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Kulturelle Nachhaltigkeit und literarisches Lernen mit Plant Studies

      Ein von den Plant Studies informierter Ansatz im Literaturunterricht kann zudem ein Instrument sein, um literarisches Lernen zu fördern. Den Blick auf die Pflanzen in einem Text zu fokussieren, kann als Methode eingesetzt werden, um komplexe Texte zu erschließen. Eine pflanzenorientierte Lektüre eröffnet neue Möglichkeiten zum literarischen Lernen, indem sie (1) zur genauen Textwahrnehmung anleitet, (2) Strategien zur Bewältigung komplexer Texte vermittelt und (3) Literatur als Medium der Übertragung, Vermittlung und Produktion kulturhistorischen Pflanzen-Wissens und damit als „nachhaltige For[m] kultureller Praxis“ (Zapf 2019, 361) präsentiert. Wie funktioniert das? Auf welche Weise kann ein pflanzenorientierter Ansatz dazu beitragen, den Schülerinnen und Schülern bei schwierigen Texten die Augen für ein „intensives, vertieftes literarisches Verstehen“ zu öffnen und ihnen „den Erwerb literarischer Kompetenz als Gewinn erfahrbar“ (Spinner 2006, 7) zu machen, also die von Kaspar Spinner formulierten Ziele jeden Literaturunterrichts zu erreichen?

      Im Unterrichtsgespräch der Pflanzen-Einheit ist zu fragen: Wo kommen im Text Pflanzen vor? Sind sie an dieser Stelle Metapher oder Teil der erzählten Wirklichkeit? Wer findet noch eine versteckte Pflanze, die bisher niemand genannt hat? Welche Funktion haben die Pflanzen jeweils, welche Bedeutungen sind an welchen Stellen mit ihnen verknüpft, welche menschlichen Figuren interagieren auf welche Weise und mit welchem Ergebnis mit ihnen, was bewirken sie, und mit Bruno Latour: welchen Unterschied machen die Pflanzen in der jeweils erzählten Situation?

      Ein pflanzenorientierter Ansatz im Literaturunterricht kann auf diese Weise einen Beitrag zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung leisten, der auch die „kulturelle Dimension der Nachhaltigkeit“ (Kluwick & Zemanek 2019b, 11) sichtbar macht. Eine Literaturdidaktik der Pflanzen zu entwickeln, ist deshalb dringend geboten.

      Literatur

       Primärliteratur

      Droste-Hülshoff, Annette von (1985). Historisch-kritische Ausgabe. Werke, Briefwechsel. Hrsg. von Winfried Woesler. Bd. I.1: Gedichte zu Lebzeiten. Text. Bearbeitet von Winfried Theiß. Tübingen: Niemeyer.

      Olfers Sibylle, von (o.J.): Etwas von den Wurzelkindern. Eßlingen am Neckar. 60. Aufl. München: J. F. Schreiber.

      Tieck, Ludwig (1985a). Phantasus. Hrsg. von Manfred Frank. Frankfurt a.M.: Klassiker.

      Tieck, Ludwig (1985b). Die Elfen. In Ders., Phantasus. Hrsg. von Manfred Frank (S. 306–327). Frankfurt a.M.: Klassiker.

       Sekundärliteratur

      Barad, Karen (2007). Meeting the Universe Halfway. Quantum Physics and the Entanglement of Matter and Meaning. Durham, London: Duke University Press.

      Bennett, Jane (2010). Vibrant Matter. A Political Ecology of Things. Durham, London: Duke University Press.

      Borgards, Roland (2016a) (Hrsg.). Tiere. Kulturwissenschaftliches Handbuch. Stuttgart: Metzler.

      Borgards, Roland (2016b). Tiere und Literatur. In Roland Borgards (Hrsg.), Tiere. Kulturwissenschaftliches Handbuch (S. 225–244). Stuttgart: Metzler.

      Crutzen, Paul J. & Stoermer, Eugene F. (2000). The „Anthropocene“. IGBP Global Change Newsletter 41, 17–18.

      Detering, Heinrich (2020). Holzfrevel und Heilsverlust. Die ökologische Dichtung der Annette von Droste-Hülshoff. Göttingen: Wallstein.

      Dönike, Martin (2011). Tieck in der bildenden Kunst. In Claudia Stockinger & Stefan Scherer (Hrsg.), Ludwig Tieck. LebenWerkWirkung (S. 649–658). Berlin, Boston: De Gruyter.

      Dürbeck, Gabriele; Schaumann, Caroline & Sullivan, Heather (2015). Human and Non-human Agencies in the Anthropocene. Ecozon@ 6/1, 118–136.

      Götze, Martin (2011). Philosophie. In Claudia Stockinger & Stefan Scherer (Hrsg.), Ludwig Tieck. LebenWerkWirkung (S. 303–313). Berlin, Boston: De Gruyter.

      Grimm, Sieglinde & Wanning, Berbeli (Hrsg.) (2016). Kulturökologie und Literaturdidaktik. Beiträge zur ökologischen Herausforderung in Literatur und Unterricht. Göttingen: V&R unipress.

      Haraway, Donna (2003). The Companion Species Manifesto: Dogs, People, And Significant Otherness. Chicago: Prickly Paradigm Press.

      Hermes, Liesel (2019). Literaturdidaktik und Gender Studies. In Christiane Lütge (Hrsg.), Grundthemen der Literaturwissenschaft: Literaturdidaktik (S. 454–470). Berlin, Boston: De Gruyter.

      Iovino, Serenella & Opperman, Serpil (2012). Material Ecocriticism. Materiality, Agency, and Models of Narrativity. Ecozon@ 3.1, 75–91.

      Jacobs, Joela & Kranz, Isabel (Hrsg.) (2017). Das literarische Leben der Pflanzen: Poetiken des Botanischen. Literatur für Leser 40/2.

      Kluwick, Ursula & Zemanek, Evi (2019b). Einleitung. In Ursula Kluwick & Evi Zemanek (Hrsg.), Nachhaltigkeit interdisziplinär. Konzepte, Diskurse, Praktiken (S. 11–26). Köln u.a.: Böhlau.

      Kluwick, Ursula & Zemanek, Evi (Hrsg.) (2019a). Nachhaltigkeit interdisziplinär. Konzepte, Diskurse, Praktiken. Köln u.a.: Böhlau.

      Kramer, Anke (2021a). Flora und Fauna bei Annette von Droste-Hülshoff. In Jörg Albrecht u.a. (Hrsg.). Lyrikweg. Wanderbuch (S. 36–45). Havixbeck: Burg Hülshoff – Center for Literature.

      Kramer, Anke (2021b). Pflanzen im Phantasus: Tiecks Elfen und die ökologische Kränkung des Menschen. In Anke Kramer, Urte Stobbe & Berbeli Wanning (Hrsg.), Kulturwissenschaftliche PflanzenforschungPlant Studies. Literaturen und Kulturen des Botanischen. Berlin u.a.: Peter Lang. [Im Erscheinen]

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