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Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn. Edgar Rice Burroughs
Читать онлайн.Название Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn
Год выпуска 0
isbn 9783962818050
Автор произведения Edgar Rice Burroughs
Жанр Языкознание
Серия Tarzan bei Null Papier
Издательство Bookwire
Und noch ein paar Hände grapsten nach ihm, raue, behaarte Hände. Über seine Schulter kamen sie von hinten heran und langten nach seinem Halse. Condon warf einen entsetzten Blick rückwärts, die Haare standen ihm zu Berge, wie er ein riesiges menschenähnliches Affenungetüm im Angriff dicht hinter sich gewahrte. Die weitgeöffneten Fänge des Menschenaffen mussten ihm im nächsten Augenblick seine Kehle umschnüren, der Junge hielt ihn an den Händen wie mit eisernen Klammern gefesselt, keiner von beiden gab einen Ton von sich. Wo war denn die Großmutter? Mit einem einzigen Blick suchte er das Zimmer bis in alle seine Winkel ab, und seine Augen traten ihm vor Entsetzen fast aus den Höhlen, wie ihm in jenem verzweifelten Moment ein Licht über die wahren Zusammenhänge aufging. Was waren das für furchtbare, unheimliche Wesen, in deren Gewalt er sich ahnungslos gestürzt hatte! Wie ein Rasender wehrte er sich jetzt. Es galt erst einmal den verdammten Jungen abzuschütteln, damit er dann mit voller Wucht auf das schreckliche Tier hinter seinem Rücken losgehen könne. Eine Hand hatte er schon frei, ein heftiger Schlag traf den Jungen ins Gesicht. Doch damit hatte er seine Lage nur verschlimmert: Es schien, als sei das struppige Ungetüm mit einem Male von tausend Teufeln besessen. Wütend würgte es ihn am Halse, Condon hörte noch ein tiefes wildes Brummen … und das war auch das Letzte, was er in seinem Leben hörte. Er wurde nach rückwärts auf den Boden herabgezerrt, ein schwerer Körper wälzte sich auf ihn nieder, mächtige Zähne bohrten sich in seine Schlagader … und seine Seele wirbelte hinüber in die schwarze Nacht am Rande der Ewigkeit. Im nächsten Augenblick erhob sich der Affe. Langhingestreckt lag sein Opfer vor ihm … doch Condon wusste nichts mehr davon, er war tot.
Der Junge sprang entsetzt aus dem Bett und beugte sich über den Körper des Fremdlings. Er wusste wohl, dass Akut damals Michael Sabrov in der Notwehr getötet hatte; doch was würde man hier mit ihm und seinem getreuen Affen machen, wenn man dies erfuhr? Hier im wilden Afrika, weit weg von daheim und von den Freunden? Der Junge wusste, dass auf Mord die Todesstrafe stand, er wusste auch, dass mit dem Täter der Helfershelfer dem gleichen Schicksal verfallen war. Wer sollte hier Zeuge sein, wer sollte sie beide verteidigen? Alles, alles würde gegen sie sprechen. Die Leute hier waren kaum mehr als halbzivilisiert zu nennen, es war nichts anderes zu erwarten, als dass man ihn und Akut bei Morgengrauen hinaus vor die Stadt schleppte und sie beide am ersten besten Baum aufknüpfte. Oft hatte er gelesen, dass man es in Amerika so machte, und in Afrika? Hier ging es sicher nur noch schlimmer und grausamer zu als im großen Westen, der Heimat seiner Mutter. Ja, man würde sie beide eines Morgens hängen! Gab es denn kein Entrinnen? Er dachte ein paar Minuten ruhig nach, dann rieb er mit einem Ausruf der Erleichterung die Hände und griff nach seinem Anzug auf dem Stuhle. Das Geld! Ja, mit Geld würde noch etwas zu machen sein. Das Geld würde ihn und Akut retten! Er wollte das Bündel Banknoten aus der Tasche ziehen, in der er es gewöhnlich trug: es war nicht mehr darin! Erst suchte er bedächtig in den anderen Taschen, doch von Sekunde zu Sekunde steigerte sich seine Unruhe. Fast wie ein Wahnsinniger rutschte er dann auf Händen und Knien im Zimmer herum und tastete den Boden ab. Er machte sich Licht, rückte das Bett beiseite und suchte Zentimeter für Zentimeter den ganzen Raum ab. Da lag Condon. Der Knabe zögerte, es war ihm zuwider, ihn anzurühren. Doch schließlich riss er sich zusammen und zog die Leiche beiseite. Auch da war nichts von dem Geld zu sehen. Ihm kam jetzt der Gedanke, dass Condon eingedrungen sein konnte, um ihn zu berauben; doch konnte er nicht glauben, dass der Mann schon genug Zeit gehabt hatte, sich des Geldes zu bemächtigen. Indessen – sonst war es nirgends zu finden, der Tote musste es also schon bei sich verstaut haben. Jack visitierte die Kleider des Amerikaners. Vergeblich! Immer und immer wieder stand er auf, durchsuchte das Zimmer von Neuem … und jedes Mal kehrte er wieder zu der Leiche des Fremdlings zurück. Das Geld war und blieb verschwunden.
