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Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn. Edgar Rice Burroughs
Читать онлайн.Название Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn
Год выпуска 0
isbn 9783962818050
Автор произведения Edgar Rice Burroughs
Жанр Языкознание
Серия Tarzan bei Null Papier
Издательство Bookwire
Eines Tages ging der Dampfer am Fuße eines bewaldeten Vorgebirges vor Anker. Wie ein hässlicher Schandfleck auf dem schönen verlockenden Antlitz der Natur wirkten die zwanzig oder mehr Häuser mit ihren Wellblechdächern und schrien es den Ankommenden gleichsam entgegen, dass die Zivilisation mit ihren Errungenschaften dort ihr grelles Banner aufgerichtet hatte. Etwas abseits lagen die strohbedeckten Hütten der Eingeborenen, malerisch in ihrer Einfachheit und geboren aus der Urgewalt der Wildnis, wunderbar in ihrer Harmonie mit dem Tropenurwald im Hintergrund, und in grellem Gegensatz zu den abstoßend-hässlichen Bauwerken der weißen Kolonisten! Der Junge beugte sich über die Reling. Seine Blicke schweiften weit hinweg über die kleine Ansiedlung, dieses nur von Menschenhand hervorgestampfte Machwerk, weit hinaus in den Dschungel, den Gott gebaut. Ein eigenartiges Gefühl beschlich ihn in diesem Augenblick, ein leichter Schauer rann ihm den Rücken hinab … und dann sah er – ganz ohne dass er es gewollt hätte – auf einmal die liebenden Augen seiner Mutter vor sich … und das strenge Antlitz seines Vaters, das aber trotz einer gewissen männlichen Härte und Geschlossenheit keine geringere Liebe widerspiegelte. Er fühlte, wie er selbst mit einem Male schwankend und unschlüssig wurde …
Nicht weit von ihm stand ein Schiffsoffizier und rief mit dröhnender Stimme der nahenden Bootflottille allerhand Befehle zu; denn die Eingeborenen kamen, um den für diesen kleinen Hafen bestimmten Teil der Schiffsladung zu löschen. Wann legt der nächste Dampfer nach England hier an? fragte der Junge.
Der »Emanuel« muss bald vorbeikommen. Ich nahm eigentlich an, wir würden ihm hier begegnen, gab der Offizier zur Antwort und fuhr sogleich fort, das wüste Durcheinander, das auf den Fluten immer näher an den Dampfer heranschaukelte, zu entwirren und richtig zu dirigieren.
Es war eine äußerst schwierige Aufgabe, die Großmutter des Jungen von Bord des Dampfers in ein bereitliegendes Boot hinabzubefördern. Der Junge hielt sich an Bord ständig an ihrer Seite und ließ sich von niemandem helfen. Erst als sie schließlich unten im Boot, das sie an Land bringen sollte, sicher geborgen war, kletterte der Enkel, gewandt wie eine Katze, zu ihr hinab. So sehr hatte er sich bemüht, ihr alle Unbequemlichkeiten zu erleichtern, dass er nicht einmal auf das kleine Paket achtgab, das schon aus seiner Tasche herausgerutscht war, während er mit zugriff, um die alte Dame auf einem mit Seilen verknüpften Sitz über die Reling ins Boot hinabzulassen. Er merkte es auch nicht, als das Päckchen ganz herausglitt und ins Wasser fiel.
Kaum war das Boot mit dem Jungen und der alten Dame nach dem Strande unterwegs, als Condon sich auf der anderen Seite des Schiffes einen Eingeborenen mit seinem Kanu heranrief. Nachdem er sich mit dem Manne über den Preis geeinigt, ließ er sein Gepäck hinab und folgte selber.
Einmal an Land, beobachtete er aus einiger Entfernung den hässlichen zweistöckigen Bau, der sich mit der hochtrabenden Bezeichnung »Hotel« geschmückt hatte, um arglose Reisende auf seine zahllosen Unbequemlichkeiten und so weiter hereinfallen zu lassen. Erst als es bereits völlig dunkel war, wagte er hineinzugehen und sich seine Unterkunft zu sichern. –
In einem nach rückwärts gelegenen Zimmer im zweiten Stock erklärte der Junge seiner »Großmutter« – allerdings nicht ohne beträchtliche Schwierigkeiten – dass er sich entschlossen habe, mit dem nächsten Dampfer nach England zurückzukehren. Er gab sich dabei die größte Mühe, um der alten Dame begreiflich zu machen, dass sie in Afrika bleiben könne, sofern sie dies wünsche. Ihn für seine Person zwinge jedenfalls sein Gewissen, sich zu Vater und Mutter zurückzubegeben; denn beide Eltern grämten sich zweifellos jetzt bitterlich, weil er ihnen durchgegangen sei …, woraus zu entnehmen ist, dass seine Eltern nicht in die Pläne eingeweiht waren, die ihn und die alte Dame zu ihrer abenteuerlichen Reise in die afrikanische Wildnis geführt hatten. –
Schließlich waren die beiden doch einig geworden; dem Jungen war es gleich ganz anders zumute, und die quälenden Gedanken wichen, die ihn manche schlaflose Nacht wie böse Geister gepeinigt hatten. Und als sich seine Augen heute zum Schlummer schlossen, träumte er von einem glücklichen Wiedersehen mit den Seinen daheim. Doch während ihm diese Träume ihre trügerischen Bilder vorgaukelten, nahte auf dem dunklen Korridor des schmutzigen »Hotels«, in dem er schlief, heimlich und auf leisen Sohlen, grausam und unerbittlich das Verhängnis, das Verhängnis in Gestalt des amerikanischen Hochstaplers Condon.
Behutsam schlich sich der Mann an die Zimmertür, presste sich mit dem Ohr dicht heran und horchte so lange, bis ihn die tiefen regelmäßigen Atemzüge drinnen davon überzeugten, dass die beiden fest schliefen. Ruhig steckte er dann einen schmalen Schlüssel in das Schlüsselloch, drehte ihn mit außerordentlicher Fingerfertigkeit im Schloss herum und drückte gleichzeitig die Klinke nieder. Jeder hätte ohne weiteres gesehen, dass Condon solch heimliche »Bearbeitung« von Schloss und Riegel, hinter denen sich Hab und Gut seiner Mitmenschen sicherte, lange gewohnt war. Ein leichter Druck gegen die Tür und sie glitt langsam in den Angeln nach innen. Der Mann trat ein und schloss die Tür hinter sich. Draußen schien der Mond, doch war er von Zeit zu Zeit von schweren schwarzen Wolken verhüllt. So auch jetzt: Im Zimmer herrschte nahezu völlige Dunkelheit. Condon tastete sich nach dem Bett hin, indessen sich in einer entfernten Ecke des Zimmers etwas anderes bewegte, ganz leise und noch viel vorsichtiger, als es dem gewerbsmäßigen Einbrecher trotz aller seiner Routine gelang. Condon hörte nichts davon. Seine ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf das Bett, in dem er den jungen Engländer und dessen hilflose, gebrechliche Großmutter vermutete.
Der Amerikaner wollte auch nur das Bündel Banknoten. Konnte er es an sich reißen, ohne dass man erst auf ihn aufmerksam wurde, sollte es ihm recht sein. Wenn der Junge Widerstand leistete, auch gut. Er hatte sich auf alles gerüstet. Anzug und Unterkleidung des Jungen lagen auf einem Stuhl neben dem Bett. Der Amerikaner wühlte die Sachen rasch durch: In den Taschen war nichts von einem Bündel neuer Banknoten oder dergleichen zu entdecken. Der Junge hatte