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hat­te er so­fort ein­ge­grif­fen, als er es merk­te, dass es dem Af­fen mit sei­ner Dro­hung bit­ter ernst war.

      Ab­ge­se­hen von der Geld­fra­ge wa­ren es na­tür­lich auf­brau­sen­de Ra­che­ge­lüs­te, die Paw­lo­wi­tsch fast ver­zehr­ten, je mehr er über das gan­ze Elend sei­nes Le­bens nach­brü­te­te. Schuld an al­lem war Tar­zan, und nicht zu­letzt auch an dem neu­en schlim­men Un­glück, dass Ajax sich wei­ger­te, wei­ter für ihn Geld zu ver­die­nen. Die­se Wi­der­spens­tig­keit des Af­fen schrieb er Tar­zan un­mit­tel­bar zu; denn er re­de­te sich ein, dass der Af­fen­mensch den großen Men­schen­af­fen be­wo­gen ha­ben muss­te, das Auf­tre­ten auf der Va­rieté­büh­ne ein­fach zu ver­wei­gern.

      Paw­lo­wi­tschs na­tür­li­che Nei­gung zum Ver­bre­che­ri­schen hat­te sich un­ter jah­re­lan­gen Qua­len und Ent­beh­run­gen und durch die da­mit ver­bun­de­ne Zer­rüt­tung sei­ner geis­ti­gen und kör­per­li­chen Kräf­te nur noch mehr ver­schlim­mert. War er frü­her kühl, be­rech­nend und mit hoch­gra­di­ger Schläue an die Durch­füh­rung sei­ner bö­sen Plä­ne her­an­ge­gan­gen, so zeig­te sich jetzt in­so­fern eine ge­wis­se Ent­ar­tung, als al­les, was von ihm droh­te, wie bei ei­nem bös­ar­ti­gen Geis­tes­kran­ken bei­na­he un­ter­schieds­los le­bens­ge­fähr­lich für die be­trof­fe­nen Mit­menschen war.

      Der au­gen­blick­li­che Plan war an­der­seits so ge­schickt an­ge­legt, dass man im­mer­hin ge­lin­den Zwei­fel he­gen könn­te, ob es mit der Ab­nah­me sei­ner geis­ti­gen Fä­hig­kei­ten wirk­lich so schlimm be­stellt war; denn der neue An­schlag si­cher­te ihm zu­nächst die statt­li­che Sum­me, die Lord Grey­sto­ke für den Rück­trans­port des Af­fen aus­ge­wor­fen hat­te und au­ßer­dem die Ra­che am Va­ter auf dem Um­weg über des­sen ab­göt­tisch ge­lieb­ten Sohn. Und die­ser Teil sei­nes Pla­nes war ge­mein und bru­tal. Fehl­te auch bei die­sen Ra­che­plä­nen die raf­fi­nier­te Stei­ge­rung und Ver­tie­fung, für die die meis­ter­haf­ten Schach­zü­ge des Paw­lo­wi­tsch von einst so be­zeich­nend ge­we­sen wa­ren, als er da­mals noch Hand in Hand mit Ni­ko­laus Ro­koff ge­ar­bei­tet hat­te, so konn­te er dies­mals we­nigs­tens jeg­li­che Verant­wor­tung für das, was pas­sie­ren wür­de, von sich ab­wäl­zen. Die gan­ze Schuld wür­de eben auf die­sen Af­fen fal­len, der da­mit zu­gleich da­für be­straft wer­den soll­te, dass er sich wei­ger­te, wei­ter für den Le­bens­un­ter­halt sei­nes Herrn zu sor­gen.

      Das Schick­sal spiel­te nun mit ge­ra­de­zu teuf­li­schem Ein­ver­neh­men al­les so in die Hän­de Paw­lo­wi­tschs, wie er es brauch­te. Tar­zans Sohn hör­te zu­fäl­lig, wie der Va­ter sei­ner Mut­ter die wei­te­ren Schrit­te we­gen Akuts si­che­rer Rück­be­för­de­rung in die Dschun­gel­hei­mat aus­ein­an­der­setz­te, und bat die El­tern noch­mals, ihm den Af­fen doch lie­ber als Spiel­ge­fähr­ten mit nach Hau­se zu brin­gen. Tar­zan stand die­sem Vor­schlag jetzt nicht ab­leh­nend ge­gen­über, aber Lady Grey­sto­ke war bei dem blo­ßen Ge­dan­ken an eine der­ar­ti­ge Lö­sung der Fra­ge wie­der au­ßer sich. Es gab einen klei­nen Wort­wech­sel zwi­schen Jack und sei­ner Mut­ter, ohne dass man zu ei­nem an­de­ren Er­geb­nis ge­kom­men wäre. Lady Grey­sto­ke blieb fest auf ih­rem Stand­punkt, und schließ­lich schi­en sich auch der Sohn mit dem letz­ten Wort sei­ner Mut­ter ab­zu­fin­den, dass der Affe un­be­dingt nach Afri­ka zu­rück­ge­bracht wer­den müs­se, und dass er, der Jack, nach den Fe­ri­en wie­der in die Schu­le zu ge­hen habe.

      An die­sem Tage wag­te es Jack nicht, Paw­lo­wi­tsch wie­der zu be­su­chen, doch nahm er da­für mit ent­spre­chen­der Eile et­was an­de­res vor. Er hat­te im­mer reich­lich Geld in der Ta­sche, und wenn er ir­gen­det­was brauch­te, war es nie be­son­ders schwie­rig, ein paar hun­dert Pfund zu be­kom­men. Ei­nen Teil des Gel­des ver­wen­de­te er heu­te zu ver­schie­de­nen son­der­ba­ren Ein­käu­fen, die er ge­schickt und un­be­merkt mit ins Haus schmug­gel­te, als er erst spät ge­gen Abend zu­rück­kehr­te.

