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tolle Gehilfen, wenn man über dieses ständige Lecken hinwegsah.

      »Hörst du bald mal auf?«, zischte ich ihn an. »Warum musst du dich immer putzen, wenn wir gerade kurz davor sind, ein Ticket abzuhaken?«

      »Ich werde eben nervös«, entgegnete Mgurn und ließ seine geteilten Kiefer zuschnappen, wobei seine dehnbare Zunge in der dunklen Mundhöhle verschwand. »Das weißt du doch.«

      »Deswegen kriegt ihr Leforianer nie im Leben eine Nummer«, sagte ich. »Im Einsatz könnt ihr euch einfach nicht zusammenreißen.«

      »Warum gibst du dich dann überhaupt mit mir ab«, ätzte Mgurn. »Wieso fragst du nicht nach einem Assistenten von Ichterra oder Klav?«

      »Ichterraner treiben mich mit dem Wasser in den Wahnsinn, das ihnen die ganze Zeit aus den Kiemen läuft«, sagte ich. »Und Klavs bestehen ja quasi nur aus Augen. Okay, sie sind superschlau, aber ich weiß nie, wo ich hingucken soll, wenn ich mit ihnen rede.«

      Mgurn fing mit seinem üblichen Schnauben an, das immer ertönte, wenn er sich über mich ärgerte, aber ich ignorierte das und konzentrierte mich auf mein Ticket.

      Salvage Ticket #4867345231: Finden Sie ein Team aus Wissenschaftlern, das auf dem Planeten Hepnug im Brgeete-System im Einsatz war. Die Daten, die das Team gesammelt hat, sind Ihr Primärziel. Die Rettung der Wissenschaftler ist nebensächlich. Für jedes überlebende Teammitglied gibt es einen Bonus von 200 Chits. Der Zeitfaktor ist kritisch, die Mission muss innerhalb einer Woche erledigt sein.

      Dieser letzte Punkt war das Schwierige daran. Vom SMC-Hauptquartier brauchte man schon einen ganzen Tag zum Brgeete-System. Dann drei Tage, um den Planeten zu durchsuchen, denn das verdammte Ding war voller Höhlen. Und die Rückreise dauerte sogar zwei Tage, wegen des starken Energieausstoßes der Sonnen von Brgeete. Der brachte die Antriebe sämtlicher Schiffe durcheinander, außer vielleicht von Fregatten der Behemoth-Klasse oder noch größeren Dingern. Kurz gesagt hatten wir keine Zeit zu verlieren.

      Inzwischen war schon der vierte Tag meiner Suche angebrochen, da es zu allem Überfluss auch gerade noch Lava-Saison auf dem Planeten war. Es gab nicht mal Vulkanausbrüche, sondern nur fiese Lavaschauer, die einfach so vom Himmel regneten, und das zu allen Tages- und Nachtzeiten. Klar, ich hatte mein persönliches Schutzschild gegen Naturgewalten dabei, genau wie Mgurn, aber das war nicht der Punkt. Der Punkt war, dass abgefohte Lava vom Himmel fiel! Das machte das Ganze kompliziert.

      »Meine Sensoren zeigen an, dass das Team mit seinem Equipment in dieser Höhle ist«, sagte Mgurn. Er schaute hinauf zum Himmel und blinzelte. »Ich vermute, wir haben drei bis fünf Stunden Zeit, bevor der nächste Schauer runterkommt. Wir müssen zusehen, dass wir es bis dahin geschafft haben und in Sicherheit sind, sonst verlieren wir noch einen weiteren Tag.«

      Er sagte »einen weiteren Tag«, als wäre das mein Fehler. Was eigentlich auch total passte, da ich seine Vorschläge ignoriert hatte und auf der abgewandten Seite des Planeten gelandet war. Leforianer hatten wirklich ein erstaunliches Talent, die richtigen Landeplätze vorauszusagen, das richtige Equipment für jede Mission einzupacken, die besten Plätze für ein Nachtlager zu finden und so ziemlich jedes Essen im bekannten Universum zuzubereiten. Mercs nannten ihre leforianischen Assistenten deswegen gern »Mutti«, aber natürlich sagten sie ihnen das nie ins Gesicht. Denn dann wurden sie unglaublich zickig!

