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Freunde vom Markt zurückkamen. Immer mehr verstand der Gambur die Angst des Elfen aus Tasmanorb. Menschen konnte man nicht vertrauen. Sie waren und blieben auf eine seltsame Art und Weise unheimlich und die Nachrichten über ihre Verhaltensweisen trugen nicht dazu bei, sich unter ihnen wohler zu fühlen.

      Am nächsten Morgen brachen die beiden Elfen dann auf, um auf den Markt zu gehen. Diléhriel bog am Rande des Marktes ab und ging ihren Weg zu der Magiergilde der roten Falken. Koperian blieb alleine in Triminort zurück.

      Der Marktplatz roch nach Kräutern, Fisch, Fleisch und Gemüse. Verängstigte Tiere schrieen und Menschen handelten hart miteinander und schimpften laut. Anhand der teuren Waren und der wenigen Menschen hier, konnte man schnell sehen, dass die Geschäfte schlecht liefen. Es gab kaum etwas Außergewöhnliches. Anscheinend liefen kaum mehr fremde Schiffe den Hafen an. Der Elf überquerte den Hauptplatz mit den meisten Ständen und sah sich um. Dann packte er seine Felle und Kräuter aus und begann diese zu verkaufen. Er nahm an Geld, was ihm geboten wurde. Bis zum Sonnenuntergang hatte er alles verkauft. Müde schlenderte er wieder in Richtung Diléhriels Behausung, als plötzlich eine Gruppe Sklavenhändler abgemagerte „Ware“ in die Mitte des Marktplatzes zerrten. Koperian fand die Menschen, die ihr eigenes Volk versklaven konnten verabscheuungswürdig und wandte sich sofort ab. Mit schnellem Schritt ging er über den Platz, den die Sklaventreiber für sich zu nutzen begannen, als ein Peiniger einer Sklavin lautstark zu beschimpfen und auf sie einzuschlagen begann: „Steh auf, du elende Kröte! Für dich bekomme ich mehr Ärger als Lohn!“

      Koperian musste unweigerlich seinen Blick auf Sklavin und Händler werfen. Er sah am Boden ein jugendliches Mädchen kauern, welches kaum noch richtige Kleidung trug, aus fiebrigen Augen blickte und fror. Der Elf erschrak, als er in ihren Zügen eine elfische Abstammung zu erkennen glaubte. Es war ein Halbelfenkind, das verstört zu wimmern begann. Der Sklaventreiber trat und schlug nach ihr, als Koperian über den Platz zu den beiden hin lief und schrie:

      „Halt, lasst das Kind in Ruhe!"

      „Wer zum Teufel.... Oho, einer aus deiner Sippe, Hexe! Vielleicht hat der ja ein weiches Herz und kauft dich.“

      Dann wandte er sich an den Druiden: „Werter Herr, eine kleine Sklavin gefällig? Sie ist nicht teuer, denn sie ist eine Wilde und versteht kein einziges Wort."

      „Wie könnt ihr es wagen ein Kind zu schlagen", fauchte Koperian wütend zurück.

      „Guter Herr, ich tue nur meine Arbeit“, knurrte der Mensch bedrohlich. „Was ist? Kommen wir ins Geschäft oder muss ich wütend werden, weil ihr mir meine Zeit raubt?“

      Der Elf sah sich um. Die Leute auf dem Platz hatten neugierig angehalten und sahen dem Schauspiel zu. Die anderen Sklavenhändler, die schwer bewaffnet waren, hatten einen Halbkreis um Koperian und seinem Widersacher gebildet, um notfalls einschreiten zu können. Noch nie in seinem Leben waren dem kleinen Druiden die Menschen so bedrohlich und so groß vorgekommen. Sein Herz schlug bis hoch in den Hals und er begann zu frösteln. Feindselig und überlegen blickten Sklavenhändler auf den Elfen herab und warteten auf seine Reaktion.

      „Wie viel verlangst du für das Kind", gab Koperian langsam und mit steinernem Blick zurück. „Etwa 15 Drachonen", entgegnete der Peiniger ungerührt.

      „WAS?!“, schrie der Druide, "Das kann ja kein Fürst bezahlen!“

      „Wie viel hast du denn bei dir?", fragte der Mensch, grinste falsch und zeigte seine faulig-schwarzen Zähne.

      „Vier Drachonen", entgegnete der Druide. Die Sklaventreiber lachen laut.

      „Das ist ein guter Witz, Langohr“, entgegnete einer der Peiniger. Koperian konnte seinen Zorn kaum mehr unterdrücken.

      „Also gut, weil ich noch nie einen Elf gesehen habe und heute gnädig bin“, sagte der Händler, direkt vor ihm übertrieben freundlich. Dann streckte er seine Hand mit bösem Blick aus und Koperian musste fast unter Zwang sein schwer verdientes Geld überreichen.

      „Hier hast du die kleine Hexe!" Mit diesen Worten warf der Händler das Seil, mit dem das Mädchen gefesselt war, Koperian zu und drehte sich um.

