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Zwischenbemerkung,“ meldete Doorsen sich. „Hier aus dem Hafen ist in der Nacht vom 16. zum 17. noch ein großes Motorrennboot verschwunden, – aus einem verschlossenen Bootsschuppen. Der Diebstahl wurde erst vier Tage später entdeckt. Im leeren Bootsschuppen lag ein Zettel. – Hier ist er –“

      Auf diesem Zettel stand:

      „Nur zwangsweise geliehen. Wird zurückgebracht falls keine Anzeige bei der Polizei erfolgt.“

      „Harmlose Gemüter!“ lächelte Harst. „Diese „Entleiher“ waren Orstras Leute, waren die Verfolger der Kattegatt. – So – nun weiter! Die gestohlene Jacht wurde innerhalb der Kragerö-Inseln, sehr wahrscheinlich im südöstlichen, unbewohnten Teile des Archipels, versteckt. Die Diebe suchten dann an Bord der Jacht nach etwas ganz Bestimmtem.“

      „Also nach Juwelen etwa,“ warf Prang ein.

      „Nein, nicht nach Juwelen, lieber Prang. – Sie fanden auch das, was sie suchten. Ich könnte das beweisen. – Als sie dann abends die Kattegatt wieder aus den Inseln heraus ins offene Wasser gebracht und die Maschinen unbrauchbar gemacht hatten – sie wollten die Jacht der Strömung auf gut Glück überlassen und in einem der Rettungsboote an Land gehen –, wurden sie von den Verfolgern auf der Kattegatt überfallen. Es kam zum Kampf. Die Diebe waren schlau genug, die Jacht zu räumen und auf das andere Fahrzeug, das Motorrennboot, überzusteigen, mit dem sie davonfuhren. Bei dem Kampf gab es Verwundete, wahrscheinlich auch Tote. Beweis: die verwischten Blutflecken! In diese Blutlachen ist jemand hineingetreten und ausgerutscht, ist hingefallen und hat sich die Kleider beschmutzt.“

      „Dasselbe ersah ich aus den Blutflecken,“ nickte Prang.

      „Die Verfolger waren nun also auf einem wracken Fahrzeug, das mit der Strömung davontrieb, sozusagen eingesperrt.“

      „Sehr gut!“ sagte Inspektor Doorsen. „All das leuchtet ein. Aber – wie kam Ottmar Orstra auf die Inseln? Wie hatte er erfahren, wo er seine Leute suchen mußte?“

      „Durch seinen Begleiter muß er es erfahren haben, durch den Mann, der in Haukeli die Frau Professor Lörax gespielt hatte.“

      „Das verstehe ich nicht,“ meinte nun auch Prang kopfschüttelnd. „Durch seinen Begleiter?! Der war doch stets bei ihm und konnte daher ebensowenig wissen, was die Diebe mit der Kattegatt vorhätten, wie Orstra selbst!“

      Harst lächelte fein. „Lieber Prang, der Begleiter kann es vielleicht doch gewußt haben, – nämlich dann, wenn er zu den Entführern der Jacht in Beziehungen stand, wenn er also in den ganzen Plan eingeweiht war.“

      „Auch das ist mir zu hoch!“ rief Doorsen.

      „Dann werden Sie sich noch etwas gedulden müssen, lieber Doorsen. – So, jetzt werde ich mit Schraut Herrn Samuel Goldner einen Besuch abstatten, obwohl es bereits elf Uhr ist.“

       Die Speicherruine

       Inhaltsverzeichnis

      Nun – wir waren bald zurück, denn im Hotel hörten wir, daß Goldner nebst Frau heute abend nach Kopenhagen abgereist war. Er hatte aber für Harald einen Brief zurückgelassen.

      Dieser Brief war ebenso kurz wie vielsagend:

      Sehr verehrter Herr Harst!

      Dringende Geschäfte rufen mich nach Kopenhagen. Es hat auch keinen Zweck, länger hier in Christiania zu bleiben. Falls Sie die Güte haben wollen, sich um diesen Piratenstreich in Ihrer Weise zu bemühen, würde ich Ihnen sehr zu Dank verpflichtet sein, obwohl ich nicht glaube, daß Sie etwas ausrichten werden. Ich teile die Ansicht der hiesigen Polizei, die annimmt, daß man die Jacht in irgend einem Versteck abwracken und die Teile einzeln verkaufen wird.

