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Johnstrup?«

      »Ja?«

      »Haben Sie ein Zimmer, in dem wir uns unterhalten können?«, fragte er mit einem Blick auf Malene, die sie unverblümt anstarrte. »Also unter vier Augen?«

      Benedicte erhob sich voller banger Vorahnungen und nahm ihn mit in das kleine Sitzungszimmer.

      »Haben Sie nicht vor einigen Stunden Ihren Mann gesucht?«, begann Frank Janssen und setzte sich an den Konferenztisch.

      Benedicte blieb stehen. »Ist er gefunden worden?«

      »Wissen Sie, was er anhatte, als er verschwand?«

      Sie schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe ihn seit gestern Morgen nicht mehr gesehen.«

      »Könnte es sein, dass er Gummistiefel getragen hat?«

      »Das weiß ich nicht, vielleicht schon.«

      »Hat er dunkles Haar?«

      »Dunkelblond. Also so eine unauffällige Farbe. Ganz kurz.«

      »Ich weiß nicht, ob Sie es schon gehört haben, wir haben im Hinterhaus einen Toten gefunden.«

      »Hier, auf dem Firmengelände?« Sie fasste sich an den Hals. »Ist es …?«

      »Wir wissen es nicht, er hat keine Papiere dabei. Als wir hörten, dass Sie Ihren Mann vermissen … Ein merkwürdiger Zufall, oder?«

      »Hat er … Ich meine, ist es …«

      »Selbstmord? Nichts deutet darauf hin.«

      »Darf ich ihn sehen?«

      »Nicht bevor er ins Krankenhaus gebracht wurde.«

      »Ins Krankenhaus?«

      »Ja, die Rechtsmedizinische Abteilung befindet sich im Keller des Krankenhauses von Christianssund.« Frank Janssen zog sein Mobiltelefon aus der Tasche. »Vielleicht ist das ja auch gar nicht nötig. Darf ich Ihnen ein paar Fotos zeigen?«

      »Von … der Leiche?« Erst jetzt setzte Benedicte sich. Sie hörte ihren Pulsschlag wie ein Brausen in den Ohren.

      »Ganz ruhig, nichts Ekelhaftes. Ich habe lediglich einige seiner Sachen fotografiert. Vielleicht erkennen Sie ja etwas davon wieder.« Er zeigte auf das Display seines Handys.

      Zunächst konnte Benedicte überhaupt nichts erkennen, das Bild auf dem kleinen Schirm verfloss vor ihren Augen, nach und nach gelang es ihr aber, sich auf das Foto zu konzentrieren.

      »Nein«, sagte sie nach einer Weile. »Das ist nicht Martins Uhr, und seine Gummistiefel sind schwarz, nicht blau.« Langsam entspannte sie sich. »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist er nicht.«

      »Gut.« Der Polizist steckte das Handy zurück in die Tasche. »Dann ist diese Möglichkeit ja aus der Welt.« Frank stand auf.

      »Aber wo ist er?«

      »Ihr Mann? Meinen Sie nicht, dass er im Laufe des Tages wieder auftauchen wird?«

      »Also, einfach so wegzubleiben, ist überhaupt nicht seine Art.«

      »Möglicherweise haben Sie etwas missverstanden? Vielleicht ist er auf einer Geschäftsreise?«

      »Mit einem Wartezimmer voller Patienten? Wohl kaum.«

      »Wenn er in ein paar Tagen nicht wieder aufgetaucht ist, rufen Sie bitte noch einmal an.«

      »In ein paar Tagen?«

      »Er ist ein erwachsener Mann. Wenn er auf einer Sauftour ist oder das Bedürfnis nach einer kleinen Pause hat, ist das seine Sache.«

      »Er würde nie …«

      »Okay. Ich sorge dafür, dass eine Suchmeldung an die Polizeireviere rausgeht. Mehr können wir im Augenblick nicht tun.«

      »Danke.«

      »Ich habe zu danken.« Frank streckte eine Hand aus. »Möglicherweise müssen wir uns noch einmal unterhalten.«

      Benedicte begleitete ihn zum Ausgang.