Er war der völligen Verzweiflung nahe. Was sollten sie denn nun tun? Am Morgen würde man sie aufgreifen und einfach töten. Gewiss, er war ein kluger und stämmiger Bursche, dem viele beneidenswerte Eigenschaften von seinen Eltern her gleichsam im Blute lagen: Doch jetzt, nach alledem, war er schließlich nicht viel mehr wie ein kleiner Junge, ein kleiner Junge, den Furcht und Heimweh gepackt haben, und der alles vom Standpunkt seiner spärlichen Jugenderfahrung aus beurteilt.
Er sah alles nur von der einen offenkundigen Tatsache aus an, dass sie einen Menschen getötet hatten. Außerdem waren sie mitten unter halbwilden fremden Leuten, denen nicht viel Verständnis für seine besondere Lage zuzutrauen war. Das und Ähnliches mehr hatte er sich aus allerlei Schauerromanen zusammengelesen, das waren seine »Erfahrungen«. –
Geld brauchten sie beide, sie mussten das Geld wiederhaben!
Er beugte sich wieder über den Toten. Diesmal wollte er aber rücksichtslos und entschlossen vorgehen! Der Affe hockte in einer Zimmerecke und folgte jeder Bewegung des Jungen, der dem Amerikaner ein Kleidungsstück nach dem anderen auszog und Stück für Stück minutenlang visitierte. Sogar die Schuhe durchsuchte er mit peinlicher Sorgfalt und, als er dem Toten auch das Letzte vom Leibe gezogen hatte, warf er sich aufs Bett. Er schien fast den Verstand zu verlieren, seine Augen starrten weitgeöffnet ins Leere … und doch auch wieder nicht. Ein grässliches Bild stand vor seinem Innern, das war das, was kommen musste.
Wie lange er so dagesessen hatte, wusste er nicht, als ihn schließlich ein Geräusch im ersten Stock unten aufscheuchte. Er sprang rasch auf seine Beine, blies die Lampe aus, eilte zur Tür und schloss sie von innen. Dann wandte er sich zu dem Affen; er war inzwischen zu einem anderen Entschluss gekommen.
Gestern Abend war er noch der Ansicht gewesen, dass es das beste sei, bei nächster Gelegenheit nach der Heimat zurückzureisen und seine Eltern um Verzeihung dieses tollen Abenteuers zu bitten. Jetzt hatte er das Gefühl, dass er nie wieder nach Hause kommen würde. Das Blut eines Mitmenschen klebte an seinen Händen, ja an seinen Händen, wie er sich nun schon fest eingeredet hatte. Die geradezu krankhaften Vorstellungen, die in den letzten Stunden sein Hirn durchwühlt, hatten ihre Arbeit getan. Er war jetzt soweit: Nicht der Affe hatte Condon umgebracht. Nein, in seinen Schreckensnöten und in seiner Verwirrung legte er die ganze Schuld sich allein zur Last. Hätte er sein Geld noch, würde er sich vielleicht den Freispruch erkaufen können. Aber so, nicht einen Penny in der Tasche? Was sollten Fremde hier ohne Geld in dieser Lage noch zu erhoffen haben?
Wo das Geld nur war? Er suchte sich in die Erinnerung zurückzurufen, wann er das Bündel Banknoten zum letzten Mal gesehen. Doch er konnte sich an nichts entsinnen, und selbst wenn er es gekonnt hätte, würde er sich unmöglich über das Verschwinden des Päckchens