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Systeme liegt, die Baumassen sind demnach eng zusammengruppiert, und diese Wirkung wird noch verstärkt durch Strebepfeiler und Strebebögen.

      Ein nicht gerade wesentlicher Unterschied ist an den Westchören zwischen den spitzbogigen Bamberger und rundbogigen Nürnberger Fenstern zu verzeichnen.

      Diese mannigfachen, teilweise schwerwiegenden Unterschiede der beiden Kirchen lehren, daß St. Sebald in vielen Punkten noch auf andere Bauten zurückgehen muß. Die kunstgeschichtliche Bedeutung des Bamberger Domes liegt vor allen Dingen in der eigenartigen Verschmelzung fremder Einflüsse, die nicht nur verschiedenen lokalen, sondern auch verschiedenen zeitlichen Ursprunges sind. Fällt die Anlage unter den Einfluß Regensburgs im Anfang des 11. Jahrhunderts, so zählt anderseits der Hochbau zu den bedeutendsten Schöpfungen des deutschen Übergangsstiles, wobei der Außenbau des Ostchores vom Ende des 12. Jahrhunderts stark an die Ostpartie des Mainzer Domes und an andere rheinische Bauten erinnert; und während einzelne Bauglieder des Westchores aus dem zweiten und dritten Zehnt des folgenden Jahrhunderts der Ebracher Schule angehören, weisen die Einwölbung des Westchores und der Ausbau der Westtürme aus den dreißiger Jahren desselben Jahrhunderts auf Nordfrankreich, speziell auf Laon. Es ist ganz klar, daß von einem derartigen Bauwerk mit so vielen stilistischen Verschiedenheiten nur verhältnismäßig wenige Einzelheiten auf den Bau von St. Sebald übergehen konnten: ein Teil der Plandisposition, die Anlage des Westchores und Teile am Außenbau. Und dann war eben bei St. Sebald die Einführung zeitgemäßer Neuerungen möglich, weil nicht, wie beim Bamberger Dom, alte Grund- und Hochmauern einen Zwang auf die Gestaltung des neuen Hochbaues ausübten. Da nun bis zum damaligen Zeitpunkt eine Bauschule in Nürnberg nicht bestanden hat, so müssen jenen Neuerungen, welche St. Sebald gegenüber Bamberg aufzuweisen hat, andere verwandtschaftliche Beziehungen zugrunde liegen.

      St. Sebald und die Klosterkirche zu Ebrach. Die Entwicklung der Baukunst in der romanischen Epoche wurde vorzugsweise in den großen Städten gefördert, welche Bischofssitze waren. Man braucht da nur an die Städte Mainz, Speyer oder Köln zu erinnern und man kennt sofort die Bedeutung ihrer romanischen Bauwerke und den Einfluß derselben auf die ganze Entwicklung.

      Daneben machte sich aber eine Bewegung geltend, deren Einfluß nicht geringer als jener geschätzt werden darf. Es ist die Bewegung, welche durch die Bauschulen des Benediktiner- und des Zisterzienser-Ordens hervorgerufen wurde.[12] Ja, der Einfluß derselben ist in gewisser Hinsicht von weit höherer Bedeutung für die Kunstgeschichte als der der Dombauschulen; denn dieser war selten über ein eng begrenztes Gebiet, meist nicht über die Grenzen der Diözese hinausgegangen, der Einfluß jener Ordensbauschulen war aber nie lokal beschränkt, er erstreckte sich weithin nach allen Richtungen in die verschiedensten Länder, er darf mitunter geradezu als international betrachtet werden. Und waren es dort die Kirchen und Dome, welche von ihrer Zentral- oder Metropolitankirche Neuerungen empfingen und mit größerer oder geringerer Modulation in sich aufnahmen, so waren es hier die Kirchen des Landes, gewöhnlich die Klosterkirchen, denen — natürlich ebenfalls in lokaler Anpassung — das charakteristische Gepräge der entsprechenden Ordensbauschule aufgedrückt wurde.

      Im 11. Jahrhundert hatte unter den Ordensbauschulen der Benediktinerorden die der Kluniazenser die Oberhand, im 12. Jahrhundert wurden dieselben von den Hirsauern abgelöst, und im letzten Drittel des 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts hatte der Orden der Zisterzienser, neben dem sich auch die Prämonstratenser geltend machten, die weiteste Verbreitung.

      Zwischen Würzburg und Bamberg, näher bei letzterer Stadt, liegt mitten in den stattlichen Nadel- und Laubwaldungen des Steigerwaldes im Quellgebiet der mittleren Ebrach das nach diesem Bache benannte Zisterzienserkloster. Es liegt — was die Zisterzienser bei neuen Klostergründungen stets im Auge behielten — in sich abgeschlossen, abseits von allen Verkehrswegen, gleichweit vom Main, von der Rednitz und von der Heerstraße Nürnberg-Würzburg entfernt.

      Das Kloster wurde im Jahre 1126 gegründet.[13] Der Besitz hatte bald bedeutenden Umfang gewonnen teils durch Schenkungen, teils durch Ankauf von Gütern, teils durch den Fleiß der Mönche in der Kultivierung der umliegenden Waldungen. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts mußte bereits der Frage einer Erweiterung der Ökonomiegebäude wie der Kirche näher getreten werden. Was die Kirche anlangt, so entschloß man sich zu einem vollständigen Neubau, und zwar zu einem Bau von beträchtlichen Dimensionen, der an und für sich schon einen Rückschluß auf die damalige zahlreiche Besetzung und den Reichtum des Klosters zuläßt.

