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wie eine Oblate, und der neue

       Gesell lachte, daß die Gewölbe erbebten. Als die andern

       Braugesellen darüber sich erzürnten und ihn prügeln

       wollten, rannte er dicht vor ihnen her, und

       plumps, lag er im Braubottich, und plumps, purzelten

       drei, viere, die ihm dicht auf den Fersen waren, auch

       hinein und verbrühten sich elendiglich. Der lange

       Wappers aber schaute plötzlich aus einer Trebernbütte

       heraus und lachte, daß alle hohlen Fässer dröhnten.

       Eines Tages kam ein Mann zu Antwerpen die

       Straße entlang, der schrie: Kauft Muscheln, kauft Muscheln!

       Vor einer Türe saßen vier Frauen, die riefen

       den Mann an und hatten Lust, Muscheln zu kaufen.

       Er öffnete eine zur Probe, die war aber faul, er öffnete

       eine andere, die war desto besser. Die eine der Frauen

       führte sie zum Mund und wollte schmecken, ob sie

       gut sei. Da krabbelte es ihr im Munde, und sie spie

       das Eingenommene aus, da war es eine große, ganz

       schwarze, haarige Spinne. Die Frau brach vor Ekel

       alles aus dem Leibe heraus, der Tückebold lachte und

       verschwand samt seinen Muscheln.

       Zahllos sind die Sagen, die vom langen Wapper im

       Volke zu Antwerpen umgehen, es war nicht gut, ihn

       zu nennen, es ging mit ihm wie mit dem Weiberwetzstein

       zu Wendhausen in Franken, den keiner loben

       und keiner schelten durfte, und wer seinen Namen

       nannte, tat mehr übel als klug. Häufig hielt dieser

       Geist sich unter einer Brücke auf, sie heißt heute noch

       die Wapperbrücke, machte sich klein wie ein Schulbube,

       nahm der Abwesenden Gestalt an, absonderlich

       gegen die Dämmerung, wenn die Knaben spielten,

       und spielte ihnen selbst allerlei Schabernack. Der

       lange Wapper konnte sich so hoch und lang strecken,

       daß er bequemlich den Leuten in den höchsten Häusern

       in die obersten Stockwerke hineinsehen konnte.

       Da rief er denn denen, die er drinnen erblickte, und

       nicht immer in allertugendsamster Hantierung, manches

       erschreckende Wort zu. An vollen Tafeln saß er

       als Gast und zechte mit; ehe man es sich versah, besonders

       aber wenn der Teller umging, um die Zeche

       zu zahlen oder eine Auflage für Arme zu machen, hörten

       die andern sein Gelächter, er selbst war verschwunden.

       Gern weilte er bei Spielgesellen, spielte

       mit, verlor die größten Summen, dann hatte er nichts

       zu zahlen, begann Streit, lockte die Mitspieler vor die

       Türe, hetzte sie aneinander, daß sie zu den Messern

       griffen, und wollte sich totlachen, wenn ihrer einer

       oder etliche auf dem Platze blieben.

       Nur eifriges Gebet konnte und kann der lange

       Wapper nicht vertragen, das ist nicht seine Farbe.

       Damit war er leichtlich abzutreiben; so auch waren

       ihm Christus- und Marienbilder sehr zuwider. Als die

       Leute zu Antwerpen solches merkten, stellten sie

       deren Bilder an allen Straßenecken und schier in allen

       Straßen auf, da gab der lange Wapper der Stadt Antwerpen

       Valet und machte sich nach der See zu und

       hat seinen Spuk mit Fischern, Schiffleuten und Matrosen.

       149. Der Geist Osschaert

       Ganz Holland ist voll Spukgeister, Kobolde und Tükkebolde;

       die stillen Flächen, die weiten Ebenen, die

       tiefen Gewässer – das flüsternde Röhricht, das murmelnde

       Wellenrauschen – aus allen brechen und sprechen

       die Stimmen der Natur geheimnisvoll, und des

       Volkes eigner Sinn gibt sich dem geisterhaften Geheimnis

       gern gefangen.

       Im Wanslande geht ein Geist um, der Osschaert

       heißt, der treibt viel mannigfaltigen Spuk, guten und

       schlimmen, recht nach Koboldnatur. Er teilt alle Eigenschaften

       des Kludde, des Lodder und des langen

       Wapper, macht sich groß, macht sich klein, macht

       sich sichtbar, macht sich unsichtbar, wandelt in Tiere

       sich um, wirft Trunkenbolde zur Abkühlung ihrer

       Saufhitze in manch ein kaltes Bad, äfft als Esel die

       menschlichen Esel, legt sich den Bezechten auf den

       Rücken, daß sie ihn huckepack tragen müssen, wie

       die Vollzapfen im thüringischen Städtchen Ruhla

       ihren Bieresel, so daß sie, wenn sie es schon satt

       haben, es noch satter kriegen, und dabei lacht er auch

       so herzlich, so laut und so wunderschön, wie nur

       immer ein Esel lachen kann; noch lieber aber kommt

       er vom Esel aufs Pferd als vom Pferd auf den Esel,

       wie so viele Gute zu kommen pflegen. Des Osschaerts

       Natur ist echt holländisch-amphibisch, er ist, gleich

       seinen gespenstischen Kumpanen, die oben genannt

       wurden, zu Land und zu Wasser heimisch; er handhabt

       Wasser und Land ganz nach seinem Belieben.

       Eines Tages ging ein alter Gärtner vom Dorfe zur

       nahen Stadt. Es war noch früh am Tage, aber dunkel,

       denn es war Winterzeit. Da sah er ein greulich Ding

       auf sich loskommen und simulierte aus, das möge

       wohl gar der Osschaert sein, wich ihm aus – sprang

       etwas hastig neben den Weg auf eine Wiese. Das

       Ding sah ihm nach und verschwand. Wie der Gärtner

       von der Wiese wieder auf die Heerstraße lenken wollte,

       fand er sich abgeschnitten und zwischen lauter

       Wassergräben, die in Holland das Allerhäufigste sind,

       was dort zu finden. Nun hatte aber der gute Mann

       Eile und war ihm gar nicht einerlei, daß er zwischen

       den Kanälen von einem zum andern irrte und doch

       über keinen hinwegkommen konnte, denn sie waren

       alle zu breit, und wie tief sie waren, das konnte man

       so eigentlich nicht wissen, gerade wie jener gute

       Schulrat bei einer Schulmeisteramtskandidatenprüfung

       sagte, als er die Frage nach der Höhe des Berges

       Sinai zur Beantwortung aufstellte und neben denen,

       die sie nicht beantworten konnten, er sie selbst auch

       nicht

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