      „Woher kommt das Kind?", fragte der Elf laut. „Aus den Straßen des Armenviertels natürlich. Wenn du ihre Eltern suchen solltest, dann wirst du das vergeblich tun. Sie muss vor einer Woche als blinder Passagier von Bord eines Schiffes gekommen sein!" Lachend wandte sich der Sklaventreiber zu seinen Kumpanen und war für den Elfen nicht mehr zu sprechen. Koperian befreite das zitternde Mädchen und hing ihm seinen Umhang über. Das Kind begann zu weinen und brach in den Armen des Elfen zusammen. Behutsam hob Koperian die Halbelfe auf und trug sie zu Diléhriel.

      Indo schüttelte nur den Kopf. So ein armes kleines Mädchen und so krank. Er musste daran denken, was er für ein Glück gehabt hatte, dass Koperian ihn zu sich genommen hatte und schauderte bei dem Gedanken an die Sklaverei. Irgendwie kam ihm das Mädchen bekannt vor. Er wusste, dass es noch keinen Namen hatte, doch was bedeutete das?

      - So ein Unsinn -, dachte der Gambur bei sich,

      - ich fang an zu spinnen! Ich kenne dieses Mädchen nicht

      und sollte mich auf Wichtiges besinnen! -

      Diléhriel schüttelte nur den Kopf.

      „Das Kind hat hohes Fieber. Lang hätte es nicht mehr überlebt", sagte sie, als sie die kleine Halbelfe untersuchte.

      Das Mädchen bäumte sich in Alpträumen auf und versuchte nach ihrer Umgebung zu fassen. Koperian hielt sie fest. Die alte Elfe flößte ihr eine kräftige Brühe ein. Langsam sank das Mädchen in einen tiefen, erschöpften Schlaf. Die Freunde konnten sich in eine andere Ecke des Zimmers zurückziehen. Koperians Rettungsaktion hatte einen Nachteil gehabt. Jetzt hatte er kein Geld mehr. Diléhriel war bei den Magiern gewesen und hatte erfahren, was diese beabsichtigten. Die Menschenzauberer wollten eine Gruppe von den ihren nach Hahm schicken. Wann sie es vorhatten, war ihr noch nicht bekannt. Doch hatten die Magier der roten Falken hatten der Elfe versprochen, einen Boten zu schicken, wenn die Reise beginnen sollte. Wahrscheinlich war es erst in drei oder vier Tagen soweit. Koperian hatte die Erlaubnis, mitziehen zu dürfen, musste dabei aber für sich selber sorgen. Die Zeit des Wartens war dem Druiden sehr willkommen. Irgendwie musste er Geld verdienen, um die Reise bezahlen zu können. Lange überlegten die Freunde, was ein Elf in dieser Stadt anbieten konnte, doch ihnen fiel nichts Ergiebiges ein. Koperian beschloss am nächsten Tag, über den Markt zu laufen, um sich dort vielleicht Anregungen holen zu können. Inzwischen war es schon spät geworden. Alle schlüpften müde und mit leichten Unbehagen über ihre Zukunft in ihre Lager.

      Als der Druide am nächsten Morgen aufbrach, schlief das kranke Mädchen ruhig einen tiefen und inzwischen erholsamen Schlaf. Das Mittel, welches Diléhriel ihr verabreicht hatte, tat seine Wirkung und senkte das Fieber. Unschlüssig schlich der Elf über den Markt, verwirrt über die vielen Eindrücke, die sich ihm boten. Gegen dieses Gewühl war das Leben der Tiere in Tasmanorb eine Oase des Friedens und der Ruhe. Missmutig bog er um einen Kräuterstand, als er plötzlich mit einem seltsamen Zwerg zusammen stieß. Verdutzt stand der kleine dicke Kerl, der dem Elfen bis zum Kinn reichte eine Weile auf der Straße und rieb sich seine Nase, die er bei dem Zusammenstoß auf den Rippen des Elfen umgebogen hatte und die nun rot anlief.

      „Potz Blitz", stieß er hervor.

      „Ich bitte vielmals um Verzeihung, Herr Zwerg", sagte Koperian, der als erster seine Fassung wieder erlangt hatte und den Zwerg fast belustigt musterte. Dieses Wesen sah nie im Leben wie einer der Zwerge aus, den die Legenden der Elfen beschrieben. Ein Zwerg hatte ein Schlachtbeil, war bis an die Zähne bewaffnet und stets ein stolzer und fast immer betrunkener Krieger mit langem Bart. Dieses Etwas, welches vor Koperian stand, hatte nur den Bart und die langen Haare mit seinen Artverwandten gemeinsam. Die Haare waren dunkelrot. Den Bart hielt der Zwerg durch eine feuerrote kitschige Bartspange zusammen und seine Haare hatte er in Form von Zöpfen zumindest versucht zu ordnen. Koperian musste bei dem Anblick dieses Zwerges unweigerlich lächeln. Er entsprach so gar nicht Koperians Vorstellungen.

      Mit seinen weiten Lederhosen und dem Hemd aus weichen und gefleckten Ziegenfellen sah er kein bisschen kriegerisch aus. Am Hals hatte

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