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Herbst feierten wir still in ganz kleinem Kreise Hochzeit. Trauzeugen warnen Tory und Haßfeld. Aber auch Ihle und Spengler hatten wir eingeladen. Ersterer erzählte mir dann bei der Hochzeitstafel, daß die Lahore-Vase der englischen Regierung zur Verfügung gestellt, und daß der unheimliche Kunstgegenstand nachher von den Priestern des Brahmatempels in Lahore als Eigentum glatt verleugnet worden sei, ebenso wie die Brahmanen auch bestritten hätten, je eine solche Vase mit einem Fürstinnenkopf im Innern besessen oder gar einen der ihren als Verfolger irgendwelcher Diebe nach Deutschland gesandt zu haben. Wo die Vase jedoch geblieben sei, wisse niemand, da sie auf rätselhafte Weise auf dem Transport nach dem Britischen Museum in London verschwunden wäre.

      „Vielleicht steht sie bereits wieder in einem geheimen Gelaß des Brahmanentempels in Lahore!!“ fügte Ihle vielsagend hinzu.

      * * *

      Was ich über die Lahore–Vase zu berichten wußte, habe ich getan; was meine Madonna und mich anbetrifft, so mag der Leser selbst entscheiden, ob wir glücklich sind. Wir haben uns in drei Jahren ‚Ehekrieg‘ erst ein einziges Mal gezankt, und dies wegen des Namens unseres Stammhalters. Hilde stimmte für Karl, ich für Viktor. Und ich habe gesiegt.

      Der Junge heißt Viktor Karl Ernst Wilde …!

      Torys ‚erster‘ soll Karl Viktor Ernst heißen, – aber vorläufig ist Tory leider noch Junggeselle, trägt Monokel wie früher und ist der eleganteste und vielleicht der tüchtigste Großkaufmann Danzigs.

      Der hüpfende Teufel

       Inhaltsverzeichnis

       1. Der Klub der Fünfzig

       2. Im Kirgisenzelt

       3. Die tanzenden Beine

       4. Der erste Verdacht

       5. Eine Damenbekanntschaft

       6. Die Choristin mit den Hosenrollen

       7. Der falsche Mantel und Hut

       8. Die Diamanten des Rentiers

       9. Ein neuer Freund

       10. Der Chauffeur Malettas

       11. Der Mann auf dem Dache

       12. Ein Abend in Wannsee

       13. Auf Cesar Bellingers Fährte

       14. Das Heim des hüpfenden Teufels

       15. Der böse Geist

       16. Auf Tod und Leben

       17. Der hüpfende Teufel springt auf Schwarz

      1. Kapitel

       Der Klub der Fünfzig

       Inhaltsverzeichnis

      Eginhard von Blendel war gerade an der Ecke Friedrichstraße und Linden durch einen verzweifelten Sprung einem plötzlichen hinter einem Möbelwagen auftauchenden Auto glücklich entronnen, als er in dem mit etwas fragwürdiger Vornehmheit gekleideten Herrn, den er bei diesem Rettungsversuch angerempelt hatte, seinen Schulfreund Werner Lossen wiedererkannte.

      „Verzeihung“, hatte der Hüne Blendel zu dem fast einen Kopf Kleineren gesagt, um dann sofort hinzuzufügen, indem er dem seit Jahren ihm aus den Augen Gekommenen beide Hände in ehrlicher Freude entgegengestreckte … „Wahrhaftig – Lossen – Du?! – Na, das nenn’ ich mal ne frohe Überraschung.“

      Es war um die achte Abendstunde, und an diesem warmen Oktobertage zeigte die berühmte Kranzlerecke ein echtes Bild Berliner Großstadtlebens. Ein förmlicher Menschenwall wartete auf die Gelegenheit, ungefährdet die sich kreuzenden beiden Hauptverkehrsstraßen überschreiten zu können. Über all diese Köpfe hinweg trompetete Eginhard von Blendel seine Begrüßungsworte und zwar mit dem doppelten Erfolge, daß Werner Lossen den Freund scheu und verlegen anblickte, und einige Witzbolde in der Menge mehr oder weniger geistreiche und ebenso laute Bemerkungen über diese Wiedersehensszene machten.

      Blendel hatte kaum den gequälten Gesichtsausdruck seines alten Schulkameraden erkannt, als er auch schon seinen Arm in den Lossens schob und den Freund nach der Mittelpromenade der Linden hinüberzog, wo es bedeutend ruhiger war, wenn auch hier ganze Scharen von Spaziergängern auf und abwogten.

      „Hör’ mal, alter Patroklus“, sagte er dann halb scherzend, indem er mit dem sich leicht Sträubenden die Richtung nach dem Brandenburger Tor hin einschlug, „gerade entzückt scheinst Du nicht zu sein, daß der Zufall uns endlich nach – nach sechs Jahren, so viel wird es sein, wieder zusammengeführt hat. Was treibst Du eigentlich, wo hast Du Dein Domizil aufgeschlagen und wie geht es Dir überhaupt?“

      Werner Lossens bleiches Gesicht hatte sich etwas gerötet. Ihm war es peinlich, daß die Vorübergehenden Blendel und ihn so prüfend musterten. Blendel hatte noch immer nicht gelernt, seine Stimme zu dämpfen. Und dieser Riesenkörper verfügte über ein Organ, um das ihn jeder Jahrmarktbudenbesitzer beneidet hätte. Es mußte beinahe so aussehen, als würde hier ein Verhafteter abgeführt …

      „Sprich bitte leiser“, meinte Lossen daher leicht gereizt. „Die Menschen werden ja ringsum aufmerksam. – Im übrigen: für einen Gardeoffizier bin ich kaum der richtige Begleiter. Mein Anzug sticht gegen Dein elegantes Zivil zu sehr ab, und meine Stellung als Dekorationsmaler der Berliner Film-Gesellschaft Sphinx dürfte zu dem altadligen Baron Blendel von Blendelburg ebenfalls kaum passen.“

      „Blech!“ sagte der lange Oberleutnant beinahe grob, drückte dabei aber den Arm des Freundes desto fester an sich. „Blech und Blödsinn, alter Patroklus! Und wenn Du zerlumpt mir begegnet wärest: für mich bleibst Du Werner Lossen, den alle auf unserer Penne in Kulm nur mit dem Namen des berühmten Freundes des griechischen Helden Achilles benannten – und das mit Recht! Es laufen nicht viele so anständige Kerle in der Welt herum wie Du es bist!“

      „Wir haben uns sechs Jahre nicht gesehen. Da kann ich ein Lump geworden sein“, preßte Lossen bitter hervor.

      Der Baron lachte schallend.

      „Lump ist gut! Du und Lump …!! Dann würde eher der Mond mal am Tage scheinen, als daß … Na, kurz: die sechs Jahre haben nichts geändert, mein Alter, und deshalb tu’ mir den Gefallen und begleite mich in den Klub, wo wir in Behaglichkeit einen vernünftigen Ton miteinander reden können. – Ne, mein Lieber, keinen Widerspruch! Du kommst mit – basta! – – Auto – halt! – Steig’ ein – los, zum Donner …!! – Wie, Dein Anzug?! – Mach’ keine Faxen. Hast Du mal was von dem Klub

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