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Empfangsdame, nur damit du gewarnt bist!«

      »Wie ist das denn zu verstehen?«

      »Dazu kommen wir noch. Pernille ist ein eigenes Kapitel!«

      »Kommen wir zum Produktionschef.

      Er heißt Christoffer Bidstrup, ist in unserem Alter und vielleicht das größte Planungsgenie, dem ich je begegnet bin. Er war in einer Unzahl von Agenturen beschäftigt, sowohl in Dänemark als auch im Ausland, und es gibt so gut wie nichts, was er nicht kann. Sein Job ist die Koordination aller technischen Bereiche. Er hat auch dafür zu sorgen, dass wir die richtige Software haben, dass unsere Grafiker die Weiterbildung bekommen, die sie brauchen, sämtliche Deadlines eingehalten werden und wir nicht von den Druckereien beschissen werden.« Dan legte die Hände in den Nacken. »Christoffer wohnt gleich neben der Firma, in einer der neuen Etagenwohnungen am Wasser.«

      »Frau, Kinder?«

      »Nein und noch mal nein. Er ist schwul, und soweit ich weiß, wohnt er seit vielen Jahren mit seinem Freund zusammen.«

      »Okay. Sonst noch was über ihn?«

      Dan schüttelte den Kopf. »Nichts Wichtiges. Ich mag ihn.«

      »Die Empfangsdame und die Sekretärin der Direktion?«

      »… hassen sich. Jetzt ist es raus. Pernille und Elisabeth sind beide seit vier, fünf Jahren bei der Firma, und in der ganzen Zeit konnten wir ihren Zickenkrieg verfolgen. Darüber hinaus sind sie beide eine Reihe von Allianzen mit anderen Frauen in der Firma eingegangen. Sara Kellerup, zum Beispiel, ist konsequent auf Pernilles Seite.«

      »Das hast du bereits erwähnt.«

      »Habe ich das? Na gut, ich bin jedenfalls stolz darauf, dass es wenigstens ein Detail in diesem Hühnerstall gibt, das ich begriffen habe. Sonst bin ich ziemlich blank, muss ich sagen. Ich habe keine Ahnung, was das soll. Oberflächlich gesehen umarmen und kichern sie alle miteinander und scheinen beste Freundinnen zu sein, aber zwischen den Zeilen reden sie dermaßen schlecht voneinander, dass man kaum seinen Ohren traut. Sie benehmen sich wie Teenager auf einem Schulausflug.«

      »Fang mit Pernille an. Wie heißt sie weiter?«

      »Klausen. Pernille Klausen. Tja, was soll ich sagen, sie ist ein einziges großes Klischee. Langes, schwarz gefärbtes Haar mit jeder Menge künstlicher Zotteln, damit es so aussieht, als wäre es länger, professionelles Make-up und hohe Hacken, auch im Alltag. Würde lieber von Karotten und Haferbrei leben, als sich in Sachen zu zeigen, die aus der Mode gekommen sind. Im letzten Sommer hat sie ihre Röcke so kurz getragen, dass sie den Lippenstift oben und unten hätte einsetzen können.«

      »Dan, verflucht!« Flemming musste sich anstrengen, um nicht zu lachen. »So was kannst du doch nicht sagen!«

      »Warte nur, bis du sie siehst!« Dan grinste. »Formal ist es ihr Job, Telefonate anzunehmen, Post zu sortieren, Gäste zu empfangen, den Kontakt zu der Reinigungsfirma zu halten, so was halt.«

      »Und informell?«

      »… verwendet sie fünfundsiebzig Prozent ihrer Arbeitszeit darauf, Singlebörsen abzuchecken und Schuhe bei eBay zu kaufen.«

      »Wie hält sie den Kontakt zu der Reinigungsfirma?«

      »Oh, die Schwierigkeiten im Umgang mit der Firma sind ein ganz beliebtes Thema. Pernille hat unter ihrem Tresen ein hübsches gebundenes Notizbuch, in das die Mitarbeiter ihre Hinweise für die Putzleute schreiben können: ›Könnt ihr heute bitte meine Fensterbank abwischen.‹ Und die Putzleute schreiben dann, dass eine der Spülmaschinen kaputt ist oder die Leute daran denken sollen, ihre Cola-Flaschen zurück in die Kästen zu stellen. Pernilles Arbeit besteht im Grunde darin, dass sie das Notizbuch vor sich liegen hat, hin und wieder einen Reparaturservice bestellt und bisweilen den Mitarbeitern eine Mail schreibt, aber das ist natürlich eine große Verantwortung.«

      »Und wie ist die andere, die Direktionssekretärin?«

      »Tüchtig. Intelligent. Sehr hübsch. Sie heißt Elisabeth Lund«, antwortete Dan.

