicht war ganz sympathisch.

      „Setzen Sie sich“, sagte Harald freundlich und deutete auf den Klubsessel links vom Sofatisch.

      „Ist er wirklich weg?“ fragte der junge Mensch ängstlich.

      „Ja. Nehmen Sie nur Platz. – Schraut, reiche dem Gast einen Kognak –“

      Der Hühnerdieb trank, dankte und fügte hinzu:

      „Mein Name ist Karl-Ernst Lehmann –“ Er machte dazu eine tadellos eckige Kavalierverbeugung und fuhr fort: „Ich bin erster Prokurist der Firma Gumlowsky u. Komp., Agenturen –“

      „Wieviel Angestellte hat die Firma?“ fiel Harst ihm ins Wort.

      „Hm – nur – nur einen – mich!“

      „Das dachte ich mir. Weiter bitte –“

      „Ich bin erst seit dem ersten Juli bei der Firma.“

      „Wer

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