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geworden.

      »Was hast du denn?«, fragte Hannes. »Andere Kinder sagen eben auch Daddy.«

      »Er sieht aus wie ich auf dem Bild, als ich klein war«, murmelte Jacky.

      »Er ist doch ein Junge«, lachte Bambi.

      »Ich sah auch aus wie ein Junge«, stellte Jacky fest. »Komisch.«

      »Kleine Kinder sehen sich alle ähnlich«, meinte Hannes.

      Bob Dane war indessen mit seinem kleinen Sohn ins Haus gegangen.

      »Ich habe Jacky gesehen«, sagte er zu seiner Frau.

      Sie blickte ihn gedankenvoll an.

      »Woher weißt du, dass sie es war?«, fragte sie.

      »Sie sieht Danny unwahrscheinlich ähnlich. Es ist kaum zu glauben.«

      Ein flüchtiges Lächeln legte sich um ihren Mund.

      »Sie haben schließlich denselben Vater.«

      »Aber Danny sieht mir doch nicht ähnlich«, murmelte er.

      »Aber deiner Mutter« stellte sie fest. »Und Jacky also auch.«

      »Sie ist entzückend, Peggy. Ich hätte sie am liebsten gleich in die Arme genommen. Wird es dir auch bestimmt nichts ausmachen, dass mir das Kind viel bedeutet?«

      »Oh, Bob, warum sollte es mir etwas ausmachen. Ich wäre doch nur glücklich. Hoffentlich ergibt sich bald eine Gelegenheit, dass ich sie auch kennenlerne.«

      »Wir werden etwas dazu tun«, erklärte er energisch. »Bei allem Verständnis für Mr Ride, ich möchte nicht zulassen, dass die Bande zwischen ihnen noch inniger werden.«

      *

      Eric Ride hatte schon ungeduldig auf Jacky Rückkehr gewartet. Er fing sie in seinen Armen auf.

      »Ich bin froh, dass du wieder da bist, Liebling«, sagte er zärtlich. »Ich habe dich sehr vermisst.«

      Jacky kam es ein wenig komisch vor, denn beim Spielen hatte sie ihn doch gar nicht so sehr vermisst, wie sie gedacht hatte.

      Sie war mit ihren Gedanken auch immer noch bei dem kleinen Jungen.

      »Daddy«, fragte sie, »waren sich Freddy und Tracy eigentlich sehr ähnlich, als sie klein waren?«

      »Das kann man nicht sagen«, erwiderte er. »Freddy war mollig und Tracy sehr zierlich. Sie waren sich nicht ähnlicher als jetzt, wenn Freddy nun auch nicht mehr so mollig ist.«

      »Dann sind sich alle kleinen Kinder doch nicht ähnlich, wie Hannes sagt?«

      »O nein, nur ganz winzige sehen sich irgendwie gleich.«

      Sie krauste ihr Näschen.

      »Ich habe heute aber einen kleinen Jungen gesehen, der so aussieht, wie ich früher ausgesehen habe.«

      »Das denkst du nur«, meinte er leichthin.

      Aber Mary-Ann stand an der Tür und hörte es, und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Kinder hatten eben doch einen besonderen Instinkt.

      Sie kam nicht umhin, sie musste Eric reinen Wein einschenken.

      »Jacky, geh ein Weilchen zu Tracy«, bemerkte sie. »Ich habe mit meinem Sohn etwas zu besprechen.«

      Jacky wunderte sich, dass sie meinem Sohn sagte. Aber sie ging ohne Widerspruch.

      »Geht es wieder um diesen Grossmann?«, fragte Eric ungehalten, weil sein Beisammensein mit Jacky gestört worden war.

      »Nein, Eric, es geht um Jacky«, entgegnete sie leise.

      Es fiel ihr nicht leicht, das zu sagen, was ihr fast das Herz abdrückte.

      Zuerst starrte er sie ungläubig an. Dann sank er in dem Sessel in sich zusammen und bedeckte die Augen mit den Händen. Sein schwerer Atem war deutlich vernehmbar.

      Eine lange Pause entstand, als sie geendet hatte.

      »Du, meine Mutter, fällst mir in den Rücken?«, fragte er ungläubig und vorwurfsvoll.