      Malene kam ihnen entgegen. »Also, Benedicte, ich habe jetzt mit Peters Sekretärin geredet, wie du gesagt hast. Er ist verschwunden. Er antwortet auch nicht auf seinem Handy.«

      »Seltsam. Wo steckt er? Na ja, dann müssen wir …« Benedicte hielt mitten in der Bewegung inne. »Warten Sie«, rief sie dem Polizisten hinterher, der den Aufzug fast schon erreicht hatte. »Darf ich die Fotos noch einmal sehen?«

      »Selbstverständlich.« Frank Janssen öffnete die Datei, dann hielt er sein Handy so, dass Benedicte aufs Display schauen konnte.

      »Nicht das … das Foto mit der Uhr«, sagte sie. »Ja, das.« Sie setzte Daumen und Zeigefinger auf den Touchscreen und vergrößerte das Foto.

      »Das ist Peters Uhr«, erklärte sie und gab Frank Janssen das Telefon zurück. »Ganz sicher. Eine Patek Philippe, sauteuer. Er hat sie gekauft, als die ganze Führungsmannschaft vor ein paar Monaten in Paris war. Er musste sie unbedingt jedem zeigen.«

      »Peter?«

      »Peter Münster-Smith. Einer der Inhaber. Bisher hat ihn heute noch niemand erreichen können.« Sie sah den Polizisten an. »Es ist gut möglich, dass er dort oben liegt.«

      6

      »Komm, lass mich das letzte Stück machen.« Nick nahm Christina die Schleifmaschine aus der Hand und stieg die Leiter hinauf.

      »Aber …« Christina massierte ihre Hand, die nach fast einem ganzen Tag Arbeit mit dem unhandlichen Werkzeug schmerzte. »Ich habe doch gesagt, dass ich diesen Raum allein schaffe.«

      »Und das hast du ja auch getan, oder?« Er drehte sich lächelnd zu ihr um. »Keiner von uns hat damit gerechnet, dass du bis zum Wochenende so weit kommst.«

      »Ach.«

      »Und schon gar nicht, nachdem du auch noch so lange mit dieser Polypin reden musstest.«

      »So lange war das nun auch wieder nicht.«

      »Nein, aber trotzdem. Du hast deine Sache gut gemacht, Chris, das ist so. Ich habe mit Jørn darüber gesprochen.« Nick lächelte noch immer.

      »Danke.« Christina errötete über diese ungewohnte Aufmerksamkeit.

      »Was hat sie denn gewollt?«, erkundigte sich Nick.

      »Alles Mögliche. Ob ich etwas gehört hätte, als ich hier gearbeitet habe.«

      »Und, hast du?«

      »Nee. Ich hatte die Stöpsel meines iPods in den Ohren.«

      »Und was noch?«

      »Ob ich etwas gesehen hätte, als ich ging. Aber ich hatte ja nicht wirklich etwas gesehen.«

      »Und wieso habt ihr dann so lange geredet?«

      Christina zuckte mit den Schultern. »Ich musste das Ganze noch einmal wiederholen, die Polizistin hat es aufgezeichnet.« Sie erwähnte die Sohlenmuster nicht, die sie zu zeichnen versucht hatte. Pia Waage hatte sie gebeten, das Detail mit den Fußspuren für sich zu behalten.

      Nick lächelte und drehte sich um. Er stellte die Schleifmaschine an. Der Lärm beendete jeden Versuch eines weiteren Gesprächs, Christina fing an aufzuräumen. Als sie sich nach einer leeren Verpackung bückte, spürte sie einen heftigen Stich im Rücken. Sie stöhnte leise und richtete sich auf, während sie die Hand auf ihren Lendenwirbel presste.

      Die Schleifmaschine stoppte abrupt. »Hast du häufiger Rückenschmerzen?«, fragte Nick, der sie offenbar aus den Augenwinkeln beobachtet hatte.

      »Manchmal. Eigentlich ist es in den Schultern schlimmer. Und im Nacken.«

      »Soll ich dir ein paar Übungen zeigen, mit denen du das vermeiden kannst?«

      »Hier?«

      »Nein.« Er kontrollierte mit dem Finger

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