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Kulturelle Nachhaltigkeit lernen und lehren. Группа авторов
Читать онлайн.Название Kulturelle Nachhaltigkeit lernen und lehren
Год выпуска 0
isbn 9783706561921
Автор произведения Группа авторов
Жанр Документальная литература
Серия Pädagogik für Niederösterreich
Издательство Bookwire
Die Grundlage für den didaktischen Teil bildet das Konzept der pädagogischen Abteilung der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Dabei wird die Beschäftigung mit Einzelschicksalen Überlebender in den Fokus des didaktischen Handelns in der Primarstufe vor, während und nach dem Holocaust gestellt. „In Berücksichtigung dieses Konzeptes wählte die Verfasserin nur ‚Stolpersteine‘ aus, die das Weitererzählen von Lebensgeschichten auch nach dem Ende des Nationalsozialismus ermöglichen. Die Biografien wurden eingebettet in ein Projekt, das aus sieben Bausteinen zusammengesetzt ist.“ (Kreutmayer 2020, 87) Das von Kreutmayer entwickelte Portfolio „Wenn Steine Geschichten erzählen. Auf den Spuren jüdischer Familien in unserer Stadt“ begleitet die jungen Lerner*innen während der projektorientierten Beschäftigung mit der Thematik. Im zweiten Baustein erfolgt ein Sammeln erster Gedanken der Schüler*innen zu einem ausgewählten „Stolperstein“ in Gruppenarbeit. Die Gedanken werden anschließend ausgetauscht und auftretende Fragen durch die Lehrperson kindgerecht beantwortet, bevor eine detaillierte Beschäftigung mit verschiedenen Lebensgeschichten, an welche die „Stolpersteine“ in Wiener Neustadt erinnern, stattfindet.
Der letzte Baustein unterstützt die Lernenden mithilfe des Kinderbuchs Papa Weidt. Er bot den Nazis die Stirn dabei zu erkennen, dass es innerhalb der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft unterschiedliche Handlungsspielräume gab. Kreutmayer fasst reflektierend zusammen: „Das Projekt eröffnete die Möglichkeit, einen Zugang zur Geschichte der Stadt und ihren jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu finden, der aus einer leidvollen Vergangenheit in eine positivere Gegenwart führt und die Lernenden (und auch mich) in die Lage versetzt, aus den Lebensgeschichten der Überlebenden etwas mitzunehmen, das stärkt. Einer emotionalen Überforderung und Abwehrhaltung in der Befassung mit dem Nationalsozialismus kann dadurch vorgebeugt werden und an deren Stelle ein ‚zärtliches‘ und nachhaltiges Erinnern an ehemals hier lebende Wiener Neustädter und Wiener Neustädterinnen treten.“
5.2 Eine Klasse der Mittelschule Deutsch Wagram gestaltet Beiträge für eine Gedenkveranstaltung
An der Mittelschule Deutsch Wagram waren eine Beschäftigung mit dem Durchgangslager Strasshof, dem Nationalsozialismus in Deutsch-Wagram und ein Zeitzeugengespräch unter der Leitung von Katja Rebernig mit einer achten Schulstufe geplant. Als Beitrag für die jährliche Gedenkveranstaltung am Erinnerungsmal in Strasshof bereiteten Schüler*innen Texte vor. Rebernig fasst zusammen: „Im Homeschooling haben wir per Video-Unterricht das Durchgangslager Strasshof behandelt. Niemand in der Klasse wusste, dass es dort ein Lager gab. Das in Strasshof errichtete Erinnerungsmal kannten sie auch nicht.“
5.3 Durch „Fenster der Erinnerung“ blicken Schüler*innen in die Vergangenheit von St. Veit an der Gölsen
Johann Gastegger leitete an der Mittelschule St. Veit/Gölsen im Rahmen des Schwerpunktfaches „Entdecken und Forschen“ das Projekt „Fenster der Geschichte/der Erinnerung. Wir blicken zurück in die St. Veiter Vergangenheit“. Die 15 teilnehmenden Schüler*innen einigten sich im Zuge des Projektes darauf, in Dreiergruppen fünf Fenster zu folgenden Themen zu gestalten: Jüdisches Leben in Wiesenfeld, Widerstand in Rainfeld, ein Priester mit Zivilcourage, Schule im Nationalsozialismus und ein Soldatenschicksal.
