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wa­ren sei­ne ers­ten Wor­te. Sie brau­chen kei­nen Haus­leh­rer und Er­zie­her für Ihren Sohn … er braucht ein­zig und al­lein einen … Domp­teur.

      Aber wo steckt der Jun­ge denn? warf Lady Grey­sto­ke mit lau­ter, er­reg­ter Stim­me ein.

      Er ist fort­ge­gan­gen; er sieht sich den Ajax an.

      Tar­zan wur­de es nicht leicht, ein Lä­cheln zu ver­ber­gen. Er stell­te noch zu sei­ner Ge­nug­tu­ung fest, dass der Haus­leh­rer in der Haupt­sa­che nur un­ter dem großen Schre­cken ge­lit­ten hat­te, sonst aber nicht ir­gend­wie ver­letzt war, und fuhr dann so­fort in sei­nem ge­schlos­se­nen Auto nach der be­kann­ten Mu­sik­hal­le.

      Der Domp­teur zö­ger­te mit er­ho­be­ner Peit­sche einen Au­gen­blick vor dem Ein­gang der Loge, in der der Jun­ge und der Affe ihn er­war­te­ten. Mit ei­nem Male dräng­te sich ein großer breit­schult­ri­ger Herr von rück­wärts an bei­den vor­bei und in die Loge; über das Ge­sicht des Jun­gen husch­te eine leich­te Röte, als er den An­kömm­ling er­blick­te.

      Va­ter! rief er ihm zu.

      Der Affe nahm den eng­li­schen Lord rasch aufs Korn, dann ein Sprung … und er war dicht an ihn her­an und be­grüß­te ihn in freu­di­ger Er­re­gung mit ei­nem un­ver­ständ­li­chen jauch­zen­den Ge­plap­per. Die Au­gen des Herrn wei­te­ten sich, er schi­en be­stürzt und blieb auf der Stel­le ste­hen, wie wenn er zu Stein er­starrt wäre.

      Akut! schrie er dann.

      Der Jun­ge blick­te ver­wirrt von dem Af­fen zu sei­nem Va­ter und von sei­nem Va­ter zu Akut, und dem Domp­teur stan­den Mund und Ohren of­fen, wie er jetzt hör­te, was sich vor ihm zu­trug: Über die Lip­pen des Eng­län­ders quol­len die Kehl­lau­te der Af­fen­spra­che … und der rie­si­ge Men­schen­af­fe ant­wor­te­te tat­säch­lich in glei­cher Wei­se, wäh­rend er sich dicht an den großen Herrn schmieg­te.

      Ein an­schei­nend vom Al­ter ge­krümm­ter, häss­li­cher Mann ver­folg­te von der Büh­ne aus die Vor­gän­ge in der Loge; man konn­te deut­lich be­ob­ach­ten, wie über sein mit Nar­ben be­deck­tes Ge­sicht in krampf­haf­ten Zu­ckun­gen wech­seln­de Emp­fin­dun­gen lie­fen, die jede Schwin­gung der gan­zen Ton­lei­ter von hel­ler Freu­de bis zum tiefs­ten Er­schre­cken wie­der­ga­ben.

      Lan­ge habe ich nach dir ge­sucht, Tar­zan! sprach Akut. Jetzt end­lich fand ich dich, und nun will ich in dei­nen Dschun­gel kom­men und im­mer dort mit dir le­ben.

      Der Herr strei­chel­te den Kopf des Tie­res. All die al­ten Erin­ne­run­gen schos­sen ihm durch das Hirn, Bild reih­te sich an Bild, er sah sich zu­rück­ver­setzt in die Tie­fen des afri­ka­ni­schen Ur­walds, weit weg von hier, da­hin, wo dies rie­si­ge men­schen­ähn­li­che Tier vor Jah­ren mit ihm Schul­ter an Schul­ter ge­kämpft. Er sah den schwar­zen Mu­gam­bi, wie er mit sei­nem knor­ri­gen Knüp­pel zum töd­li­chen Schla­ge aus­hol­te, da­ne­ben den schre­cken­ge­bie­ten­den Shee­ta mit weit ge­öff­ne­ten Pran­ken und zit­tern­dem Bar­te … und dann Akuts furcht­ba­re Af­fen­hor­de, wie sie sich dicht an den Wil­den und an den kampf­wü­ti­gen Leo­par­den he­randräng­te. Tar­zan seufz­te. Ge­wal­tig lock­te von Neu­em das hei­ße Seh­nen nach dem Dschun­gel, das er schon tot ge­glaubt, und das nun nur umso schlim­mer in ihm wog­te. Ach wenn er nur für einen Mo­nat, für ein paar kur­ze Wo­chen da­hin zu­rück­keh­ren könn­te! Nur ein­mal wie­der füh­len, wie dich­tes Busch­werk und die Blät­ter der Ur­waldrie­sen sei­nen nack­ten Kör­per streif­ten, wie­der ein­mal den dump­fen Duft ver­sun­ke­ner und da­hin­ge­welk­ter Tro­penve­ge­ta­ti­on ein­at­men kön­nen …, wie Weih­rauch und Myr­rhen wäre das für ihn, der in den Dschun­gel­grün­den das Licht der Welt er­blickt hat­te! Ein­mal wie­der wit­tern, wie die großen Raub­tie­re des Ur­wal­des lei­se sei­ner Spur folg­ten, wie­der ja­gen und ge­jagt wer­den …, wie­der tö­ten! O, wie die­se Bil­der ihn mit ih­ren schil­lern­den Far­ben lock­ten und um­gar­nen woll­ten! Aber dann tra­ten an­de­re Bil­der auf die Schwel­le sei­nes Be­wusst­seins: ein lieb­li­ches Frau­en­ant­litz, schön und noch so jung; die Freun­de, das Heim, der Sohn … Er zuck­te mit sei­nen ge­wal­ti­gen Ach­seln.