      »Und du sagst, dass nur die Frauen in der Agentur Partei ergreifen? Das klingt doch, als ob du genau wüsstest, zu wem du halten musst?«

      »Na ja, ich mag Elisabeth, obwohl ich nicht begreife, warum sie so viel Zeit damit verbringt, sich mit Pernille und Sara herumzuärgern. Ansonsten ist sie mir ausgesprochen sympathisch.« Dans Wangen hatten Farbe bekommen. »Mehr ist das nicht. Ich habe nie, du weißt schon, sie ist lediglich eine gute Kollegin.«

      »… die dennoch gegen die arme Pernille kämpft. Irgendetwas sagt mir, dass du nicht ganz unparteiisch bist.«

      »Okay.« Dan setzte sich im Sofa auf und legte das Gesicht in seriöse Falten. »Pernille ist Mitte zwanzig, unverheiratet, hat keine Kinder. Elisabeth ist siebenunddreißig, geschieden und Mutter eines fünfjährigen Sohnes. Sie wohnt draußen in der Weststadt, ganz in der Nähe von dir.«

      »Ich werde mich im Laufe des Tages mit beiden unterhalten, Dan. Und du wirst in dieser Frage für befangen erklärt.« Flemming schüttelte den Kopf. »Arbeiten wir die Liste weiter ab.«

      »Gut. Die drei Artdirectors. Zuletzt kam Lise Salicath in die Agentur. Sie ist dreiunddreißig und nach ihrer Scheidung hierhergezogen. Keine Kinder. Sie war vorher zehn Jahre bei Ted Bates in Oslo.«

      »Norwegerin?«

      »Ja. Und zwar so richtig, mit roten Wangen und einem blonden Zopf im Nacken. Sie ist gut, und die anderen mögen sie. Ich habe sie vor knapp zwei Jahren eingestellt. Und dann ist da noch Anders Kiil, ein bald vierzigjähriger Kindskopf. Er ist fast ebenso lange in der Agentur wie ich. Anders kommt fast das gesamte Jahr über auf Rollschuhen zur Arbeit. Er sieht aus wie ein Ski-Freak und ist ein ganz fantastischer Konzeptentwickler.« Dan machte eine Pause. »Wenn ich mich entschieden habe, also, wenn ich kündige, bin ich mir ziemlich sicher, dass Anders K. meinen …« Dan zuckte mit den Achseln.

      »Wieso das K? Gibt’s noch andere, die Anders heißen?«

      »Einer der Texter. Anders der Rote.« Dan lächelte. »Sein voller Name ist Anders Madsen. Du kannst ihn nicht übersehen. Auf seinem Kopf sieht es aus, als würde es brennen. Er ist Ende zwanzig und Single, soweit ich weiß.«

      »Es fehlt noch ein Artdirector.«

      »Ja, Fiona. Fiona Krause. An ihr kommst du ebenfalls nicht vorbei. Sie ist in jeder Hinsicht gewaltig, schreit rum, macht Theater und lacht so laut, dass in der gesamten Firma sämtliche Arbeiten eingestellt werden müssen, wenn sie erst einmal loslegt. Du wirst sie mögen, Flemming. Marianne ist jedenfalls total begeistert von ihr.«

      »Alter?«

      »Fiona ist die Älteste von uns, Ende fünfzig, denke ich. Man trifft nicht allzu viele in so fortgeschrittenem Alter in dieser Branche.« Er verzog das Gesicht. »Das zeigt aber auch, wie gut sie ist. Fiona hat drei erwachsene Kinder und ist Witwe. Ihr Mann hat sich vor zehn Jahren das Leben genommen. Manisch-depressiv. Vielleicht ist sie deshalb die Einzige, die mich besucht hat, als ich krank war. Sie weiß, worum es geht.«

      »Jetzt fehlen nicht mehr viele, Dan«, sagte Flemming und blätterte seinen Block um. »Noch zwei Texter … Wie sind die?«

      »Eine ist eine Frau. Mai Schwerin. Sie ist etwas länger in der Firma als Lise, die beiden bilden fast immer ein Team. Sie sind gleichaltrig und ergänzen sich gut.« Dan lächelte. »Ich muss voller Schande gestehen, dass diese beiden Damen – trotz ihrer ansonsten guten Eigenschaften – ziemlich engagiert am Zickenkrieg zwischen Pernille und Elisabeth teilhaben.«

      »Lass mich raten«, unterbrach ihn Flemming. »Sie sind auf Elisabeths Seite.«

      »Hundert Punkte!« Dan lachte. »Wer fehlt uns noch?«

      Flemming schaute auf seinen Block. »Der Regisseur. Ist das nicht ungewöhnlich – ein fest angestellter Regisseur?«

      »Ja, sogar sehr. Aber René Holgersen ist auch nicht jemand, dem man alle Tage begegnet.« Dan lehnte sich auf dem Sofa zurück und legte die Füße auf den Beistelltisch. »René

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