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ab, die nur von einigen Sprechern gesprochen und verstanden werden (z.B. Fachsprachen).

      Dass es in WirklichkeitWirklichkeit gar nicht so etwas wie die eine Sprache gibt, die wir alle gemeinsam sprechen, wissen Sie sicher aus Ihrer eigenen Lebenserfahrung. Sie werden mit Ihrem Automechaniker anders sprechen müssen, als Sie das möglicherweise an der Universität mit Professoren für nötig halten: Das Variieren mit den Mitteln aus Ihrem sprachlichen Repertoire dient situationsbezogen der einfacheren und besseren Verständigung oder es dient sozialen Zwecken (z.B. dem Imponieren oder dem Vermitteln eines bestimmten Eindrucks von Ihrer Person). Insofern gibt es Schnittmengen, aber es gibt kaum den Fall, dass zwei Sprecher über exakt denselben Zeichenvorrat verfügen. Das gilt auch für die Regeln, nach denen diese Zeichen zusammengesetzt werden. Auch hier sind die Kenntnis und die Beherrschung von grammatischen Regeln ungleich ausgeprägt.

      Das Sprachvermögen und insbesondere der Wortschatz der Menschen unterscheiden sich dabei je nach sozialer oder regionaler Herkunft und Bildung. Schätzungen zufolge umfasst die deutsche Sprache zwischen 300000 und 500000 Wörter – und sie wandelt sich ständig. Fast täglich gelangen neue Wörter in unsere Sprache und genauso schnell und häufig verschwinden Wörter, weil wir sie nicht mehr verwenden. Modewörter oder moderne Wortneuschöpfungen wie z.B. das im Jahr 2014 gewählte „Unwort“ des Jahres Lügenpresse sind solche transitorischen, also vorübergehenden Erscheinungen. Unmöglich ist es, den gesamten Wortschatz der GemeinspracheGemeinsprache zu beherrschen. Auch wenn Sie noch so gebildet sind, werden Sie vermutlich nicht mehr als 100000 Wörter kennen, wobei Sie noch lange nicht alle diese Wörter tatsächlich benutzen. Die Sprachwissenschaft geht davon aus, dass ein durchschnittlicher Erwachsener zwischen 8000 und 16000 Wörter aktiv gebraucht; die große Mehrheit der Sprachbenutzer kommt wohl mit rund 5000 Wörtern aus.

      [bad img format]Menschliche Sprache ist ein komplexes System sprachlicher Zeichen, die zueinander in syntagmatischen und/oder paradigmatischen Beziehungen stehen und durch konventionelle grammatische Regeln syntaktisch miteinander verbunden sind.1

      Unser Zeichensystem besteht in erster Linie aus Wörtern, die bestimmte Bedeutungen tragen. So hat das Wort Regenschirm in unserem Wortschatz eine Bedeutung, die sich in etwa so ausdrücken lässt: Verwende das Wort „Regenschirm“, wenn Du von einem Gegenstand sprechen willst, den wir in unserem Kulturkreis verwenden, um draußen im Regen nicht nass zu werden.2 Viele Begriffe haben ähnliche Bedeutungen, doch kann man den Begriff Regenschirm z.B. von den Wörtern Sonnenschirm oder Cocktailschirm abgrenzen. In aller Regel ist das für jeden Sprecher des Deutschen mühelos möglich, weil es sich um konventionelle BegriffeBegriffkonventionell handelt, die jeder kennt. Oder ein wenig technischer ausgedrückt: Jeder Sprachbenutzer kennt die Regeln, die für den Gebrauch des Wortes Regenschirm in unserer Sprachgesellschaft gelten – und er kennt damit die Bedeutung des Wortes.

      [bad img format]Menschliche Sprache ist ein Netz aus sich überlagernden KonventionenKonvention. Sie ist dadurch dynamisch und trägt auf diese Weise das Potenzial zum Wandel in sich.

      Wenn wir miteinander sprechen, dann bedienen wir uns einer sehr verzweigten Sprache, die aus einem mehr oder weniger großen Vorrat sprachlicher Zeichen besteht. Ein sprachliches ZeichenZeichensprachliches besteht – nach dem Schweizer Linguisten FERDINAND DE SAUSSURE – aus einer Ausdrucks- und einer Inhaltsseite. Bei sprachlichen Zeichen unterscheidet man also, ähnlich wie bei den zwei Seiten einer Medaille oder eines Geldstücks, zwischen zwei Ebenen: Auf der einen Seite steht die Lautäußerung, auf der anderen Seite befindet sich der Inhalt, der kommuniziert werden soll.