      Es darf nicht sein, Akut! kam sei­ne Ant­wort. Doch wenn du zu­rück­keh­ren möch­test, wer­de ich da­für sor­gen. Du könn­test hier nicht glück­lich sein … ich nicht dort drü­ben.

      Der Domp­teur trat einen Schritt vor­wärts, doch der Affe zeig­te ihm so­fort brum­mend sein furcht­ba­res Ge­biss.

      Geh jetzt mit ihm, Akut, sag­te der Af­fen-Tar­zan. Ich wer­de dich mor­gen be­su­chen.

      Der Affe trot­te­te mür­risch und ent­täuscht zum Domp­teur, der auf Tar­zans Be­fra­gen noch sein Quar­tier ge­nannt hat­te. Dann wand­te sich Tar­zan zu sei­nem Sohn. Komm mit! sag­te er nur, und die bei­den ver­lie­ßen die Mu­sik­hal­le. Man nahm in der Li­mou­si­ne Platz. Mi­nu­ten­lang wur­de kein Wort ge­spro­chen. Dann brach Jack das Schwei­gen.

      Der Affe kann­te dich ja! be­gann er, und du un­ter­hieltst dich mit ihm in der Af­fen­spra­che. Wie kommt es, dass der Affe dich kennt, und wie hast du die­se Spra­che ge­lernt?

      Und so er­zähl­te denn der Af­fen-Tar­zan in kur­z­en Um­ris­sen sei­nem Sohn zum ers­ten Male von sei­nem frü­he­ren Le­ben …, von sei­ner Ge­burt im Dschun­gel, vom Tode sei­ner El­tern, und wie die große Men­schenäf­fin Kala ihn von klein auf ge­nährt und ge­hegt und ge­pflegt, bis er als Jüng­ling ih­ren schüt­zen­den Ar­men ent­wach­sen sei.

      Er ver­hehl­te ihm auch nicht die Ge­fah­ren und Schre­cken des Dschun­gels. Er er­zähl­te von den großen Raub­tie­ren, die Tag und Nacht an einen her­an­sch­li­chen; von den Zei­ten der Hit­ze, da al­les schier ver­dorr­te, und von Un­wet­tern und end­lo­sen Re­gen­güs­sen; von Hun­ger und Käl­te und neu­er Tro­penglut; vom Nackt­sein und von den Ängs­ten und Qua­len je­ner Zo­nen. Er mal­te ihm al­les das be­son­ders aus, was den zi­vi­li­sier­ten Men­schen am meis­ten mit Ent­set­zen und Ab­scheu er­füllt, denn er hoff­te, dass die Klar­heit über das Le­ben da drü­ben dem Jun­gen die Sehn­sucht nach dem Dschun­gel aus­trei­ben wür­de, wenn sie wirk­lich schon in ihm ir­gend­wie Wur­zel ge­fasst ha­ben soll­te. Und doch war all das, was er sag­te, im Grun­de nichts an­de­res als sei­ne Erin­ne­run­gen aus der Dschun­gel­zeit, nichts an­de­res als das, was er in bun­tem Ne­ben­ein­an­der lieb­te: das Dschun­gel­le­ben in sei­ner gan­zen Ge­walt und Schön­heit. Ei­nes be­dach­te er zu­dem nicht, wie er so er­zähl­te …, und das war ge­ra­de die Haupt­sa­che: Der Jun­ge, der ne­ben ihm saß und ihm mit atem­lo­ser Span­nung lausch­te, war schließ­lich doch … der Sohn des Af­fen-Tar­zan. –

      Nach­dem der Jun­ge zu Bett ge­bracht wor­den war – wohl­ge­merkt, ohne die an­ge­droh­te Stra­fe – be­rich­te­te Lord Grey­sto­ke sei­ner Frau den wei­te­ren Ver­lauf des Abends, und dass er sei­nem Soh­ne schließ­lich das We­sent­li­che aus sei­nem Dschun­gel­le­ben mit­ge­teilt habe. Die Mut­ter hat­te es ja lan­ge vor­aus­ge­se­hen, dass Jack ei­nes Ta­ges et­was von die­sen furcht­ba­ren Jah­ren hö­ren muss­te, in de­nen sein Va­ter nackt und als beu­te­gie­ri­ges Raub­tier den Dschun­gel durch­streift hat­te. Sie schüt­tel­te also jetzt nur den Kopf, gab sich aber der Hoff­nung hin – an der sie frei­lich ab und zu schon irre zu wer­den mein­te – dass das, was be­stimmt in der Brust ih­res Man­nes an lo­cken­den Träu­men noch oft und hef­tig nach der Ver­wirk­li­chung ver­lang­te, we­nigs­tens

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