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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger
Читать онлайн.Название Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band)
Год выпуска 0
isbn 9788075837325
Автор произведения Peter Rosegger
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Manche Rauchfahne war sonst emporgeweht über den Bäumen, nun war auch das Feuer bloßgelegt, und alles, was um dieses lag, kroch und lungerte zwischen den dürren Stämmen. Man sah die elenden Hütten und Höhlen, angefüllt mit Raub aller art. Man sah die hier im Überfluß schwelgenden, da in Noth, dort in Neid sich verzehrenden hohläugigen Gestalten. –
Dem Erzähler dieser Ereignisse ist von einem gütigen Geschicke der Pinsel versagt worden, um das Laster zu malen. Aber andeuten muß er, was hier aufgedeckt, nachdem die Hülle des Waldes abgefallen und alles Häßliche und Abscheuliche, so aus wilder Menschenbrust entspringen kann, in das Sonnenlicht gerückt war. Mord und Todtschlag waren nicht die äußersten Auswüchse der Zuchtlosigkeit. Der Gesetzlosigkeit entsprang rasch das Faustrecht, dem Faustrechte die Blutrache. Und immer in denselben alten Kreisen des Verbrechens drehten sich die gar bald stumpf und blöde gewordenen Gesellen. Ein Begabter hätte hier mühelos Außerordentliches vollführen können, freilich nur zum Schlechten.
Von Nachbarlichkeit, Brüderlichkeit oder gar ehelicher Gemeinschaft nach alter Art war kaum ein Rest noch in Trawies. Die Leute verbanden sich, wie es der Zufall heischte, oder wie sie sich brauchten. Die Älteren, durch Gewohnheit Gebundenen schleppten sich wohl oder weh auf langbetretenem Pfade dahin. –
In Sachen der Ehe hieß es wieder: Nimm das Weib, so wirst Du sie los. Die alten Vetteln und Hausdrachen waren hier nicht fürchterlicher als anderswo.
Selbstverständlich waren sogar in »guten Ehen« solche ehrenwerthe Ehefrauen nicht damit zufrieden, daß das Hauswesen nach ihrem Willen ging, sie wollten auch noch, daß der Mann ihnen hierin widerspräche, Nichts kann bekanntlich ein böses Weib in größere Wuth bringen, als ein sanftmüthiger Mann. Bäumt sich dieser aber einmal auf, dann bricht, wenn’s milde abgeht, das Geheul los, das Gewimmer über Tyrannei und Unrecht. Insgeheim ist der trauten Gesponsin ein solches Gebaren gar willkommen, hat sie doch nun wieder neuen Anlauf, der Hausteufel zu sein.
Der Mann weiß, daß der Ehefrieden bei Beiden steht, und daß – es mag Eins sein, wie es will – das Andere doch Anlaß finden kann, den Frieden zu brechen. Das weiß er, meidet sein Haus, wird ein Lungerer, wird ein Lump.
In Trawies waren das noch die besten Ehen; nur Wenige führten sie, darunter die beiden Alten, der Tropper und der Sandhock.
»Es ist dreidoppelt erlogen,« sagte der Tropper gern, »daß bei uns zu Trawies das Kreuz nimmer steht. In meinem Hause hab’ ich ein viel größeres, als vorweg allzeit.«
»Alter Schragen,« rief ihm einmal der Sandhock zu, »Du sagst meine Gedanken.«
Und als die Beiden hierauf einen einschichtigen Weg im dürren Tärn wandelten, sagte der Sandhock: »Ich möchte mir gern einen Spaß machen, Nachbar; aber um’s baare Geld kostet er mir zu viel. Etwand meinst auch Du so?«
»Wie so?«
»Daß wir zwei uns einen Gegendienst machen kunnten.«
»Wenn’s was Rechtes ist, wesweg nicht?«
»Rechtes ist’s schon was, aber halt eben auch was Gefährliches.«
»Schreckt mich nicht ab.«
»Wenn ich,« meinte der Sandhock, »wenn ich mein Weib selber salbe, so thut sie mir’s siebenfach zurück und ich hab’ keine ruhige Stund’ mehr. Und gesalbt muß sie werden.« Der Tropper verstand’s und entgegnete: »Jetzt sagst wieder Du meine Gedanken.«
»Ist recht, so einigen wir uns leicht. Du machst Dich über die Meine und ich thue Dir denselben Gefallen.«
»Es gilt!« rief der Tropper und brach in der ersten Begeisterung für das Unternehmen einen Haselstock.
»Geh’ weg,« sagte der Sandhock, »der ist viel zu klein. Laß Zeit, ich will Dir schon einen herrichten.«
»Was die Deine angeht, Sandhock, so schaff’ nur an; sollst mit mir zufrieden sein. Für die Meinige suche ich Dir keinen allzugroßen, hingegen zwei zähe aus der Dornhecke. Wird besser sein, Sandhock, ist besser!«
Da waren sie im Walde verschwunden.
