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sich der Sohn einen schnellen Überblick der Umgebung verschaffte. Auf dem Grundstück lagen fünf Leiber, die offensichtlich von Chris ausgeschaltet worden waren. Weitere schlurften heran. Während der junge Mann nachlud, feuerte Anna vom Fahrersitz aus auf einen Untoten, der zu nahe kam. Kaum dass die Kugel in seinen Hals schlug, streckte sie ihren Kopf aus dem Fenster und übergab sich. Rick legte mit dem AR-15 an und gab zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Schüsse ab, um der Kreatur, die Anna nicht endgültig getötet hatte, und einer zweiten den Garaus zu machen. Dann rannte er zur Fahrerseite und sagte ihr, sie solle Platz machen. »Ich fahre«, stellte er klar. »Das ist mein Auto.« Chris half Paul auf die Rückbank und stieg selbst ein.

      »Opa!«, quiekte Sam.

      »Oh, Kleines, dich zu sehen tut so gut. Ich dachte schon, ich bekäme nie wieder die Gelegenheit dazu.« Paul umarmte sie fest.

      »Wovon redest du, alter Mann?«, fragte Rick. »Ich habe dir doch angekündigt, dass ich heute Morgen mit Sam vorbeischaue.« Auf der Geraden gab er Gas.

      »Halt den Rand, Großmaul«, schalt ihn sein Vater. »Übrigens hat Don Ho angerufen, er will sein Hemd zurück. Wer sind denn deine Begleiter?«

      Chris und Anna stellten sich vor. »Sie können mich Paul nennen«, erwiderte er. »Jetzt will ich, dass mir jemand etwas zum Schießen gibt.«

      Chris kramte in einer Tasche und nahm eine Sig Sauer P229 9mm heraus.

      »Danke«, sagte Paul. »Natürlich sagte ich ihm, er solle das .357er-Modell einpacken, nicht diese Wasserspritze.«

      »Ich kann dich immer noch zurück zum Haus fahren und dir eine zusammengerollte Zeitung geben, um dich zu wehren«, versetzte Rick mit einem Lächeln.

      »Die richtet wahrscheinlich mehr Schaden an als dieses Ding. Sieht wie ein verdammtes Spielzeug aus. Ich vermisse meinen Colt«, klagte Paul.

      Rick lächelte weiter, während er Richtung Norden fuhr.

      Kapitel 7

      »Dallas? Dallas, hören Sie mich? Immer noch nichts.« Rick wich im Slalom verlassenen und zu Schrott gefahrenen Autos aus. Gelegentlich wankte ein Untoter in den Weg, den der Hummer rammte und überfuhr, doch ansonsten blieben die Straßen frei.

      Rick nahm das Walkie-Talkie herunter und schaute Sam an. Sie sah verängstigt aus und kraulte den Kopf ihres kleinen Stofftigers. Er fand, dass sie sich in Anbetracht eines solchen Ereignisses, das vermutlich nicht wenige um den Verstand gebracht hätte, wirklich tapfer schlug. Als sie einen weiteren Hügel überfuhren, bot sich ihnen ein Bild, das geradewegs aus der Hölle stammte: Aus der Mauer eines Gebäudes ragte ein Linienbus, der sich drei Fuß tief hineingebohrt hatte; er musste recht langsam unterwegs gewesen sein. Etwa siebzig Untote schlugen gegen die Seitenwände, und weitere hielten sich in der Nähe auf. Viele kauerten vor reglosen Körpern, rissen Fleischfetzen heraus und vergruben ihre Gesichter in der bluttriefenden Beute.

      »Wie sollen wir diesen Menschen helfen?«, fragte Paul.

      »Können wir nicht, Dad, schau durch die Scheiben.« Im Bus zuckelten nicht wenige Leiber herum, einige Fenster waren mit Blut bespritzt, und aus dem Motorraum quoll Rauch. »Sie sind alle tot«, schob Rick nach.

      Die Meute hatte den brummenden Geländewagen wohl gehört, denn ein Teil drehte sich um und machte sich beschwerlich auf den Weg zu den Überlebenden. Alle, die hellhörig geworden waren, brachen in ihr schrilles Geheul aus oder stöhnten, wovon die ganze Gruppe rege wurde. Binnen Sekunden trottete eine beträchtliche Masse vorwärts, um sich ein spätes Frühstück einzuverleiben.

      »Wir verschwinden besser«, bemerkte Anna.

      Rick wendete in drei Zügen und fuhr auf der Straße zurück, über die sie gekommen waren. Auf Umwegen gelangten sie wieder auf eine Strecke, die nach Norden führte, doch kaum waren zwei Minuten vergangen, tat sich vor ihnen eine aus dem Stegreif errichtete Absperrung aus Streifenwagen auf. Darüber hinaus war niemand in Sicht, weder Tote noch Lebende, doch vor Ort sah es wüst aus, mit Blutflecken und Patronenhülsen, so weit das Auge reichte.

