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Crown Vic stieß den ersten Infizierten um und überfuhr ihn mühelos. Wie um Ricks Argument zu stützen, sackten die nächsten beiden auf den Kofferraumdeckel und bremsten das Auto ab. Er geriet ins Schlingern, weil die Reifen auf irgendetwas rutschten, und wurde noch langsamer. Flache Hände und Fäuste schlugen gegen die Scheiben und das Blech der Karosserie. Rick blieb umgedreht sitzen, während er sich bemühte, den Wagen durch die Menge zu manövrieren. Dabei hatte er den freien Arm über die Rückenlehne seines Sitzes gelegt und trat fest aufs Gaspedal, doch sie kamen nicht von der Stelle. Die Hinterräder drehten sich jetzt schneller, weil sie die Bodenhaftung verloren. Als ein Kranker gegen das Beifahrerfenster klatschte, schrie Sam. Mit der nächsten Erschütterung taten sich Risse wie ein Spinnennetz im Glas auf. Chris richtete seine Pistole darauf. »Nicht schießen!«, fuhr Rick ihn an. Der junge Mann drehte sich zu ihm um und starrte wie irr. Drei Untote waren auf die Motorhaube gestiegen und schlugen auf die Windschutzscheibe ein. Rick stellte die Automatikschaltung auf Dauerbetrieb und trat das Gaspedal bis zum Boden durch; zunächst bewegten sie sich nur ein wenig, doch dann ein Ruck, und sie schossen vorwärts. Ein Infizierter stürzte von der Haube, aber die anderen beiden ließen nicht los. Nach ungefähr dreißig Fuß legte Rick eine Vollbremsung hin, sodass die zwei Hartnäckigen einen Satz nach vorn machten und auf dem Asphalt landeten, wo Wasser aus dem Hydranten auf sie rieselte. Beim Aufstehen berührte einer das Kabel und fing zu tanzen an. Der andere hatte sich zur Hälfte erhoben, als der erste in der Lache zum Leiter wurde und die ganze Straße unter Strom setzte. Dabei ging er in Flammen auf, und nach knapp anderthalb Sekunden brachen beide qualmend zusammen.

      Rick legte abermals den Rückwärtsgang ein und beschleunigte. So pflügte er durch die Gruppe der Untoten, die dabei nach allen Seiten weggeschleudert wurden. Als der Wagen hart nach rechts ausscherte, spürte Rick, dass ihm das Lenkrad aus den Händen glitt. Der Crown Vic vollzog eine Drehung und krachte seitlich gegen eine Ladenfassade, wo er stehen blieb. Von vorn wie hinten näherte sich eine Vielzahl wankender Gestalten. Rick war benommen von dem Aufprall. Als er wieder klar wurde, hatten elf Untote das Auto eingekreist. Sie schlugen gegen die Scheiben auf der Fahrerseite sowie auf die Motorhaube, einer ballte eine Faust und rammte sie ins Heckfenster; beim zweiten Hieb taten sich Risse darin auf. Rick streckte sich zur Rückbank aus, um das SPAS-12 zu greifen, da schlug eine dreckige, blutige Hand ein Loch in die hintere Scheibe und hielt seinen Arm fest. Sam brach in Tränen aus, und Chris schrie. Rick versuchte, die Angreiferin abzuschütteln, und zog nach Kräften, wobei die Kanten des zerbrochenen Sicherheitsglases das Fleisch in langen Streifen von ihrem Arm schälte. Schließlich gab die ganze Scheibe nach, und sie begann hereinzuklettern.

      Als sich auch ein Sprung in der Windschutzscheibe auftat, lehnte sich Chris zur Seite und schoss ins Gesicht eines untoten Polizisten; zurück blieb ein Loch im Glas. Der Knall dröhnte laut im Inneren des Wagens, aber Chris schnellte herum und feuerte in den Kopf der Frau, die an Ricks Arm zerrte. Das vordere Fenster fiel schließlich herein, und ein einstiger Krankenpfleger im Kittel streckte sich aus, um Rick zu ergreifen. Ein kleiner Junge, dessen linke Gesichtshälfte fehlte, stieg am Heck durch den Rahmen.

      Chris traf eines seiner Augen, und er sackte sofort zusammen, womit er den Einstieg für andere erschwerte. Rick rang mit dem Pfleger, als hinter ihnen eine tiefe Hupe erklang. Einige Untote blickten auf und sahen einen grün-weißen Laster der städtischen Müllabfuhr heranrasen. Dieser streifte das Auto, weshalb der Krankenhaus-Zombie loslassen musste, und schob es dreißig Fuß weit die Straße hinunter. Der Müllwagen piepte, als er zurücksetzte, und überrollte alle Infizierten auf seiner Bahn; dann fuhr er wieder vorwärts und plättete auch den Rest. Ein stämmiger Mann sprang mit einer zwei Fuß langen Stahlbetonstange in einer Hand vorn heraus. Er überquerte die Straße geruhsam, holte zur Seite aus und schlug dem letzten Untoten in der unmittelbaren Umgebung gegen den Schädel. Dabei knirschte es markerschütternd, und der frühere Schlachter fiel um wie ein Kegel beim Bowling.

