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Janssen, Kommissar bei der Polizei von Christianssund«, stellte der Beamte in Zivil sich vor. »Und das ist«, er nickte in Richtung seiner Kollegin, »Polizeiassistentin Pia Waage.«

      Nick streckte die Hand aus. »Nick Olsen.«

      »Jørn Kallberg.«

      »Christina Isakson.«

      Pia Waage notierte ihre Namen, Adressen und Personennummern auf einem Block. Sieht nett aus, die Polizistin, dachte Christina. Athletisch gebaut, kurzes, lockiges Haar, braune Augen. Richtig burschikos. Genau wie Christina.

      »Wie heißt die Firma, für die Sie arbeiten?«, erkundigte sich Pia.

      »Finn Frandsen A/S«, antwortete Jørn. Er leierte die Adresse und Telefonnummer des Betriebs herunter.

      »Wann sind Sie gestern nach Hause gegangen?«, wollte Frank Janssen wissen.

      »Halb vier«, erklärten Jørn und Nick gleichzeitig.

      »Ich war bis um acht hier«, ergänzte Christina.

      »Ich dachte, du wolltest nur eine Stunde länger bleiben?«, sagte Nick und grinste. Jørn starrte sie nur an.

      »Dann müssen wir uns mit Ihnen unterhalten, Christina.« Frank wandte sich an Jørn und Nick. »Sie können wieder an Ihre Arbeit gehen. Verlassen Sie die Etage bitte vorerst noch nicht. Die Techniker sind noch nicht damit fertig, den Treppenaufgang nach Spuren abzusuchen. Sollten Sie rausmüssen, bevor sie fertig sind, rufen Sie Pia Waage oder mich an.« Er überreichte ihnen eine Visitenkarte. »Okay?«

      »Dürfen wir nicht wenigstens erfahren, worum es eigentlich geht?«, fragte Jørn.

      »Im zweiten Stock wurde ein Mann tot aufgefunden. Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen.«

      »Hat Brian, der Zimmermann, ihn gefunden?«

      »Ja.«

      »Und geht es um Mord?«

      »Sehr viel deutet darauf hin, ja.«

      »Wie ist es passiert?«

      »Darüber kann ich keine Auskunft geben.«

      »Hat er schon lange da oben gelegen?«, fragte Nick nach.

      »Das werden wir von den Rechtsmedizinern erfahren«, erwiderte Frank Janssen. »Sie werden nicht lange brauchen, um es herauszukriegen.«

      Die beiden Malergesellen waren schon fast an der Tür, als Christina sagte: »Ich weiß nicht, ob es etwas zu bedeuten hat …«

      »Sprechen Sie«, forderte Frank sie auf.

      »Jørns Overall ist verschwunden.«

      Beide Gesellen drehten sich um und sahen, wie die Ermittler, Christina an.

      »Wann?«, wollte Pia Waage wissen.

      Jørn zuckte mit den Schultern. »Er lag direkt neben der Tür, als ich gestern gegangen bin. Und heute Morgen war er weg.«

      »Wie sah er denn aus?«

      »Wie meiner«, antwortete Nick. Alle betrachteten einen Moment den weißen Overall mit den dunklen Flecken an beiden Oberschenkeln, wo Nick sich immer die Finger abwischte. »Und wie Christinas natürlich.«

      »Das ist interessant«, sagte Frank. »Ist noch mehr verschwunden? Handschuhe zum Beispiel?«

      »Ich glaube nicht.« Jørn zog die Augenbrauen zusammen. »Wir haben so eine Schachtel mit Einweghandschuhen, aber ich weiß wirklich nicht, wie viele noch drin sind.«

      »Wo steht diese Schachtel?«

      »Draußen am Eingang, bei dem anderen Material.«

      »Bitte fassen Sie sie nicht an«, sagte Janssen. »Auch die anderen Dinge nicht, die dort stehen. Ich schicke einen Techniker vorbei.«

      »Glauben Sie«, Christina schluckte, »der Mörder war in den Räumen hier? Um den Overall zu stehlen?«

      »Das ist zumindest vorstellbar.«

      »Aber dann hat er ja … Ich habe doch nebenan gearbeitet … Und wenn er mich nun …« Sie schwieg, plötzlich war ihr schwindelig. »Ich war doch gleich nebenan«, wiederholte sie.