      »Verflucht«, flüsterte Rick. Er bog noch einmal links ab und gab Anna das Funkgerät. »Versuchen Sie mal, Dallas geschwätzig zu machen«, bat er. Sie probierte es mehrmals, allerdings ohne Erfolg. Als sie um eine Ecke fuhren, drängte die nächste Rotte Untoter auf sie zu. »So wird das nichts«, gab Rick zu. »Bis zum Hafenbecken ist es von hier aus nur eine Meile, aber egal welchen Weg wir nehmen – alles ist blockiert.«

      »Wir werden uns irgendwo verstecken müssen«, meinte Paul.

      »Ich will nicht, dass wir in die Enge getrieben werden, Dad.«

      »Ist doch schon passiert«, hielt der Ältere dagegen. »Wir gelangen nicht zu dem Ort, den wir aufsuchen müssen, also lass uns einen anderen finden und vorübergehend dort lagern.«

      Rick drehte um und gab erneut Vollgas. Nachdem er ungefähr vier Häuserblocks durchquert hatte, bremste er vor einem alten Kino. Untote waren weit und breit nicht zu sehen. Auf dem Leuchtschild stand: »Horror-Doppelpack – Der Blob und Der Schrecken vom Amazonas«.

      »Versuchen wir es hier«, sagte Rick und stieg aus. »Anna, setzen Sie sich wieder ans Steuer.«

      Sie befolgte die Anweisung, Rick lief zum Eingang. Die Tür war fest verschlossen und im Erdgeschoss gab es keine Fenster. Die linke Seite des Kinos schloss mit dem Nachbargebäude ab, wohingegen rechts eine zwölf Fuß breite Gasse durch seine Mauer und die angrenzende führte. Ein sechs Fuß hoher Gitterdrahtzaun, der mit Kette und Vorhängeschloss gesichert war, verwehrte den Zugang. In dem engen Sträßchen dahinter standen ein paar Abfallcontainer und Mülltonnen. Mittig am Gebäude entlang führte vom Dach aus eine Feuerleiter an mehreren Fenstern vorbei. Rick lief zum Wagen zurück.

      »Ich werde nach einer Möglichkeit suchen, um hineinzugelangen. Falls es brenzlig wird, verziehen Sie sich und versuchen später, unbemerkt zurückzukommen.«

      »Ich begleite Sie«, bot Chris an und stieg aus dem Hummer. Sie liefen gemeinsam zum Zaun, kletterten zügig hinauf und ließen sich sachte an der anderen Seite hinunter. Rick merkte langsam, dass es sich vielleicht auszahlen würde, diesen Burschen bei sich zu haben. Sie bewegten sich vorsichtig auf die Container zu; er schaute hinter beide, entdeckte aber nichts. Die Gasse war auch am anderen Ende abgezäunt. »Helfen Sie mir mal«, bat Rick Chris. Er hängte sich das AR-15 um, und der Jüngere steckte die Taurus in die vordere Tasche seiner Jeans. Sie schoben einen blauen Container ein paar Fuß weit vorwärts, bis er unter der Feuerleiter stand. Der Behälter verfügte über je ein Paneel an den Seiten und zwei Deckel, doch keiner der beiden Männern war so leicht, dass er darauf hätte stehen können. Rick kletterte nach oben und balancierte auf einer Kante. Indem er eine Hand gegen die Mauer drückte, half er Chris hinauf. Während sich dieser einhändig an der Leiter festhielt, um sein Gleichgewicht zu wahren, sprang ein Plastikdeckel auf, und ein Untoter packte Rick an einem Bein. Er biss kräftig in die Ferse seines Stiefels, gleich oberhalb der Achillessehne, woraufhin der Mann einen Schrei ausstieß, den Halt verlor und auf den Asphaltboden der Gasse stürzte. Chris, der auf der drei Zoll dicken Stahlstange schwankte, ließ die Leiter los, zückte die Taurus und schoss damit aus unmittelbarer Nähe ins Gesicht der Kreatur. Deren Schädel zuckte zurück, und roter Brei spritzte an der Rückseite hinaus. Der Rückstoß riss auch Chris vom Container, und er landete auf seinem Rücken. Rick, der unsanft mit einem Knie aufgekommen war, lag neben ihm. Aus dem Müll stieg ein Schwarm Mücken auf.

      »Autsch«, stöhnte Chris.

      Rick hielt sein Schienbein und wiegte sich eine kurze Weile auf dem Straßenbelag. »Sind Sie okay?«, fragte er seinen Gefährten.

      Dieser rieb seinen Hinterkopf und setzte sich aufrecht hin. »Nein. Leute, die nicht mehr leben, wollen uns essen; ich bin nicht okay.« Er stand auf und bot Rick eine Hand. Der nahm sie und ließ sich hochziehen, wobei er ein gequältes Gesicht machte.

      »Scheiße, ich hab mir mein Knie übel angeschlagen.« Blut sickerte durch sein Hosenbein und floss am Stiefel hinab. »An unserem Plan ändert das aber nichts,

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