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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther Kabel
Читать онлайн.Название Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band
Год выпуска 0
isbn 9788075831101
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Das ist alles, was ich Ihnen zu sagen habe, Herr Graf. Zu meiner Verteidigung will ich nur noch erwähnen, daß ich damals nach dem zweiten Todesfall in meinem Laden zuerst die Absicht hatte, den Ring in den Tiber zu werfen oder irgendwo zu vergraben. Wenn ich es nicht tat, so hinderte mich – ich gestehe es unumwunden ein – nur die Gewinnsucht, besser die Hoffnung auf einen Verdienst daran. Ich wollte den Ring einige Jahre liegen lassen und ihn dann, wenn niemand mehr an die beiden Unfälle in meinem Geschäft dachte, einem Goldschmied anvertrauen, der die vergifteten Spitzen herausnehmen sollte. So hätte ich ihn ja mit ruhigem Gewissen veräußern können. Daß meine Frau ihn jetzt, wo es uns so schlecht geht, trotz meines strengen Verbots vorsuchte, Herr Graf, werden Sie mir nicht zum Vorwurf machen! Glauben Sie mir, die Angst, die ich soeben auf dem Wege zu Ihnen und hier in diesem Zimmer ausgestanden habe, ist Strafe genug für die Unvorsichtigkeit, den Teufelsring nicht vernichtet zu haben. – Und jetzt, Herr Graf, werden Sie wohl selbst in den Rückkauf willigen, nicht wahr?«
»Nehmen Sie Ihr Geld nur wieder mit. Ich werde den gefährlichen Mechanismus aus dem Ringe entfernen lassen, sobald ich in meine Heimat zurückgekehrt bin. Er soll niemanden mehr schaden, glauben Sie mir! Und auf diese Weise sind Sie den Wappenring auch für immer los.«
Der Händler wollte noch Einwendungen machen, aber Axel schob ihn einfach zur Tür hinaus, nachdem er ihm den Geldbeutel wieder in die Hand gedrückt hatte. –
9. Kapitel
Ein Hochzeitsgeschenk
Schloß Waldburg, das dem Baron von Alten, dem Schwiegervater des Grafen Arthur Kaisenberg gehörte und von Kaisenberg kaum zwei Meilen entfernt war, hatte der Urahne des jetzigen Besitzers aus einer trotzigen Raubburg zu einem bequemen Wohnsitz umbauen lassen, dessen hohe Fenster die weiten Räume jetzt mit einer Flut von Licht versahen und dem Bauwerk alles Unfreundliche, Düstere nahmen. Dabei war aber der Charakter der frühen Ritterfeste nach Möglichkeit gewahrt worden. So hatte man an der Ostseite den Burggraben nicht abgelassen, ihn vielmehr zu einem Weiher verbreitert, der mit seinem von Seerosen und Schilf halbverdeckten Wasserspiegel die dicken Grundmauern bespülte.
Es war wenige Tage vor der Hochzeit. Auf Schloß Waldburg hatten sich bereits die ersten Gäste eingefunden, darunter auch Professor Heinz Hagen, der an der Universität in Königsberg den Lehrstuhl für Archäologie innehatte und seit Jahren mit Graf Arthur eng befreundet war.
Den beiden ungefähr gleichaltrigen Männern, die zunächst nur dieselbe Vorliebe für das Studium der bildenden Künste und des Kunstgewerbes früherer Epochen zusammengeführt hatte, war bald bei den häufigen Begegnungen in der Gesellschaft für Archäologie, der sie als Mitglieder angehörten, und dem steten Gedankenaustausch über fachwissenschaftliche Fragen auch die volle Schätzung für die gegenseitigen Herzenseigenschaften aufgegangen und hatte zu einer wirklich selten innigen Freundschaft geführt. Professor Hagen gereichte aber auch mit seiner eleganten Figur, dem sicheren, weltmännischen Auftreten und dem durchgeistigten, von einem blonden Spitzbart umrahmten Gesicht jedem Salon zur Zierde. Er war eine jener glücklichen Naturen, die sich spielend leicht in die verschiedensten Lebensverhältnisse einzufinden verstehen und sich überall nützlich zu machen wissen, ohne dabei aufdringlich zu erscheinen. So hatte er denn auch einen großen Teil der mannigfachen Vorbereitungen für die Hochzeit des Freundes übernommen, hatte mit der Baronin von Alten lange geheime Konferenzen gehabt und war in der letzten Zeit beinahe Spezialist für den Verkehr mit allerhand Lieferanten geworden. Und da er während der großen UniversitätsSommerferien diesen neuartigen Vertrauensposten auch alle seine Kräfte widmen konnte, so hatte er seine Aufträge zur vollsten Zufriedenheit der Baronin erledigt, die sich ebenso ganz nebenbei und ganz im geheimen die größte Mühe gab, den für die Ehe wunderbar talentierten, aber leider so hartgesottenen Junggesellen mit einer passenden Lebensgefährtin zu versehen. Was ihr jedoch schwerlich gelingen sollte, weil Heinz Hagen für seine goldene Freiheit nur zu sehr fürchtete und sich jungen Damen gegenüber daher stets als verschrobenes Gelehrtenoriginal aufspielte, während er doch in Wirklichkeit der liebenswürdigste und genußfreudigste Mensch von der Welt war.