      »Irgendwelche Lebenszeichen?«, fragte ich, als ich das Salvage-Ticket aus der Projektionsfläche meines Holo-Armbandes wischte und stattdessen die Liste der Gegenstände aufrief, die nötig waren, um das Ticket erfolgreich abzuschließen. »Obwohl es mir eigentlich egal ist.«

      »Wirklich?«, fragte Mgurn. »Ich würde die Wissenschaftler nämlich lieber lebendig vorfinden, damit wir auch die Bonus-Chits einstreichen können. Ich muss dich ja hoffentlich nicht daran erinnern, dass ich als Assistent nur einen Bruchteil der Chits bekomme, die dir zustehen.«

      »Nein, das musst du nicht«, entgegnete ich, während ich auf den Höhleneingang zuging. »Aus den Chits machst du schließlich jedes Mal ein Riesenthema, seit dem ersten Tag unserer Zusammenarbeit!«

      »Meine Schwester bekommt gerade ihren zweiten Wurf kleiner Welpen, Joe«, sagte Mgurn. »Den zweiten Wurf! Und wo ist der Vater? Wenn ich das nur wüsste! Der faule Sohn eines Gumps hat sie in dem Moment sitzen lassen, als er von der Schwangerschaft erfuhr! Ein Wurf war okay für ihn, aber zwei? Nein, damit kommt er nicht klar!«

      »Ich weiß, Mgurn, ich weiß«, sagte ich. »Ich kann dir ein paar von meinen Chits abgeben, wenn es sein muss.«

      »Ein Almosen? Pah!« Mgurn verzog das Gesicht. »Ich arbeite, um zu überleben, Joe. Ich arbeite mir meinen Sitzpanzer ab, herzlichen Dank! Ich brauche keine milden Gaben von dir!«

      »Mann, ich wollte doch nur meine Hilfe anbieten! Kein Grund, mir gleich den Kopf abzureißen«, sagte ich am Eingang der Höhle, wobei ich mein H16 in die Dunkelheit gerichtet ließ, während seine Scanfunktion auf Hochtouren arbeitete. »Kriegst du die gleichen Werte? Ich empfange überhaupt keine Anzeichen von Leben. Nicht mal irgendwelches Kriechzeug. Die Höhle ist komplett tot!«

      »Komplett tot?«, fragte Mgurn, nachdem er sich abgeregt hatte. Das konnte ich daran erkennen, dass sich sein viergeteilter Kiefer wieder zusammengelegt hatte und seine Nervosität zurückgekehrt war. »Wir mögen keine komplett toten Höhlen!«

      »Nein, das tun wir nicht«, bekräftigte ich.

      Ich richtete mein H16 auf einige Felsen am Höhleneingang und ging richtig nah ran, um auch die feinsten Sensoren mit einzubeziehen. Doch da waren nicht mal Schimmelsporen. Und jeder Planet hatte Schimmelsporen. Ich wette, selbst im Zentrum der heißesten Sonnen gab es Schimmelsporen. Das Zeug wurde man einfach nicht los.

      »Es gibt verschiedene Erklärungen für diese Abwesenheit von Lebensformen«, dozierte Mgurn. »Und keine davon verheißt Gutes.«

      »Da ist nicht mal Schimmel«, sagte ich.

      »Ja, das rieche ich«, antwortete Mgurn.

      »Das kannst du? Warum hast du nichts gesagt?«, herrschte ich ihn an.

      »Weil ich es erst mit Messwerten verifizieren wollte«, erwiderte er und klopfte mit seinem Scanner gegen seinen gepanzerten Unterarm.

      Leforianer haben wegen ihres insektenartigen Kreislaufs keine Cyber-Implantate, denn die funktionieren bei den ständigen Interferenzen nicht. Ja, sie haben Fell und sehen aus, wie große Hundekäfer, aber ihr Blut und ihre inneren Säfte sind einfach nicht kompatibel mit Tech-Implantaten.

      Mgurn schlug seinen Scanner noch einmal gegen seinen Panzer und ich betrachtete diesen Vorgang mit steigender Sorge.

      »Ist etwas nicht in Ordnung?«

      »Die Werte ergeben keinen Sinn«, sagte er. »Selbst mit meinem externen Scanner.«

      Er kniete sich auf den Boden, öffnete seinen Rucksack und zog einen zweiten Scanner hervor. Mit diesem erstellte er ein komplettes Protokoll der Höhle.

      »So sparen wir jedenfalls keine Zeit«, nörgelte ich.

      »Aber so bewahren wir unsere Hintern davor, gefressen zu werden«, antwortete er.

      »Gefressen?«

      »Gefressen.« Er nickte und zeigte mir den Scanner.

      »Oh, Scheiße!«, murmelte ich.

      »Allerdings«, stimmte Mgurn zu.

      »B'flo'dos«, sagten wir gleichzeitig.

      B'flo'dos sind eine unzähmbare Rasse von Wesen, die ihrer Umgebung sämtliche Energie entziehen. Sie kommen aus demselben Sonnensystem wie die B'clo'nos, sind aber eine andere Spezies. Sie bestehen zwar auch aus Schleim, sind aber komplett schwarz und kaum zu sehen, wenn man nicht direkt vor ihnen steht, da sie sogar Lichtenergie absorbieren. Diesen Dingern will man auf keinen Fall über den Weg laufen, nicht mal als Merc. In meiner Zeit bei den Marines musste ich mich notgedrungen mit ihnen auseinandersetzen, da die B'clo'nos sie als Kanonenfutter für Kamikaze-Angriffe einsetzen.

      »Wenn es uns berührt, sind wir tot«, sagte

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