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nein.«

      »Jacky fragt auch sehr viel«, erklärte das Kind.

      »Du magst Jacky wohl sehr gern?«

      »Das schon, aber mir gefällt es nicht so sehr, dass Mr Ride sie so lieb hat, wo doch Freddy und Tracy eigentlich seine Kinder sind. Das ist nicht richtig, oder was meinst du, Mami?«

      Da musste sich Inge Auerbach der Stimme enthalten, denn schließlich war Bambi auch ein adoptiertes Kind, sie alle hatten es so lieb wie ein eigenes und wollten etwas anderes gar nicht zur Kenntnis nehmen. Allerdings war Bambi schon als Baby zu ihnen gekommen und wusste es nicht anders.

      »Freddy und Tracy sind doch schon erwachsen«, lenkte sie ab. »Mr Ride mag kleine Kinder eben gern.«

      Nachdenklich blickte Bambi sie an.

      »Wenn Freddy und Tracy heiraten, bekommt er Enkelkinder. Für die hat er dann keine Zeit, wenn er Jacky hat.«

      »Darüber wollen wir uns nicht den Kopf zerbrechen, Bambi«, meinte Inge Auerbach.

      »Das ist auch so ein Wort«, stellte Bambi fest. »Einen Kopf kann man nicht zerbrechen. Klopf mal, wie hart der ist. Das ist doch kein Apfel.«

      Darüber musste Inge lachen, und das freute Bambi. Sie hatte es sehr gern, wenn sie jemanden zum Lachen bringen konnte.

      *

      Dorrit Maxwell betrachtete zum wiederholten Male den Inhalt der Handtasche, die Mary-Ann Ride ihr geschenkt hatte.

      Die Brieftasche war mit Geldscheinen gefüllt. Es war viel zu viel, aber sie konnte es dieser gütigen Frau nicht antun, es zurückzuweisen.

      Mehr noch beschäftigte sie immer wieder, warum sich in dieser Brieftasche auch ein Foto befand, das Mrs Ride und ihren Sohn darstellte. Ein Amateurfoto, aber es war sehr deutlich und sprechend ähnlich.

      Immer wieder betrachtete sie das schmale Männergesicht. Eric Ride war kein Romantiker, bestimmt konnte er auch sehr hart sein. Irgendwie war er Bob Dane ähnlich.

      Bob Dane hatte sie schätzen gelernt und auch seine Frau Peggy, die ganz entzückend und sehr liebenswert war. Und dazu noch der kleine Danny, der auch mit ihnen gekommen war. Ein goldiges Kerlchen war das. Er hatte sich schnell mit Dorrit angefreundet.

      Sie hatten nach dem Telefonat mit Mrs Ride den Entschluss gefasst, nach Hohenborn zu fahren. Dort wollten sie mit Mrs Ride sprechen.

      Dorrit fand diesen Weg am besten. Peggy hatte ihr beigepflichtet, und mit seinem trockenen englischen Humor hatte Bob Dane ihnen zugestanden, dass Frauen eben doch die besseren Diplomaten seien.

      Nun galt es, Jackys Herz zu gewinnen und Eric Ride zu überzeugen, dass das Kind einen Vater hatte, der es liebevoll aufnehmen würde, dazu aber auch noch eine Mutter und einen kleinen Bruder.

      Dass Bob und Peggy die kleine Jacky lieben würden, bezweifelte Dorrit schon nicht mehr. Es fragte sich jetzt nur, wie Jacky sich verhalten würde.

      Und sie fürchtete sich vor Eric Rides Reaktion.

      »Sie haben wohl mehr Angst als wir, Dorrit?«, fragte Peggy Dane gedankenvoll.

      »Sie kennen Mr Ride nicht«, murmelte Dorrit.

      »Nun, wenn er für ein fremdes Kind ein so weiches Herz hat, wird doch mit ihm zu reden sein«, stellte Peggy zuversichtlich fest. »Er wird sich überzeugen können, dass Jacky bei uns gut aufgehoben ist.«

      Dorrit sah trotz allem schwarz. Aber nun fuhren sie gemeinsam nach Hohenborn.

      Mrs Ride hatte im Hotel zum Bären bereits Zimmer für sie reservieren lassen.

      »Haben Sie doch keine Angst vor ihm, Dorrit«, meinte Peggy herzlich. »Wir sind bei Ihnen, und wenn Sie wollen, können Sie auch mit uns nach England kommen. In Bobs Firma finden wir bestimmt einen geeigneten Posten für Sie.«

      Das war nun schon das zweite Angebot, das sie bekam. Sorgen um ihre Zukunft hätte sie sich nicht zu machen brauchen.