      Abb. 1

      Das sprachliche ZeichenZeichensprachliches (nach SAUSSURE)

      Dabei liegt die Bedeutung eines Wortes nicht in dem sprachlichen ZeichenZeichensprachliches selbst, sondern wird ihm durch den Gebrauch zugewiesen – ähnlich wie der Wert eines Geldscheins nicht im Papier des Scheins steckt, sondern ihm durch eine KonventionKonvention zugeschrieben wurde. Der reine Materialwert dürfte bei einem 5-Euro-Schein derselbe sein wie bei einer 500-Euro-Banknote. Der 100-fach höhere Wert wird nicht über den Materialwert bestimmt. So besitzen sprachliche Zeichen aus sich selbst heraus auch keine Bedeutung, sie erlangen sie erst dadurch, dass man sie verwendet. Dieses Prinzip der Zuordnung sprachlicher Zeichen durch den Sprecher bezeichnet man als ArbitraritätArbitrarität. Doch bedeutet das nicht, dass jeder Sprecher jedes Wort willkürlich zur Benennung einer Sache verwenden kann. Das sprachliche Zeichensystem ist ein mehr oder weniger festes Regelwerk, das man beherrschen muss, um sich sprachlich verständigen zu können.

      [bad img format]FERDINAND DE SAUSSURE (1857—1913)

      war ein schweizerischer Sprachwissenschaftler. SAUSSURE gilt als der Begründer der modernen Linguistik und des Strukturalismus. Er entwickelte eine allgemeine Theorie der Sprache als Zeichensystem (Zeichentheorie) und zudem die Methode, solche Systeme strukturell analysieren zu können. Dabei ist die ihm zugeschriebene Zeichentheorie, die das sprachliche ZeichenZeichensprachliches mit seiner Ausdrucks- und Inhaltsseite bestimmt, eine Vorlesungsmitschrift, die seine Schüler CHARLES BALLY und ALBERT SECHEHAYE posthum 1916 unter dem Titel Cours de linguistique générale veröffentlich haben.

      Zu Lebzeiten war SAUSSURE — wie es der Mode seiner Zeit entsprach — berühmt als Indogermanist. Als Strukturalist galt und gilt SAUSSURE erst nach seinem Tod.

      Wie ein Zeichen im Allgemeinen interpretiert wird, hängt entscheidend von der Kultur ab, in der man lebt. Zeichen erlangen ihre Bedeutung nicht aus sich selbst heraus, sondern durch die Verwendungskonventionen, die für sie gelten. Damit Sie ein Verkehrsschild richtig deuten können, müssen Sie irgendwo gelernt haben, was das Zeichen im Straßenverkehr bedeutet. Ikonografische Zeichen, also Zeichen, die aufgrund einer direkten und sofort erkennbaren Abbildfunktion auf etwas verweisen, verstehen wir meist intuitiv. Eine durchgestrichene Zigarette etwa können wir rasch und in jedem Kulturkreis als Zeichen für ein Rauchverbot interpretieren. Dass aber bei uns Verbotszeichen immer rund sind und ein schwarzes Piktogramm auf weißem Hintergrund aufweisen sowie mit einem dicken roten Rand und einem roten Querbalken von links oben nach rechts unten versehen sind, ist konventionell bestimmt; die Bedeutung von Form und Farbgebung eines Schildes muss man lernen. Ansonsten könnte die durchgestrichene Zigarette beispielsweise auch bedeuten, dass Sie keine Zigaretten kaufen können. Sie benötigen also kulturelles Weltwissen, um Zeichen richtig deuten zu können – das gilt für außersprachliche Zeichen ebenso wie für Wörter. Und dieses Wissen unterscheidet sich oftmals ganz erheblich je nachdem, wo Sie sich gerade in der Welt befinden – und auch davon, zu welcher Zeit Sie leben.

      [bad img format]Sprachwandel betrifft alle Elemente des sprachlichen und außersprachlichen Zeichensystems. Verwendungskonventionen sprachlicher Zeichen sind kulturelle Phänomene und unterliegen dabei immer auch dem Wandel: Was heute als konventionell korrekt gilt, kann morgen bereits falsch sein.

      So ist in unserer heutigen Gesellschaft eine leichte Bräune ein Zeichen für Wohlstand. Vor 200 Jahren galt Blässe als so schick, dass man sogar mit Puder nachhalf. Sie sehen:

      [bad img format]Zeichen sind aufgrund ihrer Interpretierbarkeit stets wandelbar. Das gilt für sprachliche und außersprachliche Zeichen gleichermaßen.

      Wir Menschen haben unsere Sprache, um uns die Erfüllung unserer kommunikativen Ziele zu erleichtern. Dabei ist das Vorhandensein einer Sprache weder notwendig noch hinreichend für unsere menschliche Kommunikation: Wir können auch ohne Sprache kommunizieren und Sprache allein macht auch noch keine Kommunikation aus. Vielmehr ist es umgekehrt: Die Fähigkeit zur Kommunikation ist eine Grundbedingung für den Besitz einer menschlichen Sprache. Oder anders ausgedrückt: Wenn wir Menschen nicht die Fähigkeit und das Bestreben zur absichtsvollen BeeinflussungBeeinflussung unserer Mitmenschen besäßen, dann hätten wir auch keine Sprache. Diesen Umstand, der für unsere kommunikativen Handlungsmöglichkeiten sehr zentral ist, möchte ich im Weiteren näher erläutern.

      Ich

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