Am darauffolgenden Abende soll man in den Häusern des Sandhock und des Tropper ein arges Geschrei gehört haben. Ins eine wie ins andere Haus war in Abwesenheit des Hausvaters ein geschwärzter Mann eingebrochen. Und als er wieder davon war und nach einiger Zeit der Gatte nach Hause kam, fand er sein liebes Weib in einem Winkel kauern, nicht keifend und scheltend, sondern herzlich weinend.
Dem Gatten war wohl ums Herz, daß er sein Weib wieder sah.
Nach diesem Bildchen aus dem ehelichen Leben zu Trawies ist noch zu erzählen, wie von nun an der Sandhock und der Tropper unfreiwillig aneinander gefesselt waren. Einer suchte den Anderen auszubeuten und wollte sich dieser Andere auflehnen, so wurde ihm sogleich mit der Anzeige gedroht. Vor dieser Anzeige bei der Ehegesponsin zitterte Jeder, aber sie einigten sich doch immer wieder im Frieden, und sinnig sagte einmal der Tropper:
»Schau, Nachbar, Jeder von uns ist ein Erzengel Michael und hält den höllischen Drachen des Anderen an der Kette. Hältst Du fest, so halte ich auch fest; last Du aus, so lasse ich auch aus.«
Beide wandelten heimlich grauend ihrer Wege. –
Manches Ehepaar hielt sich durch das Sacrament der Ehe nicht mehr für gebunden und konnte doch nicht voneinander lassen. Manche Gatten neckten sich, peinigten sich bis zum Hasse. Der Man verließ die Frau mit dem Wunsche, daß sie ohne ihn verderben solle; die Frau that ihm ein Gleiches. Und sie gingen nach kurzer Trennung doch immer wieder zusammen. Am Mießlingbach wohnte ein Mann mit einem jungen Weib und mit einem Zipperlein. Das Weib wollte fort von ihm und einem jungen Jäger zu. Der Gatte ließ sie nicht, suchte aber mit teuflischer Bosheit und Lüsternheit eine Gelegenheit herbeizuführen, um sein Weib in den Armen des Geliebten unbemerkt zu beobachten, um sie dann später zur Verantwortung zu ziehen, sich an ihrem Leugnen zu ergötzen und sie dann mit Beweisen niederzuschmettern. Ersteres gelang ihm leicht, bei Letzterem wurde er zu Schaden, denn sie leugnete nicht einen Augenblick.
»Verstoß mich jetzt!« rief sie dann.
»Jetzt gefällst mir erst!« grinste der Alte, sperrte sie in seine Hütte und hielt sie eingeschlossen, bis ihr alle Lust von den Knochen gezehrt war. –
Ein anderer Ehemann lebte im Orte Trawies. Der hatte ein Weib, das immer hinter dem Herde saß und weinte. Oft fragte er sie nach dem Grunde ihrer Thränen, sie gab ihm keine Antwort und schluchzte, wenn sie ihn ansah, noch lebhafter. Er war keiner der Harten und Rohen, und immer wieder fragte er sie mit Sanftmuth, was sie drücke. So gestand sie ihm endlich, daß sie vom Teufel besessen sein müsse, weil sie, seit sie dem jungen Hirten Robin ins brennende Auge geschaut, Tag und Nacht vom jungen Hirten Robin träume!
Der Ehemann meinte, das finde er eben nicht so schlimm, da wäre sie nur vom jungen Hirten Robin besessen. Wenn sie den Robin gern habe, so könne er, der Ehemann, dagegen nichts machen; – sie möge nur zum Hirten gehen und bei ihm sein.
Jetzt fiel das Weib über den Ehemann her: Wenn er ihr ein solches Wort sagen könne, so sehe sie, er sei ihrer überdrüssig. Sie sei die unglücklichste Person auf der Welt.
Und weinte noch heftiger.
Er wollte sich rechtfertigen. Er versicherte ihr, daß es ihm nicht um sich, sondern nur um sie zu thun wäre, und wie sie überzeugt sein müsse, daß er ihr bisher alle Wünsche zu erfüllen getrachtet habe, so wolle auch diesem nicht im Wege sein. Sie möge mit gutem Gewissen zum Hirten Robin gehen, bei ihm bleiben, so lang’s ihr Herz begehrt und dann ganz ruhig wieder in sein Haus zurückkehren.
Sie aber rief immer, ihr Mann liebe sie nicht, von einem Ehemann forderte sie die gehörige Eifersucht, und wo sie die nicht finde, da gehe sie ihres Weges.
Und ging zum jungen Hirten Robin. Sie blieb bei ihm eine Zeit, die so lange war, als es vom Vollmond auf den Neumond währt. Dann kam sie wieder zurück, war ihrem Eheherrn ergeben und