      Danach kam der Fremde zum Crown Vic und schaute herein.

      »Heiße Dallas, kommt ihr mit?« Er hatte einen unverkennbaren Südstaatenakzent.

      Rick und Chris sahen einander an, bevor sie ihre Sachen zusammennahmen. »Komm, Herzchen, wir verschwinden von hier«, sagte der Vater und öffnete seine Tür.

      Nachdem er, Chris und Sam ausgestiegen waren, liefen sie zu dem Lastwagen. Rick stieg mit seinem Gepäck ein, bevor er Sam packte und ihr heraufhalf. Dallas setzte sich wieder ans Steuer. »Jetzt Sie, Junge«, sagte Rick zu Chris. »Ich bleibe an der Außenseite.« Dallas legte den ersten Gang ein und fuhr los. Sam hockte auf Chris' Schoß, während Rick das AR-15 auf seinen Oberschenkeln liegen hatte.

      Es war eng, aber zweckmäßig.

      »Seid ihr in ein Waffenarsenal eingebrochen oder so?«, fragte Dallas.

      »Nein, ich bin Polizist.«

      »Mmm«, brummte der Fahrer. »Für Bullen hab ich nicht unbedingt viel übrig.«

      »Ach nein?«, fragte Rick, während er frische Patronen in ein Magazin drückte.

      »Nein. Mein alter Herr war Texas Ranger – der fieseste Sack, der mir je untergekommen ist, und ich hab schon einiges von der Welt gesehen.«

      Sam legte eine Hand auf Dallas' Arm. »Mein Daddy ist ein netter Mann, versprochen.«

      Der wuchtige Mann schaute sie nachdenklich an. »Na, dann werden wir gut miteinander auskommen, er und ich.« Er fuhr ein Stück vorwärts.

      »Weiter da vorn hängt ein Stromkabel in einer Wasserlache; das meiden Sie wohl am besten«, warf Chris ein.

      »Stimmt wohl, ja«, nickte Dallas. »Wissen Sie, wo ich herkomme, stellt man sich demjenigen vor, der einen gerade gerettet hat.«

      »Ich heiße Chris, das sind Rick und Sam.«

      »Freut mich«, erwiderte Dallas, während er zurücksetzte. Nachdem er gewendet hatte, fuhr er in die Richtung los, aus der er gekommen war.

      »Ich muss zu meinem Vater«, sagte Rick.

      »Ich wüsste nicht, wie der noch hier reinpassen würde«, entgegnete Dallas sachlich. »Wir sind voll besetzt.«

      »Egal, ich muss zu ihm«, beharrte Rick gereizt.

      »Ball flach halten, Officer«, beschwichtigte Dallas höhnisch grinsend. »Wird schon irgendwie gehen; wo ist er?«

      »Er wohnt in der Third Street, nicht weit weg von der UCSF.«

      Dallas bremste unvermittelt und schaute Rick in die Augen. »In der Nähe der Uni?«

      »Genau.« Der Polizist runzelte seine Stirn. »Wieso?«

      Dallas zog die Augenbrauen hoch und stieß einen langen Seufzer aus. »Weil ich von dort komme. Ist die absolute Hölle; Tausende dieser Brutalos treiben sich da herum, und die Straßen sind praktisch unpassierbar, weil so viele Wracks und stehen gelassene Autos den Weg versperren. Alle Krankenhäuser befinden sich in der Gegend, und wohin gehen die Leute, wenn sie krank oder verletzt sind oder … gebissen wurden?«

      »Ist mir gleich«, entgegnete Rick. »Ich werde ihn holen.«

      Dallas schüttelte den Kopf. »Und die Kleine mitnehmen, sieht so Ihr Plan aus? Ich sag's Ihnen, wir brauchen etwas Konkreteres als ein ›Ich werde ihn holen‹, oder wir gehen drauf – sie eingeschlossen.« Er verwies mit einem Daumen auf Sam. »Mag sein, dass Sie Ihren Herrn Papa retten wollen, aber sind Sie bereit, Ihre Tochter dabei draufgehen zu lassen?«

      »Nein«, antwortete Rick mit entrücktem Blick. »Bin ich nicht – und außerdem würde es meinem Vater überhaupt nicht passen, dass ich Sams Leben aufs Spiel setze, um seinen runzligen Hintern zu retten.«

      »Gut, dann sind wir uns einig.« Da klopfte etwas gegen die Seite des Lasters, und Dallas schaute aus dem Fenster. »Einen Moment.« Indem er die Tür schwungvoll aufstieß, streckte er einen einzelnen Zombie nieder. Dieser trug ironischerweise den Overall eines Müllmanns. Dallas nahm seine Betonstange und sprang aus dem Führerhaus. Während die Kreatur aufzustehen suchte, holte er aus und schlug gegen ihren Kopf; sie brach zusammen und blieb reglos liegen. Dallas spuckte darauf und sagte: »Doppelt hält besser,

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