      Am an­de­ren Mor­gen füg­te es sich, dass er sei­nem Va­ter zu­vor­kom­men konn­te. Es galt, sich mit Paw­lo­wi­tsch zu ei­ni­gen, und so eil­te Jack ohne Ver­zug nach der Woh­nung des Rus­sen. Da er sich über den Cha­rak­ter die­ses Men­schen doch nicht ganz im Kla­ren zu sein glaub­te, wag­te er es nicht, ihn ganz ins Ver­trau­en zu zie­hen; denn er fürch­te­te, der Alte könn­te ihm nicht al­lein die Un­ter­stüt­zung ver­sa­gen, son­dern vor al­lem die gan­ze Ge­schich­te sei­nem Va­ter hin­ter­brin­gen. Er bat statt des­sen ein­fach um die Er­laub­nis, Ajax nach Do­ver mit­zu­neh­men, und füg­te be­gü­ti­gend hin­zu, er wol­le da­mit dem Al­ten die be­schwer­li­che Rei­se er­spa­ren. Da­für sol­le er oben­drein auch noch hüb­sche Gold­stücke in die Ta­sche be­kom­men. Jack hat­te auch tat­säch­lich vor, den Rus­sen für sei­ne Freund­lich­keit gut zu be­zah­len.

      Sie se­hen, fuhr er fort, es be­steht kei­ne Ge­fahr, dass die Sa­che her­aus­kommt, denn ich soll so­wie­so mit ei­nem Nach­mit­tags­zug in die Schu­le zu­rück­fah­ren. Wenn die Mei­nen sich am Zuge von mir ver­ab­schie­det ha­ben, wer­de ich heim­lich wie­der aus­stei­gen; ich kom­me hier­her und kann Ajax gut nach Do­ver brin­gen, wie Sie se­hen. In der Schu­le kom­me ich dann eben einen Tag spä­ter an. Nie­mand wird et­was da­von er­fah­ren, es wird auch nicht das Ge­rings­te pas­sie­ren … und ich habe we­nigs­tens noch einen Ex­tra­zug mit Ajax ge­habt, ehe ich ihn für im­mer ver­lie­re.

      Der Vor­schlag pass­te glän­zend zu dem, was Paw­lo­wi­tsch aus­ge­heckt hat­te. Hät­te er in­des­sen nur ge­ahnt, was der Jun­ge wei­ter­hin im Schil­de führ­te, wür­de er zwei­fel­los sei­ne ei­ge­nen Ra­che­plä­ne völ­lig ha­ben schwim­men las­sen; er hät­te dem Jun­gen in sei­nem Vor­ha­ben si­cher aus vol­lem Her­zen zu­ge­stimmt. Am Nach­mit­tag des glei­chen Ta­ges wa­ren Lord und Lady Grey­sto­ke mit auf dem Bahn­hof. Sie wünsch­ten ih­rem Sohn gute Rei­se, als er in ei­nem Ab­teil ers­ter Klas­se des Zu­ges Platz ge­nom­men hat­te, der ihn in ein paar Stun­den si­cher und wohl­be­hal­ten nach Do­ver und da­mit in die Schu­le zu­rück­brin­gen soll­te. Dann gin­gen sie. Doch kaum wa­ren sie im Ge­wühl sei­nen Bli­cken ent­schwun­den, so raff­te er schon sei­ne Sie­ben­sa­chen zu­sam­men, ver­ließ das Ab­teil und wand­te sich nach dem Drosch­ken­hal­te­platz vor dem Bahn­hof. Dort nahm er eine Drosch­ke, die ihn zur Woh­nung des Rus­sen be­för­dern soll­te. Die Däm­me­rung war be­reits her­ein­ge­bro­chen, als er am Zie­le war. Paw­lo­wi­tsch er­war­te­te ihn of­fen­bar schon län­ger, er ging ner­vös im Zim­mer auf und ab. Der Affe war mit ei­nem star­ken Strick ans Bett ge­bun­den. Es war zum ers­ten Mal, dass Jack den Ajax so sah. Fra­gend blick­te er zu Paw­lo­wi­tsch auf. Der Mann er­klär­te ihm brum­mend, nach sei­ner Über­zeu­gung müs­se das Tier so et­was wie eine Ah­nung da­von ha­ben, dass man es weg­schaf­fen wol­le; er fürch­te des­halb, dass es einen Flucht­ver­such wage.

      Paw­lo­wi­tsch hielt einen zwei­ten Strick in den Hän­den; der war je­doch an dem einen Ende mit ei­ner Sch­lin­ge ver­se­hen, an der er im­mer in selt­sa­mer Un­ru­he her­um­fin­ger­te. Dazu schritt er be­stän­dig im Zim­mer hin und her, bald hier­hin, bald dort­hin, und in sei­nen po­cken­nar­bi­gen Zü­gen war deut­lich zu le­sen, dass er schwer mit sich kämpf­te, wäh­rend er ir­gen­det­was lei­se und un­ver­ständ­lich vor sich hin­mur­mel­te.

      Jack hat­te ihn nie so ge­se­hen. Sei­ne gan­ze Art war ihm da­her ein we­nig un­be­hag­lich. Schließ­lich blieb Paw­lo­wi­tsch drü­ben auf der an­de­ren Sei­te des Zim­mers, wo er am wei­tes­ten von

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