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– eine weitere schwarze Wolke – und flogen davon wie F14-Jets im Einsatz. Nachdem Rick sichergegangen war, dass sie nicht mit weiteren Infizierten aus dem Müll rechnen mussten, bat er Chris, wieder hinaufzusteigen und die Leiter auszufahren; sie war eingezogen und arretiert. Er wuchtete den jungen Mann hoch, und dieser hielt sich an der unteren Sprosse fest. Während er am ersten Leiterstück hing, entsperrte er den Schieberiegel am oberen Ende. Die Holme krachten auf den Asphalt, ein unsägliches Scheppern in der relativ stillen Gasse. Rick mit seiner Knieverletzung kletterte langsam hinauf. Als auch er den ersten Absatz erreichte, zog Chris die Leiter hoch und sicherte sie wieder. Mittlerweile standen zwei Untote am anderen Zugang in die Gasse, glotzten die beiden Männer hungrig an und rüttelten an den Drahtmaschen.

      Da das unterste Fenster der vier Etagen verriegelt war, schlug Rick die Scheibe mit dem Griff seines Gewehrs ein und leuchtete ins Gebäude. Im Lichtkegel machte er einen kurzen Korridor aus, der zu einer Treppe führte. Die zwei stiegen ein und näherten sich behutsam den Stufen. Sie führten nach oben und unten auf eine Galerie, die einen Ausblick ins Kino bot. Es sah verlassen aus, doch die hinteren Sitzreihen lagen im Dunkeln. Die Männer gingen schnell nach unten, wo die Treppe vor einer blauen Doppelschwingtür mit einem Rechteckfenster endete. Dahinter befand sich ein Vorraum, wie Rick beim Durchschauen erkannte. Auch dort schien die Luft rein zu sein. Er drückte einen Flügel ein wenig auf und schwenkte sein Licht herum. Drinnen gab es eine Getränketheke mit mehreren Türen dahinter und eine Wendeltreppe nach oben, während je eine Pforte in den Filmsaal und nach draußen führte. Die Männer durchquerten den Raum zum Eingang. Dieser war mit einer Druckstange versehen, und Rick spitzte kurz die Ohren, bevor er sie weit aufstieß und mit dem Gewehr voranging. Draußen sahen sie den Hummer, dessen gelber Lack in der Morgensonne glänzte. Rick wies Chris an, die Tür aufzuhalten, und lief zum Wagen.

      »Auf jetzt, gehen wir hinein!«, sagte er an alle gerichtet. Nachdem Anna und Paul ausgestiegen waren, schulterten sie ihr Gepäck. Rick nahm Sam an der Hand, und sie ließ sich mit ihrem Rucksack führen. Alle schafften es ins Gebäude, bevor etwas Schlimmes geschehen konnte.

      Alle Fenster unter der hohen Decke der Lobby befanden sich zehn Fuß oberhalb – kein einziges in Bodennähe –, und die Tür bestand aus feuerfestem Stahl, aber Rick fühlte sich trotzdem nicht sicher. »Wir müssen überprüfen, ob dieses Gebäude Schwachstellen hat«, sagte er. »Bleiben Sie hier unten, und suchen Sie nach weiteren Ausgängen. Bleiben Sie zusammen – nirgendwohin allein gehen, nicht einmal kurz.«

      »Sollten wir uns nicht aufteilen?«, schlug Chris vor.

      »Wie viele Horrorfilme haben Sie gesehen?«, fragte Anna fassungslos. »Gruppen zu bilden ist ungefähr das Gleiche wie allein in einen Keller zu steigen oder eine Treppe hinaufzulaufen, statt durch die Haustür zu fliehen … oder Sex zu haben«, fügte sie an. »Das sind abgedroschene Klischees, meine Güte.«

      Chris errötete, und Rick musste lachen. »Wir bleiben zusammen«, bestimmte er. »In der Gruppe sind wir sicherer.«

      »Vorausgesetzt, die Bösen sind nicht in der Überzahl«, maulte Chris leise.

      So gingen die fünf zur Getränketheke. Rick trat hinter die Auslage und nahm sich eine Tüte Gummibären. Als er sie auf die Vitrine legte, bekam Sam Stielaugen.

      »Du darfst naschen, Herzchen, das geht in Ordnung«, beteuerte er.

      »Aber Daddy, ist es nicht ein bisschen zu früh für Süßigkeiten?«

      »Darüber sehen wir diesmal hinweg«, entgegnete er.

