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die einander verstohlen grüßten, verrieten sie, außerdem auch zwei Zettel, die sie sich in zwei verschiedenen Nächten unauffällig zusteckten, was ich mit meinen Luchsaugen sehr wohl bemerkte. – Ich sagte mir hiernach, daß die beiden fraglos doch Dinge treiben müßten, die das Licht des Tages zu scheuen hätten. Wozu sonst diese Heimlichkeiten, wozu diese Vorsicht im Verkehr miteinander?! – Etwa zu derselben Zeit geschah es nun, daß in der „großen Trompete“ jener Artikel über Malettas erschien, der angeblich Bellinger dazu veranlaßte, sich mit dem Chemiker näher zu beschäftigen. Auch ich las dieses Machwerk sensationslüsterner Revolverjournalistik, auch mich reizte das Rätsel, das Malettas seltsames Verhalten seinen Widersachern gegenüber jedem denkenden Menschen aufgab. Der Zufall wollte es, daß mir dann ein Bekannter auf einem Rennen in Hoppegarten Maletta als den Fabrikanten der damals mit ungeheurer Reklame vertriebenen Hühneraugensalbe „Fix weg!“ zeigte und daß ich an demselben Tage Zeuge wurde, wie Bellinger sehr geschickt im Gedränge dem Chemiker einen Brief in die Manteltasche schob. Ich witterte sofort so etwas wie ein verbrecherisches Dreikleeblatt: Weinreich, Bellinger und Maletta, – nahm eben an, daß Bellinger mit dem Chemiker aus bestimmten Gründen sich ebenfalls ganz heimlich verständigte. – Es war dann nicht lediglich der Ehrgeiz, der mich bei Maletta Chauffeur werden ließ. Nein, ich wollte auch dem Assessor, meinem Feinde von einst, die Maske der Ehrbarkeit vom Gesicht reißen. Ich ließ mich von meiner Behörde beurlauben, brachte noch bei meinem neuen Herrn einen früheren Schutzmann, einen trotz seiner Vorliebe für den Alkohol sehr hellen Kopf, als Diener unter, alles in der Hoffnung, gerade im Hause Malettas am leichtesten sowohl über die dunklen Geldquellen Bellingers und Weinreichs als auch über deren Beziehungen zu einander und zu dem Chemiker und schließlich auch über des letzteren Gründe für sein Vertuschungssystem hinsichtlich der Attentate einiges zu erfahren. Daß ich mich nebenbei auch noch Ihrer Sache gewidmet habe, sagte ich Ihnen bereits, lieber Herr Lossen. – Nun, zunächst hatte ich bei Maletta so gut wie gar keinen Erfolg. Ich stellte nur fest, daß er sich – und deswegen hatte er ja auch einen Chauffeur gesucht, der früher Kriminalbeamter gewesen war – in beständiger Angst um sein kostbares Leben befand. Er umgab sich mit einem wahren Wall von Sicherheitsmaßregeln, und mein Kollege Wilhelm, der Diener, und ich müssen noch heute eine ganze Menge von Vorschriften genau beachten, die Maletta uns erteilt hat. Gleich bei unserem Dienstantritt hatte er uns erklärt, wir müßten ihm für das hohe Gehalt, daß er uns zahlte, sowohl blindlings gehorchen als auch nie fragen, weshalb er so sehr auf den Schutz seiner Person bedacht sei. Tatsächlich passierte ihm auch nichts, seitdem er uns als Leibgarde angestellt hatte. In dem Gefühl genügender Sicherheit lebte er förmlich auf, bis dann vor einer Woche etwa ein Brief ihn in hellste Aufregung versetzte. Bisher hatte ich nichts davon geahnt, daß mein Dienstherr von Erpressern heimgesucht wurde. Jetzt teilte er mir in seiner Angst den Inhalt des Briefes mit. Man drohte ihm mit Erhängen, wenn er nicht hunderttausend Mark hergebe. Ich bat ihn, mir das Schreiben zu zeigen. Er lehnte in grober Weise ab. Na – und dann trat wirklich ein, was ich geradezu für unmöglich gehalten hatte: Maletta wurde aufgeknüpft – aufgeknüpft in einem bewohnten Hause, und entging nur mit knapper Not dem Tode.“

      Thomas Schippel war jetzt mit der Verwandlung seines Äußeren fertig, beschaute sich noch sehr eingehend vor dem Spiegel und sagte dann:

      „So, wir wollen aufbrechen. Unterwegs erzähle ich weiter.“

      Ein Auto entführte die beiden Verbündeten gleich darauf nach dem Berliner Westen. Während der Fahrt berichtete Schippel, was er heute nachmittag von Maletta über die Ausführung des neuesten Attentats durch den Maskierten erfahren und was anderseits Bellinger in der verflossenen Nacht im Klubhause noch erlebt hatte: die Begegnung mit dem Maskierten auf dem Dache und dessen Flucht in das Nebenhaus.

