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war überwältigt. Sie bedankte sich, dann rief sie: »Irgendwann kommst du in den Himmel, liebe Inge, du bist die Güte in Person.«

      Wieder lachte Inge.

      »Lass mich noch eine Weile auf der Erde, ich glaube, ich habe hier noch einiges zu tun.«

      Rosmarie stimmte in das Lachen mit ein.

      Die beiden Frauen verabschiedeten sich voneinander, und Luna schaffte es schließlich doch noch, sie sprang schwanzwedelnd an Rosmarie hoch, und die Schmutzspuren, die sie vermeiden wollte, waren deutlich zu sehen.

      Luna verzog sich, Rosmarie zuckte die Achseln. »Was soll’s, wozu gibt es Waschmaschinen.«

      Seit sie Beauty aus dem Tierheim geholt hatte, hatte Rosmarie eine andere Sicht auf die Dinge.

      Sie ging zu ihrem Auto, und Inge winkte ihr nach. Eigentlich hätte sie jetzt wieder an ihre Gartenarbeit gehen können. Doch dazu hatte sie jetzt keine Lust mehr. Morgen war auch noch ein Tag. Sie ging zurück in ihre Küche, und dort räumte sie erst einmal auf.

      *

      Es war nicht überraschend für sie gekommen, Lars hatte es ihr von Anfang an gesagt, doch Roberta hätte nicht für möglich gehalten, dass es ihr so schwerfallen würde, ohne ihn zu sein.

      Sie vermisste ihn!

      Seine Nähe, seine Wärme, seine Zärtlichkeit, sein Lachen, den Blick aus seinen unglaublich blauen Augen.

      Lars war nicht zufällig auf ihren Weg gekommen, auch wenn sie seinen Wagen mit ihrem Auto aus lauter Unachtsamkeit gerammt hatte.

      Es war ja nicht so ihr Ding, sondern dafür war eher ihre Freundin Nicki zuständig, aber mittlerweile war sie selbst davon überzeugt, dass es Vorbestimmung war. Sie hatten sich begegnen müssen. Lars war ihr Seelenpartner, ihre Lebensliebe …

      Und weil es so war, wäre es natürlich ganz wunderbar, er hätte einen bodenständigen Beruf, sie würden heiraten, Kinder bekommen.

      Zum Glück tickte ihre biologische Zeituhr nicht, außerdem bekamen die Frauen ihre Kinder immer später. Es war nur mehr als erstaunlich, dass sie, seit sie mit Lars zusammen war, diesen Kinderwunsch verspürte. Bei ihrem Exmann Max war das nur sehr kurz ein Thema gewesen, er hatte keine Kinder gewollt, und für sie war es in Ordnung gewesen. Sie hatte doch ihren über alles geliebten Beruf, der sie erfüllte und den sie niemals aufgeben würde.

      Aber Beruf und Kinder …

      Das war durchaus vereinbar.

      Roberta zwang sich, ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Wenn sie über so etwas sinnierte, machte sie sich das Herz nur schwer.

      Lars liebte sie, daran hatte sie nicht den geringsten Zweifel, doch der Gedanke an Heirat und Familie lag ihm fern. Er war ehrlich, da hatte er ihr nichts vorgemacht. Und eigentlich klammerte sie sich ein wenig daran, dass er für später nicht ausgeschlossen hatte, oder richtiger gesagt, er hatte er hatte gemeint, man solle sehen, was die Zukunft bringen würde.

      Wie auch immer.

      Sie liebte ihn mit ganzem Herzen, und ob er sie nun heiraten würde oder nicht, ob sie einmal Kinder bekämen oder nicht. Sie hatte keine Wahl. Wollte sie ihn nicht verlieren, dann musste sie sich so auf ihn einlassen, wie er war. Das war nur fair, denn er hatte wirklich vom ersten Augenblick an mit offenen Karten gespielt.

      Roberta hatte frei, und eigentlich hatte sie ins Haus am See gehen wollen. Dort hielt sie sich gern auf, weil sie Lars nirgendwo so nahe war wie dort. Dort konnte sie von ihm träumen, sich in seinen blauen Pullover kuscheln, der verführerisch nach ihm roch. Manchmal schlief sie sogar im Haus, und auch wenn sie schon vor Lars da gewesen war, dachte sie keinen Moment mehr an Kay, ihren jungen Liebhaber. Das war etwas ganz anderes gewesen. Sie hatte die schreckliche Scheidung hinter sich, Kay war sehr liebevoll gewesen. Doch ihre Liebe hatte niemals eine Chance gehabt. Kay, der etablierte Aussteiger, viel zu jung … Nein!

      Kay Holl war eine schöne Erinnerung, und ihre Liebe zu ihm war immer von Zweifeln belastet gewesen.

