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verbracht hatte.

      Pamela sprang auf, lief jubelnd auf ihre Großeltern zu, umarmte sie abwechselnd, lachte, schluchzte.

      »Omi … Opi …, ich bin wieder da, und ich gehe niemals mehr weg. Ich habe euch ja so vermisst.«

      Luna bellte dazwischen, war außer Rand und Band.

      Es war ein ganz schönes Durcheinander, das Hannes noch vergrößerte: »Hey, ich bin auch noch da«, rief er, dann ließ er sich die Umarmungen seiner Großeltern gefallen, er erwiderte sie sogar, obwohl das nicht cool war.

      *

      Es war eine fröhliche Kaffeerunde, und Teresa von Roth opferte von Herzen den Kuchen, den ihre Tochter für sie gebacken hatte.

      Welch wundervoller Tag!

      Nicht nur Luna war außer Rand und Band. Inge Auerbach und ihre Eltern waren es ebenfalls. Wie sehr hatten sie sich das, was gerade geschah, herbeigesehnt. Welche Möglichkeiten hatten sie nicht durchgespielt. Die von Roths waren sogar bereit gewesen, ins ferne Australien zu fliegen, um den Familienfrieden wieder herzustellen.

      Und nun schien alles auf einmal so einfach. Sie lachten und unterhielten sich, als sei nichts geschehen. Es war kaum zu glauben.

      Pamela war wieder daheim!

      Und Hannes, der Weltenbummler, saß wahrhaftig mit am Tisch.

      Natürlich standen sie mit Hannes in enger Verbindung. Zum Glück gab es genug Möglichkeiten, über Kontinente hinweg zu kommunizieren, als sei man mit jemandem in Kontakt, der gerade mal um die Ecke wohnte.

      Es war schon etwas anderes, wenn man den Menschen, den man liebte, persönlich vor sich hatte.

      Insgeheim gratulierten die von Roths sich wieder einmal, dass sie so dicht bei ihrer Tochter wohnten. Sie waren immer dabei, sonst hätten sie diesen wundervollen Moment verpasst.

      Es gab ja so viel zu erzählen, und sie waren mitten drin, als eine Stimme erklang: »Hallo, mein Schatz, ich bin wieder zu Hause. Der letzte Vortrag ist ausgefallen.«

      Es war Werner Auerbach, der umtriebige Professor, der nicht glauben konnte, was er da sah. Natürlich seine Frau Inge, die er anzutreffen glaubte. Seine Schwiegereltern waren auch hier und da anwesend, wenn er heimkam. Aber jetzt auch noch seinen Sohn Hannes zu sehen und Pamela …

      Werner Auerbach blieb mitten im Raum stehen.

      Er, der gewandte Redner, der ganze Säle begeistern konnte, war sprachlos.

      Pamela sprang auf, rannte auf ihren Vater zu, fiel ihm in die Arme.

      »Papi, Papi«, quietschte sie, und Luna bellte begeistert. Sie war ein Familienhund, und das hier war so ganz nach ihrem Geschmack.

      Es dauerte eine ganze Weile, ehe der Professor sich von seiner Überraschung erholt hatte und ehe er auch seinen Sohn begrüßen konnte.

      Wenig später saßen sie vereint am Tisch, Werner Auerbach ließ sich Kaffee und Kuchen schmecken, und dann ging die Erzählerei von vorne los.

      Irgendwann konnte der Professor es sich nicht verkneifen, seinen Sohn anzusehen und ihn zu fragen: »Nun, Hannes, ist das jetzt nicht der Augenblick, ebenfalls nach Hause zu kommen und endlich mit dem Studium zu beginnen?«

      Das hätte jetzt wirklich nicht kommen müssen, aber so war er nun mal, der Werner Auerbach. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, dass sein Jüngster studieren müsse, was bei einem Ein­serabitur einfach dazugehörte.

      Hannes verdrehte die Augen, Inge warf ihrem Mann einen bösen Blick zu, natürlich würde auch sie es freuen, wenn ihr Sohn eine akademische Laufbahn einschlagen würde. Aber das Thema musste doch nicht jetzt aufgegriffen werden.

