Скачать книгу

in seine Hände und Diener erschienen mit Brot, Salz, Obst und frischem Wasser. Jeschua und Johannes begannen sogleich über die Ereignisse zu berichten. Claudius hörte ihnen zu, stellte aber keine Fragen.

      Als Jeschua beginnen wollte, über die Männer aus Kapernaum zu berichten, betrat Bezalel Claudius Arbeitszimmer. „Es ist mir eine große Freude Euch wiederzusehen, Jeschua und Johannes. Friede sei mit Euch.“ Sagte Bezalel. Bezalel sah in Jeschuas Augen die Frage, wie er wissen könne, dass sie hier sind. „Nirgendwo lässt sich ein Geheimnis schlechter bewahren als in einem Palast,“ sagte Bezalel und „Im Ernst. Spurius, der Mann, der Euch herführte, arbeitet zuweilen für Claudius und mich. Ich traf ihn zufällig an und er berichtete mir über zwei Aramäer, die er zu Claudius geführt hatte. Ich war einfach nur neugierig.“

      Jeschua wiederholte für Bezalel kurz das, was er Claudius berichtet hatte, bevor Bezalel kam. Dann sagte Jeschua: „Vor zwei Tagen kamen zwei Fremde nach NaÏn, die sich nach Simon erkundigten. Sie gaben an, sie wären schon oft bei ihm gewesen. Mir erschien das aber merkwürdig, da sie vorher bei den Wachmännern nach dem Weg zu Simons Anwesens gefragt hatten. Ich sah am Dorfeingang, wie sie das taten. Ihre Rede zu uns war unhöflich. Ich lud sie ein ihr Nachtlager bei uns aufzuschlagen, doch sie zogen nach kurzer Zeit weiter.“ Und Johannes sagte: „Als sie weggingen, sahen wir auf einem der Leinensäcke, die auf dem Packesel lagen, das Fischzeichen.“ Anschließend berichtete Jeschua noch über die Entschlüsse der Weisen in Nazaret, dass ein Weiser samt Eskorte nach NaÏn gehen würde, Johannes und er selbst nach Tiberias reiten sollten, um Claudius und Bezalel zu informieren. „Es war richtig, dass Ihr zu uns gekommen seid. Danke für diese Informationen. Sagten Euch die Fremden, woher sie kamen und was Ihr Anliegen war?“ Stellte Claudius die erste Frage. „Sie sagten, sie seien Gastwirte aus Kapernaum und sie würden ihre Lieferanten regelmäßig besuchen, wohl, um sich von ihren Umständen zu überzeugen und um Preise mit ihnen zu verhandeln. Ich fand einen Namen, Matthias, in Simons Buchhaltungsschriften, den anderen nicht.“ „Habt Ihr Ihnen von der Untersuchungskommission berichtet?“ Fragte Bezalel. „Ja, Herr,“ sagte Johannes und „hätten wir das verschweigen sollen?“ „Nein, Johannes,“ sagte Claudius. „Angenommen, die Fremden aus Kapernaum sind an den aufrührerischen Tätigkeiten beteiligt und angenommen, sie erfahren über die Untersuchungen, dann werden sie denken Ihr konspiriert mit dem Fürsten und Rom. Dadurch kommt Euer Leben in Gefahr.“

      „So,“ ergänzte Bezalel und „ist es wahrscheinlicher, dass sie Euch für das halten, was Ihr ihnen berichtet habt.“ Jeschua erinnerte sich an ihre Worte, als sie, nach der Abreise der Fremden vom Weingut, ihre Bedenken zusammengefasst hatten. Doch erst durch Bezalels letzten Satz, und speziell durch das Wort ‚konspiriert‘, wurde Jeschua die Tragweite der Ereignisse wirklich bewusst. Er selbst, Johannes, die Menschen auf Simons Weingut und in NaÏn, und selbst die Weisen von Nazaret: Waren sie nicht wie die Nüsse, die er als kleiner Junge in Vasen aus gebranntem Ton geworfen hatte: Abhängig von den Kräften und dem Geschick derjenigen, die sie warfen, unfähig über sich selbst zu bestimmen? Claudius bemerkte an Jeschua eine Veränderung. Er beschloss, ihn später darauf anzusprechen.

      Claudius klatschte wieder in seine Hände und ein Diener betrat den Raum: „Bitte, Lucius soll zu mir kommen,“ sagte Claudius. Der Diener nickte und ging, nur wenig später kehrte er mit Lucius zurück. „Lucius ist hier, Herr,“ sagte der Diener. „Danke, Manius,“ sagte Claudius. Sie standen auf, um Lucius zu begrüßen. Dieser war verwundert über die Anwesenheit der Aramäer, doch auch er war erfreut sie wiederzusehen. Claudius informierte Lucius in aller Kürze über die Berichte von Jeschua und Johannes. „Was sind die bisherigen Ergebnisse Deiner Studien über die parthischen Schriftrollen, Lucius?“ Fragte Claudius. „Nun,“ sagte Lucius und er rollte eines der Papyri des Simon, die er mitgebrachte hatte, vor den Männer aus, „meiner Meinung nach sind die Schriftrollen eine Art Tagebuch. Simon schrieb die Begebenheiten seit seiner Abreise aus Babel in unregelmäßigen Abständen nieder. Danach heiratete Simon Sigalit in Dura Europos in Syria, anschließend zogen sie von Stadt zu Stadt weiter, immer in Richtung Süden. Ihr Ziel war Jerusalem. Dort kamen sie vor einigen Jahren auch an. Sie wurden aber an den Stadttoren abgewiesen, die Gründe sind nicht niedergeschrieben. Simon arbeitete über die Jahre als Weingärtner und Schriftgelehrter. In den Schriften wurde er vermutlich in Babel ausgebildet, er deutet es vage an. Wie er seine Kenntnisse im Weinanbau erworben hat, erwähnt er nicht. Regelmäßig schreibt er über Verpflichtungen, die er einzuhalten habe, an einigen Stellen schreibt er, dass er sie eingehalten hat. Was das für Verpflichtungen waren, schreibt er nicht. Außer dem Namen seiner Frau finden sich keine weiteren Namen. Er schrieb die Namen von Ortschaften auf, oder die von Gebieten, oft als Abkürzung. Er beschrieb sie aber nicht. Viele Passagen erscheinen mir wie Selbstermahnungen für bestimmte Verhaltens oder Denkweisen. Den letzten Eintrag schrieb er vermutlich vor zwei Monaten, der Art der Trocknung der Tinte nach zu urteilen: Alles Nötige ist vorbereitet.“