      Wie anders war es doch mit Lars. Sie waren Partner auf Augenhöhe.

      Roberta trat ans Fenster, blickte hinaus. Vielleicht hatte sich das Wetter ja geändert, und sie konnte doch noch zum See.

      Ihr Wunsch erfüllte sich nicht, im Gegenteil, der Regen war heftiger geworden, und der Wind zerrte an den Bäumen.

      Also musste sie es sich zu Hause gemütlich machen. Sie hatte gegessen, Alma hatte mit ihrem Chor irgendwo einen Auftritt. Zum Glück war sie wieder die Alte und hatte das Intermezzo mit diesem Franz Glattberg überwunden, der sich sehr schnell als ein richtiger Despot herausgestellt hatte, kaum war Alma zu ihm gezogen. Alma wohnte wieder in der Einliegerwohnung, alles war gut. Roberta hätte ihr schon einen liebevollen Partner gewünscht, und das hatte dieser Mensch Alma ja auch vorgespielt. Man konnte jedem Menschen wirklich nur vor den Kopf gucken, da war etwas Wahres dran.

      Roberta schenkte sich ein Glas Rotwein ein und war nahe daran, wehmütig zu werden. Es war ein Wein von denen, die Lars mitgebracht und den sie gemeinsam getrunken hatten.

      Was hatten sie gelacht, geredet, sich geküsst …

      Sie zuckte zusammen, als ihr Telefon schrillte, zum Glück das private Telefon. Doch sie hatte keine Eile sich zu melden. Lars konnte es nicht sein, er meldete sich kaum, weil es kaum eine Verbindung gab. Das hatte sie vor seiner Abreise gewusst.

      Ihre Freundin Nicki rief an.

      »Ist bei euch das Wetter auch so schlecht?«, beklagte sie sich. »Da kann man richtig depressiv werden. Es ist wirklich gemein, dass das Wetter immer schlecht ist, wenn man frei hat.«

      Roberta hätte Nicki jetzt korrigieren können, dass es nicht immer so war. Sie sagte nichts, denn Nicki war nicht gut drauf. Sie würde ihr sofort widersprechen und selbst in Abrede stellen, dass die Farbe weiß weiß war.

      »Hier regnet es und ist ziemlich windig. Wäre es anders, dann wäre ich jetzt im Haus am See.«

      »Dein Lars fehlt dir, nicht wahr?«, wollte Nicki wissen.

      »Ja, er fehlt mir sehr«, gab Roberta zu. Sie und Nicki waren sehr offen zueinander, sie konnten über alles reden, weil ihre Freundschaft auf Vertrauen basierte.

      Nicki seufzte.

      »Roberta, du bist ja so zu beneiden.«

      Das verstand Roberta nun überhaupt nicht. »Ich bin zu beneiden? Was ist denn beneidenswert daran, dass mein Freund irgendwo in der Arktis ist und Eisbären nachjagt.« Manchmal hatte Nicki wirklich eine sehr merkwürdige Logik. »Ich würde sofort mit dir tauschen.«

      Also, das ging jetzt wirklich nicht. Roberta unterhielt sich sehr gern mit ihrer Freundin, aber sie hatte keine Lust auf einen solchen Unsinn.

      »Nicki, hör mit so einem Unfug auf«, sagte sie deswegen auch.

      Nicki spürte den Unmut ihrer Freundin und beeilte sich deswegen zu sagen: »Ich mein ja nur, du hast einen Freund, und du weißt, wo er ist, während ich …« Sie brach ihren Satz ab, und es folgte ein weiterer, abgrundtiefer Seufzer.

      Oh nein! Nicht das schon wieder!

      »Nicki, wenn du jetzt wieder auf diesen Mathias anspielst, dann lege ich sofort auf. Du jagst einem Phantom nach, vermutlich war dieser Mann nur auf der Durchreise, denn niemand hat von ihm etwas gehört, kennt ihn. Und du selbst, mal ganz ehrlich, Nicki, du kannst doch nicht von einem Mann träumen, den du kurz gesehen hast. Euer Erlebnis war, eine Currywurst miteinander zu essen, die du auch noch bezahlt hast.«

      Sofort widersprach Nicki.

      »Es war viel mehr, wir haben uns ganz wunderbar miteinander unterhalten, zwischen uns gab es besondere Schwingungen …, unsere Seelen waren im Einklang.«

      Roberta hätte ihrer Freundin jetzt am liebsten gesagt, dass sie sich das alles nur einredete, weil das Erlebnis mit diesem Mathias etwas war, was Nicki zuvor niemals gehabt hatte. Sie hatte noch nie einen Mann zu einer Currywurst eingeladen, Roberta

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