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Menschen bewachtes Tor zu durchqueren war. Der Fluss Arbic trat durch ein schweres metallenes Gitter, welches in der Stadtmauer eingelassen war. Am Tor wurden die Freunde von zwei schwer bewaffneten Menschen angehalten. Erstaunt fragte einer von ihnen: „Ein Elf? Elf, was ist euer Begehr?“

      Koperian antwortete „Felle und Kräuter zu verkaufen und eine alte Freundin zu besuchen.“

      Die Wache schien durch den kleinen Gambur etwas abgelenkt zu sein, fasste sich aber ziemlich schnell wieder und fragte: „Ihr meint die alte Elfe Diléhriel".

      „Richtig", antwortete Koperian.

      „Ihr könnt passieren", mit diesen Worten trat die Wache einen Schritt zurück und gab den Weg frei.

      Der Druide wandte sich noch einmal fragend an ihn und meinte: „Wisst ihr, wo Diléhriel wohnt?“

      „Reitet die Hauptstraße entlang bis zum Marktplatz. Dann wendet euch nach Osten und fragt dort wieder. Jeder aus Triminort weiß, wo die einzige Elfe der Stadt zu finden ist.“

      „Vielen Dank, Mensch", gab Koperian zurück und ritt los.

      Verwundert sahen ihm die Wachen nach. Nie war ein Pferd von diesem Aussehen in die Stadt gekommen und noch nie hatten sie einen Reiter ohne Sattel und Zaumzeug gesehen. Elfen waren schon etwas Seltsames und Fremdes. Langsam und nachdenklich wendeten sie sich wieder ihrer Arbeit am Tor zu und kontrollierte ein und ausgehende Passanten. Anders wie die Dörfer im Norden war Triminort ganz aus Stein erbaut worden. Die Gassen waren gepflastert und die Häuser bunt bemalt. Die Freunde erweckten viel Aufsehen und Kinder sprangen neugierig um sie herum. Mit nur wenig Verzögerung, verursacht durch gaffende Menschen, erreichten sie den Marktplatz wo sie von lautem Händlergeschrei und vielen fremdartigen Gerüchen begrüßt wurden. Immer wieder beeindruckte den Elfen die Größe und Wuchtigkeit der Menschen. Koperian wandte sich nun nach Osten und fragte die Kinder, die ihn umringten nach der Behausung der Elfe von Triminort. Ohne zu zögern liefen die Kinder voraus und Koperian folgte ihnen. Indo war wieder auf den Hals des Elfen geklettert, nachdem die Kinder ständig nach ihn gegrapscht und ihn zu fassen versucht hatten. Jetzt war er erleichtert, dass die jungen Menschen nach vorne stürmten und streckte ihnen heimlich die Zunge hinterher.

      Endlich gelangten die Freunde zu einem der wenigen unscheinbaren und schlicht bemalten Häuser der Stadt. Das einstöckige Gebäude war rostrot angemalt und die Fensterrahmen und -läden waren dunkelbraun, mit grünen Schnörkeln verziert. Ein pflanzenreicher Garten umgab das Anwesen und ein erschrockener Vogel flatterte mit großem Geschrei auf, als sie Kinderhorde in den Garten lief. Die Tür öffnete sich und eine ältere Elfe zeigte sich verwundert den Menschenkindern. Dann sah sie Koperian und ihr Gesicht erstrahlte. Sie hatte weißes langes Haar, stahlblaue Augen und helle und sehr zarte Gesichtszüge. Sie stand aufrecht da und trug ein über die Hüften fallendes, langes rotbraunes Kleid aus Leinen. Dieses wurde mit einem bestickten Ledergürtel gehalten, von dem aus ein Zierband über dem Kleid entlang, schmal nach unten viel, um mit den rotbraunen Falten zu spielen. Mit einer freundlichen Geste empfing sie den Elfen und den Gamburen, die vor dem Haus abstiegen. Lihn verschwand gleich darauf im Grün des kleinen Elfengartens und begann dort zu grasen. Sie blieb dabei ungerührt von dem Lärm der vielen neugierigen Menschenkinder, welche Koperian und die alte Elfe umgaben. Diléhriel gab den jungen Menschen einen Lederschlauch voll Honig und verwies sie freundlich aus ihrem kleinen Reich. Noch den ganzen Abend über sah man die kleinen Menschen um das Haus herum lauern und auf Neuigkeiten warten.

      Koperian und Indo entspannten sich erst einmal im Inneren der Behausung, welches nach Elfenart nur aus einem einzigen Zimmer bestand. Die Elfe bot Tee an und wartete geduldig, bis die beiden sich gestärkt hatten. Indo war verzückt von dem Erscheinungsbild Diléhriel und begann leicht zu schweben. Die Elfe registrierte es kurz, lächelte und zwinkerte dem Gamburen zu, der dabei so erschrak, dass er fast sein Teeglas hätte fallen lassen. Die Elfe wandte sich an Koperian und musterte ihn neugierig. Dann sagte sie etwas in einer wohl und melodiös klingende Sprache, die der Gambur nicht verstand und Koperian antwortete in derselben zurück. Beide Elfen legten die Handflächen beider Hände ineinander und verneigten sich voreinander. Dann wandte sich Diléhriel dem Gamburen zu.