      Bald nach 1200 wurde der Bau begonnen, eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit dem nach Schema Cisteaux II gebildeten Chorabschluß, nämlich einer einfachen geradlinigen Kapellenreihe an der Ostseite des Querschiffes und einer doppelten um den ebenfalls geradlinig abschließenden Chor. Die Wölbung besteht aus Kreuzrippengewölben in dem System des durchlaufenden Joches. Im 18. Jahrhundert wurde das Innere der Kirche im Stile der Zeit derartig umgestaltet, daß die romanischen Details nicht mehr zu erkennen, ja größtenteils überhaupt nicht mehr sichtbar sind. Doch steht fest, daß eine Triforiengalerie nicht vorhanden war. Die Hauptbauperiode fällt in das erste Drittel des 13. Jahrhunderts; die Vollendungsarbeiten zogen sich in die Länge, erst 1285 fand die Einweihung der Kirche statt.

      

      Dagegen hat sich eine an die Nordseite des Querschiffes der Kirche angebaute Kapelle, die Michelskapelle, bis auf den heutigen Tag unverändert erhalten. Sie wurde ebenfalls zu Beginn des 13. Jahrhunderts in Angriff genommen, 1207 schon fand die Einweihung der Kapelle und dreier Altäre statt. Dieser Epoche gehört der größere Teil der Kapelle an, nämlich der mit sieben Stufen über das Niveau der übrigen Kapelle erhöhte Chor einschließlich Querschiff mit vier Wölbungsquadraten und das anstoßende Quadrat der unteren Kapelle. Die beiden westlichen Rechtecke mit den sechsteiligen Gewölben wurden erst im folgenden Jahrzehnt angefügt. Hier in dieser Kapelle haben Architekturglieder und Ornamente die reichste Verwendung gefunden, hier finden sich wieder Kleeblattblendbögen und Hornkonsolen, welche in der allgemeinen Form sowohl wie in der Detailbearbeitung stark an den Dom zu Bamberg und an St. Sebald in Nürnberg erinnern. Und wenn wir uns vergegenwärtigen, wie damals die Zisterzienser mit ihren Mönchen und Laienbrüdern sich häufig auch an anderen Kirchenbauten, welche im Auftrage von Pfarrgemeinden oder weltlichen Geistlichen errichtet wurden, rege beteiligten, so liegt die Vermutung sehr nahe, daß zwischen dem Bau der Klosterkirche in Ebrach und den zeitlich mit ihm übereinstimmenden Bauten in Bamberg und Nürnberg enge Beziehungen bestanden haben.

      Die Vermutung wird in erster Linie durch den Umstand bestätigt, daß sämtliche Steinmetzzeichen am alten Bau von St. Sebald nicht nur am Dom zu Bamberg, sondern auch mit noch etlichen Zeichen dieses Baues wieder an der Klosterkirche in Ebrach angetroffen werden. Es steht somit fest, daß eine Anzahl ein und derselben Steinmetzen an allen drei Kirchen tätig waren. War diese wandernde Kolonie an dem einen Bau fertig, so zog sie zum anderen Bau, um dort ihre Tätigkeit von neuem aufzunehmen.

      Der Anzahl der Zeichen nach zu schließen waren von den Steinmetzen, die am Bau der Klosterkirche Ebrach arbeiteten, mehr am Dom zu Bamberg tätig als an der Kirche St. Sebald. Trotzdem war den Ebrachern an der Nürnberger Pfarrkirche ein größeres Arbeitsfeld eingeräumt als dort. Was am Bamberger Dom direkt auf Ebracher Einfluß zurückgeht, ist der Westchor bis zum Dachgesims, beziehungsweise bis zu den Gewölbeanfängen im Innern und das Nordportal des Querhauses mit den Kleeblattblendbögen; ferner die Schranken des Westchores.[14] Der Dom war eben in seinen Hauptteilen: Ostchor mit Türmen, Langhaus und Querschiff, bereits vollendet oder wenigstens der Vollendung nahe, als man in Ebrach die Neubauten aufzuführen begann. Beim Weiterbau am Bamberger Dom mußte die einmal gegebene Disposition beibehalten werden, und so hatten sich die Ebracher den Anordnungen der Dombauleitung unterzuordnen. Anders bei St. Sebald. Hier konnte sich die Tätigkeit der Ebracher viel einflußreicher gestalten, weil man überhaupt erst zu bauen anfing, als die Ebracher kamen. Hier konnten also die von den Ebrachern in ihr Bauprogramm aufgenommenen Neuerungen volle Verwertung finden. Und so finden sich bei St. Sebald nicht nur dekorative Glieder, wie kleeblattförmige Blendnischen oder Hornkonsolen vor, welche auf eine nahe Verwandtschaft mit Ebrach hinweisen, sondern auch Konstruktion und System, d. h. fast alles, worin St. Sebald mit Bamberg nicht übereinstimmt, bilden ein Produkt der engen Beziehungen.

      Wir sehen nämlich in Ebrach, und zwar zunächst in der Klosterkirche selbst, vor allem das

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