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Von welcher Seite nahmst du den

       in das Schiff? – Von der Backbordseite, entgegnete

       der Schiffer. – Ei so wirf ihn ins Teufels Namen von

       der Steuerbordseite ins Meer, und das Korn dazu! Ich

       befehle es! – Der Schiffer gehorchte, da brauste es in

       den Tiefen, und die Wellen hoben sich und teilten

       sich, und es wuchs ringsum vor den Hafen eine mächtige

       breite Düne von Sand, Hügel auf Hügel, und auf

       der Düne lagen Korn und Weizen und keimten und

       schossen auf in Ähren, die blühten auf, aber taub, und

       trugen nimmer Frucht. Die Witwe kehrte in die Stadt

       zurück, um deren Hafen sich nun die Düne zog, daß

       kein Schiff mehr in den Hafen einlaufen konnte und

       trug den Fluch der verarmenden Stadt und starb in

       Kummer und Elend. Aber auf der Düne, welche bis

       auf den heutigen Tag der Frauensand heißt, erwächst

       Jahr auf Jahr das taube Korn, der Dünenhelm oder

       Dünenhalm genannt, und weht und wiegt sich im

       Winde.

       159. Stavorens Untergang

       Das große Zeichen, das der Herr getan, als er die

       Sanddüne aus dem Meeresgrunde aufwachsen ließ,

       besserte noch lange nicht die Ruchlosigkeit der Einwohner

       von Stavoren, denn solcher Leute, wie jene

       gottlose Witwe war, gab es dort nur noch allzuviele.

       Da war eine reiche und übermütige Jungfrau, die hatte

       viele Schiffe in See und des Gutes so viel, daß sie

       nicht wußte, wie viel. Die beauftragte auch einen

       Schiffer zur Zeit, wo große Hungersnot im Lande war,

       ihr das Kostbarste und Wertvollste, was er in fernen

       Landen nur immer zu finden vermöge, mitzubringen.

       Und der Schiffer fuhr hinweg und kam bald wieder,

       und als die Jungfrau fragte, was er Köstliches für sie

       mitbringe, da er so bald zurück sei, sie habe ihn noch

       nicht erwartet, sprach der Schiffer: Meine Jungfrau,

       das Köstlichste ist jetzt, was der Mensch zum Leben

       braucht; ich bringe den schönsten Weizen. – Die

       Jungfrau aber hatte reichen Schmuck, Gold, Perlen

       und Diamanten erwartet und zürnte: Weizen! Was

       soll mir dieses elende Zeug? Gleich über Bord

       damit! – Das hörte eine Schar hungernder Armen, die

       flehten die Jungfrau kniefällig an, doch ihnen das Getreide

       zu geben, es nicht verderben zu lassen! – Aber

       die stolze Jungfrau blieb bei ihrem harten Sinne. Der

       Schifführer sprach: Meine Jungfrau, bedenket Euch

       wohl, es könnte Euch reuen! Gott hört und sieht

       Gutes und Schlimmes, er lohnt und rächt. Ein Tag

       könnte kommen, wo Ihr, hungrig und arm gleich diesen

       Elenden, gern die Körnlein einzeln aufläset, die

       Ihr jetzt in das Meer wollt schütten lassen! – Frecher

       Knecht! zürnte da die Jungfrau und schlug ein satanisches

       Gelächter auf. Gleich wirf den Weizen ins

       Meer, und diesen goldnen Ring werfe ich hinterdrein!

       So wenig werde ich verarmen, so wenig ich diesen

       Ring jemals wiedersehe! Und so geschah die gottlose

       Tat.

       Und wie die Jungfrau handelte, so handelten in anderer

       Weise freventlich auch die meisten Einwohner

       von Stavoren. Am andern Tage aber traf die Jungfrau

       die Nachricht, daß viele ihrer Schiffe auf der Heimfahrt

       aus dem Morgenlande gescheitert seien; am

       zweiten Tage die weitere Nachricht, daß ihre übrigen

       Schiffe von den Seeräubern genommen seien; am dritten

       Tage verbreitete sich die Kunde, daß ihr sonstiges

       Vermögen, das sie einem reichen Handelshause anvertraut

       hatte, durch den Fall dieses Hauses verloren

       sei. Am vierten Tage wurde aus ihrem Ziehbrunnen

       ein Seefisch, eine Bütte, herausgezogen, niemand

       wußte, wie dieser Fisch in den süßen Brunnen kam;

       als der Fisch geschlachtet wurde, fand sich in seinem

       Eingeweide – der Ring, den die Jungfrau mit freveln-

       dem Ausruf in das Meer geworfen hatte.

       Noch ein Jahr verging, da sah man das vordem so

       stolze Weib betteln gehen von Haus zu Haus und auf

       dem Felde Ähren lesen, um sein elendes Leben zu fristen.

       Auch dieses Zeichen der Warnung, das der Herr

       tat, irrte die Einwohner von Stavoren nicht, ihr Leben

       fortzusetzen, obschon die Stadt durch den versperrten

       Hafen zu verarmen begann. Da geschah es mit einem

       Male, daß man in allen Ziehbrunnen Bütten und

       Schellfische und Heringe fing, daß das Wasser stieg

       und das Land sank, und mehr als drei Vierteile der

       reichen Stadt verschlang die Flut, die fort und fort am

       Lande nagt, und aller Segen war hinweg, und der Rest

       der Stadt verarmte mehr und mehr.

       160. Die sieben Meerminnen

       Ein friesischer Schiffer hatte sein Schiff gerüstet zu

       weiter Fahrt, und stand am Bord, und hob die Hand,

       und gelobte sich dem Meere. Es solle das Meer ihm

       schirmen und schonen sein Schiff und seine Ladung,

       so wolle er auch ihm getreu sein all sein Leben lang

       und nimmer an das Land begehren zu längerm Verweilen.

       Da hoben sieben Meerminnen ihre Leiber

       halb aus der Flut, und hörten seinen Schwur, und nahmen

       ihn, und tauchten wieder in die Tiefe nieder.

       Lange fuhr der Schiffer von Meere zu Meere, von

       Lande zu Lande, und sein Reichtum mehrte sich, aber

       er konnte dessen auf dem Schiffe nicht froh werden,

       ihn nicht genießen, und allmählich kam doch ein Sehnen

       in sein Herz nach dem Lande. Und da kam sein

       Schiff einst an einen blumenreichen Strand voll Reiz

       und blühender Gärten, und er sah eine wunderholde

       Jungfrau wandeln, die sein Herz gewann, und er gewann

       bald auch das ihre, freite um sie, verkaufte sein

       Schiff, erbaute ein herrliches Haus am Strande,

       schmückte es aus mit seinen Schätzen wie ein Königsschloß,

       und dahinein führte er seine Erkorene als

      

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