      Gemeinsam mit Paul stellte er sich vor die erste Tür hinter der Theke. Sein Vater ging mit der Sig Sauer in Feuerstellung, und Rick öffnete. Es war ein Besenschrank, stilecht mit Mopp und Putzeimer, und außerdem lagen Gewerbemüllsäcke sowie kleinere gelbe Plastiktüten für Popcorn darin. Sie rückten weiter zur nächsten Tür und wiederholten das Prozedere. Diesmal handelte es sich um eine Vorratskammer: Einwegbecher für Getränke und Popcorn in Plastikschläuchen sowie Süßwaren auf Regalen. Beide Räume beliefen sich auf enge Rechteckflächen von fünf auf acht Fuß. Darin versteckte sich niemand. Somit blieben nur zwei Türen im Inneren übrig: Diejenige, durch die sie gekommen waren – der Eingang des Kinos –, und jene am oberen Absatz der Wendeltreppe. Rick humpelte vor Paul die Stufen hinauf, doch sie war abgesperrt. Anna zog die Registrierkasse auf, die dabei laut klingelte. Die Frau machte ein erschrockenes Gesicht und formte ein tonloses »Entschuldigung« mit den Lippen. In der Kasse lag ein Schlüssel mit Anhänger. Dieser gehörte zu der Tür, durch die Rick und Chris in den Vorraum gekommen waren. Anna schloss sie ab und rüttelte probehalber daran. Rick ging hinkend zu ihr und ließ sich den Schlüssel geben.

      »Wir schauen später oben nach, lassen Sie uns zuerst den Saal durchsuchen«, sagte er.

      Chris hielt ihn an einem Arm fest. »Rick«, begann er leise, »dieses Ding in dem Abfallcontainer hat Sie gebissen, wir müssen herausfinden, ob Sie verwundet sind.«

      »Bald«, entgegnete Rick. »Kümmern wir uns zuerst darum, dass wir hier sicher sind.«

      Damit öffnete er die Flügeltür in den Vorführsaal. Dahinter stand eine hohe Trennwand, die während eines Films verhinderte, dass einfallendes Licht die Gäste störte, wenn geöffnet wurde. Zudem gab es zu beiden Seiten daneben je eine weitere Tür, die Toiletten: Männer links, Frauen rechts. Erstere wurde von einem untergeschobenen Holzkeil aufgehalten, und drei Fuß hinter der Schwelle standen der Wischmopp der Putzkraft sowie ein Eimer. Die Tür der Damentoilette war geschlossen. Rick und Paul näherten sich in der mittlerweile bewährten Schutzformation; der Jüngere führte an, sein Vater gab Deckung. Vorsichtig und mit niedrig gehaltenen Waffen betraten sie den Raum. Er enthielt jedoch nichts außer je zwei Waschbecken und Kabinen, einem Urinal und einem Gebläsetrockner an der Wand für die Hände. Hmm, ungewöhnlich sauber für ein Klo in einem alten Kino, dachte Paul. Als Rick die erste Kabine mit einem Fuß aufstieß, fanden sie eine makellose reine Toilette vor. Mit der zweiten verfuhr er genauso und bekam das gleiche Bild geboten. Erleichtert gingen Vater und Sohn zur nächsten Tür, wo sie das Ganze noch einmal durchspielten. Dort war ebenfalls alles leer.

      »Jetzt zum Filmsaal«, sprach Rick.

      Als er um die Ecke der Trennwand lugte, fiel ihm sofort eine Person auf, die zwei Reihen unterhalb auf einem Gangplatz saß. Sie neigte den Kopf nach vorn, und ihr rechter Arm hing schlaff an der Seite hinunter. Rick hielt sich einen Zeigefinger vor den Mund und ließ die anderen hinter sich in den Saal treten. Er ging auf den zusammengesunkenen Unbekannten zu, als er mit einem Fuß an einem Gegenstand aus Glas stieß. Es war eine Bierflasche, die dann über den Betonboden rollte und gegen drei Sitze prallte, bevor sie liegen blieb. Dies brachte Bewegung in die Gestalt; sie drehte ihren Kopf und riss angesichts der Störenfriede überrascht die Augen auf. Chris feuerte mit der Taurus auf sie, verfehlte aber, woraufhin sein Ziel die Arme hochwarf und sich nach kurzer Besinnung sicherheitshalber fallen ließ.

      »Ich habe kein Geld«, rief eine Männerstimme. »Das Kino ist geschlossen, wir öffnen erst heute Mittag; die Kasse ist leer!«

      Rick schaute Chris an. Der junge Kerl war kreidebleich geworden und tat sich schwer mit dem Schlucken.

      »Wir sind nicht hier, um Sie auszunehmen, mein Freund«, erwiderte Paul. »Vielmehr brauchen wir eine Unterkunft, um uns eine Weile zu verstecken, das ist alles.«

      Der Mann wirkte verwirrt. »Also sind Sie eingebrochen und haben auf mich geschossen?«

      »Wir dachten, Sie seien einer von denen«, rechtfertigte Rick.

      »Einer von denen?«, fragte der Mann argwöhnisch.

      »Den Infizierten«, präzisierte Rick mit ungläubiger Miene.

      »Hä? Was faseln Sie da von infiziert? Womit denn?«

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