      Jeschua erhob sich und er ging zu einem der Schriftpulte. Dann malte er das Fischzeichen auf ein leeres Stück Papyrus und zeigte es dem Lucius und fragte: „Verzeih, Claudius. Sahst Du dieses Zeichen in den Schriftrollen, Lucius?“ „Ja, Schriftgelehrter,“ sagte Lucius, wieder rollte er Papyri aus und deutete darauf. „Ihr seht, es steht über der ersten Zeile und unter der Letzten. Unter dem Ersten steht zusätzlich das griechische Alpha geschrieben, unter dem Zweiten das Omega.“ Nach einer kurzen Pause sagte Claudius: „Danke, Lucius. Ich weiß, Du bist momentan sehr beschäftigt. Geh zu Deiner Arbeit.“ „Ja, Claudius,“ sagte Lucius und er verließ den Raum. „Und was jetzt?“ Fragte Jeschua.

      Claudius und Bezalel kannten den Bericht des Lucius bereits, sie wollten, dass die Aramäer ihn aus dem Mund des Lucius hörten. Claudius sagte: „Wir kennen diese Informationen schon seit einigen Tagen. Doch bis zu Eurer heutigen Ankunft waren sie de facto wertlos, weil sie keine konkreten Anhaltspunkte liefern. So konnten wir bisher überhaupt nichts unternehmen.“ „Werden die Schriftrollen des Simon schriftlich übersetzt?“ Fragte Jeschua. „Ja, Jeschua,“ sagte Bezalel und „Lucius arbeitet zur Stunde daran. Weshalb fragst Du?“

      „Ich möchte die Übersetzungen so schnell, wie möglich lesen. Besonders die Selbstermahnungen.“ Die Männer sahen Jeschua an. „Verzeiht,“ sagte Jeschua und „Selbstermahnungen sind wichtige Übungen in der Ausbildung von Schriftgelehrten. Sie sind auf jeden Schüler individuell abgestimmt, jeder von uns hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Auch ich praktiziere sie. Die Selbstermahnungen des Simon helfen uns möglicherweise, ihn besser kennenzulernen, daraus können wir vielleicht auf sein Handeln schließen. Vielleicht erkennen wir die Spuren seines Handelns, wenn wir die treffen, die er einst traf. Und vielleicht können wir daraus ableiten, was die Menschen um Simon geplant haben.“ Johannes und Bezalel konnten Jeschua nicht folgen, Claudius hingegen schon. „Bis wann wird Lucius mit den Übersetzungen fertig sein?“ Fragte Jeschua. „In drei bis vier Tagen,“ sagte Claudius. „Diese Zeit haben wir vielleicht nicht,“ sagte Jeschua und „ich möchte lesen, was Lucius bis jetzt übersetzt hat.“ Wieder klatschte Claudius in seine Hände und wieder erschien der Diener. „Manius, bitte rufe den Lucius nochmals. Er möge die übersetzten Schriften mitbringen. Er weiß, welche ich meine.“ „Ja, Herr,“ sagte der Diener und ging. Wieder erschien Lucius, diesmal mit den Papyri, die seine bisherigen Übersetzungen enthielten. „Verzeih unsere Ungeduld, Lucius,“ sagte Claudius und „welche der Selbstermahnungen des Simon hast Du bereits übersetzt?“

      „Diese hier,“ sagte Lucius und er übergab die Schriftrollen Claudius und „es sind aber auch andere Texte darin.“ „Danke Lucius, für heute werden wir Dich vermutlich nicht mehr stören. Und Lucius,“ der den Raum schon wieder verlassen wollte. „Ja, Claudius?“ „Bitte eile Dich mit den Übersetzungen.“ „Ja, Claudius.“

      Nach einer kurzen Pause fragte Jeschua: „Gibt es hier einen Ort, an dem ich die Übersetzungen alleine und in Ruhe studieren kann, Claudius?“

      „Nun, Jeschua. Der beste Ort dafür ist hier. Bezalel und ich werden Johannes ein wenig herumführen. Wie viel Zeit brauchst Du?“ Jeschua sagte, nachdem er die Anzahl und die Stärke der Schriftrollen geschätzt hatte: „Kommt nach einer Stunde wieder.“ Dann begann er zu lesen, was Simon geschrieben hatte.

      Er verstand nun Lucius,

Скачать книгу