      Nachdem Hannes genüsslich etwas von seinem dritten Stück Kuchen gegessen hatte, wandte er sich an seinen Vater: »Papa, das kannst du begraben, ich werde nicht studieren. Ich bin mit dem Leben, das ich führe, sehr glücklich.«

      »Noch, mein Sohn«, sagte der Professor, »du bist jung und abenteuerlustig, glaubst, die Welt aus den Angeln heben zu können. Wie soll es denn später aussehen? Willst du als älterer Herr auf einem Surfbrett stehen, wenn dich Arthritis und Rheuma plagen? Und hast du dir mal Gedanken über deine Altersversorgung gemacht? Das Alter ist etwas, was niemand umgehen kann, es kommt auf jeden zu, und es geraten immer mehr Menschen in die Altersarmut. Viele unverschuldet, du aber provozierst es, und wenn …«

      Inge unterbrach ihren Mann. »Werner, kannst du jetzt bitte davon aufhören.«

      Ehe es zu einem Eklat kam, sagte Hannes: »Papa, ich stehe nicht nur auf einem Surfbrett herum, ich habe an der Entwicklung der zweiten Version entscheidend mitgearbeitet, und ich habe ein Patent entwickelt, das weltweit geschützt ist. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, lieber Papa. Und ich denke, um mich musst du dir keine Sorgen machen. Ich verdiene sehr viel Geld, auch durch die Vermarktung meiner Person, und ich lege eine Menge für mein Alter zurück. Mein Kumpel Steve und ich sind gleichberechtigte Partner, auf dem riesigen Grundstück, das zur Surf- und Tauchschule gehört, bauen wir gerade ein Gesundheitszentrum. Steve lässt sich zum Physiotherapeuten ausbilden, und …«

      Werner Auerbach konnte es nicht lassen.

      »Der tut immerhin etwas Ordentliches.«

      Hannes ignorierte den Einwand seines Vaters.

      »Ich werde auf jeden Fall in Australien bleiben«, sagte er. »Da bin ich mir sicher.«

      Pamela kicherte.

      »Hannes ist verliebt, Joy surft wie eine Weltmeisterin und taucht wie eine Nixe.«

      Ehe sein Vater wieder eine unangemessene Bemerkung machen konnte, ergänzte Hannes: »Zu deiner Beruhigung, Papa, Joy ist keine Wilde, sie studiert Medizin.«

      Werner Auerbach wollte etwas dazu sagen, doch er fing einen warnenden Blick seiner Frau auf und schwieg.

      »Joy ist eine Frau, die ich sehr gern mag, aber es steht in den Sternen, ob aus uns mal ein richtiges Paar wird. Wir sind noch so jung, es wird sich zeigen. Joy findet übrigens ganz toll, was ich da so mache.«

      Der Professor hätte dazu wieder etwas sagen können, doch er hielt sich zurück. Also aß auch er ein zweites Stück Kuchen, und dann begann er zu erzählen, was er auf seinem Kongress erlebt hatte. Das interessierte nicht wirklich jemanden, doch sie alle hörten höflich zu. Es war auf jeden Fall besser, das Gespräch in ungefährlichere Bahnen zu lenken.

      *

      Immer, wenn es besonders schön ist, scheint die Zeit zu verfliegen. Hannes war kaum angekommen, als er schon wieder abreisen musste. Das erfüllte Inge mit Wehmut, aber zum Glück blieb Pamela, das tröstete sie über einiges hinweg.

      Und wenn Hannes sein Leben in Australien sah, dann musste sie sich damit abfinden. Jörg und Familie lebten mittlerweile schließlich auch in Stockholm, und es war kein wirklicher Trost zu wissen, dass Schweden längst nicht so weit entfernt war wie Australien.

      Sie hatte Glück gehabt, Jörg und seine Familie so lange in ihrer Nähe zu haben. Das war nicht selbstverständlich, und sie hatte lernen müssen loszulassen.

      Aber es war schon bitter, dass Hannes ausgerechnet Australien als seinen Lebensmittelpunkt ausgesucht hatte.

      Sie blickte ihn wehmutsvoll an, als sie ihm das Essen auf den Tisch stellte, das er sich gewünscht hatte. Schweinebraten mit Klößen und Sauerkraut. Früher hätte er das Gesicht verzogen, wenn sie ihm so etwas vorgesetzt hätte. Doch wenn man an Orten lebte, wo es so etwas nicht gab, dann änderten sich die Wünsche.

      Hannes bedankte sich, dann blickte er seine Mutter an.

      »Was ist los, Mama?«

      Inge riss sich zusammen. Es war schön gewesen, sie hatten die Zeit genossen, sogar Ricky war gekommen, um ihren Bruder zu sehen und um natürlich die Heimkehr von Pamela zu feiern. Die war hinauf zu ihrem Freund Manuel gefahren, und Inge hatte es nicht übers Herz gebracht, ihrer Tochter zu erzählen, dass sich da ebenfalls einiges ändern würde. Sie hatte

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