      „Es ist nun bereits von dem in der Mordsache Scharfer die Untersuchung führenden Kommissar festgestellt worden“, fügte Schippel hinzu, „daß die Angaben Bellingers tatsächlich stimmen. Er hat wirklich vor dem Klubhause Posten gestanden und das Nebengebäude beobachtet, um das Entschlüpfen des Maskierten zu vereiteln, ist dann gegen halb zwei Uhr morgens nochmals im Klub erschienen, wo der Hausmeister noch aufräumte, und hat auf dem Boden die Bodenluke verschließen wollen. Bellinger – und dies wollte ich Ihnen beweisen, lieber Freund – kann also gar nicht Scharfers Mörder sein. Der Kommerzienrat ist nach der Angabe des Gerichtsarztes etwa um halb zwei Uhr früh erstochen worden. Um die Leiche in das verschlossene Haus und in den Müllkasten zu schaffen – angenommen, daß Scharfer außerhalb jenes Hauses den Tod gefunden hat – hätte eine lange Zeit gehört, ebenso auch im anderen Falle dazu, den Kommerzienrat in jenes Haus hineinzulocken. Und Bellinger ist ja, wie ich schon erwähnte, um halb zwei Uhr morgens im Klub von dem Hausmeister gesehen worden, also zu einer Zeit, wo Scharfer gerade der Mordwaffe zum Opfer fiel.“

      Schippel beugte sich in dem Auto jetzt nach unten, um, geschützt vor der Zugluft, sich eine Zigarre anzuzünden.

      Der junge Maler aber saß still in seiner Ecke und konnte nur immer wieder den Kopf schütteln.

      „Denken Sie wirklich, Herr Schippel, daß ich mich jetzt besser in diesem Wirrsal zurechtfinde“, sagte er kleinlaut. „Keine Spur …!! Das Mühlrad in meinem Schädel dreht sich nur noch schneller …!“

      „Warten Sie ab! Es wird schon mal stillstehen, und zwar bald!“ meinte Schippel tröstend.

      14. Kapitel

       Das Heim des hüpfenden Teufels

       Inhaltsverzeichnis

      Gleich darauf hielt das Auto in einer stillen, älteren Straße von Berlin W.

      Schippel und Lossen mußten noch zu Fuß ein paar Häuser weitergehen.

      „So, da wären wir“, erklärte der Kriminalbeamte dann, indem er vor einem in tiefer Dunkelheit daliegenden, villenartigen Gebäude stehen blieb, das einen ziemlich großen Vorgarten hatte. „Nun hören Sie genau hin, was ich Ihnen sage. Ich bin der Filmregisseur Joseph Schwiedowski der Wiener Filmfabrik „Komet“, halte mich seit drei Tagen in Berlin zu Geschäftszwecken auf, habe Sie bei Ihrer Firma kennengelernt, bin Ihnen heute auf dem Nachhausewege begegnet und habe Sie aufgefordert, Ihr Glück ein wenig im Hasard zu versuchen. Das Einlaßwort für diese Spielhalle habe ich, Joseph Schwiedowski, von einem Filmschauspieler erfahren. – – So, das zu Ihrer Aufklärung für den Fall, daß Sie hier einen Bekannten treffen sollten. Also nicht vergessen: Joseph Schwiedowski – Komet – Geschäfte – Einlaßwort von Filmschauspieler!“

      Lossen zuckte die Achseln. „All das wird sehr überflüssig sein, Herr Schippel. Wem sollte ich hier wohl begegnen?! Ich kenne ja so wenige Herren, die …“

      „Abwarten!“ meinte der Kriminalbeamte vielsagend.

      Lossen wollte noch etwas fragen, als neben ihnen ein schlanker Herr auftauchte, – sehr elegant gekleidet, aber auch noch sehr jung.

      Er lüftete den weichen Filzhut, verbeugte sich und sagte mit auffallend heller, dabei aber vor Erregung leicht zitternder Stimme:

      „Meine Herren, Sie könnten mir einen großen Gefallen tun. Ich weiß bestimmt, daß ein Bekannter von mir sich dort in jener Villa zurzeit befindet, wo man heimlich dem Glücksspiel huldigt. Ich muß diesen Bekannten unbedingt sofort sprechen – sofort! Da ich nun annehme, daß Sie mit der Art und Weise vertraut sind, wie man Zutritt zu dem Hause erlangt, würden Sie mich sehr verpflichten, wenn Sie mich mitnehmen wollten. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß ich nicht etwa Polizeispitzel oder dergleichen bin. Eine reine Privatangelegenheit ist’s, um die es sich handelt. – Gestatten: mein Name ist Fritz Pelzer.“

      Schippel sah sich den Fremden jetzt erst etwas genauer an. Dieser war wirklich noch sehr jung, auffallend hübsch und gehörte fraglos zu den besseren Gesellschaftskreisen.

      Dieses prüfende Mustern des jungen Stutzers von Seiten Schippels dauerte eine ganze Weile. Dann sagte der Kriminalbeamte plötzlich:

      „Gut – kommen Sie mit.“

      Die drei gingen durch die offene Gitterpforte, passierten den Vorgarten, bogen um die in tiefer

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