      „Entschuldige lieber Indo", sagte sie lächelnd, „Aber ich habe schon seit Jahrzehnten keinen Landsmann von mir gesehen und schon lange nicht mehr meine Muttersprache gesprochen."

      Der Halbkobold antwortete leicht verlegen: „Och, das ist schon in Ordnung."

      Der kleine Kerl atmete erleichtert auf, als Koperian die Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkte und Diléhriel ihre ganze Geschichte erzählte, die sie bis jetzt erlebt hatten. Schweigend hörte die Elfe zu und meinte dann nachdenklich:

      „Du bringst fürwahr keine guten Nachrichten, Koperian. Wir wussten nicht, wie schlimm es im Norden schon ist. Hier sind zwar die Nächte auch nicht gerade angenehm, aber so extrem noch lange nicht. Was du über die Tiere von Tasmanorb und Hoob, dem Menschen erzählt hast ist erschreckend.“

      Sie machte eine kurze Pause und sah Indo an:

      „Das Mal auf Indos Stirn, sagst du, ist von Einhörnern? Das kann ich nur schwer glauben, da es in keinen Legenden und Geschichten vorgekommen ist, dass sich Einhörner anderen Wesen offenbaren? Ein Druide, der keine Macht über sein Element hat und dem die Bäume nicht mehr gehorchen? Das sind Omen für eine seltsame und schlimme Zeit.“

      Wieder machte sie eine Paus und nippte an ihrer Tasse.

      „Mit deinen Erzählungen bestätigst du viele Gerüchte dieser Gegend. Wir sind die größte Hafenstadt von Triman und normalerweise werden wir durch unsere und durch viele fremde Händler über die wichtigsten Ereignisse rund um Triman informiert. Von Norden kamen jedoch schon lang keine Schiffe mehr, da dort die Meere unbefahrbar geworden sein sollen. Von Henvobar, unserem Nachbarland haben wir schon seit einem Jahr nichts mehr gehört und von Osten her sind immer mehr Piraten unterwegs. Nur noch der südliche Weg direkt an der Küste entlang ist relativ ungefährlich, vorausgesetzt man ignoriert die Küsten von Targun, von denen aus schon immer Piraten ihr Unwesen trieben. Die Menschen von Targun sind ein böses Volk und sie werden wohl auch in dieser Zeit immer stärker und dreister. Die freien Städte von Triman sind im Moment die nördlichste Grenze, von denen aus noch Handel und Schiffahrt betrieben wird.

      Da der Handel mit Henvobar nicht mehr möglich ist und seit zwei Monaten auch weniger Schiffe aus dem Süden kommen, da die Händler zunehmend Angst vor den Küsten von Targun haben, geht es Triminort und den anderen freien Städten schlecht. Die Armut war noch nie so schlimm, wie in diesen Tagen und wir wissen nicht, ob wir uns den ganzen Winter über alleine von unseren Nahrungsmitteln ernähren können. Die Preise steigen ins unermessliche und fast alle Kinder stehlen und betteln auf den Straßen. Man hat das Gefühl, dass die grauen Ratten, die Diebe der Diebesgilde in Triminort bald die ganze Stadt kontrollieren. Wir haben inzwischen sogar einen Sklavenmarkt hier! Ist das nicht schrecklich?"

      „Ich will nach Hahm", sagte Koperian entschieden, "Die Magier der roten Falken sollen ein Orakel haben. Vielleicht erfahre ich etwas wichtiges, was uns weiterhelfen könnte.“

      „Hmmm, du wirst kaum mehr ein Schiff finden, welches jetzt noch Triminort verlässt. Lass mich morgen in die Stadt gehen. Ich werde bei den hier ansässigen roten Falken und am Hafen mal nachfragen, was das sinnvollste ist", entgegnete Diléhriel.

      „Gut", sagte Koperian, "es wäre sehr nett, wenn du mir helfen könntest. Ich muss auf den Markt um Felle zu verkaufen. Wir haben kein Geld mehr.“

      „Dann begeben wir uns morgen früh gemeinsam nach Triminort. Indo, an deiner Stelle würde ich hier bleiben“, sagte die Elfe, "Oder willst du von den Menschenkindern verfolgt und in einen Sack gesteckt werden?"

      „Ich bleibe da, das ist ganz klar", erwiderte der Gambur schnell,

      „Ich bin zu schade für Kinderspiele,

      Ich hab für mich da bessere Ziele.“

      „Spielen werden sie nicht viel mit dir", meinte Diléhriel nachdenklich. „Die Armut treibt viele Menschen dazu fast alles zu verkaufen, was zu verkaufen möglich ist. Du bist etwas Fremdes und sehr Exotisches. Für dich könnte man auf dem Schwarzmarkt

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