      Ich bin Ihr sehr ergebener

      S. Goldner.

      „Aha – er winkt abermals ab!“ sagte Harald und steckte den Brief in die Tasche. „Wir werden ihm nachreisen – mit dem Nachtzuge um halb eins!“ –

      Wir hatten gerade noch Zeit, uns von Prang und Doorsen zu verabschieden. Ohne jedes Gepäck – unsere Sachen befanden sich ja auf der Miramare – begaben wir uns zum Bahnhof, wo Harald am Bahnschalter zwei Schlafwagenkarten 1. Klasse nach Göteborg forderte, also nach dem früheren Hauptquartier des Verbrechers Ottmar Orstra.

      Harst zeigte sich dann auch im Eisenbahnzuge sehr mißtrauisch. Aber dieses Mißtrauen war überflüssig. Wir schliefen denn auch ungestört bis zehn Uhr vormittags. Um elf waren wir in Göteborg, um halb zwölf im Dienstzimmer unseres alten Freundes, des Detektivinspektors Dronting, der uns strahlenden Antlitzes willkommen hieß.

      „Lieber Harst, ich kann Sie gut brauchen!“ erklärte er dann sofort. „Vor kaum fünf Minuten wurde mir aus Langedroog von der Lotsenstation gemeldet, daß man zwischen den Inseln vor Langedroog das gedeckte Motorrennboot Najade, das aus dem Hafen von Christiania gestohlen worden ist, und auch Plemborns Jacht Miramare in tadellosem Zustande dicht nebeneinander vertäut aufgefunden hat.“

      „Ah – also doch!“ sagte Harald leise.

      „Was heißt das, bester Harst?“

      „Das heißt nichts anderes, als daß wir nun vielleicht Orstras ganze Gaunerbande mit einem Schlage unschädlich machen können!“

      „Wahrhaftig?! – Schießen Sie los, Harst! Das wäre ja ein unerhörter Glückszufall!“

      „Zu langen Erklärungen ist jetzt keine Zeit, lieber Dronting. Besorgen Sie für Schraut und mich schleunigst zwei Matrosenkostüme. Wir müssen vorher das Terrain sondieren. Die Sache kann sehr gefährlich werden oder total vorbeigelingen, wenn wir nicht vorsichtig zu Werke gehen.“

      Dronting bat um Aufschluß über Haralds Absichten. Er hätte sich das sparen können. Selbst mir hatte Harst ja bisher auch nicht mit einer Silbe verraten, was er eigentlich vorhätte.

      „Eine Sache wie diese muß mit größter Behutsamkeit angepackt werden,“ erklärte er nur. „Ich werde Sie und Ihre Leute schon noch brauchen, Dronting. Halten Sie sich mit zehn Mann bereit.“

      Wir maskierten uns dann. Selten hatte Harald so viel Sorgfalt darauf verwandt, uns völlig unkenntlich zu machen. Erst mittags gegen ein Uhr verließen wir das Polizeigebäude durch einen Seitenausgang. In einem größeren Papiergeschäft kaufte Harst einen Stadtplan von Göteborg und sah gleichzeitig das Adreßbuch ein. Wen er darin suchte, wußte ich nicht.

      Am Hafen mieteten wir ein Boot, hinterlegten 200 Kronen Pfand bei dem Bootsverleiher und ruderten in einen breiten Kanal hinein, von dem eine Menge schmälerer Kanäle abzweigten. Wir gelangten dann in einen Kanal, der zum Teil zwischen Gemüsegärten, Schneidemühlen und von Unkraut umwucherten Müllplätzen sich hinzog. Einzelne bescheidene Häuser standen auch hier inmitten von Buchen- und Erlengehölzen. Es war eine Gegend, die man nachts besser gemieden hätte.

      Wir legten jetzt am Südufer an einem Schuttplatz an, zogen das Boot über eine weggefaulte Stelle des Bollwerks an Land und ketteten es fest. Der Platz war völlig mit Gestrüpp umgeben.

      „Dort wohnt – Baron Oskar Karlsström, Goldners Stiefsohn,“ sagte Harald jetzt. – Und diese Worte waren eine Offenbarung für mich.

      Ein Teil des Dunkels lichtete sich. Karlsström, dieser anrüchige Mensch, konnte ganz gut ein Mitglied von Orstras Bande sein. Vielleicht war er es gewesen, der den Plan entworfen hatte, die Jacht seines Stiefvaters zu stehlen.

      Harst hatte durch die Büsche auf ein verfallenes Gebände gezeigt, das wie die ausgebrannte Ruine einer Fabrik aussah. Sie lag auf einem Hügel, war wirklich nur noch ein großer Trümmerhaufen mit leeren Fensteröffnungen und mußte schon viele Jahre in diesem Zustande der Witterung getrotzt haben, da sich auf den Mauerrändern oben ganze Büschel Gras und einzelne Sträucher angesiedelt hatten. Nach Westen zu klebte

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