      »Ich dachte, es wäre besser, als wenn man mit einer behördlichen Verfügung anrückt«, erklärte sie. »Du musst die Tatsache sehen, Eric. Mr Dane zeigt sich außerordentlich verständnisvoll. Er ist ein Gentleman und möchte dir seine Dankbarkeit dadurch beweisen, dass er dir in jeder Beziehung entgegenkommt. Aber das Kind gehört zu ihm. Du musst es einsehen. Es wurde ihm gegen seinen Willen genommen und vor ihm versteckt.«

      »Aber nun würde Jacky eine Stiefmutter bekommen« stöhnte er.

      »Eine Mutter«, berichtigte sie, »eine reizende und liebenswerte Mutter, keine zweite Li. Und auch einen kleinen Bruder. Ich weiß, du würdest sie vergöttern, aber damit ist ihr nicht geholfen. Eine Mutter bekäme sie nicht.«

      »Ich könnte ja heiraten«, grollte er.

      »Wen denn? Und wie willst du wissen, ob die Frau, sofern du eine findest, sich bereit erklärt, ein Kind anzunehmen, dessen Vater du nicht bist?«

      »Dorrit Maxwell zum Beispiel«, stieß er hervor.

      »Dorrit ist zu schade, um Lückenbüßer zu sein«, entgegnete sie ruhig.

      »Sie hat mir sehr geholfen!«, begehrte er auf.

      »Sie möchte dir auch weiter helfen. Sie hat mit Engelszungen für dich gesprochen, sonst wäre Bob Dane nicht so rücksichtsvoll gewesen. Sieh die Lage doch einmal nüchtern, Eric. Stell dich dem Glück dieses Kindes nicht in den Weg. Beweise deine ehrliche Zuneigung damit, dass du ihr hilfst, den Weg zu ihren Eltern zu finden. Dann tust du mehr, als du sonst für sie tun könntest.«

      Sein Blick ging ins Uferlose.

      »Lass mich allein, Granny«, sagte er tonlos.

      *

      Titus Grossmann rang mit sich. Stunden hatte er in seinem Zimmer zugebracht. Nicht einmal zum Abendessen war er erschienen.

      Immer wieder hatte er die Briefe gelesen, die Frederic von Rieding ihm vor fünfzig Jahren geschrieben hatte.

      Endlich erhob er sich.

      »Eva«, rief er, aber es klang nicht ungeduldig und auch nicht so laut wie sonst.

      »Nun geht es hart auf hart«, sagte Eva zu Käti.

      Doch sie sollte sich getäuscht haben.

      »Ja, Vater?«, fragte sie, als sie das Zimmer betrat.

      »Du fährst morgen in die Stadt und kaufst dir Kleider«, erklärte er heiser. »Die hübschesten, die du bekommen kannst, und ja nicht so etwas Billiges! Du gehst zum Friseur und lässt dich städtisch herrichten.«

      »Entschuldige, aber morgen ist Sonntag«, warf sie ein.

      »Dann eben übermorgen«, meinte er nach einem kurzen Zögern. »Wir werden zum Erlenhof fahren.«

      »Wozu muss ich da ein Kleid anziehen?«, fragte sie staunend. »Sie kennen mich so und mögen mich auch so.«

      »Du wirst dir Kleider kaufen!«, verlangte er störrisch. »Keiner soll mir nachsagen, dass ich unbedingt einen Jungen aus dir machen wollte.«

      »Gut, ich werde mir Kleider kaufen. Aber was sollen wir auf Erlenhof?«

      »Das wirst du schon erfahren.«

      Damit war dies fürs Erste für ihn erledigt, und nun konnte Eva sich den Kopf zerbrechen, was das bedeuten sollte. Vielleicht konnte Freddy es ihr erklären, den sie heute Abend auf jeden Fall treffen würde.

      *

      Es fiel ihr nicht schwer, ungesehen aus dem Haus zu kommen.

      Ihr Vater blieb in seinem Zimmer und irrte nicht wie sonst durch das Haus. Käti saß mit einer Strickarbeit in der Küche.

      Eva schlug den Weg zur Burg ein. Dort hatten sie sich verabredet, aber Freddy

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