Jetzt verlebte er auf Schloß Waldburg einige Ruhetage, bevor die Hochzeit wieder mit ihren mannigfachen Anforderungen an sein Festordnertalent herantrat. Aber zu einer rechten Erholung sollten die Tage für ihn nicht werden. Man brauchte ihn eben überall, überall. Bald mußte er Gutachten über die Neudekoration des Speisesaales abgeben, bald jagte ihn Baron von Alten mit der Bitte auf, doch einmal die Anordnung der Palmen um den Altar in der kleinen Schloßkapelle auszuprobieren.
Soeben hatte er nun an diesem so wunderbar klaren Septembervormittag einen weiten Spaziergang durch die sich bereits herbstlich färbenden Wälder unternehmen wollen, als er in der Ahnengalerie gerade vor dem Bilde des Herrn Melchior von Alten der Braut des Freundes begegnete, die sich sofort in seinen Arm hing.
»Lieber guter Professor,« bat sie mit einem flehenden Blick, »Sie müssen uns helfen. Arthur ist vor wenigen Minuten mit dem Jagdwagen angekommen, und wir wollen nun zusammen auf Mamas Wunsch die Hochzeitsgeschenke auspacken. Und ohne Ihren Beistand geht das wirklich nicht. Sie haben zu allem eine so geschickte Hand!«
Hagen wurde der Verzicht auf den beabsichtigten Ausflug recht schwer. Aber dennoch begleitete er die Baronesse – mit feierlichem Seufzer allerdings – in das große Bibliothekszimmer, in dem eine Unmenge von Kisten und Paketen in allen Größen aufgespeichert war. Das Bibliothekszimmer lag im Ostflügel des Schlosses, und seine drei Fenster gingen auf den alten, jetzt zu einem Weiher umgestalteten Burggraben hinaus. Sie standen weit offen und ein leichter Wind trug den kräftigen Erdgeruch von dem nahen Park bis in das weite Gemach hinein.
Mit Lachen und Scherzen wurde die Arbeit des Auspackens begonnen, bei der allerdings Graf Kaisenberg nur den vergnügten Zuschauer machte, indem er erklärte, daß sich unter seinen Fingern gerade die teuersten Kaffee- und Teeservice und ähnliche leicht zu verbiegende Sachen unfehlbar in Scherben verwandeln würden. Man ließ ihn daher auch unbelästigt in der Ecke des hohen Paneelsofas sitzen und gab sich mit seinen kritischen, meist recht humorvollen Bemerkungen über die einzelnen Geschenke zufrieden. Baronesse Marga, der man ihre dreißig Jahre kaum ansah, wickelte dafür aber mit desto größerem Eifer und freudig geröteten Wangen all die kostbaren Tafelaufsätze, Bilder usw. aus den vielfachen Hüllen und stellte sie auf den breiten Mitteltisch in die richtige Beleuchtung, während Hagen, der geschickt mit Hammer und Zange die Deckel von den Kisten löste, ihr die Gegenstände aus ihren Lagern von weicher Holzwolle zureichte.
Soeben hatte der Professor ein neues Paket in Angriff genommen und wandte sich jetzt, während ein besonders widerspenstiger Nagel sich quietschend gegen die Zange wehrte, an den Majoratsherrn: »Arthur, hier haben wir sogar etwas aus dem schönen Italien, aus Verona! Vorhin war auch schon Spanien vertreten, – da wird dann wohl das nächste Geschenk von einem schwarzen Fürsten aus Afrika sein –!«
»Aus Verona?« meinte Graf Kaisenberg erstaunt. »Ich wüßte nicht, daß ich dort Verwandte oder Bekannte habe. Aber vielleicht lebt dort ein Mitglied deiner Familie, Schatz?« fragte er seine Braut, die neugierig zu Hagen an den Tisch getreten war. Doch auch Komtesse Marga verneinte. Inzwischen hatte der Professor die schwere Holzkiste glücklich geöffnet und reichte jetzt dem Freunde