      Aber sie dachte nicht an ihre Zukunft. Sie dachte an Eric Ride.

      *

      Eines stand inzwischen fest, bei allen Zugeständnissen, die Eric Ride seiner Familie machen wollte. Ein Rieding, wie man ihn sich vorstellte, war er nicht, und er würde es auch nicht werden. Seine Heimat war Australien. Dort sah er seine Lebensaufgabe.

      Der Erlenhof hatte nur vorübergehend einen Reiz für ihn. Die Siedlung Erlenried fand er sehr fortschrittlich, und Carlo Heimberg lobte er dafür. Er bot ihm sogar an, nach Australien zu kommen und für ihn einige Aufträge auszuführen.

      Unerwartet waren die Heimbergs aus München zurückgekommen, und so ergab sich keine Gelegenheit für Mary-Ann, an diesem Abend noch mit ihrem Sohn zu sprechen. Und morgen schon wollte sie sich mit den Danes und Dorrit in Hohenborn treffen.

      Sie wirkte nicht so gelassen wie sonst, was Marianne Heimberg natürlich nicht verborgen blieb.

      »Du machst dir Sorgen, Granny«, stellte sie in einem unbelauschten ­Augenblick fest. »Kann ich dir helfen?«

      »Ich fürchte, dass niemand mir helfen kann, wenn Eric nicht zur Vernunft kommt. Aber ich muss morgen nach Hohenborn, unauffällig. Könntest du mich begleiten?«

      »Wenn es weiter nichts ist«, meinte Marianne Heimberg munter.

      »Dann erzähle ich dir morgen alles«, seufzte die alte Dame.

      Dass es wieder um das Kind ging, war für Marianne Heimberg klar. Allerdings stand sie so ziemlich auf Erics Seite. Jacky hatte ihr Herz im Sturm erobert. Sie hätte sie auch behalten mögen.

      Als ahne Jacky, was ihr bevorstand, wollte und wollte sie heute Abend nicht einschlafen. Doch Eric Ride blieb unverdrossen an ihrem Bett sitzen.

      Alles war gut und schön, die Heimbergs gefielen ihm, Sandra und Felix Münster ebenfalls, an dem harmonischen Familienleben war nichts auszusetzen, aber bei ihm spielte Jacky die erste Geige.

      Es waren die schönsten Stunden des Tages, wenn er mit ihr allein war.

      »Tino haben sie auf der Straße gefunden, und du hast mich im Flugzeug gefunden, Daddy. Tante Marianne und Onkel Carlo würden Tino auch nicht mehr hergeben. Und er hatte sie genauso lieb wie ich dich.«

      »Dir gefällt es hier wohl sehr gut?«, fragte er.

      Sie nickte eifrig. »Die Kinder sind alle so nett.«

      »Und wenn wir nun nach Australien zurückgehen, würde es dir wohl nicht so gut gefallen?«

      Sie sah ihn nachdenklich an.

      »Müssen wir?«, fragte sie. »Können wir nicht hierbleiben, Daddy?«

      »Nein, das geht nicht, mein Kleines. Ich habe Pflichten.«

      »In Australien hat es mir gar nicht so gut gefallen«, murmelte sie. »Ich hatte auch keine Pflichten. Ich war immer allein.«

      »Das wirst du dann nicht mehr sein.«

      »Wenn Granny nun nicht mitkommt?«

      »Dann sind Tracy und Freddy da.«

      »Freddy hat dann eine Frau, und wenn Tracy auch nicht mitkommt?«

      Ein jäher Schrecken durchzuckte ihn. Wenn seine Familie ihm nun in den Rücken fiel?

      Noch hatte er keine Ahnung, dass ganz andere Probleme auf ihn zukamen.

      *

      Beim Erwachen kam es Mary-Ann Ride in den Sinn, dass Emmerich nun begraben war und es an der Zeit wäre, einmal mit Titus Grossmann über die Briefe zu sprechen, die sie in dem alten Sekretär gefunden hatte.

      Immer hübsch eins nach dem andern, mahnte sie sich. Die Jüngste war sie wirklich nicht mehr. Anstrengende Tage würden ihr bevorstehen. Heute aber ging es erst einmal nach Hohenborn.

      Sie versuchte, die Dinge ganz nüchtern zu sehen, aber so ganz wollte es ihr

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