      »Glücklicherweise ist nichts passiert.« Frank Janssen legte eine Hand auf ihre Schulter. »Und vielleicht hat der Täter die Räume hier auch gar nicht betreten. Es ist nur eine Theorie.« Er wurde von seinem Mobiltelefon unterbrochen, trat einige Schritte beiseite und führte ein kurzes Gespräch, so leise, dass Christina die einzelnen Worte nicht unterscheiden konnte.

      »Er wurde möglicherweise identifiziert«, sagte er und wandte sich an Pia Waage, als er das Gespräch beendet hatte. »Ich muss gehen.«

      Christina holte die beiden Plastikstühle. Sie fühlte sich merkwürdig ruhig. Als ob das Ganze überhaupt nichts mit ihr zu tun hätte.

      »Warum sind Sie gestern dreieinhalb Stunden länger geblieben als Ihre Kollegen?«, fragte Pia, nachdem sie sich gesetzt hatten.

      »Ich wollte das kleine Büro fertig spachteln, und am Vormittag war ich ein paar Stunden weg gewesen.« Christina erklärte so kurz wie möglich ihre Arbeit mit den Spachtelbrettern, sie erwähnte die schmerzende Schulter, den Raum, für den sie verantwortlich war und den erfundenen Arztbesuch. Es sah aus, als ob die Polizistin sie sofort verstand. Sie kommentierte es jedenfalls nicht, sondern nickte nur und machte sich Notizen. Dann ließ sie Christina detailliert erklären, was sie in den Stunden getan hatte, bis sie nach Hause gegangen war.

      »Sie haben nichts gehört?«, fragte sie, als Christina ihren Bericht beendet hatte.

      »Ich hatte Kopfhörer auf.«

      »Und Sie haben auch keine Vibrationen bemerkt? Keinen Schlag, der den Boden erzittern ließ? Dort oben muss es einen ziemlichen Tumult gegeben haben, beinahe direkt über Ihrem Kopf.«

      »Tut mir leid. Ich habe nichts bemerkt.« Christina runzelte die Stirn. »Jemand ist gegen sechs aus dem Tor gegangen, als ich aus dem Fenster gesehen habe. Oder vielleicht kurz nach sechs«, sagte sie dann. Sie verschwieg elegant den Grund, warum sie dort gestanden hatte. Soweit sie wusste, war es verboten, am Arbeitsplatz zu rauchen – egal, wie allein man war.

      »Wer war es denn?«

      »Das habe ich nicht gesehen. Es war total dunkel dort unten. Ich habe das Licht von der Straße gesehen, als das Tor geöffnet wurde.«

      »Könnte es jemand gewesen sein, der hereinkam?«

      »Ich habe etwas gesehen, das sich unten bewegt hat, kurz bevor ich das Licht am Tor gesehen habe.«

      Pia Waage notierte sich etwas.

      »Und Sie haben nichts anderes bemerkt?«

      Christina schüttelte den Kopf.

      »Und später? Ist Ihnen im Treppenhaus irgendetwas aufgefallen, als Sie gegangen sind?«

      »Nein.«

      Wieder eine Notiz. »Und die Tür zum Hof war verschlossen?«

      »Ganz bestimmt. Ich hätte es bemerkt, wenn sie offen gewesen wäre. Die Architekten im Erdgeschoss haben mega-teure Computer, die legen großen Wert auf Sicherheit. Ich habe sie auch direkt wieder zugeworfen, als ich draußen war.«

      »Hat es zu diesem Zeitpunkt geschneit?«

      »Nein.«

      »Noch etwas?«

      Christina schloss die Augen und versuchte, sich zu erinnern. »Ja«, sagte sie einen Moment später und schlug die Augen wieder auf. »Da waren so seltsame Spuren im Schnee.«

      »Seltsam? Wieso?«

      »Fußspuren …«

      »Ja?«

      Wieder schloss Christina die Augen. »Zwei verschiedene Fußspuren«, fügte sie nach einer kleinen Pause hinzu. »Das Seltsame war, dass die eine Spur vom

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