Zunächst wurden die „historischen Fenster“ in drei Schritten für die Präsentation vorbereitet. Parallel dazu erfolgten die Recherchen zu den Themen mithilfe von Archivalien und Literatur. Die Schüler*innen wählten Quellenmaterial aus, welches sie für die Ausstellung aufbereiteten. Nach der Gestaltung der Fenster der Geschichte/der Erinnerung ist geplant, diese auszustellen und auch bei Schulveranstaltungen sowie Elternsprechtagen zu präsentieren. Gastegger freute sich besonders darüber, „dass sich einige Schülerinnen und Schüler für die Geschichte unserer Gemeinde, ihrer Familien zu interessieren begonnen haben.“ Er berichtet weiters: „Wichtig war auch die Erfahrung, dass Geschichte nicht so ‚weit weg‘ ist, sondern direkt auch bei uns passiert sowie die Erkenntnis, dass Radikalität in jeder Form längerfristig ins Verderben führt.“
5.4 Jugendliche der Mittelschule Ternitz beschreiten „Wege des Erinnerns“
Marlies Fally hatte sich bereits im Studienjahr 2017/18 in ihrer Bachelorarbeit mit der Thematik „Nationalsozialismus in Ternitz“ beschäftigt und fachspezifische regionalgeschichtliche Lernarrangements für die Sekundarstufe I entwickelt. Nachdem sie an der Mittelschule Ternitz angestellt wurde, entwickelte sie ihre regionalgeschichtlichen Unterrichtsmaterialien im Rahmen des vorliegenden Projektes weiter.
Ihr Folder „Wege des Erinnerns“ bietet den Schulen in und um Ternitz die Möglichkeit, sich auf Spurensuche beginnend mit der Zwischenkriegszeit zu begeben. Es stehen zwei verschiedene Routen und Informationsmaterialien zur Vorbereitung auf die Lehrausgänge zur Verfügung, die sowohl zu sichtbaren als auch unsichtbaren Orten der Erinnerung führen. Auf einer Website werden die Stationen der beiden Routen detailliert beschrieben, didaktisch aufbereitet und Bildmaterial wird zur Verfügung gestellt.
Fally plant weiters, den gestalteten Folder an die Schulen des Bezirkes auszusenden und Lehrkräfte dadurch zu motivieren, ebenfalls die Wege der Erinnerung mit ihren Klassen zu beschreiten. „Den Schülerinnen und Schülern wurde im Rahmen des Projektes bewusst, dass Ternitz während des Zweiten Weltkrieges direkt betroffen war. Die Beschäftigung im Unterricht hilft, das ‚sichtbare und unsichtbare Erbe‘ einzuordnen. Der Geschichtsunterricht kann einen wichtigen Beitrag zum historischen Gedächtnis leisten, auch wenn noch keine Erinnerungszeichen in einer Gedenklandschaft vorhanden sind.“
5.5 Eine Schülerin des Gymnasiums Berndorf schreibt über das Triestingtal in ihrer Vorwissenschaftlichen Arbeit
Lilian Mrasek vom Gymnasium Berndorf erforschte „Die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf das jüdische Leben im Triestingtal von 1938–1945“ im Rahmen einer Vorwissenschaftlichen Arbeit. Als Quellen benutzte sie historische Zeitschriften, regionalhistorische Literatur und Online-Archive. Es gelang ihr die antisemitische Stimmung an ausgewählten Orten im Triestingtal darzustellen und Biografien betroffener jüdischer Menschen zu rekonstruieren.
Mrasek reflektiert über ihre Forschung: „Die Schicksale der jüdischen Menschen im Triestingtal und die Geschehnisse in der NS-Zeit sind viel greifbarer geworden und wenn diese schon zuvor so schrecklich und unglaublich wirkten, so wurde mir erst beim Verfassen meiner Arbeit bewusst, wie absolut furchtbar und tiefgreifend der Antisemitismus war und dass man nie vergessen darf, was passierte und dass sich dies nie wiederholen darf.“
5.6 Eine Oberstufenklasse aus Gänserndorf beschäftigt sich mit Archivalien und erforscht ausgewählte Opferbiografien
Thomas Gaida leitete eine siebente Oberstufenklasse des Konrad Lorenz Gymnasiums in Gänserndorf zur Erforschung der Auswirkungen des Opferfürsorgegesetzes im Bezirk Gänserndorf und des Personenkreises, der darauf Anspruch hatte, an. Dazu wurden 26 Akte des Niederösterreichischen Landesarchives in St. Pölten verschiedene Personen betreffend von Gaida ausgehoben. Darüber hinaus dienten den Schüler*innen der „Schlussbericht der Historikerkommission der Republik Österreich zum Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich“ sowie Fachliteratur zum Opferfürsorgegesetz als Quellen.
Zunächst fand eine Bearbeitung der Sekundärliteratur statt und es folgte eine vertiefende Beschäftigung mit den Archivalien die Opfer im Bezirk Gänserndorf betreffend. Zusätzlich zur geplanten Präsentation der Ergebnisse war von der Projektgruppe