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      Die Dankbarkeit, die er verspürte, konnte er nicht in Worte fassen.

      Indo schnappte aufgeregt nach Luft. Hatte er sich die ganze Zeit furchtbar zusammengerissen, so war seine Haltung jetzt vollends dahin. Seine Knie wurden weich und er sackte langsam zusammen. Ihm wurde schwarz vor Augen und er viel in Ohnmacht. Schnell fing der Elf den kleinen Gambur auf, ehe dieser in das Feuer kippen konnte und trug ihn zu seinem Schlafplatz. Koperian wachte die ganze Nacht am Feuer. Er hatte Angst, es könne erlöschen) und die böse Macht zurückkehren. Ehe der Morgen graute löste Indo ihn ab. Wortlos verständigten sie sich, denn keiner der Beiden mochte etwas sprechen.

      - Warum hatten sie sich dieser Gefahr aussetzen müssen? -

      Hoob zuckte immer noch mit verdrehten Augen in seiner Decke. Sein Zustand veränderte sich jedoch nicht. Erschöpft sank der Elf in einen kurzen und traumlosen Schlaf, aus dem ihn Indo erst wieder erweckte, als die Sonne hoch am Himmel stand. Kurz bevor sie ihre Sachen zum Aufbruch packten, aßen die beiden Freunde eine Kleinigkeit. Vergeblich versuchte Koperian dem alten Mann Flüssigkeit einzuflößen. Hoobs Körper war fest wie ein Bogen gespannt, die Muskeln seines Gesichtes hart wie Eisen. Der Mund war verschlossen und es gab keinen Trick, auf den der Einsiedler reagierte. Aus seinen Augenhöhlen blickte nur noch das Weiß der Augen. Seine Lider bewegte er nicht.

      - Um Überleben zu können brauchte er rasche Hilfe. -

      Koperian bastelte eine Trage aus Holz und Fellen und legte Hoob darauf. Dann schulterte er das Gestell mit ihrem „Gefangenen“ und sie brachen auf.

      3.) Setchal und Triminort

      Hoob lag fest verschnürt in seiner Decke, wie eine Raupe im Kokon. Er zuckte, wie in der Nacht zuvor und hatte die Augen verdreht. Es schien im nicht gut zu gehen, doch seine geringen Lebenszeichen wurden von dem Dämon erhalten. Hoob selber lag sicher aus den verschiedensten Gründen in tiefer Bewusstlosigkeit.

      Der Trupp erreichte gegen Mittag das Boot, welches für vier elfengroße Wesen und deren Hab und Gut gebaut worden war. Allerdings war man davon ausgegangen, dass zwei der Lebewesen rudern, manövrieren und auf ihr Gleichgewicht achten konnten. An einen halbtoten Menschen hatte Koperian beim Bau des Bootes nicht gedacht. So ließ sich der aus einem großen Baumstamm gefertigte und mit Leder überspannte Kahn im Wasser nur schwer lenken. Die erste Strecke war für den erschöpften Druiden leicht zu meistern, doch im letzten Abschnitt des Flusses gab es Stromschnellen, denen der Elf nur mühsam und mit Hilfe seiner Magie ausweichen konnte. Indo hatte sich vorne am Bug niedergelassen, wurde aber schon auf dem ersten Kilometer eines Besseren belehrt. In einer großen Welle, in der das Boot fast senkrecht zu stehen schien, flog der kleine Gambur in hohem Bogen nach hinten und Koperian konnte den Halbkobold gerade noch schimpfend vor dem „über Bord gehen“ auffangen. In der Abenddämmerung erreichten sie die letzten Bäume des Dschungels. Vor ihnen erstreckte sich die Arbic-Ebene, welche von den Menschen die Triman-Ebene genannt wurde. Sie sahen kleine Weiden, auf denen ein paar Kühe und Schafe standen. Ein paar alte Obstbäume spendeten den Tieren tagsüber Schatten. Ungefähr eine halbe Stunde weiter südlich ragten die Umrisse von Lehm und Fachwerkhütten wie dunkle Schatten aus dem Boden. Aus den kleinen Fenstern blinkte Licht. Rauch stieg aus den Schornsteinen. Vor ihnen lag das Dorf Ischya. Indo war aufgeregt, denn er war noch nie mit bei den Menschen gewesen. Mit viel Energie half er das Boot zu entladen. Kaum konnte er es erwarten, die Siedlung von nahem zu sehen. Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Die Dunkelheit, und damit Hoob´s Dämon, saß ihnen im Nacken. Koperian verstaute wie gewöhnlich sein Boot im Dickicht. Dann sah er den kleinen Gamburen an und meinte: „Wir können mit Hoob nicht einfach ins Dorf marschieren. Einfach lebende Menschen sind sehr abergläubisch und würden uns mitsamt dem alten Mann töten oder verjagen.“

      Indo stutzte erst und fuhr dann empört auf: „Wie bitte? Nicht ins Dorf gehen? Wofür haben wir dem Tod dann ins Gesicht gesehen?“

      „Wir werden zu Hemnial, der Dorfmerbel gehen und ihr unser Problem schildern", beschwichtigte ihn Koperian. ,,Sie wohnt westlich, etwas außerhalb des Dorfes und wir können aufsuchen, ohne im Dorf aufzufallen."

      „Was ist denn eine Dorfmerbel?" fragte Indo.

      „Das ist eine Zauberkundige, die nicht die Magier- oder Priesterschulen der Menschen besuchen konnte und ihre Magie durch das Leben entwickelt hat. Die Menschen bezeichnen sie im besten Fall als Kräuterfrau und Wundheilerin und im schlimmsten Fall als Akah, als Hexe. Als Kräuterfrau wird sie verehrt, als Hexe aber oft verbrannt."

      Der kleine Gambur wunderte sich. Waren das die so unterschiedlichen, ja unberechenbaren Seiten der Menschen, von denen Koperian immer sprach? Schnell schüttelte er seine Gedanken ab, denn der Elf schulterte den in der Decke eingewickelten Kranken. Dieser hatte aufgehört zu zucken und hing nun schlaff über der Schulter des Druiden.

      „Indo, wir müssen uns beeilen!", sagte der Elf, „Ich glaube, der Dämon wird wieder stärker, denn die Sonne geht unter.“

      Zügig folgte der kleine Gambur seinem schwer beladenen Freund nach Westen. Als sie die ersten Weiden durchquert hatten, die einen kleinen Hügel umgaben, sahen sie auf der anderen Seite, am Fuße dieses Hügels ein Holzhäuschen in einer kleinen Baumgruppe liegen. Als sie näher heran kamen erkannten sie eine Person in der Dämmerung, die vor dem Haus in einem Beet arbeitete. Hemnial war eine schlanke ältere Frau, mit weißem Haar und feinen Gesichtszügen. Als sie auf ihre Besucher aufmerksam wurde, lehnte sie sich an einen Baum und sah den dreien gelassen entgegen, als hätte sie sie bereits erwartet.

      „Guten Tag Elf von Lahlon, oder sollte ich lieber Elf von Tasmanorb sagen?", begrüßte sie die Ankömmlinge freundlich in der Menschensprache von Triman. Der Elf war verblüfft über das Wissen der Merbel. Anscheinend kannte die alte Frau elfische Bezeichnungen. Er hatte die Menschin gerade einmal flüchtig in Ischya an ihm vorbei schlendern sehen.

      „Ich grüße dich Hemnial, Kräuterfrau von Ischya", gab er freundlich in ihrer Sprache zurück. Koperian hatte das Trimmenisch einst von Hoob gelernt und dann Indo darin unterrichtet.

      - Man konnte nie wissen... -

      Als der Elf und der Gambur mit ihrem Paket etwas näher gekommen waren, fuhr die Frau fort: „Ich weiß, warum und mit wem ihr hier seid Doch meine Kräfte reichen hierfür nicht aus. Folgt mir." Die Merbel wandte sich zum gehen.

      „Wohin gehen wir?"; fragte der Elf. „Zu Nogan, einem alten Magiermeister, der sich in Ischya zur Ruhe gesetzt hat". entgegnete Hemnial. „Ich bin häufig bei ihm zu Gast. Der alte Magier und ich, wir beide profitieren von unserem Wissen und von unserer Kraft. Ich kenne ihn inzwischen gut. Er wird uns helfen.“

      Ohne ein weiteres Wort zu verlieren brachen sie auf. Die Menschenfrau führte sie nach Nordwesten. Hoob stöhnte, gab gurgelnde Geräusche von sich und spannte seinen Körper an. Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichten sie ein kleines aus Stein erbautes Anwesen in mitten eines Baumhaines. Dreimal klopfte Hemnial Die Tür schwang von selbst auf. Alle traten in einen Vorraum, der von einem großen Kerzenleuchter erhellt wurde, der von der Decke fast bis zum Boden herabhing. Die Gäste mussten um diesen herum zur großen geschwungenen Holztür laufen, die mit wilden Runen und Zeichen geziert war, die Koperian nicht kannte. Als sie die Tür erreichten, öffnete diese sich plötzlich. Ein großer hagerer Mann in mittleren Jahren stand vor ihnen. Narben schwerer Verbrennungen bedeckten seinen fast kahlen Schädel. Er trug einen rotbraunen langen Hausmantel aus dickem Stoff, einen langen weichen braunen Schal um den Hals. Er schien nicht aus dieser Gegend zu stammen, denn die Menschen von Triman waren eher hellhäutig und hatten hellbraune oder blonde Haare, wie die Elfen. Nogan war dunkelhäutig und hatte braunschwarze weiche Augen. Seine Haltung verriet Würde. Seine Arme hatte er in den Taschen seines Umhangs verborgen. Neugierig und interessiert musterte er seine Besucher.

      „Guten Abend Nogan", begrüßte ihn die Merbel, ,,Ich habe Besuch, der dringend Hilfe braucht“

      „Guten Abend, Hemnial. Hmmm, ein Aghil, ähm... Elf. Es ehrt mich, mein seltsamer Besucher", entgegnete er gebrochen in der Sprache der Menschen von Triman.

      „Das ist Koperian, der Elf von Lahlon und das

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